Beiträge von Niclas

    Hallo zusammen,


    ich bin der Leiter dieser Studie und bedanke mich vorab schon für die Verbreitung, Teilnahme und Äußerung von Anregungen wie Bedenken. DANKE!


    Letztere sind wertvoll für das Projektteam Testentwicklung, das für die Studie als "Hersteller" des BIP-6F-Fragebogens verantwortlich ist, und natürlich auch für mich mit Blick auf meine Bachelorarbeit.


    Dennoch habe ich das Gefühl, dass einige Dinge missverstanden worden sind, was auch normal ist, da Euch vermutlich nicht alle Dokumente und Hintergrundinfos zugegangen sind (es wurde oben ausschließlich der Link direkt zum Fragebogen eingefügt) - diesen Dingen würde ich gern hier begegnen:


    1) Thema und Ziel der Studie


    Das Problem fängt z.T. schon im Threadtitel an. Es soll NICHT darum gehen, welcher Schiedsrichtertyp Ihr seid. Es geht stattdessen um das durchschnittliche Persönlichkeitsprofil von Fußballschiedsrichtern aus dem deutschsprachigen Raum. Typ ist nicht = Persönlichkeit (sondern etwas völlig Anderes).


    Das Ganze soll eine Art Win-Win-Win-Situation sein: Ich als Studienleiter erhalte durch Eure Teilnahme meinen Bachelor der Wirtschaftspsychologie. Wenn es nur das wäre, wäre die Befragung aber Selbstzweck. Für Euch besteht deshalb die Möglichkeit, einen wissenschaftlich fundierten Persönlichkeitsbericht zu erhalten (normalerweise mit einem Gegenwert von 80€). Das BIP-6F - das kann ich objektiv sagen, da es objektive und unabhängige Untersuchungen dazu gibt - ist der mit Abstand fundierteste und etablierteste Persönlichkeitsfragebogen mit Berufsbezug im deutschsprachigen Raum. Es erfüllt sämtliche wissenschaftliche und praxisnahe Gütekriterien. Daher ist davon auszugehen, dass Ihr einen sehr validen und zuverlässigen Bericht über Eure Persönlichkeitsstruktur bekommt. Zu guter Letzt soll die Studie, an der bisher eine hohe dreistellige Anzahl von Schiedsrichtern bis hoch in die oberen Ligen Deutschlands teilgenommen haben, auch dem DFB und den Landesverbänden dienen. Persönlichkeit ist in der Schiedsrichterarbeit auf und neben dem Platz bisher unterrepräsentiert, so dass hier ein Bedarf besteht.



    2) Vergleichsgruppe


    Auf den ersten Blick hat Manfred hier einen berechtigten Punkt angesprochen. In Euren Ergebnisberichten beziehen sich die so genannten STEN-Werte (Werte von 1-10) immer auf eine Vergleichsgruppe. Diese ist typischerweise die Gruppe von Fach- und Führungskräften (diese Referenzgruppe setzt sich aus weit über 1000 Personen zusammen, ist also extrem repräsentativ). Manfred sprach an, dass die Aussagekraft aufgrund der Wahl der Vergleichsgruppe eingeschränkt sei.


    Die Vergleichsgruppe setzt sich zu einer Hälfte aus Fachkräften (Azubis, Büroarbeiter, Sachbearbeiter.......) und zur anderen aus Führungskräften (Managementebene, aber auch Teamleiter oder Schlossermeister - also einfach jeder mit einer Weisungsbefugnis) zusammen. Also bitte nicht denken: Uuuuh, ich werde hier mit Topmanagern verglichen. Dem ist nicht so.


    Zwischen Fach- und Führungskräften ergeben sich zudem keine signifikanten Unterschiede zwischen den Ausprägungen einzelner Persönlichkeitsfaktoren - sonst würden sie getrennt abgebildet.


