Beiträge von Oranje_SR

    Mir ist aufgefallen, was Ricardo bereits angesprochen hatte - die Ausführung der Strafstöße. Nicht nur bei einem Strafstoß standen Spieler beider Mannschaften in verbotenen Bereichen, und zwar sehr deutlich. Wiederholungen gab es nicht.
    Da wird es wieder in unseren Bereichen schwierig, den beteiligten Personen zu vermitteln, warum man Strafstöße wiederholen läßt. Die Aussage, daß man Europa League nun nicht mit unseren Kreisligen vergleichen soll, fände ich da nicht sehr schlüssig.
    Irgendwie verstehe ich die UEFA/FIFA nicht, sollte sie da an ihre Schiedsrichter Sonderanweisungen verteilt haben.

    Ich kann nur berichten, wie unser Platz aussieht: Ein 12 Jahre alter, völlig abgetretener Kunstrasen, bei dem die Drainage nicht mehr so richtig funktioniert.
    Solange es konstant Minusgrade hat und eine leichter Schneeschicht aufliegt, kann man spielen.
    Die zentimeterdicke Schneeschicht verwandelt sich aber in einigen Tagen, vorallem wenn in der Woche noch darauf trainiert wird und die Temperaturen zwischen +1 und -4 °C (tags/nachts) hin- und herpendeln, in eine spezielle Eislandschaft. Der Schnee pappt zusammen und bildet eine rutschige, dünne Eisdecke mit kleine Eishügelchen. Ein Sturz auf diesem Boden wirkt auf den Körper wie Schmirgelpapier, das Verletzungsrisiko ist irrsinnig hoch. In den letzten Wochen hatten wir keinen Schiedsrichter, der bei diesem Platzzustand bei uns ein Spiel angepfiffen hat.

    Der weiterführende Text passt dann nicht ganz dazu - denn wie soll man die darin verfügten Änderungen in der Praxis durchführen, ohne selbstständig die Pässe zu kontrollieren?



    P.S.: Dieser Anhang wurde vom Berliner Fußballverband unter http://berliner-fussball.de/fi…_Mitteilung/am1213-22.pdf veröffentlicht

    Das mit dem Unwohlsein ist normal. Es ist eben die Situation, mal auf der anderen Seite des Zaunes zu stehen. Ein leicht erhöhter Adrenalinspiegel ist immer gut, es schärft die Sinne und die Konzentration. Eines kann ich Dir versprechen - der Platz wird so aussehen, wie Du ihn noch nie wahrgenommen hast. Er wird Dir größer erscheinen als normal und Du wirst vielleicht das Gefühl haben, ständig Weg zu stehen und das alles viel zu schnell abläuft. Auch wirst Du wahrscheinlich glauben, nichts zu sehen. Und jetzt kommt die Auflösung des Geheimnisses: 1. Das ging uns allen so, mehr oder weniger, 2. Deine Selbsteinschätzung wird meist schlechter sein als die der Umwelt und 3. mit jedem Spiel, was Du pfeifst wird alles besser und Deine (Selbst-)Wahrnehmung wird sich verändern. Daher - NUR MUT, SO SCHLIMM IST ES NICHT!

    Noch bemerkenswerter finde ich die Kommentare unter dem Bericht mit den Bildern.
    Da wird so geschmeidig nebenbei unterstellt, daß Schiedsrichter sich öfters mal bestechen lassen, um ein Turnier zu entscheiden, das "kenne man ja schon".
    Ich frage, was in den Hirnen solcher Leute vorgeht, wenn sie so etwas in aller Öffentlichkeit behaupten und auch noch schriftlich zu Protokoll geben... :hammer:

