Beiträge von Black Icebear

    Wenn wir jetzt schon die juristischen Begriffe definieren, dann bitte genau:


    *klugscheiß Modus an*



    Eine Soll-Vorschrift gebietet ein Verhalten, schreibt es aber nicht zwingend vor, d.h. man muss sich nicht daran halten.
    Im Gegensatz hierzu steht die Muss-Vorschrift. Diese gebietet ein Verhalten und schreibt die Einhaltung der Norm zwingend vor.
    Andere Formulierung einer Muss-Vorschrift ist "... hat zu machen".
    Schließlich gibt es noch Kann-Normen. Diese finden sich häufig im Verwaltungsrecht und geben der handelnden Behörde einen gewissen Entscheidungsspielraum (sog. Ermessen).


    Sprich: Die 30 Minuten sind eine Orientierung. Bei 30 Minuten ist nicht die zwingende Grenze zu ziehen.

    Bei Europameisterschaften gelten glaube ich "eigene Regeln" ;)
    Da sitzen ja auch immer UEFA-Vertreter "griffbereit", die befugt sind, schnell derartige Entscheidungen zu treffen. Von daher denke, ich, dass ein Protest keinen Erfolg haben würde.


    Zu deiner Frage:
    Diese Erläuterung ist meiner Meinung nach bewusst frei interpretierbar formuliert worden.
    Fängt an mit dem Wörtchen "soll 30 Minuten nicht überschreiten". Bedeutet: Nach Möglichkeit nicht mehr, es ist aber auch nicht zwingend. Dann würde da ja "muss" stehen.


    Nun würde ich die Formulierung "wenige Minuten" immer dem Einzelfall nach interpretieren. Wenn nach 30 Minuten nicht absehbar ist, dass es weitergehen kann, weil es noch aus Eimern schüttet, dann ist es vorbei.
    Wenn aber nach 40 Minuten (und natürlich das Spiel nicht von uns schon abgebrochen wurde!!) sich ein Wetterwechsel abzeichnet, weil es weniger regnet oder die Sonne wieder hervorkommt, dann kann es auch - meiner Meinung nach - nach 45 oder 50 Minuten weitergehen. Aber halt auch nur dann, wenn sich der Wetterwechsel rechtzeitig abzeichnet. Kommt sehr auf den Einzelfall des Wetters an.


    Wenn eine Mannschaft nach 40 Minuten meint, Besseres zu tun zu haben, provozieren sie meiner Meinung nach einen Spielabbruch, sofern du als SR dich entscheidest, das Spiel fortzusetzen.
    Eigentlich könnte die Mannschaft, wenn sie eine vernünftige Zeitplanung vorzuweisen hat, nicht so zeitnah nach dem Spiel Besseres vor haben.
    Plant man den "Worst case", kommen da ja erst einmal 45 Minuten verspäteter Spielbeginn. Dann ca. 30 +- Minuten Unterbrechung, sind wir schon bei über einer Stunde Verspätung, mit der immer zu rechnen ist (auch wenn mir klar ist, dass beides gleichzeitig sehr unwahrscheinlich ist ;) )


    Und da wir Teil des DFB sind, entscheiden wir natürlich nach der DFB-Richtlinie, egal, was in der Ukraine abgelaufen ist.

    Ergo hat die Heimmannschaft andere Trikotfarben für seine Mannschaft bereitzuhalten. [...]

    Das kann man nicht pauschal stehen lassen. In den meisten Verbänden wird es wohl so sein, aber:
    In Schleswig-Holstein beispielsweise besteht die Regelung, dass auf Verbandsebene die Gastmannschaft bei Trikotgleichheit wechseln muss.
    Das ist, da der Heimverein ein Recht auf seinen Trikotsponsor hat, da der meist ne Verbindung zum Heimspielort, nicht aber zum Gastspielort hat.


    Dementsprechend müssen sie zwei verschiedene Trikotsätze dabei haben.

