Beiträge von nap3l

    Ich glaube das Problem ist, dass wir als gesunde Menschen nicht die Denkweise eines depressiven Babak Rafati nachvollziehen können. Zu behaupten er hätte einfach aufhören können, setzt voraus, dass er, wie du und ich, in der Lage gewesen wäre eine rationale Entscheidung zu treffen. Es ist aber gerade charakteristisch für eine Depression, dass der Betroffene dazu nicht mehr in der Lage ist. Der Selbstmord Enkes und der Selbstmordversuch Rafatis sollten das doch eigentlich ausreichend bewiesen haben.


    Ich bitte das zu bedenken.

    Babak Rafati machte auf mich während des gesamten Interviews einen völlig authentischen Eindruck.


    Ich hatte zu keinem Zeitpunkt ansatzweise das Gefühl, dass es ihm in berechnender Art und Weise auf die Vermarktung sein Buches ankam.


    Seine Worte zeugten von Demut und offenbarten ohne irgendwelche Vorbehalte seine Gefühle während seiner schwersten Zeit als Schiedsrichter. Sollte Fandel ihm gegenüber tatsächlich den viel zitierten Satz gesagt haben, sollten wir uns selbst Fragen, was so eine Aussage für uns bedeutet hätte. Auf mich hätten derartige Worte ebenfalls ein außergewöhnlich destruktive Wirkung gehabt. Ich kann die Gefühlswelt Rafatis nachvollziehen.


    Nach Robert Enkes Tod wurde viel geredet. Gleiche Personen redeten nach Rafatis Selbstmordversuch wieder - nur nicht mit Rafati.


    Rafati zeigte gestern bei Beckmann alle Charakterzüge, die von einem Topschiedsrichter erwartet werden. Selbstreflexion und Selbstkritik. Die Fähigkeit Verantwortung zu übernehmen. Und den Mut, etwas zu sagen, was andere nicht sagen würden und teilweise auch nicht gerne hören werden.


    Rafati gelang als gebrochener Mann ein starker Auftritt. Dafür hat er mein Respekt und ich sehe einige Dinge jetzt anders.

    Ich halte es schlichtweg für unsinnig zwei Spiele nacheinander zu leiten, da es bereits den meisten genügend Probleme bereitet über 90. Spielminuten voll konzentriert zu sein. Keine Bedenken habe ich allerdings, was die körperliche Belastung angeht. Wer am Mittelkreis steht wird wohl kaum aus Erschöpfungsgründen umkippen...

    Für mich spielt es überhaupt keine Rolle, ob Fandel sich tatsächlich derart negativ verhalten hat. Entscheidend ist für mich, dass davon nichts nach außen gedrungen ist. Deswegen sollte Rafati den gleichen Weg bestreiten und nicht über die Öffentlichkeit gehen. Dass zeitnah sein Buch erscheint hat für mich einen sehr bitteren Beigeschmack...

    Für mich gibt es momentan einige Schiedsrichter an der Spitze, zu denen der Türke allerdings nicht zählt. Webb, Kassai, Proenca und Stark sind für mich die Besten. Leider scheint Stark auf dem Abstellgleis zu sein.

    Ich muss mfs klar widersprechen, auch wenn er anscheinend ein Lehrwart ist.


    Ein verzögerter Pfiff liegt dann vor, wenn ein Vorteil innerhalb der kurzen Zeitspanne nach dem Foulspiel ( ca. zwei Sekunden) nicht eingetreten ist und der Schiedsrichter deshalb das ursprüngliche Foulspiel "nach"pfeift.


    Kein verzögerter Pfiff liegt hingegen vor, wenn ein Vorteil hingegen eingetreten und vom Spieler ungenutzt geblieben ist.


    Ein Vorteil ist zum Beispiel dann nicht eingetreten, wenn der Spieler keine Möglichkeit mehr hat den Ball auf das Tor zu schießen, den Ball doch noch zu Flanken oder einen Pass zu spielen.


    Ein Vorteil ist jedoch eingetreten, wenn der Spieler die besagte Möglichkeit hatte, jedoch den Schuss oder die Flanke verzogen hat oder einfach einen Fehlpass spielt. In diesen Fällen liegt lediglich ein individuelles Unvermögen vor, welches ein Nachpfeifen gerade nicht rechtfertigt.


    Der betreffende Bayernspieler hatte die Möglichkeit zum Schuss, hat diesen ja sogar ausgeführt, jedoch hat er schlichtweg den Ball nicht richtig getroffen. Damit lag ein Vorteil vor, der einfach ungenutzt geblieben ist.


    Hier Nachzupfeifen ist eine klare Fehlentscheidung!


    Deshalb gilt auch der Grundsatz: Der größte Vorteil ist der Strafstoß!


    Für die Praxis gilt: Nicht um jedes Geschenk noch eine Schleife binden...(am Ende ist es dann mitunter kein Geschenk mehr, sondern ein schöner Punktabzug.)

    Ich empfinde die Bestrafung mit der gelben Karte wegen des Zeitschindens und die rote Karte aufgrund der Tätlichkeit für völlig gerecht.


    Wenn man es strafrechtlich betrachtet, gilt: Der Anstifter muss auch Vorsatz bzgl. der Haupttat haben.


    Überträgt man das auf den hierigen Fall, bedeutet dies, dass der mit Gelb zu verwarnende Spieler Vorsatz bzgl. der Tätlichkeit des Gegenspielers haben müsste. Ein Spieler, der versucht das Spiel auf unsportliche Weise zu verzögern, wird sich aber regelmäßig gar keine Gedanken darüber machen, ob der Spieler tätlich reagiert. Mitunter handelt es sich bei einer derartigen Tätlichkeit um eine Kurzschlussreaktion, die Ausnahmecharakter besitzt. Gewöhnlicherweise wird die unsportliche Verhaltensweise sanktioniert und die verloren gegangene Zeit nachgespielt. Nur selten reagiert der Gegenspieler tätlich.


    Aus meiner Sicht überzeugt die Bestrafung aber auch, wenn man sich das verwirklichte "Unrecht" vor Augen führt. Es macht eben einen qualitativen Unterschied, ob ich lediglich Zeit schinden, oder gegenüber meinem Gegenspieler tätlich in Erscheinung treten möchte.


    Es darf weder im echten Leben, noch im Fussball ausreichen, dass eine Person eine, die sich im Erfolg niederschlagende, Gefahr begründende Situation geschaffen hat. Sonst müssten wir den Stürmer, der im Strafraum durch den Torwart gefoult wurde, dafür bestrafen, dass er überhaupt in den Strafraum lief. Nicht überzeugend.


    Fazit: Gelb und Rot sind jeweils wertungsmäßig völlig überzeugende Entscheidungen.