Beiträge von Nr.23

    Im Hamburger FV wurden jetzt neue Maßnahmen zum Schutz des Schiedsrichters getroffen:

    - 1 Ansprechpartner für SR pro Mannschaft im Spielbericht

    - Regelmäßige Überprüfung der Fairness-Tabellen durch den HFV-Sicherheitsbeauftragten & Vorladung von Mannschaftsverantwortlichen bei Fehlverhalten gegenüber SR

    - Deeskalationstraining und Betreuung (Ansprechpartner nach Vorfällen wie z.B. Tätlichkeiten) für SR

    - Automatischer Punktabzug bei Tätlichkeiten (bei Sperren über 6 Monaten)


    Quelle und Details hier

    Zu dem Bolzen-Beispiel: In so einem Fall ist das Spiel vermutlich auch nicht beim Verband angemeldet. Dann sind die Fußballregeln natürlich genauso wenig bindend wie wenn 5 Jungs und Mädels auf dem Spielplatz auf ein Tor spielen.

    Als offizieller Schiedsrichter sollte man sich aber fragen, ob man so ein Spiel wirklich leiten will (und darf).


    Wenn bei einem offiziellen (Freundschafts-)Spiel die Mannschaften 10 Minuten vor Schluss "keine Lust" mehr haben und sich einigen früher aufzuhören, kann der SR natürlich nichts machen - er kann ja keinen Zwang ausüben. Aber er muss das dann auf jeden Fall im Spielbericht dokumentieren.


    Was aber auf jeden Fall nicht OK ist, dass der SR eigenmächtig - ohne Absprache mit den Mannschaften - das Spiel vorzeitig beendet, ohne dass es einen plausiblen Abbruchgrund gibt und ohne dann eine Meldung an den Verband zu machen. Und das ist scheinbar im vorliegenden Fall passiert.

    Ich habe das Spiel ja nicht abgebrochen, sondern nur etwas früher abgepfiffen. Deshalb musste ich auch keine Meldung schreiben. Mir ging es nur darum, die Spieler vor sich selber zu schützen, Ruhe reinzukriegen, damit nicht noch einer Rot sieht und dann im ersten Punktspiel gesperrt ist. Aus meiner Erfahrung heraus wäre es sicher noch so weit gekommen.

    Ein Schiri von letzter Woche im Regionalliga-Bereich...

    Eine Mannschaft wechselt kurz vor dem Ende der Verlängerung ihren Ersatztorwart für einen Feldspieler ein.

    Im Elfmeterschießen wechseln sich die beiden Torhüter der selben Mannschaft dann ab, d.h. sie stellen sich abwechselnd für je einen Schuss des Gegners ins Tor.

    Ist das zulässig?


    Zusatzfrage: Dürfen sich dann beide Torhüter auf der Torlinie außerhalb des Strafraums aufhalten, wenn die eigene Mannschaft schießt? Es ist dann ja immer einer der beiden der Torwart des vorherigen Schusses und der andere der Torwart des nächsten Schusses...

    Vielleicht noch mal ganz hilfreich:

    Zitat von Manuel Gräfe im kicker zum Thema Handspiel

    Handspiel ist die komplizierteste Bewertungsaufgabe für einen SR auf dem Feld. Auf einen Zweikampf kannst du dich als SR vorbereiten, ein Handspiel kommt aus dem Nichts.

    Es wurden neue Kriterien definiert, aber die haben zu mehr Ärger geführt. Für meinen Geschmack werden zu viele Handspiele geahndet.

    Der Regeltext sollte erneut umformuliert werden. Weniger wäre mehr. Man sollte die Regel wieder vereinfachen. Ich fände es sinnvoll, zu klareren und weniger Kriterien zu kommen, die Absicht des Spielers wieder in den Vordergrund zu rücken und dem SR auf dem Platz die Hoheit über die Bewertung zu lassen.

    Zitat von Manuel Gräfe im kicker zum Thema SR im Amateurbereich

    Vor 10 Jahren hatten wir in Deutschland 80.000 SR, jetzt sind es knapp unter 60.000. In Berlin haben wir verbandsintern eine Strukturreform angestoßen, die verhindern soll, dass SR aufhören, weil sie sich bei ihren Ansetzungen oder möglichen Aufstiegen ungerecht behandelt fühlen. Auch da gab es zu viel Vetternwirtschaft. Aber es gibt natürlich auch externe Gründe, warum allmählich der Unterbau wegbricht. Die sich häufenden Attacken auf SR sind ein Beleg für die zunehmende Verrohung der Gesellschaft. Wenn selbst Helfer wie Feuerwehrleute oder Rettungssanitäter angegangen werden, ist das bestürzend. Diesen Verlust an Werten und Mangel an Respekt erleben auch immer mehr SR. Das ist eine Fehlentwicklung, bei der unsere Gesellschaft gefordert ist. Das kann nicht der DFB allein lösen.

