CL-Quali: SSD Videoton - Sturm Graz

  • In der vergangenen Woche hab ichs es trotz Urlaubs für eine Halbzeit vor den Fernseher geschafft und mir Halbzeit 1 des Spiels Videoton gegen Sturm Graz angesehen. Nicht gerade eine hochklassige Partie zwischen den Meistern aus Ungarn und Österreich, aber eine Szene (ab ca. 1:15) ließ es für mich als Beobachter spannend werden:


    http://www.youtube.com/watch?v=AmHznzDp2yo&feature=watch_response


    Ich sah den SRA mit seiner Fahne hochgehen und war überrascht, dass das Spiel weitergeht - was er anzeigen wollte, konnte ich nicht erkennen. Er ging offenbar von einer Abseitsstellung aus, der SR ließ aber weiterspielen - er hats wohl besser gesehen. Dennoch dauert die Bestätigung des Tores rund 3 Minuten. Im ORF wurde in der Halbzeit schon spekuliert, dass der 4. Mann hier eingesagt haben könnte, dass eh alles korrekt war.


    Irgendwie erinnert mich die Szene an einen meiner wenigen SRA-Einsätze (war ein Testspiel meiner SR-Kollegen), als ich voller Überzeugung mit dem Lappen oben da stand, und hinter mir die beobachtenden Kollegen reinriefen, dass der Ball vom Verteidiger kam. Ich hatte meinen Blick wechselnd auf der Abseitslinie und dem Spielgeschehen und den Passgeber gar nicht bemerkt, nur die Ballabgabe an den 2m vorne stehenden Stürmer gehört, aber nie damit gerechnet, dass der Ball vom Verteidiger kommen könnte. Wie meistert ihr solche Situationen - als SR, als SRA?

  • Was mir als erstes auffällt ist, dass der Assistent zu weit vorne steht. Dadurch ist die Perspektive natürlich ganz anders und so sieht es dann aus, dass der Spieler Abseits ist, obwohl er noch hinter dem vorletzten Verteidiger stand. Wie meistert man so eine Situation? Tja, wenn ich als Schiedsrichter erkenne, dass es kein Abseits war, gebe ich das Zeichen "Fahne runter" an den Assistenten. Als Assistent ist das natürlich schwieriger. Auf jeden Fall macht man es nicht so, wie im Video, da das Ergebnis schön zu sehen ist. Die Fahne bleibt oben, bis der Assistent erkennt, dass der SR eine andere Auffassung dazu hat. Er muss dann die Sache auf seine Kappe nehmen. Und wenn er doch pfeift und es war ein Irrtum, dann sagt der Assistent dies dem SR und er korrigiert seine Entscheidung in einen SR-Ball um.

  • Die Verwarnung für einen Spieler von Videoton muss viel früher kommen.
    Es kann doch nicht sein, dass der SR die Spieler mindestens fünf Mal wegschicken muss.

  • M.M.n. suboptimal gelöst.
    Wenn der SR der festen Meinung ist, dass der SRA eine falsche Entscheidung getroffen hat,
    dann muss über das Headset die Info, bzw. ein Handzeichen / Ruf kommen, dass die Fahne runter soll.


    ? Wer hat jetzt die Info gegeben, dass es ein korrektes Tor war ?
    - der SR
    - der 4.Offizielle
    - der SRA selbst, der seinen Fehler im Nachhinein eingesehen hat ?


    Mir dauerte diese Geschichte zu lange, daher macht sich die Vermutung auf,
    dass vor der Entscheidung der ( inoffizielle )TV-Beweis durch den 4.Offiziellen in Anspruch genommen wurde.

    "Der Schlüssel zum Erfolg ist Kameradschaft und der Wille, alles für den anderen zu geben."
    - Fritz Walter († 17. Juni 2002)

  • Ich würde die Berührung des Verteidigers aber auch nicht als neue Spielsituation werten, was in dem Fall keinen Unterschied macht, weil es ja bei der letzten Berührung von Sturm Graz auch kein Abseits war. Meiner Meinung nach spielt der Verteidiger den Ball im Zweikampf unkontrolliert.

