Beiträge von redrefer

    Ich war vor sehr langer Zeit einmal Teil einer Forschungsgruppe im Elitebereich der FIFA bei diesem Thema. Begleitet wurde das von einer Madrider biometrischen Videoperformance Gruppe, die 3D Bilder liefern konnte.


    Man hat uns damals unglaublich oft mit Videoszenen bei knappen Abseitssituationen konfrontiert. Die Fehlerquote war am Anfang ungewöhnlich hoch. Wie bei einem Computerspiel beginnt man aber mit der Zeit Abläufe zu automatisieren. Man bekommt Gefühle darüber was könnte stimmen und was nicht. Man konfrontierte uns danach mit solchen knappen Situationen auch real mit spanischen 3 Liga Fußballern unter Videobeobachtung und sofortiger Auflösung.


    Über die Jahre gewann fast jeder von uns Trefferquoten, die fast unheimlich waren im Vergleich zum Ausgangspunkt und Kollegen zuhause, wenn er fleissig übte.


    Was passiert in der Praxis? Der Mensch kann zwar faktisch kein reales, exaktes Bild der Situation zur Entscheidung fassen, aber er kann den Fehler des Auges in so einer Situation interpolieren. Er korriegiert im Kopf Dinge, die er gar nicht gesehen hat.
    Ein spezialisierter Assistent auf hohem Niveau kann so seine Trefferquote zu einem normalen Schiedsrichter um ca. 20 bis 30% steigern, was faktisch enorm ist. Wie oft hat man extrem knappe Abseitssituationen im Spiel? Manchmal hat man eine, manchmal drei, manchmal vielleicht auch mehr. Es kommt auf die Spielweise des jeweiligen Teams drauf an, auf die man sich als Assistent auch Mental einstellen kann. Spitzenmannschaften wie Barcelona und Spanien liefern hier Tempos paralell zur Situation, die einen an den Rand des leistbaren bringen. Das Problem ist oft noch größer, wenn der Gegner schwächer ist, weil es kaum Erholungsphasen für die Assistenten gibt. Hier gibt es dann knappe hot - Beurteilungen am laufendem Band. Bei ausgeglichenen Mannschaften verbessert sich die Situation.


    Man hat die Abseitsfehler seit der WM in Japan analysiert und stets verglichen. Hier gab es bei knappen Abseitssituationen stets eine massive Verbesserung von WM zu WM. Wenn man sich sehr knappe Videos ansieht, sind die Auflösungen oft chancenlos im Vergleich mit den Auflösungsmöglichkeiten eines geübten Topassistenten vor Ort.


    Trotzdem passieren auch leider manchmal totale Black Outs, mit mehreren Metern Abstand. Das hat meines Erachtens mit der mentalen Verfassung der Kollegen zu tun. Heute vielleicht auch die Ablenkung im Funkkontakt, mögliche Fehler kurz zuvor oder andere Gedankenabschweifungen.


    Jedenfalls kann man in diesem Bereich unglaublich viel tun. Die wenigsten Verbände trainieren dies, weil es mit sehr viel regelmäßigem Zeitaufwand zu tun hat.

    Das würden wir nicht machen. Sollte es Regeländerungen gegeben haben, gäbe es bei uns eine kurze Einschulung diesbezüglich und dann weiter im Getriebe, Regeltest, Fitnesstest, geht los.


    Wir haben auch schon hin und wieder E-Learning Kurse angeboten und für andere Verbände gültige Zeugnisse ausgestellt. Die Nachfrage hielt sich aber in Grenzen. Wir machen dabei natürlich zum Abschluß einen Tag, bei dem man dann die Prüfung vor Ort machen muss. Deswegen hilft es wohl auch nichts, wenn die Kollegen von weit her sind. Außerdem gibt es in einzelnen Schiedsrichtergruppen oft auch Spezialwissen im Bezug auf Bewerbsbestimmungen, sodaß oft auch Spezialregelungen für Wiedereinsteiger vorhanden sind. Leichter ist es die Kurse vor Ort zu besuchen, weil man doch sehr viel mehr Hintergrundinformationen mitbekommt und interaktives Lernen einfach leichter ist, wenn die Vortragenden gute Didaktik haben.


