Warnung: viel Text!
folgendes ist in Berlin passiert: (Gott-sei-Dank nicht mir)
( im weiteren Verlauf noch wichtig, A-Junioren Bezirksliga )
15 Minuten vor Anstoßzeit: Die Gastmannschaft hat erst 6 Spieler, da kommen noch 2 angerannt.
10 Minuten vor Anstoßzeit: Der SR weist die Gastmannschaft drauf hin, dass pünktlich angepfiffen werden muss, damit der Spielplan des gesamten Tages auf diesem Sportplatz nicht aus den Fugen gerät. Antwort: "Ja, ja"
Der SR macht derweil mit der Heimmanschaft "[I]einen Deal klar", dass diese nur genausoviel Spieler auf den Platz schicken, wie die Gastmannschaft auch stellen kann - und vervollständigt sich jeweils genauso wie die Gäste. Dafür meldet er sie dann für den FairPlay Preis.
6 Minuten vor Anstoßzeit: Der SR bittet die Mannschaften zum Spiel, der Gastmannschaft wird mitgeteilt, dass sie erstmal die erforderliche Mindestanzahl von Spielern zu stellen hat, nachfolgende Spieler mögen sich bitte vor betreten des Spielfeldes bei ihm anmelden. Antwort:"Nee, wir warten noch - da kommt noch ein Auto mit 4 Spielern"
4 Minuten vor Anstoßzeit: SR pfeift im Kabinengang unüberhörbar für alle, und geht mit der Heimmannschaft Richtung Spielfeld. Da tauchen weitere Gästespieler mit Sporttaschen auf.
1 Minute vor Anstoßzeit: SR und Heimmannschaft befinden sich am Spielfeldrand und warten auf die Gäste. SR geht 150 Meter zurück zum Kabinengang - und pfeift nochmals laut und eindringlich, dass es bis zum Spielfeld zu hören ist und kommt zurück zum Spielfeld.
7 Minuten nach eigentlicher Anstoßzeit: Die Gastmannschaft kommt aus dem Kabinentrakt und trottet mit aller Zeit dieser Welt - provokativ langsam -Richtung Spielfeld.
10 Minuten nach eigentlicher Anstoßzeit: Ausrüstungskontrolle der Gastmannschaft, Einlaufen der Mannschaften.
12 Minuten nach eigentlicher Anstoßzeit: Spielbeginn
Ich unterhalte ich mich während des Spiels draußen u.a. mit dem Betreuer der Gastmannschaft. Der beruft sich auf sein "Recht" nach der Spielordnung, dass man ja schließlich 15 Minuten Zeit hätte.
Zitat
§ 17
Spielansetzungen
...
5. Tritt eine Mannschaft nicht pünktlich an, sind die anwesenden Aktiven
verpflichtet eine Wartezeit von 15 Minuten einzuhalten.
Wie das Leben nun so spielt, erscheinen in der 75 Spielmínute die Spieler und der Schiedsrichter des nachfolgenden Spiels.
( für die Entscheidungfindung : Senioren - Landesliga )
ca. in der 79 Spielminute - während einer Spielruhe pfeift der SR des Seniorenspiels mit Doppelpfiff, wobei die Spieler der Senioren daraufhin das Spielfeld betreten. Der SR des Seniorenspiels geht zum SR der zu diesem Zeitpunkt erst unterbrochenen Partie und wechselt mit diesem ein paar Worte.
Nun bricht der SR des A-Jugend Spiels die Partie mit Doppelpfiff ab - und bittet wie in Berlin üblich die Mannschaften zum Sportgruß in die Mitte.
Zu diesem Zeitpunkt lautet das Ergebnis 3:1 für die Gastmannschaft.
Der SR des Seniorenspiels ließ sich von den Spielern überzeugen, das Landesliga schließlich höher sei wie Bezirksliga, und deshalb das laufende Spiel für den pünktlichen Spielbeginn der "höherklassigen Mannschaft" abzubrechen sei.
Soweit ja ganz richtig, aber weder der SR der Senioren noch die Spieler hatten wohl die Spielordnung dabei.
Zitat
§ 17
Spielansetzungen
....
9. Verspätet begonnene Spiele sind vom Schiedsrichter zum pünktlichen Beginn des nächstfolgenden Spieles des gleichen Vereins einer ranghöheren Mannschaft abzubrechen.