    [Man kann SR] z.B. durch bessere Vorbildfunktion in der Bundesliga [besser schützen]. Es gab 2018/19 etwa 3000 gemeldete Angriffe auf SR. Die DFB-Elite-SR werden in der Rückrunde zusammen mit den Amateur-Schiedsrichtern eine Aktion durchführen, um auf diese Missstände aufmerksam zu machen. Es sollte nicht erst jemand aufgrund einer körperlichen Attacke sterben, bevor sich etwas ändert. Es gab schon SR mit Folgeschäden nach solchen Vorfällen. Im Kinder- und Jugendbereich sind alle Eltern und Betreuer aufgefordert, sich selbst zu hinterfragen und Fairness vorzuleben. In der D-Jugend machen die Kleinen im Spiel Fehler und der SR macht auch welche. Das müssen alle akzeptieren und sollten allen Schiedsrichtern, die für 15€ ihren Sonntag und Zeit mit der Familie opfern, damit andere Fußball spielen können, danken und ihnen mit Respekt und Achtung begegnen.


    Auch zum Thema "Gräfe packt aus" passend, gibt es zudem diesen 11 Freunde-Artikel zum Hoyzer-Skandal.

    Idealerweise müsste man die Richtwerte für die Fitnesstests so wählen, dass die Fitness des Schiedsrichters (auf dem jeweiligen Spiellevel) eine gute, die jeweiligen Ansprüche erfüllende Spielleitung ermöglicht bzw. dieser nicht im Wege steht. Also so, dass jemand, der den Test nicht besteht, diese mangelnde Fitness auf keinen Fall mehr durch Stärken in anderen Bereichen ausgleichen kann. Dann würde man niemanden deshalb unnötig aussortieren, sondern nur diejenigen, bei denen die Fitness ein nicht auszugleichendes Problem darstellt.

    Dies erfordert dann allerdings wohl erhöhten Beobachtungsaufwand, weil man diejenigen SR, die in der Kombination aus Fitness und anderen Fähigkeiten die Ansprüche nicht erfüllen, identifizieren muss.


    Natürlich ist es praktisch nicht so einfach, diese Grenzwerte festzulegen.

    Ich verstehe es so, dass eine Bewegung der Hand/des Arms zum Ball immer als "absichtlich" bewertet werden soll - also auch, wenn im engeren, wörtlichen Sinne keine Absicht vorliegt.


    Allerdings gebe ich dir Recht, dass die Formulierung nicht eindeutig ist. Es wäre wohl zumindest besser gewesen, die Klammer hinter das Wort absichtlich und nicht hinter das Wort berührt zu stellen, um klar zu machen worauf sie sich bezieht.


    Auf Englisch heißt es:

    "deliberately touches the ball with their hand/arm, including moving the hand/arm towards the ball"


    Dort ist es also ohne Klammer gelöst, allerdings ebenfalls in beide Richtungen interpretierbar.

    Der SR geht nur noch an die Seitenlinie um solche Bilder in Augenschein zu nehmen, bei denen es um Foul oder Handspiel geht, nicht jedoch beim Abseits.

    Das ist im Normalfall bereits so. Nur wenn beim Abseits etwas interpretiert werden muss (z.B. ob ein Spieler aktiv eingegriffen hat), geht der SR in die Review Area. Das dürfte aber nur einen kleinen Teil der VAR-Abseitssituationen betreffen.



    Das "klar und offensichtlich" gilt ja grundsätzlich nur bei nicht-faktischen Entscheidungen. Dies wird bei solchen kurzen Statements leider oft weggelassen. Bei faktischen Entscheidungen macht dies auch erstmal wenig Sinn, weil diese theoretisch nur 100% richtig oder 100% falsch sein können.


    Man könnte den Begriff "klar" trotzdem auch auf Abseitsentscheidungen anwenden, indem man beschreibt, wie deutlich bzw. wie schnell erkennbar eine Situation ist. Allerdings denke ich weiterhin, dass dies das Problem nicht lösen würde, weil dann darüber diskutiert werden würde, ob eine Situation klar genug für einen Eingriff war. Und man könnte das unbefriedigende und unnötige Szenario haben, dass falsche Abseitsentscheidungen bestehen bleiben, weil sie zu knapp waren - für mich klingt es zumindest komisch, dass man dies absichtlich herbeiführen möchte. D.h., man müsste dann nicht nur die VAR-Anweisung sondern auch die Abeitsregel ändern, um zumindest konsistent zu sein.

    Und um wieder zum Anfang zurückzukommen: Müsste dann der SR nicht erst recht öfter in die Review Area? Es erfordert dann schließlich einer Interpretation, ob ein Abseits klar genug war oder nicht...

