Schiedsrichterwesen aus dem DFB auslagern?

  • Christian Seifert, Chef der DFL, referierte am Dienstag über das Ergebnis der Saison 2008/2009. Ausser der Vermeldung von Rekordergebnissen traf er auch eine Aussage zum Schiedsrichterwesen, die ich gerne zur Diskussion stellen möchte:


    Zitat

    "Die Bundesliga ist eine Milliardenindustrie, in der sich alles professionalisiert. Deshalb ist es keine Frage, dass ein so elementarer Bereich wie das Schiedsrichterwesen den Weg mit gehen muss. Es kann nicht sein, dass wir über die mentale Belastung der Profis intensiv sprechen und das bei den Schiedsrichtern nicht ausreichend der Fall ist. Ich könnte mir gut vorstellen, dass man das Schiedsrichterwesen in eine eigene Einheit als Joint-Venture zwischen DFB und DFL ausgliedert."


    Quelle


    Kann das Eurer Meinung nach Funktionieren? Welche Vorteile, welche Nachteile würden sich ergeben? Ich bin gespannt auf Eure Meinungen!

  • Was ist ein Joint Venture?

    Das beste Zitat von allen: "Dass er mir den Ball weggenommen hat und mich dabei umgestoßen hat, konnte ich ja noch akzeptieren, aber, als er mich dann beim Weglaufen einen "PARDON" nannte, musste ich einfach nachtreten!":D


    (Didi Hamann zur Rechtfertigung einer :rote_karte: wegen Nachtretens)

  • Das ist ein gemeinsame Tochtergesellschaft von mindestens zwei rechtlich und wirtschaftlich getrennten Unternehmen.

  • Die Aussage provoziert eindeutig eine Gegenfrage:


    Will man wirklich das gesamte SR-Wesen aus dem DFB lösen oder nur die in der DFL tätigen Schiris, womit man faktisch den Profi-Schiedsrichter eingeführt hätte?


    Irgendwie erinnert mich das an die Umstände, die seinerzeit erst zur Gründung der DFL geführt hatten, denn ursprünglich war ja auch die Bundesliga mal unter dem Dach des DFB. Schwierigkeiten könnte es hier aber an anderer Stelle geben: Als Spieler braucht man keine irgendwie geartete Qualifikation, bei den Trainern wird schon noch auf den (DFB!!!-)Trainerschein wert gelegt. Zu Ende gedacht könnte es DFL-Schiedsrichter geben, die nie den DFB-SR-Schein gemacht haben - aber würden das DFB, UEFA und FIFA akzeptieren? Welche Auswirkungen hätte ein Profi-Schiri auf die Nomonierung als UEFA- oder FIFA-Schiri?


    Natürlich hat der Gedanke aus Sicht der DFL Charme, gewönne man doch erheblich an Einfluss auf die Schiris, da man durch Vorgaben sogar eigene Regelauslegungen einführen könnte - und genau darum geht es der DFL aus meiner Sicht. Allerdings könnte das etwas zu kurz gesprungen sein, denn es ist aus meiner Sicht ein elementares Element des Fußballs, dass man den international von den Bambinis bis zur Weltmeisterschaft nach (gut, nur fast, zumindest für den Jugendfußballs) identischen Regeln spielt.


    Die zweite Grundsatzfrage ist, ob wir den Profi-Schiri wollen - aber die Vor- und Nachteile haben wir im Forum ja schon ausführlichst debattiert.

  • Naja, so ganz ist ja die Bundesliga nicht bei der DFL, denn für Disziplinarsachen ist der DFB zuständig.


    Aber ich kann wieder mal nur den Kopf schütteln, was unser DFL-Geschäftsführer da redet. Er wollte das ja schon mal versuchen und ist damit auf die Nase gefallen. Warum will er es nochmal machen? Der DFB ist nun mal der höhere Verband als die DFL und daher finde ich es auch besser, wenn unsere Spitzen-Schiedsrichter über den Nationalverband kommen und nicht durch die DFL.

  • Hallo.


    So verkehrt ist der Gedankengang ja nicht. Und das so was funktionieren kann sieht man ja in Italien, wo die CAN zwar zur AIA gehört, aber im Grunde genommen selbständig agiert.


    Klarer Vorteil wäre ja, daß die SR der Eliteklasse noch gezielter auf das Amt hin unterstützt werden könnten und man den Anforderungen im Profibereich noch besser entgegen kommen könnte. Wobei der Profi-SR auch nciht unbeidngt fehlerfrei agiert, was aber ja schon wie angemerkt zu genüge diskutiert wurde.


