Ansprachen während des Spiels

  • Hallo!


    Das Thema Ansprachen vor dem Spiel wurde bereits in mehreren Threads behandelt. Womit ich als Neuling allerdings noch meine Schwierigkeiten habe, sind Ansprachen während des Spiels.
    Dabei geht es natürlich hauptsächlich um Apelle gegen einen Spieler, den man nach einem Foul deutlich ermahnen will. Aber auch das Heranziehen beider Spielführer um etwa ein hitziges Spiel wieder unter Kontrolle zu bringen.
    Wie geht ihr persönlich vor? Was sind eure (Standard-)Ansprachen?


    Viele Grüße
    Merk

  • Hallo.


    Standardsprüche sind für mich keine gute Angewohnheit. Man nimmt sich einmal die Möglichkeit, auf den Charakter von Spieler und Spielverlauf einzugehen und zum anderen kann es beim Spieler falsch ankommen.


    Aus meiner Erfahrung wichtig, wenn man noch "frisch" ist, sind vor allem zwei Punkte:
    1. Klare, eindeutige Körpersprache
    2. sachlicher, nicht zu lauter Ton.
    Wie man jetzt wann was sagt, da spielt zum einen Erfahrung mit rein (auch negative) und zum anderen wie gesagt, der Verlauf des bisherigen Spiels und das Verhalten des Spielers.


    Manchmal hilft ein Kommentar wie "Nr. 6, musste das jetzt sein" mehr als "beim nächsten Mucken gibt es Gelb". Aber aus meiner Sicht kann man da nur wenig allgemeine Tips geben.

    "Kondition ist nicht alles, aber ohne Kondition ist alles nix."
    Gerhard Theobald, ehemaliger Bundesliga-SR, zum Thema Grundlagen des Stellungsspieles

  • Damit hatte ich anfangs natürlich auch meine Probleme, aber wie jambala schon gesagt hat, ist der richtige Ton wichtig,
    Du must ernst sein und dem Spieler deutlich machen, was er falsch gemacht hat.
    Schrei ihn nicht an sondern rede klar und bestimmend.


    Mein Obmann hat beim letzten Regellehrabend gesagt, man sollte so sätze wie:
    ,,Beim nächsten Foul bekommen sie die Rote Karte" weglassen soll, ich persöhnlich benutze sie aber auch.


    Du musst es ihm Kurz aber DEUTLICH Klar machen das seine Spielweise nicht akzeptabel ist.


    Ausserdem ist die Körpersprache wichtig, wenn du ne :gelbe_karte: oder :rote_karte: verhängst, bringt es nichts wenn du ein Breites Grinsen zeigst, denn dann bist du nicht ernst genug.


    Einer meiner Kollegen hat sich mal ein paar Sätze auf die Notizkarte geschrieben, villeicht hilft dir ja das weiter...

    2009- Schiedsrichter Lehrgang
    2009- erster SRA einsatz
    2010- ausgewählt zum SRA Lehrgang
    2011- ???????????????????????????


    Schiedsrichter: Mittendrinn statt nur dabei ! :top:

  • Zitat von Abseitsking;141281

    Einer meiner Kollegen hat sich mal ein paar Sätze auf die Notizkarte geschrieben, villeicht hilft dir ja das weiter...



    Das ist absoluter Nonsens.
    Wie im richtigen Leben kommt es immer auf die Situation an.
    Ich schreibe mir ja auch nichts vorher auf den Block, falls ich in eine Polizeikontrolle kommen sollte.


    Wie schon mehrmals von mir und jambala geschrieben,
    trägt das selbstbewusste Auftreten, der richtige Pfiff ( Intensität ) und die
    Einschätzung des Spielcharakters maßgebend zu einer souveränen Spielleitung bei.

    "Der Schlüssel zum Erfolg ist Kameradschaft und der Wille, alles für den anderen zu geben."
    - Fritz Walter († 17. Juni 2002)

  • Zitat von SCHIRI-FT.de;141285

    Das ist absoluter Nonsens.