    Ich möche in diesem Zusammenhang noch mal den Kommentare #4 von MaxGF aufgreifen, der hier von uns Älteren ein bischen im Regen stehen gelassen wird. Aus meiner Sicht hat er ein wichtiges Stichwort angesprochen - "Erfahrung". Einige von uns scheinen ein wenig vergessen zu haben, wie das in unserer Anfangszeit war und bügeln hier MaxGF Kommentar etwas zu sehr über. Sicher kann man über seine Abbruchsituation trefflich streiten, ich würde da auch nicht so einfach abbrechen. Aber er hat es, so wie er sagt, so beigebracht bekommen. Und damit sind wir auch beim Thema "Ausbildung".
    Seien wir doch mal ehrlich: In der SR-Ausbildung bekommen wir beigebracht, daß wir "deeskalierend einwirken und alle Möglichkeiten ausschöpfen sollen". Klingt ja wirklich toll und nachvollziehbar, aber wie, zum Teufel, macht man das praktisch? Ich glaube kaum, daß je einer von uns von der Ausbildung her, zumindest im Anfängerlehrgang, ein praktisches Rüstzeug dafür bekommen hat, wie man in einer Konfliktsituation "1 gegen 1" oder "1:Gruppe(n)" konstruktiv umgeht.
    Psychologen müssen ein Studium absolvieren, um so etwas zu lernen und von uns Schiedsrichtern wird das quasi aus dem Nichts erwartet. Besonders in Bezug auf Jungschiedsrichter ist das völlig absurd. Stattdessen wird dann all zu leicht platt argumentiert, leider auch von SR-Kollegen: "Na, wenn er das nicht kann, dann fehlt ihm die Persönlichkeit, dann ist er für den Job nicht geeignet". Dies steht aber dann im Widerspruch zu dem, was beim Anwerben von Schiedsrichtern versprochen wird: "Schiedsrichter sein ist gut für die Persönlichkeitsentwicklung". Damit impliziert man aber doch, daß es da etwas gibt, was man erst lernen und weiterentwickeln muß. Nur setzt man stillschweigend ein "Learning by doing" voraus und läßt die jungen Kollegen mit dem Problem oft völlig allein. Nicht jedem ist ein omnipotentes, respekteinflössendes Wesen automatisch in die Wiege gelegt, nicht jeder ist ein kleiner Collina.

    Sicher sollte man sich bei der Kartenvergabe im Altersbereich G-D besonders Gedanken machen. Nichtsdestotrotz gibt es auch da bestimmt No-Go´s und dazu gehören Tätlichkeiten und Beleidigungen.
    Deine Entscheidung war völlig in Ordnung und zwingend. Weder wegen des Alters (im Gegenteil!) noch der absoluten Lebensspielzeit darf es da eine falsche Toleranz oder Regeldehnung geben.
    Wann sollen die Kids es denn lernen?
    Viele Trainer sind sogar der Meinung, daß es z.B. in der F-Jugend in jedem Fall keine persönlichen Strafen gäbe. Diesen Regelirrtum sollte man so früh wie möglich abstellen!

    In Berlin wird jetzt auf den verschiedensten Ebenen daran gearbeitet.
    So haben Manuel Gräfe und Felix Zwayer Regelkunde-Kurse mit Trainern und Betreuern durchgeführt, um anhand von Videos strittige Szenen aus der Bundesliga durchzudiskutieren.
    Es gibt regelmäßige "Stammtische" des Berliner Fußballverbandes mit Vereinsvertretern. Die Beteiligung ist allerdings noch etwas dürftig.
    Generell werden vermehrt Regelkunde-Kurse auch für interessierte Betreuer und Eltern durchgeführt, um auch ein erhöhtes Verständnis für den schwierigen Job "Schiedsrichter" zu wecken
    Es gibt eine verstärkte FairPlay-Kampagne, an der auch Psychologen und Sozialarbeiter mitwirken. In die werden auch die SR-Lehrgemeinschaften miteinbezogen, um auch Schiedsrichtern mehr Rüstzeug auf den Weg zu geben, um mit Gewalt und Aggression besser umzugehen.
    Auch bei Strafbemessungen wird die Latte höher gehängt. In den unterklassigen Ligen werden Schiedsrichter verstärkt beobachtet.
    Leider sind die positiven Auswirkungen dieser Maßnahmen noch zu gering. Hier ist ein langer Atem und Nachhaltigkeit gefragt. Denn aus meiner Sicht ist die Basis für Gewalt jeder die Verschärfung der sozialen Bedingungen, was eine gesamtgesellschaftliche Herausforderung ist. Eine Umkehr von Respektlosigkeit, das Ignorieren von Autoritäten, hemmungslosem Ausleben von Frustrationen und überzogenem Leistungsdenken wird nur sehr langsam zu bewerkstelligen sein. Es ist ein Kampf gegen Windmühlen, der sich nur gewinnen läßt, wenn man immer und immer wieder gegenhält.