    Eure Antworten, die in den Bericht einfließen, beziehen sich NICHT auf die Schiedsrichtertätigkeit, so dass ein Vergleich einer Gesprächsrunde im Büro mit einem strikten Durchgreifen auf dem Fußballplatz gar nicht relevant ist. Mich interessiert, plakativ gesagt, was Ihr "für Menschen seid", "wie Ihr tickt"...und das nicht unbedingt auf dem Platz. Sondern eben vor allem außerhalb des Platzes. Zu glauben, dass Eure Persönlichkeitsausprägung gar keinen Einfluss darauf habt, wie Ihr mit mancher Situation als Schiri umgeht, ist allerdings falsch... jemand, der emotional extrem stabil ist, wird mit hoher Wahrscheinlichkeit auch robuster mit Belastungen auf dem Platz (Proteste von Spielern, Entscheidungsflut, nervende Eltern an der Seitenlinie usw.) umgehen. Um bspw. solche Erkenntnisse geht es.




    3) Welche Antworten fließen in den Ergebnisbericht mit ein?


    NUR die 60 Items, die sich nicht ausdrücklich auf die SR-Tätigkeit beziehen. Das hat einfach den Hintergrund, dass ich selbst die 24 Schiedsrichter-Aussagen entwickelt habe und diese noch nicht erprobt sind. Würden sie mit in den Ergebnisbericht einfließen, würdet Ihr u.U. verzerrte Ergebnisse (aufgrund von möglicherweise nicht funktionierenden Fragen) erhalten.



    4) Was sagen Euch also die Ergebnisberichte?


    Das BIP-6F ist zwar für den Berufseinsatz konzipiert. Es wurde allerdings schon mehrfach im Sportbereich eingesetzt und hat sich dort als positiv erwiesen (zuletzt im Jahr 2014 mit Profifußballern). Er gibt Euch also eine detaillierte, aber dennoch kurze und knappe Einschätzung Eurer Persönlichkeitsstruktur. Diese könnt Ihr nutzen - müsst Ihr aber nicht (in diesem Fall bringt Eure Teilnahme immerhin den Landesverbänden etwas, die sich Handlungsempfehlungen aus der Studie erhoffen).



    5) Zur Instruktion


    Na ja... es sollte eigentlich für jeden selbstverständlich sein, dass man sich 15 Minuten hinsetzt und den Fragebogen ohne großes Nachdenken, ohne Ablenkung und in einem durch beantwortet. Wenn gleichzeitig am Handy rumgedaddelt wird, man mal eben das Essen oder dergleichen vorbereitet, kann dies zu Verzerrungen führen. Die Antwortzeiten fließen nicht in den Ergebnisbericht ein, sondern ausschließlich Eure Antworten. Ob jetzt "spontan" das richtige Wording ist, das weiß ich nicht. Das BIP-6F wurde in den letzten Jahren von fast 100.000 Personen bearbeitet und ich denke, dass das Projektteam Testentwicklung sich bei der Wahl der Instruktion bemüht hat, Klarheit zu schaffen. Ich werde die Kritik dennoch gerne weiterreichen.



    Grundsätzlich könnt Ihr das Verfahren selbstverständlich gerne kritisch beäugen und Eure Bedenken anmelden - gerne auch an schiedsrichterpersoenlichkeit@gmail.com (dann bringt es einen Mehrwert auch für die Diskussion meiner Bachelorarbeit). Was ich nur unterstreichen kann, ist dennoch: Wissenschaftlich / psychologisch / statistisch ist dieses Fragebogenverfahren mit das Beste, was es auf dem Markt gibt - das ist nach zahlreichen Validierungsstudien einfach so gut wie eine Tatsache. Würde keine Aussagekraft bestehen, würde Rüdiger Hossiep nach 35 Jahren Berufs- und Wissenschaftserfahrung im Bereich der psychologischen Diagnostik das Verfahren so nicht anbieten.


    Eigentlich sollte dieser Link zur Befragung benutzt werden, hier findet Ihr nämlich auch weitere Infos:


    www.testentwicklung.de/schiri



    Vielen Dank für die Anregungen und LG! :top:


    Niclas Erdmann


    Ruhr-Universität Bochum