Doppelpass-Diskusion "Sündenbock Schiedsrichter"

  • Zitat von Udo;77130

    Dazu wäre er bei mir nicht gekommen. In der Schiedsrichterkabine habe ich Hausrecht. Der wäre so schnell wieder draußen gewesen, so schnell kann er gar nicht gucken.


    Udo, der Herr war u.a. Ordner und "SR-Betreuer", d.h. er hat uns mit Getränken versorgt, warum hätte ich den rauswerfen sollen?
    Vor Ort hat er sich ja nichts anmerken lassen, dass ist ja die Heuchelei, die ich ihm u.a. vorwerfe. Das dicke Ende kam ja erst Tage später, als ich erfahren habe, dass er sich schriftlich beschwert hatte.


    Zitat von sArnie;77141


    almiko: Doch schau dich um, wenn als Schiedsrichter oder Assistent dort stehst: Ist es nicht so, dass bei den meisten Entscheidungen von den meisten Menschen nicht widersprochen wird?


    Antwort: NEIN!
    Zumindest in unserem Kreis ist es leider eine verbreitete Unsitte, dass Zuschauer und Coaching-Zone fast jede SR(A)-Entscheidung gegen ihre Mannschaft verbal attackieren. Wenn das bei Euch grundsätzlich anders ist, lebt Ihr aus hiesiger Sicht im Paradies.

    "Der Klügere gibt nach! Eine traurige Wahrheit, sie begründet die Weltherrschaft der Dummheit."
    (Marie von Ebner-Eschenbach, österreichische Schriftstellerin, *1830 +1916)


    "Mancher ist für die Wahrheit, solang die Wahrheit für ihn ist."
    (Charles Tschopp, schweizer Schriftsteller, *1899 +1982)

  • Zitat von sArnie;77014

    Was heißt jetzt konkret in diesem Zusammenhang "Fachleute"? Willst du keinen Austausch mit Spielern, Trainern oder anderen Personen aus dem Umfeld?


    Gerade am vorvergangenen Wochenende habe ich mich nach zwei vermeintlich falschen Entscheidungen zum Ende des Spiels gegen eine Gästemannschaft Kritik des Gästetrainers ausgesetzt gefühlt.


    Bei unserem Abmarsch zum Auto stand der Trainer am Imbiss und maulte noch immer in unsere Richtung, und ich dachte, ich versuche mal in einem Gespräch mit ihm zu klären, was vorgefallen war. Natürlich wurde dies gleich auch von umstehenden Zuschauern zum Anlass einer Einmischung genommen, an deren Ende meine Erkenntnis stand, dass es diesen wie jenem nicht eine einzige Sekunde lang in den Sinn kam, dass mein SRA und ich im Recht war bei unseren Entscheidungen. Als der Trainer dann noch meinte "Wahre Größe würde jetzt darin bestehen, den Fehler zuzugeben." sind wir gegangen.


    Eine Diskussion ist das nämlich nicht mehr. Trainer und Zuschauer, auch bei den Fachleuten im DSF und anderen Fernsehkommentatoren habe ich meist diesen Eindruck, wollen nämlich gar nicht dskutieren, sondern das Urteil über den SR sprechen, dass er im Unrecht ist. Eine Diskussion mit Für und Wider, mit Belegen und Argumenten findet gar nicht statt, weil der SR nicht gehört wird unde seine Meinung gar nicht interessiert.


    Aus dieser interessanten Erfahrung heraus habe ich somit beschlossen, Gespräche nicht mehr zu suchen. Es hat keinen Sinn. Leider.


    Gruß
    -ae-

    "Denn wir schwören Stein und Bein - auf die Elf vom Niederrhein."

  • Ich gebe zu: Ich bin kein Schiedsrichter.


    Ich kann mich noch an so manches Spiel (Jugend) meines Bruders in einem hiesigen Verein erinnern. Für Eltern gelten die eigenen Sprößlinge oft als unfehlbar, für Trainer und Co. in der Coaching Zone sind es die eigenen Spieler meist auch. Die Solidarisierung beider Gruppen ist wohl unvermeidlich und macht es wirklich schwierig. Ich kann dir versichern, dass sich auch dort ein paar weiße Schafe befinden. Leider hört man die recht selten heraus, weil die schwarzen so laut blöken. ;)


    Es mag dir so vorkommen, aber es gibt die Fraktion der stillen Zuschauer, die Entscheidungen akzeptieren. Wirklich. Schaut man sich die Häufung der unsportlichen Aktionen in der Bundesliga an, könnte man auch dort den Eindruck gewinnen, es gäbe nur Dauernörgler, Lamentierer und Brüllaffen - aber ich bin keines davon und ich bin nicht allein! Menschen neigen dazu die außergewöhnlichen und unangenehmen Ereignisse länger und deutlicher im Gedächtnis zu behalten und glauben irgendwann, es gäbe keine gewöhnlichen angenehmen Ereignisse dazwischen. Es ist traurig, dass sich dieses Gefühl bei dir und kanarien3 offenbar schon so verfestigt hat.