    Man muss solchen Äußerungen auch Aufmerksamkeit schenken. Zumindest als DFB ist man in der Pflicht, hier den SR zu schützen und dem Spieler Grenzen aufzuzeigen.
    Wenn hier gar nichts nachkommt, im Sinne von "Viel Sehen, wenig Hören" haben wir das Gegenteil zur Folge: Es gibt Nachahmer, die das machen. Der Spieler letzte Woche durfte das ja auch Schreiben. Und schon haben wir eine ganz neue Art an Schiedsrichterkritik. Das muss der DFB gleich im Keim ersticken.
    Dazu kommt dann die Frage: Wo soll man die Grenze ziehen? Beleidigende Äußerungen in Zeitung und TV sind verboten, bei Facebook und Twitter - die nunmal zu den modernen Medien zählen und öffentlich sind - nicht?


    Allerdings denke ich auch, es sollte nicht zu übertrieben sein, also eine Geldstrafe langt.
    Vorfälle aus anderen Ländern sollten ebenfalls nicht einbezogen werden, die fallen gar nicht in unsere Rechtsebene.

    Ich habe auch von einem mir bekannten Bundesliga-SRA ähnliches wie ihr gehört: Da oben ist der Umgangston sehr rau.
    Aber: Man dürfe sich von Spielern ja auch nicht alles gefallen lassen.


    Nachdem ich dies erfuhr, habe ich mit der Zeit eine andere Art beim Pfeifen entwickelt und ausprobiert:

    Wie es in den Wald hineinschallt, so schallt es heraus.

    Wahre, wirksame Worte.
    Ich gebe zu, dass auch ich in den Verbandsklassen gerne mal deutlich und "Tachilles" rede, wenn ein Spieler mich anschreit. Da kommt ein "Klappe zu!" oder "Schnauze!" schonmal vor. Die Reaktionen sind häufig ähnlich: Der Spieler ist nicht begeistert, die Worte zeigen jedoch Wirkung. Er war vor meinem Spruch eh schon sauer auf mich und ich will auch keinen Wettbewerb als beliebtester SR gewinnen. ;)
    Oberstes Gebot dabei: Es darf nie beleidigend werden. Aber am Rande darf es notfalls sein.
    Ich ertrage dann natürlich auch mehr von den Spielern und kommentiere nicht alles gleich mit gelb.


    Man kann aber auch hier - wie schon im Thema mit den Standardsprüchen von anderen erwähnt - nicht sagen, dass dies pauschal gemacht werden kann.
    Es kommt immer auf das Spiel und den Spieler drauf an, ob es angewendet werden kann. Ich fahre mit dieser Methode übrigens gut, es zeigt Wirkung und auch Beobachter merken dies nicht negativ an! Aber natürlich ist man, solange es möglich ist, freundlich und nett!


    Ich bin überzeugt, diese Handlungsweise wirkt, weil der Mensch häufig die Sprache versteht, die er selbst spricht.
    Das gilt für Sportler ebenso wie für jeden anderen. Ist jemand höflich, ist man selbstverständlich zu ihm auch höflich. Ist er es nicht, werden höfliche Worte mit ziemlicher Sicherheit nicht wirken. Hier kommt also der oben zitierte Wald wieder ins Spiel. Ist ein psychologisches Phänomen. ;)
    Aber nun kommt auch der nächste Faktor ins Spiel: Das ist meine Art, die zu mir als Typ passt. Andere fahren anders gut.
    Einige Forenuser werden jetzt auch mit Sicherheit aufschreien: "Kannst du doch nicht machen! Habe ich kein Verständnis für!" - Weil ihr vermutlich eine andere Linie fahrt und auch mit dieser gut fahrt. Finde ich auch gut! :top:

    Eine Politikdiskussion, wie schön. :D
    Da steige ich mal voll mit ein :top:


    Einerseits ist es richtig, dass bei solchen Sportveranstaltungen der Sport, das Event und der Spaß im Vordergrund stehen sollen, so wie Schiriassi schreibt.