    Zum Schweinfurter Bericht: Erneut ein Beweis dafür, daß das Wort "dämlich" nicht von "Dame" abstammt. Wie blöd kann man nur sein! :thumbdown:


    Die Sache mit dem Jung-SR ist neben der Beleidigung ein glatter Betrugsversuch und wird hoffentlich knallhart verfolgt.
    Wie oft habe ich es erlebt, daß ein Jung-SR, der einen Trainer aus dem Innenraum verweisen wollte, diesen anbrüllte: "Wer bist DU denn? Du jungscher Piepel hast mir gar nichts zu sagen...."
    Und da es so öffentlich geschah und mit dem SGL ein Zeuge vorhanden ist, kann ich nur einfach sagen: Wie dämlich kann man nur sein?

    Heute hat es einen meiner Schiedsrichter getroffen, und das im wahrsten Sinne des Wortes:


    Beim Spiel X gegen Y wurde der Schiedsrichter in der 74. Minute von einem Spieler der Mannschaft Y beleidigt. Er kam nicht mehr dazu, die Rote Karte in die Luft zu halten, denn der Spieler stürmte auf ihn zu und versetzte ihm einen Kopfstoß auf die Nase.
    Daraufhin brach er Spiel sofort ab. In der Kabine verständigte er die Polizei und konfiszierte den Spielerpaß, bis die Polizei eintraf. In der Zwischenzeit war der Spieler geflüchtet. Der Schiedsrichter erstattete Anzeige wegen Körperverletzung und informierte seinen Ansetzer und mich. Danach begab er sich ins Krankenhaus.
    Das Ende vom Lied (was ein Anfang ist): Leichte Nasenbeinfraktur (der Spieler hat ihn Gott sei Dank nicht voll getroffen), Schmerzen und eine Nase, die eher wie eine Schmorgurke aussieht...


    Ich "freue" mich schon, bei der Sportgerichtsverhandlung dabei zu sein..... :kotz :mad:

    Mich beeindruckt die Ruhe, Gelassenheit und Konsequenz, wie er das macht. Er ist die meiste Zeit unsichtbar, doch alle Spieler wissen, daß er immer da ist - und im Ernstfall die Messe liest.
    Und mit den dosiert lockeren Sprüchen zwischendurch verhindert er von Anfang an jeglichen Druckaufbau. Das Schöne ist, daß hier Trainer und Spieler das auch zu schätzen wissen.
    Man kann erkennen, was jahrelange Erfahrungen ausmachen... :top:

    Und so nebenbei: Die Bambini sind mächtig stolz und freuen sich, wenn sie mal einen echten Schiedsrichter für ihr Spiel bekommen. ;)
    Bei uns geht das natürlich nur bei einem Freundschaftsspiel, weil nur bis zur 1.E besetzt werden kann (und das nur sehr lückenhaft).

    In Berlin stellen 28 von 174 Vereinen 50% der Schiedsrichter. 90 Vereine haben keinen oder nur einen Schiedsrichter.
    Aufgrund vieler Vorkommnisse in der letzten Saison und in dieser, noch nicht mal beendeten, Halbsaison ist es nicht einfacher geworden, Nachwuchs zu motivieren.
    Im Augenblick sind fundamentale Strukturänderungen geplant, um diese Misere abzustellen.
    Tatsächlich bestätigt sich das, was kanarien3 in seinem Anfangskommentar anmerkte. Die Strafgebühren haben bei den meisten Vereinen keine Wirkung, man lebt scheinbar locker damit und interessiert sich nicht für diese Thematik.