Zunächst einmal Cool, hier einmal von einer ersten Video-SR Entscheidung zu hören.
Was mich stört: Habe ich es richtig verstanden, das es 3 Minuten gebraucht hat um diese Entscheidung zu finden?
Was mich zu einer weiteren Fragestellung anregt, die ich schon einmal an anderer Stelle gestellt habe.
Offenbar (so lese ich dies zumindest aus dem Artikel heraus) befand sich der gefoulte Spieler in einer Abseitsposition.
Das wirft erneut eine generell Frage bezüglich der Abseitsbewertung auf, die ich nochmals in Form einer Regelfrage stellen möchte.
ZitatDer im Abseits befindliche Spieler versucht den Ball zu erreichen und wird durch Foulspiel daran gehindert. Da zum Zeitpunkt des Foulspiels noch unklar ist ob der Spieler auch in´s Spiel eingreift bleibt der Abseitspfiff zunächst aus.
Um es auf diese Situation einmal anzuwenden, die ich folgendermaßen anpasse und vereinfache:
Hypothese A:
Bleibt das Foulspiel aus, kann der Stürmer den Ball vor dem herauslaufendem TW erreichen. Es entsteht eine strafbare Abseitsposition.
Hypothese B:
Durch das Foulspiel kann der Stürmer den Ball nicht mehr erreichen und er TW sichert diesen. Also Strafstoß? (Disziplinarstrafe lasse ich mal weg weil für die Diskussion unerheblich)
Nun könnte ich wie folgt (Regeltechnisch) argumentieren:
- Weil das Spiel nicht unterbrochen ist findet das Foulspiel vor dem eintreten der strafbaren Abseitsposition statt. Die strafbare Abseitsposition kann auch gar nicht mehr eintreten, da der TW den Ball sichert.
- Da der Stürmer -aus sicht des Verteidigers- einen Versuch unternimmt den Ball zu erreichen wird aus dem Foulspiel, ein durch den Verteidiger "durch Foulspiel provozierter" Eingriff in das Spiel. Der Verteidiger muss schliesslich nicht wissen ob eine Abseitsposition vorliegt oder eine strafbare Abseitsposition eintreten könnte. (das habe ich mit dem Arbeitsbegriff schwebendes Abseits in meinem Beitrag beschrieben)
- Gerade weil es den Verteidiger nichts angeht ob eine Abseitsposition strafbar ist oder werden könnte läuft für ihn das Spiel bis zur Unterbrechung durch den SR weiter. Somit wird so lange auch eine Unsportlichkeit mit einer Feldstrafe geahndet.
Was denn nun?
Dies bringt mich abschliessend zu meinem Hauptkritikpunkt am Videoschiedsrichter, die ich hier einmal anhand eines Beispiels exemplarisch plakativ und vor allem rein Rhetorisch darstellen möchte:
ZitatBei der Überprüfung von Videobildern stellt der Video-SR ein Foulspiel im Strafraum fest welches mit Strafstoß zu ahnden wäre - dies hat der "Feld"-SR offenbar nicht gesehen oder eben anders beurteilt.
Gleichzeitig stellt der Video-SR aber bei Sichtung der Videobilder in der Entstehung dieser Strafraumsituation unmittelbar vorher weitere Regelverstöße fest, die ebenfalls vom Feld-SR falsch beurteilt wurden.
Wenn ein einziger dieser Regelverstöße vorher geahndet worden wäre, wäre es überhaupt nicht zu dieser Strafraumsituation gekommen.
Bezugnehmend auf dieses - wohlgemerkt absichtlich plakativ dargestellte - Beispiel stelle ich die Frage, welche Regelverstöße der Video-SR noch zeitlich und situativ berücksichtrigen soll und welche nicht.
Mit der den Begriffen
- unmittelbar oder
- zur Entstehung der Situation zugehörig
gebe ich mich hierbei nicht zufrieden, denn diese Begriffe sind sowohl zeitlich als auch situativ dehnbar.