Beiträge von Jack

    Wenn der Spieler klar äußert, dass er weitermachen will und Hinweise an Kapitän und Trainer keine Wirkung erzielen, muss er halt weiterspielen. Behandlung gibt es auf Wunsch des Spielers oder in Situationen, in denen ein Spieler sich nicht äußern kann bzw. unmittelbare Gefahr droht. Das alles ist hier nicht der Fall. Als SR kann ich ja nicht wie ein Ringrichter beim Boxen die Kampfunfähigkeit attestieren. Beobachten, (hörbar für alle) Hinweise geben, weitermachen - mehr kann ich nicht tun.

    Würde Nummer4 da rechtgeben. Unsportlich wird es erst, wenn er über den Ball tritt und den Überraschungseffekt ausnutzen will, um direkt neu anzusetzen und den Ball gegen den irritierten TW ins Tor zu schießen. Dann ist das eine Regelübertretung bei der Ausführung (unerlaubtes Täuschen) und damit eine Vw und ein Strafstoß weniger für sein Team.
    Wenn aber eine neue Freigabe erfolgen soll, ist das imho genauso, als wenn er vor dem Strafstoßpunkt stolpert, ohne den Ball zu berühren. Unterbrechen, nochmal schießen lassen. Wenn sich das als Methode erweist (klare Absicht, um zu verwirren), ist eine Vw sicher möglich und richtig, aber nicht die "Aberkennung" der Schusschance für sein Team.

    Wenn der Schuss quasi direkt vom Abwehrspieler weitergeleitet wird, also keine klassische Abspiel- oder Pass-Bewegung erkennbar ist, würde ich immer weiterspielen lassen. Es reicht ja nicht, dass der Abwehrspieler den Ball kontrolliert, er muss ihn auch kontrolliert dem TW zuspielen. Das halte ich nach Deiner Schilderung für sehr gewagt.

    Exakt so wie zettelbox beschrieben hat. Sobald auch nur möglich erscheint, dass der TW den Ball nicht festhalten konnte, weil er a) nicht gut genug ist (was in den Klassen, in denen unsereins unterwegs ist, als Möglichkeit nahezu immer in Betracht kommt) oder b) der Schuss/die Flanke zu scharf/hoch/o.ä. war, weiter laufen lassen. Das klassische Nach-vorne-Abklatschen und später wieder aufnehmen war eigentlich nur nach Rückpässen mal "in Mode", was ja seit ca. 20 Jahren entfällt. Aufpassen kann man hier und da noch bei langen Schlägen ins Niemandsland, die der TW locker aufnehmen kann. Springen die so, dass der TW fangen könnte, er will aber lieber etwas Zeit schinden, dann kommt es noch hin und wieder vor.

    Wobei aber auch zwischen einem spontanen "Prusten" (bei einer echt lächerlichen Aktion) und einem bewusst hämisch gemeinten Auslachen unterschieden werden sollte. Letzteres ist definitiv eine Unsportlichkeit und damit :gelbe_karte: - ohne "Vorstrafe" fände ich einen FaZ zwar erzieherisch nachvollziehbar, aber dem Regelwerk nach eher problematisch.

    Völlig verdiente Ansetzung, vor allem wenn man hinzunimmt, dass Florian Meyer damals wirklich Pech mit seinem ersten Finale hatte, das für den SR sehr unangenehm zu leiten war und letztlich eben auch nicht frei war von Fehlern. Kein Spiel, an das man als SR gerne zurückdenkt. Das fand ich schon damals schade für ihn, weil er nicht nur einer der besten SR ist, sondern auch als Sportsmann eine absolute Eins mit Sternchen. Ein Endspiel, an das er sich als ein Karrierehöhepunkt auch "ohne negative Nebengeräusche" gern erinnert, hat er sich aber mehr als verdient. Von daher wünsche ich ihm bei der Spielleitung ein glückliches Händchen.

    Glückwunsch an die beiden, die es mit ihren Leistungen sicher verdient haben. Dennoch verwundert mich ein wenig, dass nicht Bibiana Steinhaus SRin des Jahres wurde. Sie hatte immerhin das Finale bei Olympia, was bei den Frauen einer WM gleichkommt, und pfeift im Herrenbereich zwei Klassen höher und auch weitgehend gut (wenn auch in der letzten Saison nicht BL-verdächtig). Fandel bezeichnete sie ja auch mal (nicht zu Unrecht) als die beste SRin der Welt. Will man da seitens des SR-Ausschuss für die Ehrung bewusst etwas mehr Varianz ins Spiel bringen?

    Er hätte ja auch mit seiner neuen Einstufung noch ein solches Spiel leiten dürfen. Trotzdem überrascht es, da die anderen Spiele durchweg von erfahrenen 2.BL-SR geleitet wurden.


