Beiträge von Oranje_SR

    Ich weiß nicht, ob es in Deinem Verband so etwas gibt, aber in Berlin gibt es offiziell den "Regelkunde-Nachweis" für Trainer (ohne Lizenz), Betreuer UND, ganz wichtig, für Eltern.
    Diese Kurse finden ganzjährig mehrfach statt (aber auch als Outdoor-Schulung auf Antrag von Vereinen) und werden von anerkannten Referenten des Berliner Fußballverbandes durchgeführt. Diee Ausbildung umfaßt 2x3 oder 1x6 Stunden und muß jedes Jahr wiederholt werden.
    Dafür erhält man jedes Jahr einen Ausweis, mit dem man den Vorrang vor allen anderen Betreuern und Eltern hat, aber hinter den offiziell angesetzen Schiedsrichtern steht. Anspruch auf Spesen hat man allerdings nicht. ;)
    Ohne Eltern, ob mit oder diesen Regelkundeausweis, wäre bei uns ein Spielbetrieb unterhalb der 1.D-Jugend Leistungsklasse überhaupt nicht möglich, selbst für die untere C- und B-Jugend gibt es keine offiziellen SR´s.


    Ganz wichtig: Nutze in Zukunft auf dem Spielberichtsbogen, ob online oder nicht, das Fenster "Meldung/Besondere Vorkommnisse"!

    Bei einem Jugendspiel auf dem Kleinfeld habe ich so etwas ein Mal erlebt. Es gab einen Eckball, der zu einem Stürmer im Strafraum geflogen kam. Der Torwart, der direkt vor ihm stand, brüllte ihn laut mit "Hatschi" an. Der Stürmer hat sich sichtlich erschreckt und den Ball verpaßt.
    Der Torwart staunte nicht schlecht, als ich ihm dafür die gelbe Karte vor die Nase hielt, einen indirekten Freistoß gab und ihm sagte, daß er bei einer Wiederholung dieser Aktion fünf Minuten Zeit hat, seinen Schnupfen zupflegen....

    Die 2. Situation ist für mich nicht noch eindeutig geklärt.
    Ich konstruiere jetzt mal folgende Abstoß-Situation, die sicher in der Praxis nicht (?) auftritt: Der Torwart steht, mit dem Ball in der Hand, an der Strafraumgrenze, aber mit den Füßen im Strafraum. Er wirft nun den Ball leicht diagonal nach vorne, der Ball verläßt innerhalb des Strafraums seine Hände. Gleichzeitig sprintet er nach vorne und spielt den Ball volley 2-3 m außerhalb des Strafraums. Korrekt oder nicht? Nach Aussage von Pfeifekopp wäre es das.......

    Zudem finde ich, dass hier einfach zu früh "so hoch" angesetzt wurde. Mit solchen Fehlern verbrennt man leider junge Kollegen- das muss nicht sein.

    @BRit, damit rennst Du bei mir offene Türen ein, es entspricht exakt meiner Meinung!
    Genau das habe ich auch dann dem verantwortlichen Ansetzer mitgeteilt, der daß zunächst etwas ungnädig aufgenommen hat und der Meinung ist, daß man Schiedsrichter auch durch Unterforderung vergraulen kann und sein Ansetzungsplan in Ordnung ist. Aus meiner Sicht ist aber dafür notwendig, daß man den Schiedsrichter kennt und ihn schon mal auf dem Platz gesehen hat - ich habe den Jungen gesehen, der Ansetzer nicht. Zumindest wird es für meinen Jung-SR in nächster Zeit nur noch Ansetzungen auf dem Kleinfeld geben.
    Als mein Sohn mit 13.5 Jahren Schiedsrichter wurde, hatte man ihm als zweites (!) Spiel ein C-Junioren-Spiel bei einem Problemverein aufgedrückt. Ich war damals nahe dran, den zuständigen Ansetzer anzurufen, ob ihm das Lametta auf der Tanne fehlt. Doch ich habe es nicht getan und heraus kam eine so grandiose Spielleitung, daß beide Mannschaften und Trainer sich nach dem Spiel bedankt haben und nicht glauben wollten, daß er zum einen noch nicht mal 14 Jahre alt ist und daß er erst sein zweites Spiel leitet. Der feine Unterschied: Dieser Ansetzer war bei der Ausbildung meines Sohnes dabei, hat ihn also kennengelernt und ihm das offenbar zugetraut. Riskant war es aber allemal....


