Beiträge von dennosius

    Ich habe ja im dortigen Thread die DFB-Regelauslegung zitiert.


    Demnach ist es eine Pflichtverwarnung, wenn der Spieler den Freistoß ausführt, nachdem er um das Stellen der Mauer gebeten hat.


    Wenn der SR den Ball aus anderen Gründen gesperrt hat, ist es keine Pflichtverwarnung (es sei denn, der Spieler hat zusätzlich, wie im dortigen Thread, um das Stellen der Mauer gebeten).


    Die Verwarnung hängt dann davon ab, ob man das im Einzelfall für unsportlich hält, z.B. wegen Spielverzögerung. Ist das Überhören des Pffifs einigermaßen glaubhaft, würde ich dafür tendenziell keine Verwarnung aussprechen.

    DFB-Erläuterung zu Regel 13 (Regelheft S. 98):
    Fordert die zum Freistoß berechtigte Mannschaft die Einhaltung der
    9,15-m-Entfernung vom Ball, soll der Schiedsrichter die Entfernung feststellen,
    aber durch ein unmissverständliches Zeichen verhindern, dass der
    Freistoß vor der Freigabe des Balles ausgeführt wird. Wird der Freistoß
    trotzdem ausgeführt, so ist er zu wiederholen und der schuldige Spieler ist
    zu verwarnen
    .


    Es war also eine Pflichtverwarnung.


    Mit etwas Glück wärst Du an einen Schiedsrichter geraten, der trotzdem keine :gelbe_karte: gezeigt hätte (jedenfalls wenn sie zu Gelb-Rot führt), auch weil die dadurch eintretende Spielverzögerung bei Rückstand Dein Problem ist. Aber beschweren kannst Du Dich nicht.

    In diesem Fall halte ich das Befragen des schuldigen Spielers für keine gute Idee. Dazu ist die Motivlage dafür, das eine oder das andere zu sagen, zu verworren.

    Zitat von Mark;159367

    Die einzige Ausnahme, wo ein versuchtes Handspiel mit Gelb geahndet werden muss, ist glaube ich, wenn eine Stürmer versucht mit der Hand ein Tor zu erzielen.


    Meinst Du mit "Versuch", dass das Tor trotz Handspiels nicht erzielt wird, oder dass der Ball gar nicht mit der Hand berührt wird? Im ersten Fall bestehen m.E. an :gelbe_karte: keine Zweifel, der zweite Fall ist nicht strafbar. Wenn der Ball nicht mit der Hand berührt wird, liegt auf keinen Fall strafbares Handspiel vor.

    Die Anweisung bei uns für die Japan-Schweigeminute war: Anpfeifen, abpfeifen (vor Anstoß, darüber natürlich die Mannschaften informieren, damit nicht losgespielt wird), Schweigeminute, wieder anpfeifen.


    In Ermangelung eines Stadionsprechers habe ich nach dem Pfiff zu Beginn der Schweigeminute kurz einen Satz gesagt.

    Diese "Patenschaft" für's erste Spiel gibt es bei mir im Kreis auch, und es hat mir sehr geholfen. Man bekommt sofort (in der Halbzeitpause) Feedback - insb. zum Stellungsspiel - und kann es gleich besser machen. Man kann das vorher stundenlang theoretisch pauken, aber das direkte Feedback im "Ernstfall" ist tausendmal wertvoller.


    Einen Jung-SR so bloßzustellen, geht mal gar nicht. Wahrscheinlich wird er nicht den Mut aufgebracht haben, das im Spielbericht zu vermerken. Aber die Initiative über dem Obmann ist sicher eine gute Idee.

    Ich nehme an, Du meinst die persönlichen Strafen und nicht die Spielstrafen.


    Dazu hat der DFB-Justiziar hinsichtlich des Spiels St. Pauli gegen Schalke gesagt, dass die persönlichen Strafen bestehen bleiben, mit dem Hinweis, das werde immer so entschieden (was wohl darauf hindeutet, dass das nirgendwo steht).


    Die Frage, ob das anders ist, wenn das Spiel wiederholt wird, weiß ich nicht.


    Kommt es bei der gelben Karte überhaupt darauf an? Dass die in dem Sinne stehen bleibt, dass der Spieler vorbelastet ins Wiederholungsspiel geht, kann ich mir nicht vorstellen.