    Aber gerade das macht es umso wichtiger, den Dialog zu führen. Ich mache mir nichts vor: In den unteren Spielklassen, in denen die Verbindungen zwischen der Mannschaft und deren Leitern und Angehörigen stärker sind, wird sich wohl wenig ändern lassen. Andererseits muss man deswegen bei den Profis umso aktiver einschreiten. Wie Klopp schon bemerkt hat, wurde seine Aktion von vielen Anhängern seiner Person genau beobachtet und wirkt direkt als schlechtes Vorbild. Angemessenes Verhalten (siehe oben) braucht immer länger um so zu wirken, aber wer es nicht versucht kann nicht gewinnen.


    -ae- : Es wird immer Unverbesserliche geben. Gerade für solche Menschen wäre eine Diskussion wichtig, doch leider sind sie nicht fähig eine solche zu führen. Das würde nämlich voraussetzen, das sie die Fähigkeit hätten auch eigene Standpunkte zu hinterfragen und ggf. eigene Fehler zuzugeben. Doch das heißt nicht, dass alle so Unverbesserlich sind. Die hier angesprochenen Diskussionen muss man mit denjenigen führen, deren Kritikfähigkeit nicht nur in einer Richtung ausgebildet ist.

  • Das hast du vielleicht ein bisschen missverstanden: Ich bin ja bereit zu reden, aber ich werde diese Gespräche nicht mehr suchen.


    Leider gibt es aber viel häufer als die Idee, mit dem SR zu sprechen und Missverständnisse auszuräumen, die Reaktion, auf seiner Meinung zu beharren, sie als richtig zu verkaufen (z. B. indem ein Trainer seinen Spielern die SR-Entscheidung als falsch vermittelt) und damit andere Leute zu beeinflussen. Das geht häufig dann auch so weit, dass man diese eingefärbte Meinung unreflektiert am nächsten Tag in der Zeitung liest.


    Es ist nunmal ganz deutlich so: SR sind das schwächste Glied in einer Kette. Und das verkraftet auch nicht jeder. Wenn mir einer meiner SRA erzählt, dass er ans Aufhören denkt, weil er die Nörgeleien nicht mehr erträgt, oder wenn meine Frau mir sagt, dass sie nicht mehr zum Spiel mitkommt, weil sie nicht ertragen kann, wie ich beschimpft werde, sind das Signale, die keinen interessieren, weil SR eben nunmal egal sind. Dass wir wöchentlich mit Beleidigungen zu tun haben, dagegen tun auch die - zugegebenermaßen - vielen neutralen und sich ruhig verhaltenden Zuschauer wenig bis gar nichts. Und so pflanzen sich - nicht verwunderlicherweise - gesellschaftliche Missstände auf dem Fußballplatz einfach nach unten hin fort, bis unter dem SR niemand mehr kommt, auf den dieser treten könnte. Dass SR sich versuchen, gegen öffentliche Kritik zu wehren, ist dann nun ein hilfloses Strampeln und Quäken, das solange anhält, bis der Kaiser Franz kommt und uns ein Leckerchen gibt, indem er ein besseres Verhältnis aller Beteiligten miteinander anmahnt.


    Aber ich weiß schon jetzt: Nach dem runden Tisch ist eine Zeitlang Ruhe... bis Herr Kinhöfer mal wieder ein Vorteil abpfeift oder Herr Rafati ein Tor nachträglich anerkennt. So ist das eben.


    Gruß
    -ae-

    "Denn wir schwören Stein und Bein - auf die Elf vom Niederrhein."

  • Ich stimme dir vorbehaltlos zu, -ae-.