    Zum Thema: Steuer hat mir als SRA immer besser gefallen als als SR. Gute Entscheidung. Bei den beiden Aufsteigern freut es mich besonders für Rene Rohde, den ich mehrfach in der 3./4. Liga gesehen habe und der mir immer ganz hervorragend gefallen hat. Bei Thomsen hatte ich wohl das "Pech", die etwas schwächeren Spiele gesehen zu haben. Beiden viel Erfolg in der neuen Klasse!

    Stimmt, Manfred. :top: Man sollte den Text vor der Antwort auch richtig lesen... :eek: Unsportlich ist in diesem Fall aber nicht das Rufen, sondern die aktive Einflussnahme aus einer eigentlich passiven Position. So wie in der Frage beschrieben, ist das damit eine Unsportlichkeit. Stünde der Spieler nur zufällig dort, oder noch im Feld, ohne sich aktiv im Abseits zu befinden, wäre der Ruf aber kein Problem.

    Es geht weiter mit Tor, Anstoß und einem Torhüter, der sich schleunigst ein neues Betätigungsfeld suchen sollte. Auch nur diese Frage zu stellen, ist aus meiner Sicht dämlich. Der Ruf "Schieß" wird NIE eine Unsportlichkeit sein können, wenn der eigene Mitspieler den Ball führt.

    Wir waren beim Thema auf dem richtigen Weg, sind aber davon abgekommen und inzwischen entsteht hier ein falscher Eindruck.


    Ähnlich wie beim Handspiel muss ich einem Spieler zwingend Absicht unterstellen können, bevor ich wegen "verbaler Irritation" abpfeife. Das wird bei größeren Spielermengen gewöhnlich selten der Fall sein. Ansonsten ist der clevere Gegenspieler nämlich immer irritiert, wenn ein Gegner irgendetwas sagt. Verständigung gehört aber verbal unzweifelhaft zum Spiel dazu. Aus Erfahrung möchte ich sagen, dass 99,9% aller "Leo"-Rufe nicht strafwürdig sind und man als SR ganz defensiv mit solchen Pfiffen umgehen sollte.

    Der Balljunge kann wohl kaum gesperrt werden. Zumal ihn Swansea ohnehin nicht wieder einsetzen wird, da kann man sicher sein. Ganz abgesehen davon, dass 17-Jährige eigentlich keine Ballkinder sein sollten. Zwischen 10 und 15 ist da deutlich passender. Ich habe gestern einige englische Zeitungen gelesen und dort war zu lesen, dass das offenbar der Sohn eines Vorstandsmitglieds war. Und er hat - wohl, weil er um seine eigene wenig ruhmreiche Rolle weiß - auf eine Anzeige gegen Hazard verzichtet.
    Eine solche Schmierenkomödie hat der Fußball nicht verdient. Und damit meine ich beide Beteiligten. Das waren von beiden Seiten (symbolische) Fußtritte für das Fair Play. Hazard wird hoffentlich einige Wochen aus dem Verkehr gezogen. Und ich hoffe mal, dass der Vorfall auch dazu führt, dass alle Vereine mal darüber nachdenken, dass auch das Verhalten von Balljungen auf das Image abfärben kann. Bei mir als SR gäbe eine solche Aktion gleich noch eine Minute Nachspielzeit obendrauf und das würde ich dem Kapitän auch genau so mitteilen. Dann ist neben mir (das kann ich ab) ganz schnell auch der eigene Balljunge der Buhmann - vor allem wenn dann noch etwas passiert.

    Im Zuge dieses Spiels, das ich live auf Eurosport genießen durfte, sind mir zwei Dinge aufgefallen.
    Der Eurosport-Kommentator sollte dringend von seinem Posten entbunden werden. Was der an unqualifiziertem Mist von sich gegeben hat, war unfassbar schlecht.
    Der Schiedsrichter aus Madagaskar sollte sich von der FIFA-Liste verabschiedet haben, wenn man auch nur einigermaßen europäische Maßstäbe anlegt. Viele kleine Fehler, ein großer (Strafstoß nach Holzhacker-Foul genau im Sichtfeld nicht gegeben) und eine unfassbare Rechenschwäche. Da wird das Spiel in der 85. Minute wegen des gebrochenen Tores unterbrochen, es dauert eine knappe Viertelstunde, bis wieder ein Tor steht - und was macht der SR? Er lässt korrekt ab der 85. Minute die fehlende Zeit weiterspielen, aber nach 90 Minuten zeigt er (bzw. nach Absprache der 4. Offizielle) doch tatsächlich 13 (in Worten: dreizehn!) Minuten Nachspielzeit an, ohne dass vorher größere andere Unterbrechungen gewesen wären. Hätte es eine halbe Stunde gedauert, bis das Tor steht, hätte er wohl eine halbe Stunde drangehängt. Bei 50 Minuten wäre es ihm vielleicht aufgefallen...
    Was passiert wäre, wenn noch ein entscheidendes Tor in den mindestens sieben bis acht völlig unberechtigten Extra-Minuten gefallen wäre, mag ich mir nicht vorstellen. Der SR hatte Glück, dass die nicht fit wirkenden Algerier dazu nicht mehr ansatzweise in der Lage waren.