    Ja, da stimm ich dir auch zu !
    du wirst so gut wie nie die selben Sätze sagen, desshalb wäre es keine gute Idee sie aufzuschreiben.


    Man kann jemandem schlecht auf den Weg geben, was er wann sagen sollte.
    Das fällt dir dann in der Situation von selbst ein.

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  • Die Ansprache während des Spiels ist immer eine Sache. Ich tue mir da auch oft schwer weil ich auf einmal anfange zu stottern. Kommt bei mir auch im normalen Leben öfters vor, leider.


    Aber abgesehen davon ist auch eine ruhige und klare Linie maßgeblich, dass die Spieler merken wer den Ton angibt und das sie wieder ruhiger werden. Ich hatte es auch schon ads ich in der Halbzeit die Spielführer zu mir geholt habe und gerade in dieser Situation der Ruhe kann man vernünftiger miteinander reden. Aber da auch mit fester Stimme und gut durchdacht.

  • So abwegig finde ich es nicht, mal ein paar Satzfloskeln auswendig zu lernen. Es gibt nunmal Menschen, denen nicht spontan irgendwelche tollen Ansprachen einfallen. Natürlich muss das Gesagte dann zu der Situation passen.


    Wichtiger als jedes gesprochene Wort ist jedoch deine Aussendarstellung und Gestik. Sei ruhig, sprich den Spieler mit einer festen, bestimmten Stimme an und mach eine passende, beruhigende und erklärende Gestik dazu, dass auch alle anderen Spieler wissen was los ist.


    Und ich muss Abseitsking's Lehrwart zustimmen: Lass verbindliche Aussagen: "Beim nächsten Foul bekommen sie Gelb." weg. Die nächste Aktion ist nen harmloser zupfer im Mittelfeld, wo die letzten 20 Aktionen schlimmer waren. Dann stehen sofort 3 Gegenspieler neben dir und fordern die Gelbe, du hast es ja angekündigt. Da sind Aussagen wie: "Gehen Sie vorsichtiger in den Zweikampf, sonst muss ich mir für sie was überlegen." besser. Die Spieler können sich denken, was du meinst, aber du hast dich nicht festgelegt.

  • Eines erscheint mir wichtig, wichtiger als jede "lange" Rede. Die Ansage muß kurz und knapp sein, viel "Quatschen" behnidert das Spiel und verändert das Geschehene nicht mehr.
    Vermeide flotte Sprüche, wenn du nicht genau weißt, wer dir gegenüber steht. Ein lockerer Umgangston im Zusammenhnag mit einer persönlichen Sprache erzeugt schnell den Eindruck von Arroganz und Überheblichkeit, eine notwendige Distance muß gewahrt bleiben, dass der Neutralitätsgedanke nie in Zweifel getellt werden kann. ... manche Leute nehmen die ganze Hand, wenn man ihnen den kleinen Finger reicht.:)

    Hohe Bildung kann man dadurch beweisen, dass man die kompliziertesten Dinge auf einfache Weise zu erläutern versteht.
    Geistlose kann man man nicht begeistern, aber fanatisieren kann man sie.
    Gelassenheit ist die angenehmste Form des Selbstbewußtseins!

  • Zitat von SCHIRI-FT.de;141285


    trägt das selbstbewusste Auftreten, der richtige Pfiff ( Intensität ) und die
    Einschätzung des Spielcharakters maßgebend zu einer souveränen Spielleitung bei.



    Absolut richtig. Wenn die Spieler merken das der SR das Spiel im Griff hat und souverän auftritt, braucht man keine Angst vor etwaigen "Störenfrieden" zu haben.


    Alles andere ist ein wenig altersabhängig. Wenn ein Jungschiedsrichter oder sehr junger Kollege Sprüche raushaut, wirkt er schnell arrogant und bekommt garantiert "Spaß" im Spiel.