    Manfred, Deiner letzter Satz über Selbstkritik und -erkenntnis finde ich äußerst wichtig, und das ist auch genau das, was ich mit meinem Jung-SR durch exerzieren werde. Im Kurs haben wir zwar darauf hingewiesen, aber offenbar ist das bei manchen leider erst dann wieder präsent, wenn es weh tut....

    Was sind denn generell die massiven Probleme in deinem Fall? Oder gehts einfach darum, dass er keine Ahnung vom Spiel hat und nicht weiß wie er die Regeln anwenden soll bzw. sie falsch einsetzt.

    Schön dass auch nicht (ehemals) aktive Fußballer Schiedsrichter werden wollen, aber dann muss auch der Wille da sein um diese mangelnde Erfahrung mit dem Sport wenigstens ein bisschen auszugleichen.

    Die "Wahrheit" liegt irgendwo in der Mitte, ein Gemisch aus objektiven und persönlichen Problemen. Das Problem ist zum einen, daß ich das so noch nie bei jemandem erlebt habe, der SR geworden ist und ich mich frage, ob ich nicht einen schweren Fehler gemacht habe. Hinzu kommt, daß ich es so kenne, daß man die Lehrgangsunterlagen nach dem Kurs nicht einfach in die Tonne wirft, sondern immer wieder mal reinschaut und weiterlernt. Das scheint bei dieser Generation jedoch nicht mehr selbstverständlich zu sein. Kurs vorbei, Prüfung bestanden -aus dem Auge, aus dem Sinn.
    Da ich sogar auch noch ein Mitreferent bei seiner Ausbildung war, weiß ich, was ich alles wie oft erzählt habe und wann ich welche eindringliche Hinweise gegeben habe. Doch wenn ich dann erlebe, daß bei einem C-Jugend-Spiel (5. Spiel des Schiedsrichters, erstes Großfeldspiel) ein Spieler mit Gelb/Rot (!) vom Platz geschickt wird ("Ich dachte, aber der C-Jugend geht das") und der Torwart wutentbrannt sein Trikot auszieht und unerlaubt den Platz verläßt ("Was soll ich jetzt machen, der ist einfach vom Platz gegangen") und mir der Schiedsrichter mitteilt, "er sein schon eine ganz Zeit lang von den Spielern beleidigt worden", ohne das eine Reaktion seinerseits erfolgt bzw. erst nach der 10. Beleidigung der FaD erfolgt und das Spiel kurz vor einem Abbruch steht - dann frage ich mich, was habe ich, was haben wir falsch gemacht und wie kann man das ändern?

    Die Frage hatte ich befürchtet, weil sie so naheliegend ist.
    Letztendlich hätte ich das organisieren könne, wenn nicht gar müssen. Aber so einen Fall hatte ich bisher nicht, es traf mich unerwartet.
    G-Junioren sind da nicht so sinnvoll, weil da ganz spezielle Anforderungen nötig sind, die wenig mit Fußball zu tun haben ("Ersatz-Papa").
    Aber F-Jugend wäre da ideal gewesen, wobei er sich trotzdem vorher ein wenig mit den Fußballregeln in der Theorie hätte auseinandersetzen müssen.

    Es gibt zwar schon einen Thread "Prüfungshistorie", möchte aber ausgegebenen Anlaß das nochmal aufgreifen wollen.
    Mich würde interessieren, wie bei Euch die Anfänger-Lehrgänge abgelaufen sind bzw. strukturiert waren.


    Bei uns laufen im Augenblick die Kurse an fünf Sonnabenden (09-14 Uhr) ab. Der Mittwochabend nach dem letzten Samstag ist theoretische Prüfung (15 Fragen à 2 Punkte). Eingebaut in die fünf Sonnabende ist die Laufprüfung (12 Minuten Laufen, min. 1400 m) sowie kleinere Außenübungen (Platzbegehung/Kontrolle, Positionen bei Eckbällen/Freistößen, Pfeifen, Karten zeigen, Rudelbildung).


    Danach wird man zum Schiedsrichter erklärt.