    Natürlich klappt es, aber der sportliche Reiz sinkt doch wirklich. Genau wie in der Champions League, wo längst nicht mehr jedes Vorrundenspiel "Pflichtprogramm" ist. Wenn ich da im herbst eben mal Schalke - Nordsjaelland oder Mönchengladbach - Basel verpasse, dann ist das eben so. Das wird bei der nächsten EM ähnlich (wie übrigens auch bei Neuseeland-Slowakei oder Paraguay-Honduras bei einer WM). In diesem Jahr wären die acht zustätzlichen Mannschaften Bosnien, Estland, Türkei und Montenegro sowie Playoff-Sieger mit Armenien, Belgien, Israel, Rumänien, Serbien, Schottland, Schweiz und Ungarn gewesen. Die Qualifikation wird lachhaft. Da ist man dann schon dabei, wenn man die Spiele gegen San Marino, Aserbaidschan und Island alle gewinnt. Und in der Vorrunde bekommt man dann eine leichte Gruppe mit Griechenland, Irland und Armenien oder eine schwere mit Frankreich, Bosnien und Belgien, wo man dann mit vier Punkten schon sicher weiter ist...

    Richtige Entscheidung, aber nicht optimal begründet. Schlauer wäre es gewesen, darauf hinzuweisen, dass grundsätzlich keine Freundschaftsspiele genehmigt werden, die übermäßige Kosten im Sicherheitsbereich verursachen und auf der anderen Seite keinem einheimischen Verein nennenswerte Einnahmen/Image einbringen. Das gilt eben nicht nur für Spiele türkischer Mannschaften, sondern auch für Partien wie St. Pauli - Hansa Rostock, Dynamo Dresden - Chemnitzer FC, Holstein Kiel - VfB Lübeck, Hallescher FC - Lok Leipzig u.v.m., wo in der Vergangenheit massive Sicherheitsprobleme auftraten. Hier gibt die Polizei zu Recht Kontra, und der DFB greift dann entsprechend ein. Solche Spiele werden nicht einfach mal so vereinbart und gespielt. Nichts anderes ist das, wenn Trabzon gegen Galatasaray in Posemuckelsdorf spielen will. Und da die Polizei nun mal nicht auf Rechnung anzufordern ist, kann nicht einmal die Bereitschaft der ausländischen Vereine zur Kostenübernahme eine solche Entscheidung ändern.


    Niemand hat beim DFB etwas dagegen, hier vernünftige Spiele ausländischer Mannschaften zu genehmigen (siehe Trainingslager), bei denen kein größerer Aufwand entsteht. So ist das ja auch bei den Testspielen deutscher Mannschaften im Ausland.

    Wer hier von Versagen spricht, liegt meiner Meinung nach deutlich daneben. Es war (wahrscheinlich) ein Fehler. Aber wer hätte am TV ohne Zeitlupe oder auch nur ohne Standbild ein Monatsgehalt auf die richtige Entscheidung gesetzt? Die vorgegaukelte Klarheit der Standbilder existiert nicht. Über wie viele Milli-/Zentimeter reden wir hier? Und, vor allem, über welche Zeitspanne? 0,1 Sekunden? 0,2? Oder gar weniger? Niemand hat auf dem Feld ein Standbild, dazu ist noch der Pfosten und ggf. ein Teil des Fußes im Weg (in diesem Fall nicht entscheidend). Der Ball ist zudem in der Luft. Das ist völlig anders als wäre er flach in der gleichen Position. Auch der Torrichter muss 100% sicher sein. Wie soll das gehen? Da ist die menschliche Wahrnehmung einfach überfordert.
    Es ist ein Problem, dass jeder normale Mensch mit der Einführung des Torrichters nicht als gelöst abgehakt haben konnte. Und genau deshalb waren Fandel & Co. bei uns auch immer dagegen. Einen krassen Fall wie 2010 bei GER-ENG verhindert der Torrichter höchstwahrscheinlich. Alles, was erst das Standbild auflöst, bleibt quasi unlösbar bzw. mehr oder weniger 50:50-Bauchgefühl. Deshalb: Torrichter abschaffen, Technik her, wenn sie funktioniert. Wenn nicht, muss ein deutlicheres Bewusstsein für die Diskussionsgrundlage her.