    :hsv1: IN DUBIO PRO RAUTE! :hsv1:


    25.05.1983 - Die Helden von Athen:


    Uli Stein - Bernd Wehmeyer, Holger Hieronymus, Dietmar Jakobs, Manfred Kaltz - Wolfgang Rolff, Jürgen Groh, Felix Magath, Jürgen Milewski - Horst Hrubesch, Lars Bastrup (ab 61. Min. Thomas von Heesen)


    Trainer: Ernst Happel



    Nicht selten sind wir nach dem Spiel so richtig deprimiert,
    wir freuen uns schon wenn unser Team zumindest nicht verliert.
    Es ist schwer - wir sind Fans vom HSV!

  • Hallo Merk,


    ich bin der Meinung meiner Vorschreiber, vorgefertigte Sprüche nutzen nicht viel, da sie nicht authentisch sind, die Wahrscheinlichkeit, dass sich der gewünschte Effekt einstellt ist da eher gering. Sage den Spielern, was sie falsch machen und das Du das nicht tolerierst. Bleib ruhig und sachlich, aber deutlich wenn notwendig.


    Einen Tip kann ich Dir mitgeben: Nutze ruhig mal den Umweg über Mitspieler, ich habe damit gute Erfahrungen gemacht. Zur Verdeutlichung zum Beispiel:
    Der Spieler Nummer 9 kommentiert jede Entscheidung. Ein kurzer Hinweis an einen Führungsspieler (muss nicht der Kapitän sein, merkt man aber sehr schnell) im vorbeilaufen "Wenn der 9er weiter meckert, muss ich reagieren". Meiner Erfahrung nach bekommt der Spieler Nr 9 nun einen entsprechenden Hinweis von seinem Mannschaftskameraden (meist lautstark in derbem Deutsch :) ). Sehr oft ist dann Ruhe, falls nicht hast Du meist eine hohe Akzeptanz bei Aussprache der (dann notwendigen) Verwarnung, da der eigene Mann im Vorfeld bereits gewarnt hatte. Gleiches ist Anwendbar bei übermotivierten Spielern, die etwas zu hart in die Zweikämpfe gehen ;)

  • Zu den allgemeinen Ansprachen:


    man kann mMn auch mal, wenn man merkt, dass eine Mannschaft verzögert...weil sie bsw. 1:0 in Führung liegt, laut über den Platz rufen: "Nächste Spielverzögerung, egal von wem, ist gelb!"


    Das wirkt...


    Zu den Ermahnungen ist eig alles gesagt...mach dich nicht unglaubwürdig, d.h. mit Warnungen wie "nächstes Foul rot/gelb!", setzt du dich unter Druck, beim nächsten Foul die Karte zu zücken... ;)
    Sprüche wie: "Ändere deine Spielweise, sonst zieht das Konsequenzen!" oder "Halt dich mal nen bisschen zurück!" sind mMn gut!

    Das beste Zitat von allen: "Dass er mir den Ball weggenommen hat und mich dabei umgestoßen hat, konnte ich ja noch akzeptieren, aber, als er mich dann beim Weglaufen einen "PARDON" nannte, musste ich einfach nachtreten!":D


    (Didi Hamann zur Rechtfertigung einer :rote_karte: wegen Nachtretens)

  • Zitat von flitzpiepe;141317

    ... Dann stehen sofort 3 Gegenspieler neben dir und fordern die Gelbe, du hast es ja angekündigt. Da sind Aussagen wie: "Gehen Sie vorsichtiger in den Zweikampf, sonst muss ich mir für sie was überlegen." besser. Die Spieler können sich denken, was du meinst, aber du hast dich nicht festgelegt.



    Genau das ist das Problem, du musst dem Spieler klar machen, was er in DIESER Situation falsch gemacht hat, und nicht was die Konsiquenz der nächsten Situation ist.