  • Als erstes stellen wir fest, dass das Tor regelkonform erzielt wurde.
    Der SR hat seinen SRA überstimmt und richtig gehandelt. Das danach alles in Dikussionen verfällt ist doch leider typisch für den Profifussball.
    Ein paarmal rechtzeitig die Karte gezeigt und die Spieler wären gegangen!

    Es gibt Leute, die denken Fußball ist eine Frage von Leben und Tod. Ich mag diese Einstellung nicht. Ich kann ihnen versichern, dass es noch sehr viel ernster ist. (Bill Shankly)

  • Zitat von Jakob;166315

    Ich würde die Berührung des Verteidigers aber auch nicht als neue Spielsituation werten, was in dem Fall keinen Unterschied macht, weil es ja bei der letzten Berührung von Sturm Graz auch kein Abseits war. Meiner Meinung nach spielt der Verteidiger den Ball im Zweikampf unkontrolliert.



    Dem stimme ich zu.
    Das Gespann löst es nciht gut. Der SR muss dem SRA irgendwie mitteilen, dass er weiterlaufen lassen wird und dann muss der SRA sofort reagieren und die Fahne herunternehmen.
    Nichtsdestotrotz war es am Ende die einzig richtige Entscheidung, das Tor zu geben.

  • Der SR hat den SRA doch "heruntergewunken"- oder nicht? Wenn dieser dann die Fahne oben lässt- mehr kann ich in der Situation als SR nicht tun.
    Unverständlich für mich nur, warum die Diskussion so lange dauert und das Wegschicken der Spieler nicht energischer - zur Not auch mit VW- geschieht. Jede Sekunde Verzögerung heizt Spekulationen und Diskussionen unnötig an.

  • Ich nehme das Handzeichen des SR auch deutlich war, ich denke er hat aus der Situation noch das beste gemacht, zu reparieren war das ganze ab dem Fahnenzeichen eh nicht mehr....

    Wer immer tut, was er schon kann, bleibt immer das, was er schon ist.

  • Bei 1:16/1:17 sieht man das Handzeichen. Also da noch konform gehandelt, aber dass das Diskutieren nicht anders gelöst wird, verstehe ich auch nicht.




    Zitat von Jakob

    Ich würde die Berührung des Verteidigers aber auch nicht als neue Spielsituation werten[...]


    Ich bin mir nicht ganz sicher, aber ist es wirklich so, dass das - wenn der weiße Spieler im Abseits gestanden hätte - keine neue Spielsituation gewesen wäre?

  • Vor 2 Wochen war ich als SRA2 unterwegs und mein Kollege der SRA1 hatte eine Situation die er selber schlecht erkennen konnte. Ein Verteidiger grätschte den Ball von seinem GegenSpieler weg und dieser kam zum Mitspieler des GegenSpieler an. Der SRA1 hatte nicht erkennen können das der Verteidiger beim Grätschen den Ball ´´passt´´. Er hob die Fahne , da allerdings der SR die Situation erkannt hat und gesehehn hat das der Ball vom Verteidiger an den Gegenspieler gespielt wurde winkte er ihn runter und weiter gings. Also alles Ok. Oft ist es schwer für SRA so eine Situation zu verarbeiten. Aber wir arbeiten ja als Team in einem Gespann und dann gehört auch mal sowas dazu.

  • Dem Einwurf von Jakob kann ich nur zustimmen, wäre der Sturmspieler zum Zeitpunkt der Ballabgabe des weißen Spielers im Abseits gestanden, hätte ich auch strafbares Abseits gegeben, weil die Ballabgabe des Verteidigers nicht kontrolliert war. Der Ball wurde vom weißen Spieler aus kurzer Distanz scharf auf den Verteidiger gespielt, sodaß dieser den Ball nicht mehr kontrolliert spielen konnte.


