Beiträge von Nr.23

    Man könnte es vielleicht darüber lösen, dass es nur als Ballbesitzwechsel gilt, wenn der Ballbesitz erst bei Team A und dann bei Team B ist.

    Also wenn Team A den Ballbesitz verliert, aber danach keines der Teams in Ballbesitz ist, wäre es dann kein "Ballbesitzwechsel", sondern nur ein "Ballbesitzverlust".

    Das würde meiner Ansicht nach zumindest bei der Regelung der SR-Berührung helfen, wobei es auch nicht alle Fragen dazu klärt.

    Demnach können sich aber beide Mannschaften gleichzeitig in Ballbesitz befinden, denn der Ball kann sich ja in spielbarer Distanz von je einem Spieler aus jedem Team befinden. Somit haben beide Spieler laut Definition Ballkontrolle und damit befinden sich beide Mannschaften laut Definition in Ballbesitz.


    Das kann so eigentlich nicht stimmen, oder?

    Andererseits war es nach der alten Regelung fragwürdig, warum eine Mannschaft bei einer neutralen Spielunterbrechung (äußere Einflüsse, Verletzungen etc.) theoretisch den Ballbesitz zu 50% verliert.

    Und da es praktisch ohnehin so war, dass die Mannschaft im vorherigen Ballbesitz im Normalfall den Ball bekommt, machte es durchaus Sinn, das auch in den Regeln festzuschreiben - zumal es Konfliktpotenzial bot, wenn der Ball nicht der "richtigen" Mannschaft überlassen wurde.


    Zurück zur Ausgangsfrage: Irgendwie schon bedenklich, dass es hierzu keine klare und einheitliche Auffassung unter den Schiedsrichtern hier gibt (zumal die hier Aktiven ja schon die besonders Regelinteressierten sind). Soll kein Vorwurf an die hier Beteiligten sein, sondern an die, die die Regel formulieren oder für die Interpretation zuständig sind.
    Streng nach Regeltext könnte man nämlich auch sagen: Der Ball berührt den Spieloffiziellen und der Ballbesitz wechselt - also sind beide Bedingungen erfüllt. Von Unmittelbarkeit / einer zeitlichen Nähe oder einem Kausalzusammenhang zwischen der Berührung und dem Ballbesitzwechsel steht dort nichts - das muss man schon hineininterpretieren.


    Oder kann jemand mit Sicherheit sagen, ob

    a) durch die Berührung von Blau es auf keinen Fall SR-Ball geben darf

    b) durch den folgenden Ballbesitz von Rot es einen SR-Ball geben muss oder

    c) die Frage im Ermessen des Schiedsrichters liegt und beide Entscheidungen vertretbar sind?

    Inspiriert vom SR-Ball nach Eckstoß Thread, ist mir folgende Frage gekommen:


    Team Blau ist in Ballbesitz und ihr Spieler #6 will den Ball zum völlig frei stehenden Spieler #8 spielen. Dabei gerät der SR in den Passweg und fälscht den Ball ab, so dass er zu einem Ort kommt, wo sich Spieler #10 von Blau und Spieler #4 von Rot befinden. Diese bestreiten daraufhin einen Zweikampf um den Ball, bei dem Blau #10 zunächst an den Ball kommt, aber ihm Rot #4 unmittelbar danach den Ball abnehmen und zu seinem Mitspieler Rot #11 spielen kann.


    Zählt das als Wechsel des Ballbesitzes, so dass es einen SR-Ball geben muss - ohne die SR-Berührung wäre schließlich Blau in Ballbesitz geblieben?
    Oder muss weitergespielt werden - nach der SR-Berührung hat schließlich Blau den Ball bekommen?

    Wenn der Spieler die Regeln kennt und den Ball nach dem SR-Kontakt nicht erneut spielt (und der Ball im Spiel bleibt) und dann der Gegner sich den Ball nimmt, müsste es aber SR-Ball geben, oder?


    Also lässt es sich für den Eckballschützen schon vermeiden, dass der Ballbesitz weg ist, solange der Ball vom SR nicht direkt ins Aus geht.

    Aber warum sollte eine Mannschaft einen Vorteil dadurch bekommen (= damit belohnt werden), dass nicht nachgespielt wird, wenn beide Mannschaften am Rudel beteiligt waren?

    Die Nachspielzeit ist ja erstmal keine Strafe, sondern der Normalfall. Man kann nur auf sie verzichten, wenn dies einer Mannschaft einen Vorteil bringt, die sich nicht der Spielverzögerung schuldig gemacht hat.

    "Vergeudete Zeit (z. B. Spielverzögerungen) wird unter Beachtung der Vorteilbestimmung nachgespielt."


    Die Vorteilsbestimmung lautet normalerweise: Auf die Spielstrafe wird verzichtet, wenn das Team, das nicht gegen die Regeln verstoßen hat, durch den Verzicht einen Vorteil hat.


    Auf die Nachspielzeit übertragen müsste es also heißen: Auf das Nachspielen der vergeudeten Zeit wird verzichtet, wenn das Team, das die Zeit nicht vergeudet hat, durch den Verzicht einen Vorteil hat.