    Bei den ersten Ansetzungen wird man von einem Paten begleitet, der das Umsetzen der Theorie in die Praxis begleitet und eine Art "Schleifen & Polieren" vornimmt. Die Patenschaft sollte nach maximal 3 Monaten abgeschlossen sein. Auf Grund von drei beobachteten Spielen verfaßt der Pate einen kleinen Bericht über den Anfänger und entläßt ihn in eine ungewisse Zukunft.


    Was mich nun umtreibt: Weder vor dem Lehrgang noch vor der ersten Ansetzung hat man eine Gewissheit, ob der Kandidat/Schiedsrichter überhaupt geeignet ist. Nicht immer hat der Kandidat eine Möglichkeit, dies zu testen.


    Was meint Ihr dazu, so einen praktischen Eignungstest in die Ausbildung zu integrieren? Wird das bei Euch gemacht?


    Der Hintergrund meiner Frage ist der, daß ich zur Zeit einen Jungschiedsrichter (15 Jahre) habe, der selbst nie Fußball gespielt hat und bei seinen ersten Spielen so massive Probleme hatte, daß seine Eignung in Frage steht.
    Da ich ihn zum Lehrgang angemeldet hatte, mache ich mir nun schwere Vorwürfe, nicht einen Weg gefunden zu haben, vorher seine praktische Eignung zu testen.
    Da bei uns in Berlin SR-Notstand besteht, schaut man natürlich, so viele Kandidaten anzuwerben wie es möglich ist. Doch um jeden Preis kann nicht der Weg sein...

    Bei uns sind alle, die Schiedsrichter sind, beitragsfrei. Aber Vorstöße, dies zu ändern, gibt es immer wieder mal. Dummerweise gibt es da bei uns einen Obmann, der darauf immer sehr "krötig" reagiert.... :flieh:
    Auch ich bin der Meinung, daß dies das Mindeste ist, was ein Verein für seine Schiedsrichter tun sollte!

    Ich habe zur Zeit zwei Jungschiedsrichter (C-Junioren), auf die das zutrifft.
    Tatsächlich haben die gut zu kämpfen, ihre Freitermine einzutragen, wenn sie ein Spiel haben. Die C-Junioren spielen bei uns meist am Sonntag, ab und zu auch mal am Sonnabend. Da sie im Augenblick E- und D-Junioren pfeifen, die meist nur am Sonnabend spielen, ist es (noch) erträglich.
    Zwar konnten die beiden beim Lehrgang zwischen Sonnabend oder Sonntag oder beiden Tagen wählen. Aufgrund des Schiedsrichter-Mangels wird das jedoch mittlerweile ignoriert.
    Verschärft wird das Problem durch den ungewöhnlichen Winter, den wir hier in Berlin hatten. Da müssen die beiden auch unter der Woche ran, was wiederum auch zu Konflikten mit den eigenen Trainingszeiten führt. Deren Trainer ist natürlich alles andere als begeistert.
    Letztendlich wird zwangsläufig irgendwann die Entscheidung anstehen, sich für die eine oder andere Sache zu entscheiden.
    Bei uns ist das so geregelt, daß die Mindestanzahl an gepfiffenen Spielen bei 8 pro Halbsaison liegt.

    Es ist jetzt nicht ganz einfach, zu einer sachlichen Diskussion zurückzukehren, denn mir sträuben sich bei den letzten Posts die Nackenhaare.
    Vor 4 Jahren erlebte ich nach einem D-Junioren-Spiel (!), daß ein Spieler auf dem Platz beim Sportgruß einen Mitspieler anbrüllte: "Halt endlich die Fresse, Du Spast!".
    Der Jung-Schiedsrichter tat das einzig Richtige, was da zu tun war - FaD! Das er damit so falsch nicht gelegen haben kann, konnte man der Reaktion der beiden Trainer dieses Spielers entnehmen, die sich dafür beim Schiedsrichter nicht nur entschuldigt, sondern auch noch regelrecht für den FaD bedankt haben!


    In einem anderen Thread wird darüber eifrig diskutiert, ob ein Spieler beim Anstoß in seiner Hälfte stehen muß oder ob es in Ordnung ist, daß er mit einem Fuß in der gegnerischen Hälfte steht oder sogar ein halben Meter oder ob 2 Meter nicht doch schon zu viel seien.
    Dann wird diskutiert, ob man das Nachvornespielen beim Anstoß überhaupt noch ahnden soll und was man alles so als Nachvornespielen gelten lassen kann. Bei beiden Themen ist das Regelwerk klar und eindeutig, und ich staune über manche persönliche Auslegungen.


