Beiträge von Manfred

    Das der monetäre Aspekt so eine große Rolle spielt, hätte ich auch nicht für möglich gehalten, ist aber anhand der aktuellen Teilnehmerzahlen bei Neulingskursen nicht von der Hand zu weisen.

    Das ist einerseits interessant, andererseits aber auch beängstigend, weil da womöglich eine falsche Motivation aktiviert wird. Wobei ich durchaus der Auffassung bin, dass die Spesen nicht mit den doch deutlich gestiegenen Anforderungen an die SR mitgehalten haben, schlimmer noch, oft genug ist der Schiri der am schlechtesten bezahlte Mensch auf dem Platz, wobei aber nicht vergessen werden darf, dass Schiri-Sein immer auch mit einer Portion Idealismus einhergehen muss.

    Ob das akademisch korrekt ist, lassen wir einfach mal offen, das führt hier vom Thema weg (ein Trend ist eine langfristige Sache, der wird nicht von einem Einzelwert bestimmt) ...


    Und gefühlt erlebe ich gerade eine interessante Spreizung:
    Der Respekt, den man mir entgegen bringt, scheint sich im Herrenbereich tatsächlich etwas zu bessern, dafür ist der Abwärtstrend im Jugendbereich - bei Spielern und Trainern - ungebrochen und beschleunigt sich eher - könnte auch daran liegen, da schlösse sich der Kreis, dass Jugendliche in den sozialen Medien aktiver sind und sich auch mehr an den Profis orientieren.

    Mir fallen ein paar Details auf:

    Zitat

    es wird nicht jedes Spiel über DFBnet Spielbericht erfasst (in der Saison 2022/2023 lag die Abdeckung bei 86,66 %), die restliche Erfassung erfolgt noch papierbasiert


    Für den Ligabetrieb erscheint mir das wahnsinnig viel, bedenkt man aber, dass es beispielsweise auf Turnieren regelmäßig noch Papierspielberichte gibt, relativiert sich das. Wobei mir unklar ist, wie oft es gar keine Spielberichte gibt, beispielsweise im Bereich der Fair-Play-Liga, oder aber, weil da kein offizieller Schiri kommt und niemand den Spielbericht macht (oder allenfalls ein Ergebnis einträgt).

    Zitat


    Ein besonders wertvoller Indikator ist die Zahl der gewaltbedingten Spielabbrüche. Da diese gewissermaßen den worst case im organisierten Fußballsport darstellen, hat diese Summe eine besondere Aussagekraft, zumal auch aufgrund der damit verbundenen Folgen eine besondere Dokumentationsqualität besteht.


    Und ausgerechnet dieser extrem wichtige Indikator ist stark verzerrt, weil noch immer ein immenser Druck auf den Schiris lastet, dass auch ja alle Mittel zur Spielfortsetzung ausgeschöpft werden, so dass mit ziemlicher Sicherheit bei weitem nicht alle Spiele abgebrochen werden, bei denen das angezeigt wäre.

    Zitat

    Dass eine besondere Gewaltbelastung im Spätherbst herrscht, ließ sich zuvor bereits in anderen Analysen feststellen.


    Das wiederum verblüfft mich, denn nach meiner Wahrnehmung geht es gegen Saisonende weit deftiger zu ...

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    Um in Erfahrung zu bringen, wie es den Schiedsrichtern tatsächlich auf den Fußballplätzen ergeht, liegt es daher auf der Hand, diese

    diesbezüglich direkt zu befragen.


    Will man das wirklich wissen? Mich hat noch niemand befragt ...

    Zitat

    Abb. 7: „Ich denke darüber nach als Schiedsrichter*in aufzuhören, da man auf dem Platz häufig großem Druck ausgesetzt ist.“


    Besonders spannend sind diese Zahlen - obgleich die m.E. auch dadurch verzerrt werden, dass die Anforderungen an die SR kontinuierlich steigen, also weitere Komponenten jenseits von Respekt und Gewalt eine Rolle spielen, angefangen bei sportlicher Leistungsfähigkeit und endend bei immer komplizierteren Regeln, bei denen selbst deren korrekte Umsetzung Unmut generiert (Musterbeispiel Handkontakte aller Art).

    Zitat

    Einen großen Schritt in die richtige Richtung stellt das 2023 vom DFB ausgerufene „Jahr des Schiedsrichters“ dar, das

    durch verschiedene Aktionen und Maßnahmen eine Trendumkehr einleiten konnte; diese Erfolge gilt es nun aber zu verfestigen.


    Das wiederum halte ich für eine steile These ohne jeden Beleg - dazu schweigt die Autorin auch dezent. Die steigenden Schiedsrichterzahlen resultieren m.E. vor allem aus dem Ende der Pandemie und der damit einhergehenden Normalisierung des Spielbetriebs und der Schiedsrichterausbildung; von einer Trendwende kann man frühstens Ende 2025 sprechen, wenn sich das wirklich fortsetzen sollte.