    Auf der anderen Seite sehe ich aber die Gefahr, daß es mittelfristig zu solchen Untriben kommen könnte wie in England. Dort gibt es allein schon aufgrund der Tatsache, das die PGMO gelisteten SR farbige Trikots tragen dürfen und der Rest nicht, zu einem Wir-und-Sie-Gefühl.
    Und das ist aus meiner Sicht eine große Stärke unseres Verbandes: Man fühlt sich als Einheit, von der kleinsten Jugend bis hoch zu einem Herrn Kienhöfer oder Dr. Brych. Die Qualität ist im Schnitt gesehen sehr hoch und die Nachwuchssorgen, wie sie z. B. auch die Engländer haben, sind bei uns noch in einem überschaubaren Rahmen. Von daher denke ich, daß der bisherige Weg nciht der schlechteste war, auch wenn man sich über eine Weiterentwickling trotzdem Gedanken machen sollte.

    "Kondition ist nicht alles, aber ohne Kondition ist alles nix."
    Gerhard Theobald, ehemaliger Bundesliga-SR, zum Thema Grundlagen des Stellungsspieles

  • Bedenkt auch, dass die SR nicht DFL-SR wären, sondern eben DFL-DFB-SR. Wurde ja nie gesagt, dass der DFL die SR alleine übernehmen wolle.


    Zu der Gegenfrage: Die DFL wird in dem Joint-Venture kaum die echten Amateur-SR gemeint haben. Für sowas haben die gar keinen Blick. Zudem … was wollen die mit uns? ;)

  • Die Sr würden durch die DFL zu stark in die Abhängigkeit von den DFL-Machern gesteckt. :(


    Wer besagt denn, dass nicht doch gewisse Vereinsbosse so zumindest mittelbar auf die Sr-Ansetzungen Einfluß nehmen könnten?


    Bedenkt, in Italien gibt es Profisr, aber die Gefahren, die sich dort verbergen, zeigte ja der dortige Manipulationsskandal vor ein paar Jahren mit bösen Folgen auch für die dortige Srei. :flop:

  • Ich persönlich sehe hier wieder eine Gefahr von Bürokratie und Tendenz zum Wasserkopf! Es ist doch schon jetzt alles verzweigt und man blickt manchmal nicht durch, wenn wir jetzt noch eine Ausgliederung bekommen, dann könnte das noch komplizierter werden. Wie sagte einst Harald Schmidt in seiner Late Night Show: "Die DFL hat doch nichts auf die Beine gestellt, außer ein eigenes Logo!" ;);)

    "Ein J.R. Ewing hat keine Magengeschwüre! Ein J.R. Ewing verursacht sie!"
    J.R. lebt! In memorarum an Larry Hagman (1931 bis 2012). Danke für die tolle Zeit bei DALLAS!!!

  • Also ich melde mich freiwillig! Bei 100000.-€ netto im Monat pfeif ich so, wie die es wollen!:D

    Alle sagten das geht nicht.




    Und dann kam einer und hat es gemacht.

  • Fakt ist, eine komplette Herauslösung aus dem DFB wäre nicht machbar, weder mit dem DFB noch mit der FIFA/UEFA, die mit Recht das Prinzip des einen Nationalverbandes fordern. Das ist ja auch einer der wichtigen Gründe für die Installation der DFL "unter dem Dach des DFB". Nichts anderes ist hier wohl auch mit dem Modewort "Joint Venture" gemeint.


    Zu den Problemen einer solchen Lösung gehören die Schnittstellen. Wie wird eine Unabhängigkeit der Schiedsrichtergremien von der DFL gesichert? Wie wird der Schiedsrichter-Bereich unterhalb der 2. Bundesliga an die neue Organisation angeschlossen? Denkbar wäre es auch, den gesamten Schiedsrichter-Bereich (von den Kreisen bis zur Bundesliga) zu verselbständigen, als eigene Organisation (Verein?), die den Fußballverbänden die Spielleitung als Dienstleistung anbietet.


    Die DFL denkt aber wohl in erster Linie an das Aufwärmen der alten Profi-SR-Diskussion. Dagegen gibt es eine ganze Reihe guter Argumente, die ich jetzt nicht (wieder) auftischen möchte. Meines Erachtens bringt das nicht den gewünschten/erwarteten Erfolg.