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  • Ich muss ihm nicht nur klar machen, was er in dieser Situation falsch gemacht hat, sondern was er das ganze Spiel über falsch macht. Wenn einer 4 leichte Fouls innerhalb von 10 Minuten macht, bringt es wenig ihn wegen des letzten Fouls in den Senkel zu stellen. Da sagt man ihm, dass er schleunigst seine Spielweise ändern soll, ansonsten tut man es selber.

  • Das stimmt, ich wollte damit sagen, das man nicht die Zukunft vorraussagen soll :confused:

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  • Wir müssen den Spielern aber klar machen, was/das ihr handeln (für) Folgen hat. Also schon in gewisser Weise eine Aussage über die Zukunft treffen, nur halt nicht so, dass man dich drauf festnageln kann.


    Und jetzt mal ehrlich: Es gibt eine handvoll von standardansprachen, die mindestens in jedem 2. Spiel vorkommen, auf die man sich auch verbal vorbereiten kann, wenn man nicht so sprachbegabt oder Gedankenschnell ist, dass einem sofort irgendwelche Sprüche einfallen. Das sind diese ganzen Standardermahnungen (vorsichtiger in den Zweikampf gehen, Hände weglassen, ruhiger spielen, nicht meckern, Wiederholtes Foulspiel durch gleichen Spieler,...)


    Da kann man sich für jedes vergehen schonmal 2-3 Sachen zurecht legen, die man je nach Spielcharakter einsetzen kann. Natürlich muss man trotzdem das Gespür entwickeln, wie man den Spieler, der gerade vor einem steht, ansprechen kann, aber die Ansprache läuft dann nach Schema F ab, mit leichten Variationen.


    Fang aber bitte nicht an dir diese Sprüche auf die Karte zu schreiben. Wenn das nen Spieler mitbekommt machst du dich lächerlich.

  • Ich halte auch nicht vom lauten Rufen und Verkünden von Strafen. Ich ziehe den Spieler lieber zur Seite und mache ihm deutlich, dass er bei Weiterführung seiner Spielweise bald duschen gehen kann. Eine deutliche Richtungsweisung mit dem Arm Richtung Kabine bzw. Spielfeldrand zeigt den nicht zuhörenden Mitspielern/Gegnern dass ich da wohl ne letzte Ermahnung ausgesprochen habe. Allerdings weiß niemand genau was ich gesagt habe, so dass ich nicht gezwungen bin mein "Wort zu halten". Was man dem Spieler dabei sagt ist eher nebensächlich, nur sollten alle erkennen können, dass Du als SR es ernst meinst.


    Ich gebe aber zu, dass ich mich früher auch schon mal im Ton vergriffen habe, dass passiert mir heute nicht mehr. Ich habe zwar niemanden beleidigt, aber mehr geschrien als geredet. Das kam nicht gut an.


    Um auf die Ausgangsfrage zurückzukehren. Mit dem Heranziehen der beiden Spielführer schaffst Du im Normalfall schon genug Ruhe. Wenn Du den beiden dann auch noch etwas länger ins Gewissen redest und beide aufforderst Ihre Mitspieler offen zu beruhigen, dann kannst Du nicht viel verkehrt machen. Und wie bei allem im Leben gilt auch hier, Erfahrungen machen und aus Fehlern lernen hilft es beim nächsten Mal besser zu machen. Jeder hat dabei seinen eigenen Weg der mehr oder weniger gut ist.

  • Ich hatte in der abgelaufenen Serie ein Spiel, wo es schon im Hinspiel zu einer Menge Trouble kam (Anm. d. Red. anderer SR). Als es in dem Spiel dann zu ersten "Revancheaktionen" kam, sprich: grundlos nickeliger geworden ist, habe ich beide Mannschaftsführer zu mir kommen lassen, habe meine GK genommen, sie in der Mitte durchgebrochen und gesagt, dass wir den Rest des Spiels nur noch mit der anderen Karte spielen werden. Und ab diesem Zeitpunkt hatte ich eines der ruhigsten Spiele seit langem.