Regelfrage: Foul-> Vorteil-> Schwalbe

  • Wie würdet ihr bei folgenden Szenarien entscheiden:


    1. Ein Spieler wird von seinem Gegenspieler gefoult, bleibt jedoch im Ballbesitz. Der Schiedsrichter zeigt Vorteil an und unterstützt seine Entscheidung akkustisch. Nun versucht der Spieler den SR unsportlich zu täuschen.


    2. Ein Spieler wird von seinem Gegenspieler gefoult, bleibt jedoch im Ballbesitz. Der SR warte noch einige Sekunden den Vorteil ab bzw. wartet ob er den verzögerten Pfiff einsetzen kann. 2 oder 3 Sekunden nach dem ersten Foul versucht nun der Spieler den SR unsportlich zu täuschen.


    zu 1) Hier ist es für mich eigentlich klar. Verwarnung wegen einer unsportlichen Täuschung und einen indirekten Freistoß für die Verteidiger.


    zu 2) Hier bin ich mir ziemlich unsicher. Aber ich tendiere zur gleichen Entscheidung wie bei der ersten Frage, da der Spieler sich selbst um seinen Vorteil bringt.
    Oder was denkt ihr?

  • Ich hätte wahrscheinlich genauso entschieden: :gelbe_karte: + indFS wegen der unsportlichen Täuschung, denn wie du schon sagtest, hat er sich seinen Vorteil selbst genommen, blöd halt.

  • Ist beides etwas blöd zu entscheiden, da ja tatsächlich ein Foul vorlag. Bei 2) bin ich mir ganz sicher: Der Vorteil läuft, der Spieler raubt ihn sich selbst -> idF. + :gelbe_karte:.
    Bei 1) schwanke ich ein wenig... würde er sich beschweren, würde ich ihm zwar :gelbe_karte: geben, aber auch den fälligen Freistoß für ihn zusprechen. Bei einer Täuschung sieht das etwas anders aus, ich würde wahrscheinlich je nach Spielcharakter, Spielstand und gesamten Verhalten des Spielers die Regeln etwas für mich ausdehnen... aber die regeltechnisch richtige Entscheidung wäre wohl auch hier idF für Abwehr + :gelbe_karte:, da ein unsportliches Verhalten vorliegt, bin mir aber nicht ganz sicher. Fällt wahrscheinlich doch unter Ermessen des Schiedsrichters ;)

    Nur noch fünf Sekunden, nur noch die wenigen Stufen zum Spielfeld hinunter, und dann bleibst du allein, inmitten Tausender von Menschen...


    Pierluigi Collina

  • Bei 1. gibt es ja zwei Vergehen von zwei verschiedenen Mannschaften:


    1. Foul von Verteidiger,
    2. unsportliche Täuschung des Angreifers,


    hier wird das 1. Vergehen bestraft, also :gelbe_karte: für Angreifer und DF für Angreifer!

  • Ich habe es eigentlich andersrum gedacht. Denn beim 1. Beispiel habe ich ja schon auf Vorteil entschieden. Wenn der Spieler jetzt unsportlich täuscht, gibt es doch :gelbe_karte: und idF.


    Ich zweifle eher am zweiten.

  • Tritt der Vorteil beim 1. Fall ein? Nein. Es heißt, die nächsten paar Sekunden, das ist beim 1. Fall nicht der Fall.
    Beim 2. sind diese paar Sekunden ja schon vorbei, dann die Unsportlichkeit. Also :gelbe_karte: und IDF.

  • Also bei 1.) frag ich mich sowieso wie das in der Praxis gehen soll. Er wird gefoult und sofort in den nächsten Zweikampf? Nun gut, nix desto trotz: Vergehen beider Mannschaften, Spielstrafe richtet sich nach dem ersten Vergehen --> dir. FS. Persönliche Strafen bleiben davon unberührt --> :gelbe_karte: für Angreifer.


    frage 2: Neue Spielsituation, ergo ind. FS und Verwarnung für Angreifer

  • Zweifle nur. Gestern bei mir Vorgekommen.
    Und ich hab sofort auf Vorteil entschieden und dann lässt der Spieler sich fallen. Er hätte den Vorteil ja, aber er bringt sich ja selbst durch seine Unsportlichkeit um den Vorteil.

