Beiträge von Referee_Sebastian

    Wo ist das unsportliche Täuschen?

    Er hebt theatralisch ab, damit das Foul auch wahrgenommen wird. Gleichwohl kann diese Theatralik dazu dienen, um das harmlose Foul schlimmer aussehen zu lassen. Und das wäre eine Täuschung. Wie ich bereits geschrieben habe ist es sehr schwer die wahre Intention zu 100 % zu erkennen. Somit würde bei mir hier die Verwarnung ausbleiben, aber ein paar Worte würde ich mit dem Gefoulten schon wechseln.

    Wir haben im vorliegenden Fall ein Foul, welches mit einem dF zu ahnden ist. Die Intensität ist jedoch so, dass es nicht einmal eine Ermahnung wert ist. Solche Foulspiele kommen zigmal in jedem Spiel vor.


    Nun verhält sich der gefoulte Spieler nach dem Foul so, dass das Vergehen heftiger erscheint als es war. Ob er damit sicher gehen will, dass ich es wirklich pfeife oder ob er damit eine VW/FaD des Täters erzwingen will (siehe den Fall von KozKalanndok), ist zweitrangig. Fakt ist, er will mich damit täuschen. Und das ist eine Unsportlichkeit, die eine Verwarnung nach sich zieht.


    Da ich es aber oftmals für ziemlich schwierig empfinde, die Intension des Gefoulten zweifelsfrei zu erkennen, würde ich hier eine eindeutige Ermahnung vorziehen. Damit bin ich bisher immer gut gefahren.

    Ich stelle mir gerade einen Stürmer vor, der aus rechter Position aufs lange Eck schießt. Während der Ball in der Luft ist, kreuzt ein im Abseits stehender Spieler von links die Flugbahn und nimmt dem Torwart die Sicht. Der Ball geht ins Tor.


    Ich würde da auf jeden Fall Abseits geben, obwohl die Behinderung nicht zum Zeitpunkt des Schusses vorlag.

    Da schließe ich mich an. Er steht im Abseits und greift durch die Bewegung ins Sichtfeld aktiv ins Spielgeschehen ein.

    Somit geht es mit idF für die verteidigende Mannschaft weiter.

    Zunächst einmal wäre der idF die korrekte Spielfortsetzung, wenn Du unterbrichst um den Stürmer zu verwarnen. Dieser würde da ausgeführt, wo eben der Stürmer steht. Wenn aber die gegnerische Mannschaft schon in Strafraumnähe ist, würde ich auf Vorteil entscheiden. Bei der nächsten Unterbrechung hole ich mir den Stürmer her und verwarne ihn, verbunden mit einer klaren Ansage (nicht nur für ihn, sondern auch für die Außenwirkung). So einen ähnlichen Fall hatte ich gestern auch, das geht dann schon in Ordnung.


    Bei einer Beleidigung könnte man grundsätzlich genauso verfahren. Wobei man hier schon aufpassen muss, denn eine Beleidigung, welche ich erst in der nächsten Unterbrechung ahnden will, kann bis dahin schon eskalieren. Deshalb würde ich hier schon fast vom Vorteil absehen. Natürlich wirst Du dann dezente Rückfragen der Angreifer bekommen, aber das sehe ich nicht als Problem.

    Steht er als Trainerassistent auf dem Spielberichtsbogen ? Dann ist sein Platz an der Seitenlinie klar definiert und das wäre die Technische Zone. Somit kann ich ihn auch mit den entsprechenden Sanktionen nach Regel 12 bestrafen.


    Was das Regelwerk betrifft sind die Vereinsassistenten in den Anweisungen zu Regel 6 erwähnt. Dessen Aufgaben sind vor dem Spiel abzusprechen, im Regelfall wird er nur Aus anzeigen. Und das kann er auch aus der Technischen Zone heraus.

    Ich hatte vor einigen Wochen folgenden Fall:

    Der Ball geht über die Torauslinie von Heim mit der Folge Eckball für Gast. Die Gastmannschaft holt den Ball aus dem Gebüsch und alle machen sich für die Ecke bereit. Dann kommt von Heim die Bitte zu wechseln. Ich stoppe die Ausführung der Ecke durch Doppelpfiff und schaue Richtung Bank und außer dem Trainer steht da niemand, also auch kein einwechselbereiter Spieler. Ich hab kurz gewartet und nachdem sich daran nix geändert hat habe ich gerufen "es steht niemand bereit, wir führen die Ecke aus" und habe erneut gepfiffen. Aus der Ecke entstand ein Tor und das Geschrei war groß. Die Aussage "wenn ich unterbreche für einen Wechsel müsse ich diesen auch durchführen lassen" konterte ich damit, dass für einen Spielerwechsel auch ein Spieler bereit sein sollte.


    Was das Beispiel anbetrifft: wenn ich merke, dass Team A immer versucht schnell auszuführen, sofern möglich, dann lasse ich da auch keine Auswechslung zu. Aber in den unteren Klassen kommt das eher selten vor, daher lasse ich die schon wechseln (außer sie sind nicht soweit wie oben beschrieben).