    Wegen dem Teilnahmeproblem bieten wir im Laufe eines Jahres immer Wochentagskurse und auch Wochenendkurse an und konnten damit in Summe die Anzahl der Kollegen steigern.

    Wir kennen diese Suderanten doch auch bei uns Schiedsrichtern. Wenns nicht mehr so läuft beginnen manche die Fehler immer bei den anderen zu suchen und werden damit immer schlimmer. Man muss sie lassen, oder irgendwann von ihrem Leiden befreien.


    Mir gefällt die Meldung oben von Kaef sehr gut und schließe mich der Reissackfraktion an.

    Ich hatte vor meiner Schiedsrichterkarriere 3 Kreuzbandrisse als Spieler. Das wichtigste ist der Aufbau der Oberschenkelmuskulatur und die Koordination der verschiedenen Muskelpartien auf wechselnde Untergrundverhältnisse. Vor einem halben Jahr Pause würde ich kein Spiel einer Kampfmannschaft pfeifen. Nachwuchs geht vielleicht schon etwa früher. Bei so einer schweren Verletzung würde ich mich sowieso in Behandlung eines Physiotherapeuten begeben. Wenn es keine Naht oder Plastik der Bänder gab, kann natürlich viel schneller wieder gelaufen werden, sobal der Erguß und die mögliche Entzündig weg ist. Hier ist aber noch wichtiger, dass die Oberschenkelmuskulatur die fehlenden Bänder ersetzen in ihrer Stabilisation. Täglich eine Stunde Radfahren wirkt hier Wunder.

    Auf FIFA und UEFA Niveau gab es schon seit dem Jahr 2008 Schulungsbeispiele auf Video, wo auf das Freistoßmanagment in Strafraumnähe hingewiesen wurde. Der Schiedsrichter sperrt bei diesen Situationen selbstständig den Ball und gibt ihn erst wieder mit Pfiff frei, wenn er die Mauer gestellt hatte in den meisten Situationen.


    Wir hatten hier früher meistens solange gewartet, bis der Stürmer den Abstand zur Mauer verlangte. Nun machen wir das ja auch endlich in unserer Bergliga richtig seit einiger Zeit.


    Nun wäre meine konkrete Frage, wie macht ihr das Freistoßmanagment im Futsal? Ist hier etwas anders?


    Zusatzfrage die mir als aktuelles Beispiel berichtet wurde: Was passiert, wenn der Schiedsrichter den Ball tatsächlich sperrt, die Mannschaft in der Zwischenzeit den Tormann tauscht? Wartet ihr ab, bis der Tormann in Position ist?


    Ich habe natürlich meine Meinungen, aber mich würde interessieren ob hier die gleiche herrscht, weil überraschend für mich ein Schiedsrichter bei uns hier auf andere Ideen kam.

    Im Bezug auf das nun erlaubte Rutschen hab ich mir jetzt schon einige Spiele bei uns auf höherem Niveau angesehen. Es wird von Zeit zu Zeit auf den Ball gerutscht. Die Spieler akzeptieren diese Spielweise ohne in der Folge unkontroilliert oder härter hineinzurutschen. Liegt wohl auch immer an den Schiedsrichtern, die sensibel auf Spieltemperaturerhöhung in diesem Bereich reagieren können. So häufig kommt es eigentlich nicht vor, weil die Spieler Schürfwunden riskieren. Die Folge ist, dass noch wesentlich weniger unterbrochen wird und das fördert natürlich den Spielfluß, der im Vergleich zum Feldfußball schon zu enormen Tempo Zeitweise führt. Langsam werde ich wirklich ein Fan von dem Sport. Ich hab nun bei uns auch am Feld sehr ähnlich nach vorne gerichtete taktische Spielweisen im Fußball gesehen. (Alles nach vorne und nicht nach hinten oder zur Seite) Die beiden Teams überragen die restlichen Mannschaften am Feld enorm durch gleichzeitiges Gruppenpressing. Kürzlich wurde sogar Bayern München mit 3:0 vom Platz bei einem Freundschaftsspiel gefegt. Die Bayern hatten in 90 Minuten kein Mittel gefunden. Der Kaiser war fuchsteufelswild. Sicher gibt es gegegen diese aus dem Futsal abgeschaute Spielweise ein Mittel, aber darauf muss man sich speziell einstellen.