    Andererseits präsentiert sich ein Gastgeberland durch diese Veranstaltung international und möchte natürlich gut dabei hervorkommen.
    Genau wie bei Messen, Preisverleihungen oder anderen Sportevents.
    Für uns "einfachen Bürger" hat ein Event den Unterhaltungscharakter, das Politische ist für uns nicht sichtbar.


    Aber genau wie es auffällt und beobachtet wird, ob der Bundestrainer bei einem Bundesligaspiel im Stadion sitzt, der DFB-Präsident bei der Veranstaltung teilnimmt oder auch ein Verbandspräsident bei einem einfachen Verbandssportturnier anwesend ist: Durch diese Anwesenheit wird Wichtigkeit und Aufmerksamkeit signalisiert.
    Das gleiche gilt für Politiker. Sind Politiker fremder Länder bei einer Veranstaltung, hat dies Symbolcharakter. Der fremde Staatschef lässt sich von seinem gastgebenden Kollegen dessen Land präsentieren, zumeist im positiven Sinne. (Welcher Staatschef möchte auch die negativen Seiten seines Landes präsentieren und dadurch Schwäche zeigen?)


    Ohne dass ich mich in das Thema Timoschenko eingelesen habe und es daher hier nicht werten werde mangels Ahnung:
    Durch einen Boykott von Spitzenpolitikern bei einer solchen Veranstaltung möchten diese der ukrainischen Regierung gar nicht erst die Bühne geben, sich gut darzustellen, wenn die wahren Verhältnisse außerhalb der Stadionmauern vielleicht ganz anders aussehen. Würden diese Politiker sich die Spiele im vollen Zuge ansehen, könnten zwei Eindrücke entstehen:
    - für die die Informationen über das Thema haben: Warum interessieren die Missstände in dem Land unsere Politiker nicht, so dass sie sich lieber Sport ansehen? Stichwort: Augen verschließen
    - für die die keine Informationen haben: Scheint da doch alles in Ordnung zu sein, schließlich feiern da ja alle zusammen.
    (das ganze jetzt mal platt ausgedrückt)


    Durch eine solche Aktion wird der ukrainischen Regierung also ein klares Symbol gegeben:
    Den deutschen Politikern fallen Missstände auf, diese heißen sie nicht gut und daher werden sie nicht so tun, als sei alles in Ordnung.


    Daher finde ich zumindest das Mittel, eine Sportveranstaltung zu meiden, um ein politisches Zeichen zu setzen, nicht verkehrt.
    Für Politiker ist ein solcher Stadionbesuch nämlich nicht nur Freizeit, sondern eben tatsächlich auch ein politischer Termin.


    Meine These: Fußball ist wie fast jede öffentliche Großveranstaltung für gewisse Personenkreise eben auch Politik.



    Nichts halten würde ich aber beispielsweise von der Variante, dass man sich keine Spiele mehr im TV ansieht oder gar eine TV-Übertragung abgesagt wird
    (Bevor einige jetzt erschrocken aufschreien: Das steht alles nicht zur Debatte! :o). Denn da würden nicht die gastgebenden Politiker, sondern die Spieler bestraft werden. Ob aber nun Politiker XY im Stadion ist oder zuhause hinter dem Fernseher sitzt und dort Daumen drückt (was sicherlich auch Kanzlerin und alle fußballinteressierten MinisterInnen tun werden), interessiert den einzelnen Spieler wahrscheinlich herzlich wenig. Er nimmt ihn während des Spiels ja eh nicht wahr.

    Das ist ja alles sehr schlüssig, aber mir stellt sich jetzt noch die Frage:


    Die Torrichter haben dennoch wahrscheinlich keine optische Möglichkeit, ein Zeichen zu geben?
    Der SR hat seine Pfeife und signalisiert Sachen durch Pfiffe und anschließende Handzeichen. Der SRA hat seine Fahne und zeigt damit Sachen an.
    Und der Torrichter? Bleibt dem dann tatsächlich nur der Sprechfunk zum SR? Was passiert denn, wenn dieser ausfällt?