    Das Team hat sich hier aber schlecht verkauft. Die Verfügen doch über Sprechfunk. Da muss das ganze schneller und klar gehen. Der Assistent hat wahrscheinlich auf seiner Entscheidung beharrt. Das sollte er nicht machen, wenn ihm der Schiri signalisiert, dass er weiterspielen möchte. Der Assistent hätte schneller reagieren müssen und sofort auf die Abseitslinie zurückrennen sollen.

    Menschen, die sich nicht gewisse Regeln vorgesetzt haben, sind unzuverlässig. Man weiß sich oft nicht in sie zu finden, und man kann nie recht wissen, wie man mit ihnen dran ist."


    Immanuel Kant


    "Ein Sieger findet für jedes Problem eine Lösung."
    "Ein Verlierer findet in jeder Lösung ein Problem."


    Corneille

  • *Ich handhabe es generell so, dass ich bei Berührungen von Verteidigern eher mehr Abseits gebe und dass für mich keine neue Spielsituation entsteht, auch wenn ich mir im nachhinein denk, dass man doch hätte weiterlaufen lassen können

  • Zitat von redrefer;166998

    Dem Einwurf von Jakob kann ich nur zustimmen, wäre der Sturmspieler zum Zeitpunkt der Ballabgabe des weißen Spielers im Abseits gestanden, hätte ich auch strafbares Abseits gegeben, weil die Ballabgabe des Verteidigers nicht kontrolliert war. Der Ball wurde vom weißen Spieler aus kurzer Distanz scharf auf den Verteidiger gespielt, sodaß dieser den Ball nicht mehr kontrolliert spielen konnte.



    Ich stimmte deiner Ausfuehrung grundsaetzlich zu, aber ich frage mich, ob dass diese Situation sowieso kein Abseits haette sein duerfen, da der Ball vom weissen Spieler nach hinten und nicht nach vorne gespielt wurde - unabhaengig davon ob jemand beim Abspiel im Abseits stand oder nicht?

  • Anwort unabhängig von der aktuellen Situation.



    Da steht nichts von Abspiel nach "hinten". D.h. es kann eine Abseitsstellung sein.


    Zitat

    Ein Spieler wird nur dann für seine Abseitsstellung bestraft, wenn er nach
    Ansicht des Schiedsrichters zum Zeitpunkt, zu dem der Ball von einem
    Mitspieler berührt oder gespielt wird, aktiv am Spiel teilnimmt, indem er
    • ins Spiel eingreift,
    • einen Gegner beeinfl usst,
    • aus seiner Position einen Vorteil zieht.


    Hier steht auch nix von Abspiel nach "hinten". D.h. es kann auch eine strafbare Abseitsstellung sein.

  • Diese Auslegung "kein Abseits wenn der Ball nach hinten gespielt wird" gab es früher (in den 90zigern!?) mal, hat aber keine Gültigkeit mehr. Höre diese Auslegung aber öfter mal, ist in manchen Köpfen noch drin.

    'Dann würden einigen Stammtischen die Themen ausgehen.' (Hoffenheims Verteidiger Christian Eichner über die Folgen einer Einführung des TV-Beweises)

  • Zitat von Airbag;167090

    Anwort unabhängig von der aktuellen Situation.


    Da steht nichts von Abspiel nach "hinten". D.h. es kann eine Abseitsstellung sein.


    Hier steht auch nix von Abspiel nach "hinten". D.h. es kann auch eine strafbare Abseitsstellung sein.


    Danke fuer diese Erlaeuterung - obwohl es mir eigentlich haette auffallen muessen da mir diese Passage im Regelheft durchaus bekannt ist :o

  • Zitat von Falkao;167095

    Diese Auslegung "kein Abseits wenn der Ball nach hinten gespielt wird" gab es früher (in den 90zigern!?) mal, hat aber keine Gültigkeit mehr. ..... ist in manchen Köpfen noch drin.



    Habe ich gerade gestern von einem 20-järigen gehört.... witzig.