    Im gleichen Atemzug wird im nächsten Thread die Verwendung der Formulierung "Sinn und Geist der Regeln" kritisiert und behauptet, man würde sie zum Regelbeugen und dem Erstellen eigener Regeln missbrauchen - und hier in diesem Thread wird dann bei der Diskussion über Mitspielerbeleidigung die Regel 12 vergewaltigt, daß sich die Balken biegen. Und damit sind wir dann bei der typischen Spielerphrase "Ey Schiri, daß ist doch mein Mitspieler, denn kann ich doch beleidigen!", und ein Schritt weiter sind wir dann beim "Schiedsrichter von voriger Woche".


    Ich denke, die Regel 12 ist beim Thema Beleidiung eindeutig formuliert und wir sollten hier nicht noch eine Baustelle aufmachen. Bei Regeldehnung bzw. gesundem Pragmatismus sollte es an bestimmten Stellen trotzdem ein deutliches No-Go geben und dazu gehören für mich Beleidigungen jeder Art (auch Stinkefinger, Scheibenwischer oder Vogelzeigen), egal gegen wen.

    Darüber sollte keiner lachen. Die G-Jugend hat ihre besonderen Bedürfnisse und andere Anforderungen - auch dafür braucht man seine vollste Konzentration. Auch die G-Jugend hat ein Recht, ordentlich gepfiffen zu werden!

    Es wäre schön, wenn die Kollegen vom Niederrhein den Fall verfolgen und das Urteil des Sportgerichtes mitteilen könnten.
    Der exakt gleiche Vorgang (Spielverlauf, die persönliche Strafe und den Kopfstoß auf die Nase mit Zubodengehen durch einen bisher unauffälligen Spieler) ist einem meiner Schiedsrichter zugestoßen. Die Strafe dafür war eine Sperre von 1.5 Jahren und die Teilnahme an einem Anti-Gewalt-Training.

    Von meinem Verband kam soeben die folgende kurze Erläuterung:
    "Hier ist sicher der Erstkontakt zu bestrafen. Wir sollen die Regel sinnvoll anwenden und hier nicht die größtmögliche Strafe, dies macht den Sinn der Regel kaputt."

    Wie wäre es, wenn wir alle unsere Landeslehrwarte bzw. den DFB-SR-Ausschuß befragen?
    Ich denke, vorallem die SR-Anfänger unter uns dürften jetzt völlig verwirrt sein und das sollte nicht sein - das ist auch die Quelle meines Ärgers über diese Debatte.
    Die Spielfortsetzung "Strafstoß" wirft doch mehr Fragen auf und verursacht mehr Komplikationen als alles andere...ich kann nicht nachvollziehen, daß das im Sinne des Regelwerkes sein soll.

    Es wird also ein Strafstoß verhängt. O.K, dann frage ich mich bei dieser Logik:
    Was wäre, wenn der Torwart diesen ganzen Vorgang ausführen würde?


    Direkter Freistoß, wo er den Ball außerhalb des Strafraum aufgenommen hat? Nein, auch da müßten wir ja den Vorgang "ausdehnen"....
    Strafstoß? Ach nein, geht ja nicht, weil der Torwart ja IM Strafraum den Ball mit der Hand spielen darf. Also geht´s einfach weiter, oder?
    Oder darf´s vielleicht ein Indirekter sein, wegen doppelten Spielen des Balls?


    Tut mir leid wegen der sarkastischen und provozierenden Weise, aber alle die, die in dieser Situation einen Strafstoß als Spielfortsetzung verlangen, fordere ich auf, dies praktisch bei ihren nächsten Spielen so umzusetzen. Und ich bin gespannt, ob diese Strafstoßentscheidung nicht die letzte Entscheidung ist, die sie an diesem Tag bei diesem Spiel fällen...