    Also das Beispiel mit den Kopfbällen überzeugt nun gerade nicht, weil es da am Merkmal "Fuß" fehlt ... Und in der Fallkonstellation sind die Merkmale Fuß, Absicht und Mitspieler ja grundsätzlich erfüllt - und es ist eben genau die Frage, ob ein reiner Kontakt ohne Ballbesitz und -kontrolle tatsächlich ausreicht, zumal da ja auch die Sache mit dem Wechsel des Ballbesitzes dranhängt, was es ja erst so kompliziert macht.


    Mark
    SR-Ball setzt aber Wechsel des Ballbesitzes voraus - genau das ist ja die Frage, ob selbiger durch den reinen Kontakt gewechselt hat, denn Ballbesitz setzt eigentlich Ballkontrolle voraus. Man könnte es an dieser Stelle sogar noch extremer machen, dass der Angreifer nur angeschossen wird ...

    Ein Verteidiger spielt den Ball klar in Richtung seines Torwartes. Unterwegs berührt den Ball ein Angreifer, so dass der Ball seine Flugbahn ändert und gegen den Schiedsrichter prallt, so dass der Ball am Ende den TW erreicht, der den Ball aus Sicherheitsgründen mit den Händen aufnimmt. Aber wie lösen wir das regeltechnisch auf?


    Eigentlich haben wir einen Klassiker eines Rückpasses, aber jetzt kommt es: Reicht der reine Kontakt zur Auflösung der Situation? Falls ja: Reicht der Kontakt - wohlgemerkt kein Ballbesitz - dann auch dafür, dass ein SR-Ball notwendig wäre, weil der Ball vom Angreifer via Schiri zum verteidigenden TW kommt, denn ein Wechsel des Ballbesitzes liegt ja nicht vor. Sehe ich aber keinen Wechsel des Ballbesitzes, müsste dann nicht der Rückpass doch noch aktiv sein? Oder löst die reine Berührung den Rückpass auf, führt aber nicht zum Wechsel des Ballbesitzes und damit zum SR-Ball? Ich bin gerade unsicher ... Und sage keiner, dass das irrelevant sei, ein (vermeintlicher) Rückpass wird immer reklamiert und wenn es ganz blöd läuft, dann entsteht aus der Ballkontrolle des Torwartes das entscheidende Tor.

    Mal wieder ein wunderbares Beispiel dafür, dass die Basics auch bei gestandenen Schiedsrichtern nicht sitzen ...


    Natürlich kann es hier nur SR-Ball geben. Und der ist grundsätzlich von der Mannschaft auszuführen, die zuletzt den Ball berührt hat, wobei eben auch genau der Ort der letzten Ballberührung festlegt, wo der SR-Ball auszuführen ist. Grundsätzlich deshalb, weil es eine wichtige Ausnahme gibt: Lag der letzte Ballkontakt in einem Strafraum, ist der SR-Ball mit dem Torwart der Mannschaft auszuführen, der der Strafraum "gehört".

    Na ja, ganz so ist es nun auch nicht:
    Aus einem anständigen Spielbericht geht hervor, wer was gesagt/getan hat, der Rest muss ohnehin durch Polizei/Staatsanwaltschaft ermittelt werden. Das gilt zwar auch in den Fällen, in denen die Spielberichte das nicht im Detail hergeben, aber da dürfte vieles im Sande verlaufen, so dass möglicherweise die Staatsanwaltschaft die Reißleine zieht.

    Der bayerische Fußballverband und die Generalstaatsanwaltschaft haben vereinbart, dass der BayFV künftig selbst Strafanzeigen bei Hassverbrechen und Rassismus bei der Generalstaatsanwaltschaft stellt - auf Basis der Spielberichte: Bericht Eine im Grundsatz gute Idee, muss sich der Betroffene damit nicht mehr herumschlagen - aber hoffentlich sind die Sonderberichte der Schiedsrichter auch entsprechend tauglich, was man diesbezüglich manchmal hört ...

    Ich denke, dass Dir da hier und da doch ein wenig der Gaul durchgegangen ist ...


    Was bitte spricht denn gegen den Einsatz der besten verfügbaren SR? Ist es wirklich nur das Geschlecht? Ich empfinde es als unproblematisch und bereichernd, wenn Frauen auch im Herrenbereich pfeifen, umgekehrt wie es eben kein Problem sein sollte, dass Männer im Frauenbereich das Spiel leiten. Darf ich daran erinnern, dass Bibiana Steinhaus (heute Steinhaus-Webb) in der Herren-Bundesliga gepfiffen hat? Warum sollte es also ein No Go sein, dass ein Mann in der Frauen-BL pfeift? Kommt es nicht am Ende auf die erbrachte Leistung an? Und ein guter SR sollte, da widerspreche ich einem anderen vorherigen Post, durchaus in der Lage sein, Spiele geschlechtsunabhängig zu pfeifen, bekanntlich ist jedes Spiel anders.