    Jetzt mal ganz simpel gesehen. Wir haben eine Einwurfsituation, bei der wir nicht wahrgenommen haben, wer zuletzt am Ball war. Der Ball ist aus dem Spiel, somit scheidet für mein Empfinden der SR-Ball aus, vor allem wissen wir ja nicht wer zuletzt am Ball war. Somit muss ich eine Entscheidung treffen im Bewusstsein, dass ich gar nicht weiß ob sie richtig ist. Und auch die Regeln helfen mir nicht weiter. Nächste Hoffnung ist, dass sich nur eine Mannschaft zum Einwurf begibt, weil die Spieler genau wissen, wer zuletzt am Ball war. Sind aber die sich uneins, bin ich wieder am Zug. Und dann gibt es genau zwei Möglichkeiten: Einwurf für die Verteidigung oder Einwurf für die Angreifer.


    Und ich würde es so machen, wie ich es seit 20 Jahren bei solchen Situationen mache, ich entscheide vom Tor weg, demnach Einwurf für die Verteidiger. Warum ? Weil dann die Gefahr geringer ist, dass aus einer evtl. falschen Entscheidungen ein Tor fällt. Das ist für mein subjektives Empfinden dann im Sinne des Fußballs.


    Aber im Endeffekt würde ich in der vorliegenden Situation intuitiv entscheiden und auf mein Bauchgefühl hören.

    Entweder habe ich den entsprechenden Passus im Regelwerk nicht gefunden oder es gibt wirklich keinen.


    Daher würde ich hier "5.2 Entscheidungen des Schiedsrichters" zu Rate ziehen:

    Der Schiedsrichter entscheidet nach bestem Wissen und Gewissen im Sinne der Spielregeln und des Fußballs. Er trifft die Entscheidungen basierend auf seiner Einschätzung und darf die in seinem Ermessen angebrachten Maßnahmen im Rahmen der Spielregeln durchsetzen.


    Die Spielfortsetzung heißt hier definitiv Einwurf, da der Ball ja über die Seitenauslinie rausgegangen ist (so verstehe ich die Frage). Ein SR-Ball ist hier nicht möglich (Regel 8: Wenn der Schiedsrichter das Spiel unterbricht und gemäß Spielregeln keine der obigen Spielfortsetzungen zur Anwendung kommt, wird das Spiel mit einem Schiedsrichterball fortgesetzt.) Wenn auch kein weiterer Spieloffizieller gesehen hat, wer zuletzt dran war, dann hat der SR quasi die Möglichkeit im Sinne des Fußballs zu entscheiden (siehe oben).


    In der Praxis würde ich schauen, wie sich die Spieler verhalten und dementsprechend das Zeichen in die entsprechende Richtung geben. Sind diese sich uneinig, dann geht es vom Tor weg.

    Hallo zusammen,


    ich denke die meisten von uns haben die ARD-Doku über die deutschen Elite-SR schon komplett durch.

    Für alle anderen hier der Link "Unparteiisch"


    Wie fandet ihr die insgesamt fünf Folgen ? Für mich immer wieder interessant, wie die SR im Profibereich mit den Spielern sprechen und welche Kommunikation da im Team abläuft, auch mit dem VAR.

    Genau das sagt ja auch Patrick Ittrich in seinem Beitrag. Bemerkenswert dabei seine Aussage. [Ziotat Sinngem.] "Wenn Du 7 Gelbe in einem Spiel gibts heist es gleich der Schiri hatte das Spiel nicht im Griff und konnte nur mit Disziplinarkarten um sich werfen"

    Ich denke wir wissen alle, dass man die Qualität einer Spielleitung nicht an der Anzahl der Karten festmachen kann. In einem Pokalspiel vor einigen Wochen hatte ich neun Verwarnungen (Spiel ging in der regulären Spielzeit zu Ende). Wenn ich das nun Revue passieren lasse hätte ich da keine Karte weglassen können. Und nach dem Spiel kam Lob von beiden Teams, im Spielbericht in der Presse hieß es danach "Die zweite Halbzeit verlief ohne größere Höhepunkte, die Partie wurde etwas nickeliger. Doch der sehr gute Schiedsrichter hatte alles im Griff."


    Ich schau immer so 2-3 Tage nach den Spielen nochmal zurück und versuch meine Spielleitungen etwas zu analysieren. Waren die Karten so okay ? Hab ich alles spielentscheidende zu meiner eigenen Zufriedenheit gelöst ? Und dann überlege ich mir, was kann ich der Zukunft vielleicht besser lösen, was kann ich grundsätzlich für mich mitnehmen. Gleiches gilt auch bei SRA-Einsätzen, da schaue ich mir an, wie mein Gespannführer agiert und schaue ob ich da was für meine eigenen Spielleitungen anwenden kann.