    Da bei einer Rudelbildung in der Regel beide Teams Zeit vergeudet haben, kommt die Vorteilsbestimmung meiner Ansicht nach nicht zum tragen (Wenn im laufenden Spiel beide Teams gegen die Regel verstoßen, kann ja auch nicht auf Vorteil entschieden werden).

    Und damit ist es dann auch irrelevant, ob man die Zeit als verloren oder vergeudet betrachtet - sie muss auf jeden Fall nachgespielt werden.


    Aber wie man an den unterschiedlichen Meinungen hier sieht, eine interessante Fragestellung, bei der sich wohl eine Frage an / eine Antwort durch den DFB-Lehrwart lohnen würde.

    Mein Ansatz wäre, dass normale Unterbrechungen (z.B. mit Foul, Verwarnung, Mauerstellen) nicht nachgespielt werden müssen, wenn es zu keinen nennenswerten Verzögerungen kommt, weil diese normaler Bestandteil des Spiels sind. Wenn die Zeit für die Rudelbildung in diesem Rahmen bleibt, muss sie dementsprechend auch nicht nachgespielt werden.

    Bei einer längeren Unterbrechung (ich würde sagen ab Größenordnung 1 Minute) würde ich es als verlorene Zeit betrachten. Vergeudete Zeit ist ja nur möglich, wenn man es klar einem Team zuordnen kann und bei einer Rudelbildung sind in der Regel beide Mannschaften beteiligt.


    Eine regeltechnisch eindeutig richtige Lösung gibt es meiner Ansicht nach nicht, weil der SR hier einen großen Ermessenspielraum hat, wie er es einordnet, da es keine klare Regelung dafür gibt, ob es als verlorene Zeit gewertet werden muss.

    Von dem Aspekt her, ja.

    Aber meiner Ansicht nach war das ein allgemein strafbares Handspiel (Hand auf/über Schulterhöhe). Diese müssen natürlich weiterhin geahndet werden.


    Habe es mir gerade nochmal angeschaut: Poulsen spielt den Ball vorher ja absichtlich mit dem Fuß - insofern dann nicht strafbar und das Tor hätte in der Tat zählen müssen.

    DFB und IFAB haben jetzt klargestellt, dass unabsichtliche Handspiele nur strafbar sind, wenn sie unmittelbar zu einem Tor (zu einer Torchance?) führen:

    Sinn und Geist dieser Regeländerung liegen darin, ein Tor zu verhindern, das direkt aus dem Kontakt mit der Hand/dem Arm oder "sofort/unmittelbar" direkt danach resultiert. Hinsichtlich dieser Regeländerung plant das IFAB, diese fettgedruckten Begriffe noch in das Regelwerk zu integrieren, um noch mehr Klarheit zu schaffen.

    Insofern gilt es nicht als sofort, unmittelbar oder direkt in Zusammenhang mit der Torerzielung, wenn zum Beispiel ein Spieler den Ball im Mittelfeld oder in der eigenen Hälfte unabsichtlich an die Hand bekommt, der Ball durch dieses Handspiel zu einem Mitspieler springt, der den Ball aufnimmt und nach außen zu einem weiteren Mitspieler spielt und dieser dann den Ball zu einem mitgelaufenen Mitspieler am Torraum flankt, der am Ende ein Tor erzielt.

    Hm, in den meisten Fällen sollte es ja klar sein, ob das Spielgeschehen beeinflusst wird oder nicht. Und ja, bei den restlichen Einzelfällen (die wohl sehr selten sein dürften), muss der Schiedsrichter dann halt entscheiden - ist nun mal seine Aufgabe und bekommt er in anderen Bereichen ja auch hin. :)


    Und der indirekte Freistoß in Tornähe bliebe ja weiterhin eine Abschreckung dagegen, als Auswechselspieler allzu fahrlässig zu agieren.

    Erstaunlicherweise hat die IFAB jetzt klargestellt, dass für Szenen wie in Kiel kein VAR-Eingriff erwünscht ist.

    Auch der Strafstoß an sich für solche Szenen wird kritisch gesehen ("Nur für absichtliche Eingriffe von außen, die das Spiel verändern, wurde die Regel 2016 eingeführt. Bei der Situation in Kiel wäre deshalb eine Ermahnung besser gewesen, so Brud.") - auch wenn der Artikel in der Hinsicht nicht eindeutig ist.

    Wegen

    "Abgesehen von den genannten Vergehen liegt in folgenden Situationen, in denen der Ball an die Hand/den Arm eines Spielers springt, in der Regel kein Vergehen vor:

    Der Ball springt direkt vom Kopf oder Körper (einschließlich des Fußes) des Spielers an dessen Hand/Arm."

    ?


    Das war ja dann gerade meine Frage im Ursprungspost, ob damit jedes darauffolgende Handspiel nicht strafbar ist.


    Und so klar scheint das ja nicht zu sein, wenn ich mir die Antworten von Manfred und BestRefinTown anschaue.