    Im niedrigerem Niveau auf Landesebene wollen unsere Verbandsvertreter noch die alte Antirutschversion gepfiffen haben. Für die Topleute die beides machen ist die Umstellung natürlich ein bisschen ungut, aber in Summe funkt beides.

    Wir spielen jetzt sogar schon unser alljährliches großes Schiedsrichterhallenturnier in Futsal! Wir machen das schon das zweite Jahr jetzt. Es kam beim ersten Mal gut an.


    Man kann mit diesem speziellen Ball viel leichter umgehen, wenn man das ganze Jahr nicht soviel Ballgefühl üben kann als Pfeifenmann.


    Für die Schiedsrichter selbst, ist es eine gute Übung mit den Regeln vertrauter zu werden.

    Es gibt im Regelwerk keinen Unterschied mehr bei der Foulspielbewertung im Vergleich Fußball und Futsal seit dem Jahr 2010! Bei diesem Thema stand früher, dass der DFB glaubte es handelte sich um einen Druckfehler. Das wird aber nun international seit Jahren so gepfiffen. Sliding Tackling gibt es nicht mehr als Fehlbarkeitsgrund!


    Ich würde es so umschreiben, dass gleich wie am Feld niemals die Spielkontrolle verloren werden darf. Da wird mir bei internationalen Futsalspielen oft viel zu sehr geholzt und hat extreme Gefahr, dass danach einmal ein brutales Foul kommt.


    Rutschen an sich, ist aber kein Vergehen mehr seit 2010. Nun setzten wir das auch national um auf ausdrücklichen Wunsch der Vereine. Trotzdem gilt die für mich die Regel, wenns gefährlich wird, runter vom Gas und Pfeifen.


    Ein Beispiel vielleicht. Rutscht der Spieler nach dem Ball und sein Gegenspieler läuft neben ihm, kann das Rutschen wohl kaum gefährlich sein und das Spiel läuft weiter. Rutscht er in den Ball und der Gegenspieler hält sich dahinter auf, halte ich das für gefährlich und ein Pfiff ist von der Regel nach wie vor abgedeckt. Das machen wir aber am Feld auch so oder?


    In Deutschland hab ich hier eine Änderung noch nicht wahrgenommen!

    Da unsere Mannschaften bei internationalen Spielen Probleme mit der Auslegung des Sliding Tackels haben, wird ab der kommenden Saison bei uns wie international gepfiffen.


    Rutschen in der Halle ist ab nun erlaubt, außer es handelt sich um ein Foul wie beim Feldfußball.


    Die Regel um das Slding Tackel innerhalb der Regel 12 wurde ja vor Jahren schon aus dem FIFA Regelwerk komplett entfernt.


    Da wir in diesem Bereich eher kleinlich gepfiffen haben, wollen die Vereine nun den internationalen Level haben.

    Die Stelle findest du wahrscheinlich dort wo beschrieben steht, das bei Vereiteln eines vielversprechenden Angriffs eine Verwarnung zu geben ist. Zumindest ist das ja die Begründung der FIFA Schiedsrichterabteilung für dein Posting. Ein spezieller Teil der Regel ist das nicht. Diese Interpretation wurde schon ab 2008 bei allen Videobeispielen von FIFA DVD`s so beschrieben.


    In Österreich wurde das nun auch in die Erläuterungen zum neuen Regelbuch aufgenommen und heisst dort als Zusatz zur Regel 12 bei Punkt 3.:


    3. Absichtliches Handspiel/Halten/Unsportlichkeit
    3.1 Schuss auf das Tor:
    Wenn ein Torschuss (= Schuss auf das Tor), ohne dass es sich um das Verhindern eines Torerfolges/ offensichtliche Torchance handelt, durch ein absichtliches Handspiel vom Verteidiger „abgewehrt“ wird, ist dieser zu verwarnen. In anderen Fällen (Schuss Richtung Strafraum/Torraum – aber nicht direkt auf das Tor) ist der Verteidiger nur zu verwarnen, wenn es sich um das Vereiteln eines vielversprechenden Angriffs handelt bzw. verhindert wird, dass der Gegner in Ballbesitz gelangt.
    3.2 Absichtliches Handspiel durch den Verteidiger, wodurch verhindert wird, dass der Ball ins eigene Tor geht:
    - Hätte das Tor ohne Handspiel gezählt (z.B. nach direktem Freistoß oder Eckstoß):
    ROT wegen Verhinderung eines Tores.
    - Hätte das Tor ohne Handspiel nicht gezählt (z. B. nach Einwurf, indirektem Freistoß, Abstoß,
    SR-Ball): GELB wegen unsportlichen Handspiels.


