Wer macht das Foul?

  • Folgende Situation:


    1. Der Stürmer ist im Strafraum, legt sich nun den Ball etwa 50 cm bis 1 m vor und will schießen. Er holt mit dem Schußbein aus. Der Abwehrspieler stellt nun ein Bein zwischen den Spieler und den Ball. Der Stürmer zieht durch und trifft statt den Ball das Bein des Abwehrspielers. Alles passiert innerhalb kürzester Zeit. Entscheidungen?


    2. Würde sich etwas ändern, wenn der Abwehrspieler nicht nur sein Bein dazwischen bringen würde, sondern sich komplett mit Körper zwischen Stürmer und Ball bringen würde?

  • Bei beiden Fällen ist für mich klar der Verteidiger der foulende Spieler (wenn er denn Ball nicht spielt). Er zielt hier nur darauf ab, den Gegenspieler am Schuss zu hindern, ohne ihn dabei sauber vom Ball trennen zu können.
    Beim Angreifer gehe ich nach deiner Formulierung davon aus, dass sein "durchziehen" dem Ball gilt und er vom Verteidiger überrascht wird, nicht aber diesen treten will. Wäre das der Fall, darf der Stürmer früher duschen gehen, aber das erste Vergehen kommt trotzdem vom Verteidiger, also in jedem Falle Strafstoß + je nach Tormöglichkeit oder nicht Verwarnung/Platzverweis.

    Nur noch fünf Sekunden, nur noch die wenigen Stufen zum Spielfeld hinunter, und dann bleibst du allein, inmitten Tausender von Menschen...


    Pierluigi Collina

  • Im Fall 1 stimme ich benny_lu zu.


    Bei Fall 2 halte ich aber ein erlaubtes Abdecken des Balles durch den Verteidiger für gegeben, denn der Ball ist spielnah und ich kann auch ohne direkten Ballkontakt die Ballkontrolle übernehmen, so dass ich hier ein - sicher nicht beabsichtigtes - Foul des Angreifers sehe (also dF für Verteidiger).

  • Tut mir leid aber sowas muss ich immer sehen. Therorie ist zwar sehr schön aber gibt immer Sache die muss ich sehen! Wenn ich jetzt schreib der Stürmer wird gefoult oder der Verteidiger wird gefoult, dann ist das in der Praxis doch gar nicht umsetzbar! Wer kommt zuerst zum Ball, das muss man sehen!

    Es gibt Leute, die denken Fußball ist eine Frage von Leben und Tod. Ich mag diese Einstellung nicht. Ich kann ihnen versichern, dass es noch sehr viel ernster ist. (Bill Shankly)

  • Ich stimme tillongi hier zu: denn im Fall 1 kommt es drauf an, ob der Abwehrspieler den Ball spielen konnte.
    Im Fall 2 bedient sich der Abwehrspieler erlaubter Mittel, also geht das Foul auf Konto des Angreifers.

  • Ich werfe noch einmal einen anderen Lösungsvorschlag in den Raum:
    der Verteidiger begeht gefährliches Spiel, also idF für den Stürmer. Das er dabei getroffen wird, Pech. Ist wie bei Kopf zu tief: auch gefährlcihes Spiel. Wenn aus der "selbst-"gefährdung Aua kommt, kann ich dem Stürmer nicht die Schuld dafür geben.

  • Bei Körperkontakt wird aus dem gefährlichen Spiel immer verbotenes Spiel, demnach DF (oder eben Strafstoß).

  • Vorab: Wir reden momentan über Variante 1!


    Habe ich den Eindruck, dass der Spieler nicht beabsichtigt, den Ball zu erreichen, sondern nur beabsichtig, den Schuss zu verhindern, dann, aber auch nur dann, könnte ein gefährliches Spiel vorliegen, wobei ebenso gut auf unsportliches Verhalten entschieden werden könnte, in jedem Fall wäre abzuwarten, ob sich ein Vorteil ergibt; dann wäre ein idF die Folge. Aus dem gefährlichen Spiel kann m.E. kein verbotenes Spiel (mit dF bzw. Strafstoß) werden, da ja nicht der Verteidiger den Angreifer berührt, sondern der Angreifer den Verteidiger.


    Sagt mein Eindruck aber, dass der Verteidiger den Angreifer vom Ball trennen will und es eben nur noch schafft, das Bein weit genug nach vorne zu bringen, so entspricht dies dem Sinn und Zweck des Fußballspieles, den Ball zu ergattern - und damit ist immer ein gewisses Risiko verbunden, sonst könnten wir ja immer nur noch auf die Unfähigkeit des Gegners hoffen. Das Beispiel mit dem niedrig gehaltenen Kopf greift hier nicht, denn ich halte es für die normalste Sache der Welt, dass ein Fuß in Richtung Ball geht. Ergo ginge das Spiel in diesem Fall weiter.


