Um auf das eigentliche Thema des Fadens zurück zu kommen: Angeregt durch die letzten Diskussionen und da bei mir nach 32 Jahren eine Zäsur mit wahrscheinlich endgültiger Beendigung der Tätigkeit des SR gegeben ist, habe ich mir mal grundsätzliche Gedanken zu dem Thema gemacht, was vielleicht jungen Kollegen etwas weiter helfen kann. Was ist mir aufgefallen dabei?
Zunächst einmal, dass mir der Anfang, da ich nie im Verein gespielt habe, schwer gefallen ist und ich mich an dem festgehalten habe, was ich kannte: Die Regeln. Damit habe ich mir dann aber bisweilen keinen Gefallen getan, da eben ein zu enges Auslegen der Regeln dazu führte, dass viele Spiele sich im Nachgang nicht "richtig" anfühlten. Dass ich trotz der Überzeugung, regelkonform gepfiffen zu haben, mit dem Spiel als solchen unzufrieden war, auch wenn alles ruhig geblieben war. Dann nach etwa 10 Jahren und als ich regelmäßig mit an die Linie gegangen bin, stellte sich das von mir beschriebene "Lesen von Spielen" ein. Mein Fazit, da dann die Spiele auch insgesamt ruhiger wurden: in der Ruhe liegt die Kraft, zu übereifrig und stur nach Regel pfeifen bringt aus meiner Erfahrung in bestimmten Situationen unnötige Unruhe ins Spiel, die dann auch schnell eskalieren kann.
Zweiter Punkt, der mir aufgefallen ist: Es waren genug Spiele mit Konfliktpotential dabei. Zu meiner Anfangszeit gab es noch hitzige Nachbarschaftsduelle. Rein ausländische Mannschaften gab es relativ wenige und Ressentiments wurden Anfang der 90er noch wesentlich direkter geäußert (zum farbigen Spieler äußern, dass er vom Schäferhund lieber Abstand halten solle, da dieser gerne dunkles Fleisch mag), so dass hier auch schnell mal Dampf auf dem Kessel war. Problemmannschaften konnte man am Dorf festmachen. Dörfer, wo es so nette Kosenamen wie Messerstecher gab und mitunter 100 Jahre + an Aufenthalt auf der Lerchesflur (der saarländischen JVA) in der Startaufstellung vertreten waren. Trotzdem hatte ich grade auch bei solchen Begegnungen nie ernsthaft Probleme. Trotz Feldverweisen gegen besagte Mannschaften. Im Nachgang betrachtet war hier meine neutrale Herangehensweise für mich das, was Eskaltionen vermieden hat. Ich war darum bemüht, nie nur auf Grundlage 'die' sind die Unsportlichen, also schaue ich genauer hin, zu entscheiden. Gleiche Bewertung für beide Seiten, konsequent Fouls ahnden, einseitig zu entscheiden nur auf das Verhalten der Spieler zurückzuführen zu können, damit bin ich gut gefahren. In der gesamten Zeit hatte ich kein Spiel, wo ich physisch angegriffen worden bin, weder direkt noch per Spucken. Ebenso hatte ich kein Spiel, in dem ich ernsthaft bedroht worden bin, so dass ich dies auch hätte ernst nehmen müssen. Dass das nur Glück war, davon gehe ich nicht aus.
So, habe noch Punkte, sofern Interesse bestehen sollte, höre hier jetzt aber mal der Übersicht halber auf