    Im Endeffekt ist es doch nur eine Verschiebung der Grenze und somit wird es weiterhin Grau-Entscheidungen geben. Aber wo gibt es die ? Dort wo man sich das Ganze noch 5 mal anschaut und irgendwelche kalibrierten Linie ansetzt. Für den Alleinpfeifer in der Betonliga ändert sich doch fast nichts. 90 % der Abseitsentscheidungen treffen wir doch nicht mit dem genauen seitlichen Einblick, sondern schräg versetzt oder von hinter der Abseitslinie. Und da kann ich beim besten Willen nicht entscheiden, ob jetzt der Arm, das Knie oder der Fingernagel vom rechten Daumen näher zum Tor sind als das linke Augenlid des Verteidigers. Bei Standardsituationen geht das vielleicht noch, aber auch da sehe ich das Ganze einmal und entscheide intuitiv, gleiches gilt für die neutralen SRA. Und ich wage zu behaupten, dass gerade mit ein wenig Erfahrung die Quote der korrekt entschiedenen Abseitssituationen überraschend hoch wäre.

    Ich will das Thema "Medizinmann" mal aus einer anderen Sichtweise betrachten. Wenn ich die Online-Spielberichte hier im Bad. FV anschaue, dann gibt es drei Positionen, welche ausgefüllt werden müssen in Sachen Teamoffizielle: Trainer, Platzordnerobmann und Mannschaftsverantwortlicher. Von Physio oder Arzt keine Rede, zumindest muss dieser nicht auf dem Bogen stehen. Wenn man eine Person draufschreibt, welche diese Funktion ausübt, hat er sich wie alle in der Coaching Zone zu benehmen und wird genauso "entsorgt", sollte er einen entsprechendes Verstoß begehen.


    Die Spielordnung sieht für den Platzverein eine Pflicht vor, bei jedem Spiel eine in Erste Hilfe ausgebildete Person, ausgerüstet mit den erforderlichen Gerätschaften, zu stellen. Diese Person kann aber genauso irgendwo auf dem Sportgelände sein. Und wenn das jemand ist, den ich zuvor des Innenraums verwiesen habe, dann werde ich ihm für diesen Fall den Zutritt zu selbigen wieder erlauben.

    Dito SixthSCTF !


    Ich weise beide Teams immer drauf hin, dass jeder, der sich in der Coaching Zone aufhält, auf dem Spielbericht steht (Ausnahme: der nicht-neutrale SRA, der kann auch auf der anderen Spielfeldseite sein, klar). Und jeder, der auf dem Bogen steht, hat auch anwesend zu sein.


    Und ich trenn mir den oberen Teil von SB ab und steck ihn mir in die Tasche, dann weiß ich immer, wer draußen Ansprechpartner ist. Ansonsten wird es auf der Notizkarte vermerkt (Name der Spielführer, Trainer, nächsthöherer Verantwortlicher).


    Und warum mache ich das ? Weil ich einfach gerne jemand namentlich ansprechen will, wenn ich als SR drauf angewiesen bin. Gilt auch für die Spielführer.

    (...)

    Als Zeitmesser verlasse iich mich schon seit Jahren auf meine SPINTSO (Hier ist eine ganz giute Alltagsbeschreibung). Sie ist natürlich deutlich teurer als die 0815 Casi die auch ihren dienst tut. Jedoch bin ich der Meinung, das sich die Anschaffung allemale lohnt wenn man es mit der Schiedsrichterei ernst nimmt.

    Ich habe die Spintso nun auch seit über 6 Jahren im Einsatz. Die hat eigentlich was Du auch gerne hättest: aufwärts zählende Zeit, ordentliche Vibration und einen Unterbrechungstimer. Nur gibt es da einen Haken, diese Uhr ist nicht mehr lieferbar. Allzweck z.B. hat nur noch den Nachfolger, die Spintso S1 bzw. S1 Pro im Sortiment, das ist wiederum eine Smartwatch.


    Ich hab überdies noch eine Casio W-756 in der Tasche als Reserve, die zählt die Zeit runter und piepst konstant nach Ablauf. Da muss man halt dann in der zweiten Halbzeit entsprechend bei den Notizen aufpassen, dass man es richtig aufschreibt, geht aber auch.


    Und als redundante Zeitmessung habe ich immer noch meine Fitbit Versa 4 am Arm, aber die trage ich eh rund um die Uhr.

    Tun "wir" das? Ich habe lange nachgedacht und das auch noch einmal überschlafen - obwohl ich meist schon im Moment des (Nicht)Pfiffs weiß, ob die Entscheidung richtig oder falsch war, bewirkt bei mir allenfalls sanfter Protest etwas, je heftiger der wird, desto weniger werde ich eine Entscheidung ändern, sonst habe ich ja nach jeder Entscheidung heftige Proteste ...

    ...und umso mehr kommt bei den Spielern der Gedanke "wenn ich nur laut genug schreie, ändert der Schiri seine Meinung".


    Ich bin da bei Dir, dass man mit einer gewissen Erfahrung recht schnell weiß, ob die Entscheidung richtig oder falsch war, das braucht mir kein Spieler zu sagen.