    Ich weiß nicht, wovon mir mehr schlecht wird - von dem Video oder von den Äußerungen einiger weniger Kollegen hier im Forum!
    Zur Zeit betreue ich einen SR-Anfänger-Lehrgang und in der Präsentation vom DFB wird nicht einfach nur von "grober Spielweise" geredet, sondern von "übermäßige Härte (roh, brutal, gewaltsam), mit unverhältnismäßigem Körpereinsatz". Der Spieler hatte nicht mal im Ansatz die Chance den Ball zu spielen und hat eine schwere Verletzung seiner Gegners billigend, wenn nicht gar vorsätzlich in Kauf genommen.
    Das der gefoulte Spieler nur 6 Monate ausfallen wird, wage ich stark zu bezweifeln. Aus meiner Sicht ist es fraglich, ob er überhaupt noch mal spielen kann - wenn er Pech hat, kann er sich nebenbei auch noch nach einem anderen Job umsehen.


    "Aber nein, habt Euch nicht so, kommt doch immer wieder und überall vor, ist doch normal, ernste Verletzungen sind doch selten" - Okay, dann dürfen wir uns auch nicht aufregen, wenn ein Schiedsrichter von einem Spieler eine Ohrfeige bekommt, ist doch auch normal. Und wenn er dabei zu Boden geht und eine Hirnblutung bekommt, dann müssen wir abwägen, ob das schwerer wiegt als ein Nasenbeinbruch, kommt ja selten vor.


    Das heißt doch im Umkehrschluß, solche Verletzungen müssen öfters passieren, damit man handelt. Klingt für mich so nach der Frage, ob man eine Ampel vor einer Grundschule aufstellen soll - erst wenn 10 Kinder totgefahren wurden, dann lohnt es sich! Toll, also wie im richtigen Leben, ja?


    "relativ "normales" grobes Foulspiel" - Was ist denn das für ein Terminus? Na, dann pfeift mal so Eure Spiele und ich hoffe, daß Ihr so einen offenen Knochenbruch mal live zu sehen kriegt! Vielleicht ändert sich dann hoffentlich etwas an Eurer Denkweise!

    Ich denke, wir sollten wieder zu einer gewissen Sachlichkeit zurückkehren. Persönliche gefärbte Bewertungen von Trainern unter der Gürtellinie sind nicht sehr hilfreich, ebenso wenig wie eine unkritische Heldenverehrung. Auch geht es nicht darum, die Leistungen eines Trainers klein zu reden.
    Fakt ist, daß Thomas Tuchel keine Wutrede auf der Basis von ungesteuerten Emotionen gehalten hat. Auch hat er sich tatsächlich NICHT bei seiner Wortwahl vergriffen, denn ein Schimpfwort, was nicht in den Rahmen gepaßt hätte, hat er nicht benutzt.
    Nein, er hat etwas ganz anderes getan. Er hat eine sehr wohl überlegte Rede mit wohlfeilen Worten gehalten, er hat gezielte, subtile Provokationen in den Raum gestellt und er wußte, was er tat.
    Dabei ging es nicht wirklich mehr um nur Kritik an Schiedsrichterleistungen. Er hat schlichtweg unterstellt, daß Schiedsrichter GEZIELT wegen seiner Person gegen den Verein Mainz 05 pfeifen. Er hat öffentlich unterstellt, daß eine Klassentagung der BL-Schiedsrichter dazu benutzt (mißbraucht?) wird, die Schiedsrichter GEZIELT gegen ihn und Mainz 05 negativ einzustimmen.
    Ich weiß nicht, wie die Wertmaßstäbe hier in diesem Forum gelagert sind, aber für mich ist hier die Grenze zum Tatbestand der Verleumdung mindestens erreicht. Es unterscheidet sich nicht im geringsten vom Verhalten von Trainern aus den unteren Bereichen, die bereits vor dem Spiel anfangen, Stimmung gegen Schiedsichter zu machen, um sie zu verunsichern und zu einer bestimmten Pfeifweise zu verleiten.
    Warum Thomas Tuchel das gemacht hat und warum er meint, das nötig zu haben, weiß ich nicht. Ich finde das sehr enttäuschend.
    Der DFB sollte aufpassen, das hier nicht ein Tor geöffnet wird und dieses Beispiel Schule macht, denn der Übergang von der "freien Meinungsäußerung" zur "Verleumdung" kann sehr fließend sein....


    Nur zur Information: In Berlin gibt es seit Anfang der Saison eine Anweisung an die Schiedsrichter, ein Spiel nicht fortzusetzen, wenn ihnen Bestechlichkeit unterstellt wird. Und Bestechlichkeit muß für mich nicht immer mit Geld verbunden sein....