    Und wenn es um die Nachwuchsförderung geht:
    Gleiches Recht für alle - auch viele junge männliche SR stoßen sehr schnell an die Grenze, dass der Flaschenhals nach oben dünn wird, warum sollte das bei Frauen anders sein? Gute Schiedsrichterinnen machen ihren Weg, siehe Bibiana ... By the way: Anne Uersfeld war mit mir im selben Neulingslehrgang. Sie hätte es zwar bisher nicht zur FIFA-SRAin gebracht, wenn alle über einen Kamm geschoren würden, aber auch im Herrenbereich hat sie durchaus höhere "Weihen" erreicht und wäre da vielleicht auch weiter, würde sie nicht so oft bei den Frauen eingesetzt. Am Ende liegt es ohnehin am persönlichen Potenzial, dazu kommt natürlich auch die Lehrarbeit und Unterstützung der eigenen Vereinigung - und in meiner SR-Vereinigung haben wir einen aktiven BL-SR (Tobias Welz), der aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr noch weiter oben unterwegs ist, mit Rafael Foltyn einen FIFA-SRA, eben Anne Uersfeld und mit Patrick Glaser einen weiteren SR, der es bis in den Profi-Bereich (3. Liga, 4. Off. in der 2. BL) geschafft hatte, da muss das Lehrwesen in der Vereinigung, in der Region und im Land schon ziemlich viel richtig machen ...

    Wie heißt das im Dialekt so schön: Ebe langt's.


    Ich verbitte mir Spekulationen über meine Beweggründe an dieser Stelle, die habe ich im passenden Thema offen gelegt, das hat hier genau nichts zu suchen.


    Weiterhin verbitte ich mir Hinweise über die Art und Weise, wie ich reagieren könnte - ich weiß, was ich zu tun und zu lassen habe und es ist sehr schade, dass der berechtigte Hinweis von Paulelmar , der letztlich bedeutet, dass es keine Pflicht zu einer einheitlichen Meinung gibt, so sträflich missachtet wurde. Zudem widerspricht es meiner tiefen inneren Überzeugung als Schiedsrichter, User einfach so zu sperren, auch wenn ich deren Verhalten für nicht immer hilfreich halte. Es ist schon auffällig, dass einige User hier äußerst sensibel reagieren, wenn sie selbst angegriffen werden, selbst aber keine Hemmungen haben, munter auszukeilen - und den Schuh ziehe sich an, wem er passt.


    Und nun zurück zum Thema, was jetzt noch an Beiträgen folgt, die sich nicht damit beschäftigen, wird gelöscht werden.

    Wenn ich die Relation an Schiedsrichterinnen zu Schiedsrichtern in unserer Vereinigung als Maßstab nehme, ist es nahezu zwangsläufig, dass, sofern man dort keine Männer einsetzen will, eben Frauen nach oben kommen, die der Sache nicht gewachsen sein können. Im Herrenbereich heißt es, dass maximal 5 % der Schiris überhaupt in "höhere" Ligen kommen (bei uns Gruppenliga, sprich die vierthöchste Amateurklasse), bei den Frauen ist die Quote zwangsläufig weit größer; klar, dass es da leichter zu Verzerrungen kommen kann.


    Gleichwohl sind die Vorwürfe schwer zu prüfen, weil viel zu pauschal.

    Nach der Beschreibung wäre natürlich beim ersten Foul der Vorteil eingetreten und damit auf Strafstoß zu entscheiden gewesen. Aber: Wir wissen nicht, was der Schiri wahrgenommen hat und wann er sich entschieden hat, zu intervenieren, denn das ist der Moment, der letztlich zählt, auch wenn das hier maximal unglücklich wäre ...

    Und es gibt eine Antwort meines Lehrwartes:

    Zitat

    wie es leider mit der Angemessenheit so ist... Das entscheidet jeder für sich selbst.


    Heißt im Klartext: Wir dürfen das kontrollieren und auch reklamieren, selbst für einen Ausschluss von der Spielteilnahme wegen Ausrüstungsmangels reicht das. Er setzt aber hinzu, dass nach seiner persönlichen Meinung die Schienbeinschoner so hergestellt werden und es in der Verantwortung der Spieler liege, mithin wir uns da keine Baustelle aufmachen müssen.


    Irgendwie erinnert mich das an die Sachen mit dem Schmuck und den Trikotärmeln, das wird ein paar Jahre dauern und dann wird es ein klares IFAB-Statement geben - und das wird ziemlich sicher so lauten, dass der SR die Angemessenheit zu kontrollieren hat und die nur vorliegt, wenn das Schienbein zumindest soweit abgedeckt ist, dass Verletzungen ausgeschlossen erscheinen.