  • Ich verstehe die Frage so, daß beide Situationen vom Ablauf grundsätzlich gleich sind. Einziger Unterschied ist, daß sich bei der ersten Situation der SR bereits auf Vorteil festgelegt hat.


    Und hier sehe ich das wie Fimpel, im ersten Fall ist eindeutig die Schwalbe zu ahnden. Beim zweiten Fall würde ich wohl auch die Schwalbe ahnden, regeltechnisch möglich scheint mir aber auch die Ahndung des ersten Fouls.

    In einer Aktion prallten Grevelhörster und Gerick zusammen. Der FC-Stürmer blutete aus der Nase, aber Schiedsrichter Stefan Tendyck aus Gelsenkirchen konnte mit einem Taschentuch aushelfen. Gericks Torriecher wurde nicht in Mitleidenschaft gezogen: Er markierte das 1:3.


    Westfalen-Blatt (29.5.2017) :D

  • Auf das wollte ich hinaus.


    Zur genaueren Beschreibung vielleicht noch: Das war nicht wirklich ein Zweikampf. Der Spieler legt sich nach dem ersten Foul den Ball etwas vor, merkt, dass er ihn nicht erreicht und lässt sich fallen.

  • Ich frage mich, mit welcher Sicherheit will ich wissen, dass das eine unsportliche Täuschung ist? Unter Umständen muss ich einkalkulieren, dass das Gleichgewichtsorgan des Spielers nach dem Foulspiel verzögert reagiert, also ist es durchaus möglich, dass er erst nach dem dritten Schritt hinfällt.
    Und ganz nebenbeibei, wenn er sich nach dem Zweikampf den Ball zu weit vorlegt, kann ich nicht von einem Vorteil sprechen.

  • Trotzdem machst du es dir damit unnötig schwer.
    Ein Foul bleibt ein Foul, wie bzw. in dem Fall wann der Spieler zu fallen hat, kannst du nicht beurteilen.
    Jeder erwartet einen Freistoß, v.a. weil der Ball ja nicht in Besitz des Spielers mehr war... Königsweg: dir.FS und fertig aus.

  • Ist der "Faller" die "Wirkung" des vorangegangenen Fouls würde ich auch den FS wegen des Foulspiels pfeifen, den Spieler aber gleichzeitig ermahnend darauf hinweisen, dass er mir das Foul nicht derartig "beweisen" muss. Hört er gleich nach dem Foul auf zu spielen, hat er ohnehin den FS.
    Wie gebi schon sagte: Wenn ein Foul vorlag, kann die "Wirkung" immer noch etwas später eintreten, wenn man aus dem Tritt gerät. Das dann als Täuschung zu bewerten, ist wohl selten im Sinne der Sache.

  • Man verzeihe mir als "altem Mann" mal die etwas deutliche Wortwahl: ich habe den Eindruck, dass unsere altersmäßig jungen Kollegen in ihrem Bestreben schnellstmöglich nach oben zu kommen in ihrer Urteilsfindung manch menschliche Komponente übersehen.

  • Also für mich ist die Sachlage zur ersten Frage ganz klar. Es liegt ein Foulspiel vor, welches der SR auch wahrnimmt. Da er Vorteil gibt und sich dieser nicht einstellt, wendet er den verzögerten Pfiff an. Dabei spielt es keine Rolle, was in den 2-3 Sekunden nach dem Vorteil passiert. Selbst eine Tätlichkeit würde zu einem dF und anschließender :rote_karte: führen.

  • Zu dem Post über Reichi werde ich mich nicht äussern, aber ich denke wir können nun festhalten.


    Hat der Schiedsrichter sich auf Vorteil festgelegt und dann erfolgt die unsportliche Täuschung gibt es eine Verwarnung und einen indirekten Freistoß.
    Wartet der Schiedsrichter den Vorteil noch ab und dann geschieht es, gibt es direkten Freistoß und eigentlich auch noch eine Verwarnung für den Angreifer.

  • Ich wollte auch was zu dem Thema sagen.
    Ich habe mein KSO mal gefragt ,ob ich den Vorteil zurückpfeifen darf ,wenn ich schon Vorteil gerufen habe ,und er hat "Nein" gesagt. Also muss die Schwalbe gewertet werden ,ergo-> :gelbe_karte: und ind.Freistoss