    Gab es eigentlich eine vernünftige Computer-Animation, die bewiesen hat, dass der Ball vollständig hinter der Linie war? Ich habe nur TV-Bilder gesehen, die den Verdacht nachelegten, dass er um Zenti- oder Millimeter drin war, aber zu 100% klar war keines. Dass ein Torrichter so eine Szene, wenn der Ball in der Luft für Sekundenbruchteile haarscharf hinter der Linie gewesen sein müsste/könnte, nicht auf Tor entscheidet, finde ich übrigens vollkommen nachvollziehbar. Wie soll der sich 100% sicher sein, wenn ich es schon nach Standbildern nicht bin? Bei weniger als 100% Sicherheit wird halt weitergespielt.

    Man findet genügend Argumente, um diesen Strafstoß zu rechtfertigen. Das wichtigste: Boateng dreht sich quasi freiwillig in den Ball hinein. Er hätte auch einfach frontal stehen bleiben und die Hand kontrollieren können. So kontrolliert er die Bewegung nicht und es liegt eindeutig eine "Vergrößerung der Körperfläche" vor, die international als sehr wesentliches Argument für die "indirekte Absicht" gilt. Natürlich ging er nicht mit dem Vorsatz, mit der Hand spielen zu wollen, zum Ball. Aber den Pfiff konnte man vollauf vertreten.


    Kleine Kritikpunkte an einer insgesamt sehr ordentlichen SR-Leistung: Samaras hätte schon für das erste Foul :gelbe_karte: sehen müssen. Insgesamt war der Umgang mit den persönlichen Strafen fast zu großzügig, auch bei ein oder zwei taktischen Fouls. Und Badstuber hatte Glück, dass er für sein Einsteigen von hinten vor dem 1:1 an der Mittellinie nicht noch :gelbe_karte: nachgezeigt bekam. Das passte jedoch insgesamt zur Linie des SR.

    Schon an den wenigen SSD-Threads erkennt man, wie wenig es über SR-Leistungen zu kritisieren gibt. Aus SR-Sicht ist das bislang ein herausragendes Turnier. Eine durchwachsene, viele gute und noch mehr sehr gute SR-und SRA-Leistungen. Respekt!



    Zwei Dinge würde ich einmal positiv herausstellen, das eine nach Lesen dieses Threads, und das andere grundsätzlich.


    Wenn svent75 hier Webbs Hinweis an die Mauer bemängelt, möchte ich da entschieden widersprechen. Genau so etwas macht den Unterschied zwischen einem guten und einem sehr guten SR aus. Ein guter pfeift genau nach den Regeln. Ein sehr guter erkennt schon, wo Regelverstöße drohen könnten und greift vorher ein. Das ist doch bei Foulspielen genauso. Wenn einer mit Karacho reingrätscht und sauber den Ball spielt, kriegt er von mir im Vorbeilaufen bei nächster Gelegenheit auch gesagt, dass er da ganz dicht an einer Karte steht, wenn er den Gegner dabei nur berührt. Webbs Handeln hier ist also im Sinne eines reibungslosen Spielverlaufs, der jedem SR wichtiger sein muss als hinterher den Besserwisser zu markieren (auch wenn es in Form einer richtigen Entscheidung geschieht).



    Zweitens möchte ich den schwedischen SR Jonas Eriksson mal explizit loben. Wenn eine Saison lang in der Bundesliga durchweg so gepfiffen würde wie am Mittwoch, wäre man einen Großteil der nervigen Schauspielerei los. Eriksson hat im Spiel D-NL konsequent nur klare und eindeutige Foulspiele geahndet. Einige Experten, die immer mal wieder einfädeln, sich in den Gegner hineindrehen oder einen leichten Rempler zum Sturzflug nutzen, hatten hier keine Chance. Leute wie Özil oder Sneijder haben anfangs noch erstaunt geschaut oder leicht reklamiert, wo denn der Pfiff bleibt. In der 2. HZ war davon nichts mehr zu sehen. Da hat jeder die Zweikämpfe angenommen statt auf einen Pfiff zu hoffen. Das war eine Spielleitung im Sinne eines körperbetonten Fußballspiels. Bezeichnend, dass der Reporter schon in der 1.HZ bemerkte, wie wenig das Spiel unterbrochen war. Leider hat er den Grund dafür nicht erkannt. Für mich war das die beste SR-Leistung, obwohl auch viele andere (Stark, Webb, Kassai, Thomson, Cakir) richtig stark waren.