    Bei der roten Karte besteht jedenfalls bei Tätlichkeiten, Beleidigungen etc. m.E. kein Grund, von einer Sperre abzusehen - anders vielleicht bei nur auf das Spiel bezogenen Vergehen ("Notbremse").

    Wenn es kein neutraler SRA war und Du den Ball nicht hinter der Linie gesehen hast, hast Du alles richtig gemacht - bis auf die Tatsache, dass Du vergessen hast, den nicht neutralen SRA anschließend (ggf. unter Androhung der Absetzung) darauf hinzuweisen, dass er nur anzuzeigen hat, ob der Ball im Aus war und sonst gar nichts.


    Zitat von Manfred;159325

    Solange der Spieler nicht mit Sicherheit davon ausgehen kann, dass der Ball im Tor war, ist m.E. sehr wohl die Unsportlichkeit zu ahnden, denn genau die Begehung einer solchen ist dann seine Absicht


    Wenn Du auf den Zeitpunkt vor dem Überqueren der Torlinie abstellst, liegt nur versuchtes Handspiel vor, und versuchtes Handspiel ist nicht strafbar.
    Wenn Du auf den Zeitpunkt nach dem Überqueren der Torlinie abstellst, liegt eine Spielruhe vor, in der das absichtliche Berühren des Balls mit der Hand nicht strafbar ist. Ob der Spieler weiß, dass Spielruhe ist, spielt (hier und auch sonst) keine Rolle.


    Allein den Vorsatz kann man beim Handspiel nicht bestrafen. Selbst wenn der Spieler mit der Hand geradezu in Torwartmanier zum Ball hechtet, ihn aber nicht berührt, gibt es deswegen (m.E. leider) weder eine Spiel- noch eine persönliche Strafe - egal, ob dann ein Tor fällt oder nicht.

    Ich denke, Mark hat die Schilderung so verstanden, dass das Handspiel erst erfolgte, nachdem der Ball hinter der Linie im Tor war. Dann war es ein Handspiel, als der Ball gar nicht mehr im Spiel war, und das ist - wie Mark richtig sagt - nicht strafbar (und schon deswegen nicht unsportlich).


    Ob die Ausgangsschilderung so zu verstehen war, weiß ich nicht. Denkbar.

    Wenn "Sa" Schiedsrichterassistent (neutral) heißen soll, hättest Du das Tor vor Ausführung des Strafstoßes noch geben können (bzw. müssen, es sei denn, Du wolltest ihn hinsichtlich der Tatsache, dass der Ball hinter der Linie war, überstimmen). Du kannst Entscheidungen korrigieren, solange der Ball nicht wieder im Spiel ist. Dann wäre die richtige Entscheidung Tor, Verwarnung und Anstoß gewesen.

    Soweit ich das verstanden habe, dient der Sicherungsfonds nur dem Ziel, dass sie diese Saison überhaupt noch über die Bühne bekommen, ohne den Spielbetrieb einstellen zu müssen. Und die Rückzahlung wäre Lizenzauflage für die nächste Saison (ob das nur für die DFL-Lizenz gilt, die sie wohl ohnehin nicht brauchen werden, weiß ich nicht).

    Ausgerechnet französischen Polizisten das Niederknüppeln von deutschen Fußball"fans" nahezulegen, ist eine (hoffentlich unabsichtliche) Geschmacklosigkeit.


    Letztlich ist anzunehmen, dass dafür angesichts der Popularität des Fußballs der politische Wille fehlen wird. Der Unterschied zu Demonstrationen ist übrigens, dass dabei ein besonderes Grundrecht ausgeübt wird, bei Freizeitveranstaltungen hingegen nicht (näheres kann man zur Finanzierung der Love Parade in Berlin nachlesen).


    Am Ende kann es uns egal sein, ob wir die Polizeieinsätze über die Steuern einerseits oder über Eintrittspreise/Rundfunkgebühren andererseits letztlich bezahlen.

    Zitat von flitzpiepe;159114

    Die FIFA hat hier leider eine Grauzone geschaffen.



    Sieht wohl so aus.


    SR-Zeitung 3/2010, S. 27 ("kein Rückpass von Ribéry") spricht hier eher gegen einen Rückpass - der Beschreibung nach war das aber ein ausgerutschter hoher Ball über den halben Platz. Andererseits kann ich mich an eine Frage aus einem Regeltest erinnern, wo der Ball irgendwo in den Strafraum zurückgespielt wird, so dass der Torwart erst 10m laufen muss - das sollte dann strafbarer Rückpass sein.