    Ebenso gut könnte man sonst die Frage aufwerfen, ob der Angreifer seinen Schussversuch nicht noch hätte abbrechen können - aber die Fallbeschreibung spricht ausdrücklich davon, dass alles sehr schnell ging.


    Variante 2 bleibt für mich aus Sicht des Verteidigers auf jeden Fall erlaubt und damit kommt es zum dF für den Verteidiger - ein Foul setzt ja nicht unbedingt Absicht voraus.

  • Hallo.


    Beim zweiten Fall muss man aber berücksichtigen, ob es ein Abschirmen oder ein Sperren ist.


    Geht die Bewegung primär n Richtung Ball ist es Foul gegen den Stürmer.
    Zielt der Verteidiger aber ausschließlich darauf ab, den Stürmer am spielen zu hindern ist es wieder Foul gegen den Verteidiger.


    Beim ersten Fall ist es je nach Distanz zu Ball und Gegenspieler Sperren / gefährliches Spie was zu verbotenem Spiel wird oder Beinstellen. In jedem Fall aber Strafstoß.

    "Kondition ist nicht alles, aber ohne Kondition ist alles nix."
    Gerhard Theobald, ehemaliger Bundesliga-SR, zum Thema Grundlagen des Stellungsspieles

  • Zitat von Manfred;108566

    Aus dem gefährlichen Spiel kann m.E. kein verbotenes Spiel (mit dF bzw. Strafstoß) werden, da ja nicht der Verteidiger den Angreifer berührt, sondern der Angreifer den Verteidiger.


    Diesen Punkt sehe ich anders: Wenn z.B. ein Spieler einen Ball volley schießen will und ein Gegenspieler seinen Fuß "bloß" zwischen den schon in der Schußausführung befindlichen Fuß des Gegenspielers und den Ball hält ("Drüberhalten"), so dass der Spieler statt des Balls die Schuhsohle des Gegenspielers trifft, geht die Berührung auch vom erstgenannten Spieler aus, trotzdem bekommt er (m.E.) einen dF bzw. Strafstoß zugesprochen.

    "Der Klügere gibt nach! Eine traurige Wahrheit, sie begründet die Weltherrschaft der Dummheit."
    (Marie von Ebner-Eschenbach, österreichische Schriftstellerin, *1830 +1916)


    "Mancher ist für die Wahrheit, solang die Wahrheit für ihn ist."
    (Charles Tschopp, schweizer Schriftsteller, *1899 +1982)

  • Ich stelle für mich fest: in der Theorie gibt es mehrere richtige Lösungsvarianten, man muss es wohl davon abhängig machen, wie es in reality auf einen wirkt.

  • Mein Reden!
    Man kann in der Therorie alles hin und herdrehen aber auf dem Platz liegt die Wahrheit!;)

    Es gibt Leute, die denken Fußball ist eine Frage von Leben und Tod. Ich mag diese Einstellung nicht. Ich kann ihnen versichern, dass es noch sehr viel ernster ist. (Bill Shankly)

  • Wobei die Wahrheit, die zur Anwendung kommt, einem eher in den Sinn kommt, wenn man die theoretische Grundlage dafür parat hat...:D

    "Kondition ist nicht alles, aber ohne Kondition ist alles nix."
    Gerhard Theobald, ehemaliger Bundesliga-SR, zum Thema Grundlagen des Stellungsspieles

  • Sicherlich da widerspreche dir nicht, trotzdem sehe ich das oft genug das gerade junge SR Kollegen wenig Umgang/Erfahrung mit Zweikampfverhalten haben!

    Es gibt Leute, die denken Fußball ist eine Frage von Leben und Tod. Ich mag diese Einstellung nicht. Ich kann ihnen versichern, dass es noch sehr viel ernster ist. (Bill Shankly)

  • Also ich wollte noch mal auf den 2. Fall eingehen. Für mich war es kein Foul des Stürmers ,sondern (wie andere auch schon beschrieben haben ) ein Sperren des Verteidigers . Daher ind. Freistoß für die angreifende Mannschaft.

  • Also ich sehe in der 2. Variante ein erlaubtes sich zwischen Ball und Spieler stellen. Wieso sollte der Verteidiger den Ball einfach so freigeben und den Stürmer schießen lassen. Wenn sich der Stürmer den Ball vorlegt, dann ist es doch das gute Recht des Verteidigers sich dazwischen zu stellen und den Ball abzuschirmen.
    Denke in Situation sind wir uns eigentlich alle einig, dass wenn er nur ein Bein dazwischen stellt, es sich um ein Foulspiel handelt.