    Bei Verhinderung eines Tores durch den Tormann steht bei uns natürlich nichts extra drinnen, weil das bei uns immer schon rot war. Ein Tormann ist ja auch ein Spieler und ist gleich zu behandeln, mit Ausnahme, dass er den Ball in seinem Strafraum mit den Händen spielen darf.

    Die Regelauslegung der FIFA war immer schon so! Da hat sich nie etwas geändert!


    Ich weiß nicht, wer die Auslegung wie wir sie bis 2010 gleich richtig wie die FIFA hatten damals plötzlich neu erfunden hat? Ich denke einmal einen Übersetzungsfehler der alten Fragen und Antworten aus dem Jahr 2009 gefunden zu haben, der Grund dazu gab. Es gibt ja keinen Text im Regelwerk, der zu dieser Auflösung führt. Da wird man viele Fragen erfinden können, die nicht abgedeckt sind. Anfragen bei der FIFA wurden früher oft nicht beantwortet. Es gibt keinen Sprecher oder eigene Abteilung des IFAB. Man hat nur das Glück, wenn man einen Kollegen aus der Schiedsrichterabteilung kennt und aus dieser Richtung Hinweise gemacht werden. Dort gibt es ja Ausbilder, die Unterlagen haben und auch etwas mehr ausgebildet sind als Otto Normalverbraucher. Aus diesem Grund muss man ableiten. Erläuterungen der National- und Kontinentalverbände sind diesbezüglich aber eigentlich ausdrücklich verboten, sagt das IFAB Board und hat vor 2011 darauf hingewiesen und sogar die UEFA ermahnt.

    Ich kann euch beruhigen, da man bei uns die Abseitsregel schon bisher so ausgelegt hatte, dass das in der Praxis keine größeren Probleme machen wird.


    Bei uns gab es nicht einmal bei den Lehrabenden größere Diskussionen. Einziger Diskussionspunkt war immer die Beeinflussung und das wurde ja nun von der FIFA klarer bezeichnet (Zweikampf, ...Ball spielen können).

    Die Antwort ist falsch! Ich glaube wir hatten über dieses Regelproblem früher schon einmal diskutiert und ich hatte damals schon als Auflösung: "IDF am Strafstoßpunkt und gelbe Karte" als Auflösung gebracht. Wir hatten das in Österreich immer schon so im Regelbuch bis 2010. Wegen der deutschen Auslegung haben wir uns fälschlicherweise angepasst. Wobei ich auch nicht sagen kann, woher damals die alten Regelfüchse in Österreich das Wissen hatten, weil nachlesen kann man diese Antwort nicht, höchstens ableiten. Als Quelle habe ich aber im Jahr 2009 ein FIFA Seminar und den Regeltext im FIFA Futsalregelbuch des IFAB angegeben, bzw. gibt es auch eine schriftliche Anfrage der Schweiz aus dem Jahr 2012 bei der FIFA im Bezug auf diese Frage und Antwort aus der FIFA Schiedsrichterabteilung. Irgendwo muss es hier noch einen Thread dazu geben.


    Nun gibt es auch eine nagelneue FIFA Quelle für diese Antwort. Das FIFA Trivia 2013. Dieses Regelquizz ersetzt die alte FIFA Fragen und Antwortenausgabe und umfasst 983 Fragen und Antworten.


    Hier die Frage 2 aus dem aktuellem FIFA Trivia 2013 (Regel 14) Niveau 2:
    "Bei einer Strafstossausführung hat der Schiedsrichter den Ball mit einem Pfiff freigegeben, jetzt führt ein Mitspieler des vorgesehenen Schützen den Strafstoss aus. Der Ball wird nicht verwandelt. Der Schiedsrichter....."


    Die Antwort der FIFA lautet: "unterbricht das Spiel, verwarnt den Spieler wegen unsportliches Betragens und setzt es mit einem indirekten Freistoss gegen die ausführende Mannschaft von der Strafstossmarke fort."