    Die "Absicht" ist beim Rückpass manchmal eben genauso schlecht feststellbar wie beim Handspiel. Ich hätte in der Situation (die aus dem Ausganspost, nicht die mit Ribéry) wohl Rückpass gepfiffen. Für mich macht den Geist der Regel aus, dass die verteidigende Mannschaft nicht kontrolliert hintenrum spielen können soll, ohne Gefahr zu laufen, dass der Torwart unter Druck gerät.

    Zitat von Schiriassi;159017

    In diesem Fall kann es ausschließlich die :rote_karte: geben, da der Spieler von hinten umgensenst wird!


    Es geht hier um die Torchanceverhinderung, nicht um die Art des Fouls.


    Linus
    Danke, endlich mit Quelle.


    Das muss man wohl so zur Kenntnis nehmen und befolgen. Bin der gleichen Meinung wie Schiriassi: "crime does pay", schade. In Übereinstimmung mit der FIFA-Anweisung vermag ich das nicht zu bringen. Aber auch die DFB-Regelpäpste sind nur Menschen, und versuchen außerdem vielleicht, eine ungeliebte Regel durch entsprechende Auslegungen erodieren zu lassen. Ändert aber nichts daran, dass das für uns so gilt.


    Zitat von Matze;159029

    Also, wenn ihr mich fragt: Wenn nach einer "Notbremse" trotzdem eine Torchance entsteht, war das Foul für mich keine Notbremse. Notbremse ist nämlich ein verallgemeinerter Ausdruck für "Vereiteln einer Torchance".


    Wie mein Beispiel zeigt, ist Raum für den Fall, dass die ursprüngliche Torchance "drei Nummern besser" als die neue (Vorteils-) Chance gewesen wäre, der Verteidiger sich also einen unsportlichen Vorteil verschafft.


    Allein die von mir zitierte FIFA-Anweisung spricht ja eigentlich dagegen, denn die geht davon aus, dass bei Vorteil (d.h., es bleibt eben eine Chance erhalten) nur unter Umständen auf Gelb reduziert wird. Wäre die FIFA der Meinung, dass bei Vorteil nie rot gezeigt werden kann, hätte sie nicht diese Anweisung geschrieben. Der DFB sieht es offenbar anders.

    Zitat von Manfred;158984

    Mit dem und liegst Du falsch.


    Wie kann ich denn mit etwas falsch liegen, das ich wörtlich aus dem Regelheft zitiert habe? Bitte lies doch mal selbst auf S. 92 nach.



    Zitat

    Wenn ich als SR auf Vorteil entscheide, weil ich der Auffassung bin, dass die klare Torchance gewahrt bleibt, weil sie von einem Mitspieler vollstreckt werden könnte, so ist die klare Torchance noch da


    Nein, ist sie nicht. Diejenige klare Torchance, die der Angreifer hatte, ist verhindert worden (sonst brauchen wir über :rote_karte: ja gar nicht zu sprechen).


    Vorteil ist - wie wir hier auch schon besprochen haben - wenn eine neue Torchance entsteht, die besser ist als die eigentlich zu verhängende Spielstrafe.


    Wenn man gedanklich eine Notbremse außerhalb des Strafraums nimmt, wird das vielleicht deutlicher, weil dann mehr Raum für die Vorteilsregel ist:


    93. Minute, der Torwart der knapp zurückliegenden Mannschaft ist mit vorne beim Eckstoß. Der Eckstoß führt zum Konter, ein Spieler läuft allein frontal aufs leere Tor zu. 20m vor dem Tor senst der zurücklaufende Torwart ihn von hinten um (aber nicht brutal).


    Der Ball rollt weiter und kommt 15m vor dem Tor zum mitgelaufenen Angreifer, der zwar aussichtsreich, aber in spitzerem Winkel steht, außerdem kann der Torwart mittlerweile die Schussbahn mit einer Parade erreichen.


    Die Vorteilsregel ist dann anzuwenden, weil die Chance des 2. Angreifers immer noch besser ist als der direkte Freistoß aus 20m. Die neue Chance ist aber wesentlich schlechter als die vereitelte Chance.