    Fazit: Ich denke, es ist ein Vorstoß nach dem Motto "Steter Tropfen höhlt den Stein". Aber im Augenblick hat der Fußballsport, glaube ich, dringendere Probleme zu lösen.

    "Weißt du, Fußball ist das Einfachste, das es gibt. Wenn nur nicht das ganze Drumherum wäre." (Sebastian Deisler)

  • So leicht wie sich das der Kollege von der DFL vorstellt, ist das glaube ich nicht.


    Deutschland unterliegt der UEFA Konvention wenn ich mich nicht irre.


    Hier müsste es eine klare Trennung zwischen Vereinen und der Schiedsrichterorganisation geben.


    Bei uns waren in Zeiten vor der Konvention die Schiedsrichter an die Bundesliga mit eigener Abteilung verliehen.
    Die UEFA sah darin keine notwendige Unabhängigkeit, sodass die Schiedsrichterabteilung von dort losgelöst wurde.


    Nach der Konvention wurden die Eliteschiedsrichter in eine Unterabteilung des ÖFB angegliedert und damit Unabhängig.
    Die Bundesliga kommt nur noch für die Kosten auf und hat absolut kein Mitspracherecht mehr.


    Länder wie Griechenland oder Türkei, wo Vereine sehr viel bei den Schiedsrichterangelegenheiten mitreden sind bei der UEFA gar nicht gerne gesehen.


    Für die DFB Schiedsrichter selber glaube ich aber, dass es völlig egal ist unter welchem Wappen sie pfeifen. Die sind ohnehin Profis, ich finde das fast lächerlich. Es gibt auf der ganzen Welt fast keinen höheren Standard! Wer die Mühlen von unten nach oben in Deutschland schafft, der kann es wirklich!

    Menschen, die sich nicht gewisse Regeln vorgesetzt haben, sind unzuverlässig. Man weiß sich oft nicht in sie zu finden, und man kann nie recht wissen, wie man mit ihnen dran ist."


    Immanuel Kant


    "Ein Sieger findet für jedes Problem eine Lösung."
    "Ein Verlierer findet in jeder Lösung ein Problem."


    Corneille

  • An redrefers letztem Abschnitt sieht man mal wieder, was die deutschen SR im Ausland für ein Ansehen genießen ganz im Gegensatz zur öffentlichen Wahrnehmung im eigenen Land. Aber das ist ein anderes Thema.


    Ich kenne die Situation in Österreich nicht, aber in Deutschland muß jeder SR einem Verein angehören. Es ist selbst zulässig, daß ein Bundesliga-SR einem Bundesligaverein angehört, z.B. Felix Zwayer. Trotzdem sehe ich die Gefahr auch, daß die Ansetzungen nach den Plänen der DFL von den Vereinen beeinflußt werden könnten. Auch glaube ich nicht, daß die Einführung von Profi-SR die Leistung noch weiter verbessern würde, aber das ist wieder ein anderes Thema.

    In einer Aktion prallten Grevelhörster und Gerick zusammen. Der FC-Stürmer blutete aus der Nase, aber Schiedsrichter Stefan Tendyck aus Gelsenkirchen konnte mit einem Taschentuch aushelfen. Gericks Torriecher wurde nicht in Mitleidenschaft gezogen: Er markierte das 1:3.


    Westfalen-Blatt (29.5.2017) :D

  • Zitat von kanarien3;125355

    Bei 100000.-€ netto im Monat pfeif ich so, wie die es wollen!:D



    Mußt Du hier gleich den billigen Jakob machen??


    Ich will glatt das doppelte:D



    btt:


    Es funktioniert doch so wie es ist ganz gut, warum soll man das dann bitte ändern?
    Sportfunktionäre sind echt der beste Beweis dafür, das bei bestimmten Leuten selbst ein Hirnschlag ein Schlag ins Leere sein kann.

    :hsv1: IN DUBIO PRO RAUTE! :hsv1:


    25.05.1983 - Die Helden von Athen:


    Uli Stein - Bernd Wehmeyer, Holger Hieronymus, Dietmar Jakobs, Manfred Kaltz - Wolfgang Rolff, Jürgen Groh, Felix Magath, Jürgen Milewski - Horst Hrubesch, Lars Bastrup (ab 61. Min. Thomas von Heesen)


    Trainer: Ernst Happel



    Nicht selten sind wir nach dem Spiel so richtig deprimiert,
    wir freuen uns schon wenn unser Team zumindest nicht verliert.
    Es ist schwer - wir sind Fans vom HSV!