So weit - so gut - so richtig.
Nur hätten die schon mal §17 Punkt 9 bis zum Ende lesen sollen.
Zitat
Es gilt die Rangfolge von oben nach unten:
a.a) 1. und aufstiegsberechtigte 2. Herren bis einschl. Bezirksliga
a.b.) 1. Frauenmannschaften Verbandsliga
a.c.) 1. und aufstiegsberechtigte 2. Herrenmannschaften ab Kreisliga A
b) A, B und C-Junioren Verbandsliga
c) Frauen Landesliga und Bezirksliga
d) Frauen 7er
e) 1. A bis D-Junioren alle restliche Spielklassen
f) untere A bis D-Junioren alle restlichen Spielklassen
g) untere ab 3.Herren
h) Senioren
i) Alt-Liga
j) 1. E bis F-Junioren
k) untere E- bis F-Junioren
l) Alt-Liga Ü 50 und Ü 60
Alles anzeigen
- ups ! Shit happens !
Rein rechtlich gesehen hätte der SR das Spiel beenden müssen, und die Senioren hätten warten müssen, da sie in der Rangfolge hinter den A-Junioren stehen.
Nun denn, abgebrochen ist abgebrochen.
Nun kam was kommen musste, das Sportgericht wertete das Spiel mit 6:0 als gewonnen für die Heimmannschaft. Rechtsgrundlage hierfür ist wohl
Zitat
§ 17
Spielansetzungen
...
6. Tritt eine Mannschaft verspätet an und wird das Spiel ordnungsgemäßdurchgeführt, so wird das Spiel mit dem erzielten Ergebnis gewertet.
7. Pflichtspiele die wegen verspäteten Beginns nicht über die gesamte vorgeschriebene Spielzeit ausgetragen werden, sind nach dem Verschuldungsprinzip von der spielleitenden Stelle zu werten.
und
Zitat
§ 21
Spielwertung in besonderen Fällen
...
4. Ein Spiel wird einer Mannschaft als verloren und der anderen Mannschaft als gewonnen gewertet, wenn sie
...
f) durch eigenes Verschulden so spät antritt, dass das Spiel nicht ordnungsgemäß zu Ende geführt werden kann, oder wenn sie die Durchführung eines Pflichtspieles unsportlich verhindern.
Nun rief mich besagter Junioren-SR an, dass es in der nächsten Woche eine Berufungsverhandlung vor dem Verbandsgericht geben würde. Ein Blick auf die Tabelle zeigt mir auch den Grund:
Die 3 Punkte könnten der Gastmannschaft u.U. jetzt zum Aufstieg fehlen.
Obwohl der Spielabbruch nach der Spielordnung eigentlich nicht angezeigt war, bin ich dennoch der Meinung, dass es keine Wiederholung geben dürfte.
Grund hierfür wäre das schuldhafte Verhalten der Gastmannschaft, die pünktlich hätte beginnen können - aber eben nicht wollte.
(Anders sähe es vielleicht aus, wenn z.B. durch höhere Gewalt die erforderliche Mindestanzahl der Spieler zu Spielbeginn nicht hätten gestellt werden können)
Die entsprechenden Abschnitte der Spielordnung sagen ja auch aus, dass so zu werten ist, wenn das Spiel nicht ordnungsgemäß bis zum Ende durchgeführt worden ist. Die Frage, warum das Spiel nicht ordnungsgemäß zu Ende geführt worden ist stellt sich ja primär hier garnicht.
Eigentlich liegt auch kein Regelverstoß vor, denn das Spielergebnis wurde ja nicht unmittelbar beeinflusst. 3:1 bleibt 3:1.
Das das jetzt nach dem Verschuldungprinzip anders gewertet wird ändert ja nichts am Spielergebnis - sondern lediglich an der Wertung.
Fazit:
Letztendlich sind dem Schiedsrichter bei allgemeiner Wiedersätzlichkeit der Spieler - hier vor Spielbeginn - die Hände gebunden.
Kommen die verspätet zum Anpfiff, und der SR hat z.B. einen dringenden Termin - und pfeift desswegen ein verspätet begonnenes Spiel früher ab, müsste ebenso nach dem Verschuldungsprinzip gewertet werden.
Mal sehen, wie das Verbandsgericht urteilt.