    Wenn der Angreifer jetzt nicht verwandelt (warum auch immer, ob er nun daneben schießt oder der Towart hält), gibt es doch überhaupt keinen Grund, den Torwart nicht vom Platz zu stellen.


    Noch einmal:
    - Die Regel sagt: Vereitelung einer klaren Torchance :rote_karte:
    - Die Ausnahme sagt: Führt die Anwendung der Vorteilsregel (neue Chance entsteht, die besser ist als die zu verhängende Spielstrafe) direkt zu einem Tor, gibt es nur :gelbe_karte:
    - In Ermangelung einer anderen anwendbaren Ausnahme führt die Anwendung der Vorteilsregel ohne direkten Torerfolg zu :rote_karte:


    Wer etwas anderes behauptet, mag mir bitte zeigen, welche Regel (Auslegung/Anweisung) er für die "Reduzierung" anwendet.

    Zitat von Linus;158929

    Für die Verhinderung eine Torchance gibt es laut Regel Rot. Hier bleibt die Torchance aber bestehen, wie ja nun schon mehrfach dargestellt wurde. Für diesen "Versuch" gibt es also Gelb!



    Nein, die Torchance bleibt nicht bestehen. Es gibt eine andere Torchance. Und die neue Torchance muss keineswegs besser oder gleich gut sein wie die vereitelte Torchance, sie muss nur besser als ein Strafstoß sein.


    Und die Diskussion dreht sich im Kreis. Die Regel sagt :rote_karte:, die Ausnahme sagt, :gelbe_karte: wenn Vorteil und Tor. Die Ausnahmeregelung ergibt keinen Sinn, wenn es bei Vorteil stets nur :gelbe_karte: geben würde, denn dann wäre der Zusatz mit dem Tor überflüssig - die Regel geht also davon aus, dass es bei Nichterzielung :rote_karte: gibt.


    Wenn tatsächlich die durch den Vorteil erlangte Chance nicht nur besser als ein Strafstoß, sondern besser als die durch Foulspiel vereitelte Chance war, kann man unter den allgemeinen Kriterien für die "Notbremse" wohl bei gelb bleiben.

    Ich glaube es schon, zumal die vermutlich keine Spiele ausgewertet haben, bei denen die brüllenden Zuschauer nur aus den Ersatzbankbesatzungen bestehen (dann gibt es keinen atmosphärischen Heimvorteil).


    Natürlich kann und muss man als SR nach außen immer cool und selbstbewusst sein. Wer aber vor zigtausend Heimfans einen Elfer für die Gäste pfeift, muss ein bisschen Mut zusammennehmen. Und das erhöht eben die Hemmschwelle unterbewusst vielleicht doch ein kleines Müh.


    Aber auch das gehört zum Spiel. Es gibt ja nicht umsonst in den meisten Wettbewerben Hin- und Rückspiele bzw. wird ansonsten das Heimrecht ausgelost, anstatt einfach das schönere/größere/bessere Stadion zu nehmen.

    Beim Abschlag ja.


    Beim Abstoß oder Freistoß gibt's Wiederholung, wenn der zurückköpfende Spieler im Strafraum steht und keine Verwarnung (es sei denn, dies geschieht mehrfach und mit dem Ziel, Zeit zu schinden).

    Zitat von Linus;158903

    Nur weil es da nicht erwähnt wird, muss es ja nicht falsch sein auch bei Nicht-Erfolg Gelb zu zeigen. Dies allein kann kein Argument sein, dass Rot immer folgen müsste.


    Die von mir zitierte Stelle ist bekanntlich bereits eine Ausnahme von einer Regel. Und die Regel sagt :rote_karte:.

    Ja, so könnte man es sehen. Dann ergäbe doch aber die von mir zitierte Passage aus dem Regelheft keinen Sinn.


    Dort steht: "Entscheidet der Schiedsrichter bei einer klaren Torchance auf Vorteil und entsteht daraus direkt ein Tor..."


    - Auf Vorteil, da sind wir uns alle einig, kann man nur entscheiden, wenn die Chance größer ist als ein Strafstoß
    - Wenn dem so ist, hat der Angreifer eine klare (zweite) Torchance
    - Wenn die Regelpäpste davon ausgingen, dass diese zweite klare Torchance allein (unabhängig von ihrer Verwertung) die Notbremse egalisiert (oder auf Gelb reduziert), warum haben sie dann die Torentstehung dort mit reingeschrieben?