    Zumindest theoretisch gelten allerdings für den Anlagenverweis eines Offiziellen die gleichen Bedingungen wie für den Anlagenverweis eines normalen Zuschauers, weil der Offizielle ja nach seinem Innenraumverweis im Prinzip nur noch ein Zuschauer ist.


    Praktisch sieht es aber wohl eher so aus, wie Manfred es beschrieben hat.

    Sehe ich auch so.


    Spannend finde ich auch diesen Teil im Artikel:

    "Real Madrids Kapitän Sergio Ramos wiederum herzte Valverde und brüllte ihm "¡de puta madre!" ins Ohr, ein "ganz ausgezeichnet!", nur halt in der unmissverständlichen Diktion des Rasens."


    Das zeigt, dass auch die offensichtlichste Beleidigung nicht immer als Beleidigung gemeint ist und es auch auf den Kontext ankommt.

    Egal, wer von euch recht hat:
    Die Zuschauer hinter der technischen Zone schließt das nicht mit ein. Also muss der SR zumindest sicher sein, dass (z.B.) die Beledigung aus der technischen Zone kam - und das kann ggfs. schwierig sein, wenn man es wirklich nur gehört hat und sich weitere Personen hinter der Bank befinden.


    Wenn der Trainer also auf Nachfrage sagt: "Das war keiner von uns, sondern einer der Zuschauer - ich weiß aber nicht genau, welcher", hat der SR keine Handlungsmöglichkeit (außer er weiß, dass dies eine Lüge ist), denke ich.

    Du meinst, weil erst Blau den Ballbesitz verliert (Ball befindet sich nicht mehr im Passweg zwischen zwei blauen Spielern), dann keiner im Ballbesitz ist (Zweikampfsituation) und erst dann Rot den Ballbesitz gewinnt?

    Das wäre dann in der Tat eine schlüssige, die Definitionen benutzende, Begründung für: Eindeutig kein SR-Ball erforderlich.


    Ganz überzeugt bin ich davon aber noch nicht, denn:

    Am Anfang der Situation ist eindeutig Blau im Ballbesitz und am Ende der Situation ist eindeutig Rot im Ballbesitz.

    Also muss es doch eigentlich irgendwann einen Wechsel des Ballbesitzes gegeben haben.

    Man könnte es vielleicht darüber lösen, dass es nur als Ballbesitzwechsel gilt, wenn der Ballbesitz erst bei Team A und dann bei Team B ist.

    Also wenn Team A den Ballbesitz verliert, aber danach keines der Teams in Ballbesitz ist, wäre es dann kein "Ballbesitzwechsel", sondern nur ein "Ballbesitzverlust".

    Das würde meiner Ansicht nach zumindest bei der Regelung der SR-Berührung helfen, wobei es auch nicht alle Fragen dazu klärt.

    Demnach können sich aber beide Mannschaften gleichzeitig in Ballbesitz befinden, denn der Ball kann sich ja in spielbarer Distanz von je einem Spieler aus jedem Team befinden. Somit haben beide Spieler laut Definition Ballkontrolle und damit befinden sich beide Mannschaften laut Definition in Ballbesitz.


    Das kann so eigentlich nicht stimmen, oder?

    Andererseits war es nach der alten Regelung fragwürdig, warum eine Mannschaft bei einer neutralen Spielunterbrechung (äußere Einflüsse, Verletzungen etc.) theoretisch den Ballbesitz zu 50% verliert.

    Und da es praktisch ohnehin so war, dass die Mannschaft im vorherigen Ballbesitz im Normalfall den Ball bekommt, machte es durchaus Sinn, das auch in den Regeln festzuschreiben - zumal es Konfliktpotenzial bot, wenn der Ball nicht der "richtigen" Mannschaft überlassen wurde.


    Zurück zur Ausgangsfrage: Irgendwie schon bedenklich, dass es hierzu keine klare und einheitliche Auffassung unter den Schiedsrichtern hier gibt (zumal die hier Aktiven ja schon die besonders Regelinteressierten sind). Soll kein Vorwurf an die hier Beteiligten sein, sondern an die, die die Regel formulieren oder für die Interpretation zuständig sind.
    Streng nach Regeltext könnte man nämlich auch sagen: Der Ball berührt den Spieloffiziellen und der Ballbesitz wechselt - also sind beide Bedingungen erfüllt. Von Unmittelbarkeit / einer zeitlichen Nähe oder einem Kausalzusammenhang zwischen der Berührung und dem Ballbesitzwechsel steht dort nichts - das muss man schon hineininterpretieren.


    Oder kann jemand mit Sicherheit sagen, ob

    a) durch die Berührung von Blau es auf keinen Fall SR-Ball geben darf

    b) durch den folgenden Ballbesitz von Rot es einen SR-Ball geben muss oder

    c) die Frage im Ermessen des Schiedsrichters liegt und beide Entscheidungen vertretbar sind?