    Es ist unglaublich, wie sich auch dem Alter nach Erwachsene Menschen dazu hinreißen lassen können, Regelkenntnis in Anspruch zu nehmen, die sie nicht haben. Aber das ist ja nicht auf Schiedsrichter beschränkt: Richter, Polizisten, Finanzbeamte, Lehrer, Türsteher ja sogar Eltern an und für sich, kennen dieses Gefühl. Was immer man entscheidet, entbehrt jeglicher Grundlage und drückt die Missachtung gegenüber der Person aus, gegen(!) die man entscheidet. So fühlen die Betroffenen und drücken dieses Gefühl in oft sehr rabiater Weise aus. Die Außenwirkung ist diesen Personen oft nicht bewusst oder schlicht egal. Das kann selbst dem engagiertesten Schiedsrichter zuviel werden. Die Reaktion deiner Frau kann ich da absolut nachvollziehen; wer mag schon mit ansehen, wie Mitglieder der eigenen Familie beschimpft, beleidigt oder gar angegriffen werden?


    Die Respektlosigkeiten sind wie eine Seuche und breiten sich genau so aus. Die wenigen schlechten Vorbilder werden wegen ihres angeblich mutigen Auftretens noch gelobt. Das führt dazu, dass sie selbst aber auch ihre Mitläufer sich in ihrer Auffassung bestärkt sehen. Die Medien sind am Fortbestand dieses Teufelskreises oft genug beteiligt. Die "Fehlentscheidung" wird auf Seite 1 in großen Lettern angeprangert und der Hinweis, dass man sich wohl geirrt hat, versickert auf Seite 17 im Feuilleton.


    Ich bin gerade in den Vorbereitungen dazu, selbst Schiedsrichter zu werden. Allerdings in einer Sportart, in der "(un)gentlemanly conduct" in der Regel steht. Dort ist die Stimmung doch deutlich weniger angespannt, als im Fußball. Wie auch immer: "I'll do my very best!" ;)

  • Okay, Snooker hätte ich jetzt nicht vermutet, das klingt aber auch sehr nach good ol´ hockey game ;)


    Die Eishockeyregeln sind sehr interessant. Vor ein paar Jahren habe ich mir mal das Regelheft besorgt. Beim DEB war man sehr erstaunt, dass man das nur so aus Spaß haben will. "unsportsmenlike conduct" würde dem Fußball auch gut tun, eine Zeitstrafe ebenso, finde ich. Ich finde auch die Art und Weise, wie man mit Schlägereien auf dem Platz umgeht zumindest in der NHL sehr beeindruckend.


    Wie dem auch sei: Fußball ist unser Leben, und da König Fußball die (deutsche) Welt regiert, haben wir eben mit allem Wider zu kämpfen, der da auf uns einprasselt. Und wenn ich will, dass meine Frau wieder mit mir fährt, muss ich eben besser werden! Seit ich in der SHFV-Liga pfeife und nicht mehr nur im Kreis, kommt sie auch manchmal wieder mit.


    Gruß
    -ae-


    PS: Seit ich SR im Fußball bin, gucke ich mit ständig wachsender Begeisterung Eishockey... wie kommt das bloß?

    "Denn wir schwören Stein und Bein - auf die Elf vom Niederrhein."

  • Hallo.


    Snooker und Fußball vergleichen zu wollen ist aus meiner Sicht etwas gewagt.


    Bei allen Sportarten, wo es zu körperlichem Kontakt im Rahmen des Spieles kommt, gibt es hierdurch immer wieder Entscheidungen des SR die schnell für Kritik sorgen. Selbst bei solch "korperlosen" Sportarten wie Basketball (wenn man sich mal ein höherklassiges Spiel anschaut, merkt man, daß das körperlos eine Mär ist). Und bedingt durch diesen Körperkontakt ergeben sich auch Emotionen, die sich Bahn brechen. Wodurch dann eben auch (weil sich einer der betroffenen Akteure eben angegriffen fühlt) entsprechende Reaktionen wie Maulerei bis hin zu Tätlichkeit ergeben können.


    Um ul. a. diesen Körperkontakt und seine Folgen nicht ausarten zu lassen gibt es den SR. Er hat im Rahmen des geltenden Regelwerks einzuschreiten, wenn sich ein Spieler nicht regelkonform verhält. Nun sollte man davon ausgehen, daß bis auf Feinheiten und Sonderfälle auch die Spieler über die nötige Regelkenntnis verfügen, um den Sport auszuüben. Basics wie Abseits, korrekter Einwurf und korrekte Ausrüstung sollten für jeden Spieler und Trainer bekannt sein und sicher angewandt werden können, sprich, sie sollten "Experten" sein.


    Nur ist das leider nicht so. Die wenigsten Spieler haben schon einmal ein Regelheft in der Hand, von einer regelmäßigen Lektüre ganz zu schweigen. Vom SR wird dies aber erwartet, beim Rest der Akteure ist es egal. Daher nehme ich auch die wenigsten Spieler und Trainer als Experten ernst, eben weil die Beschäftigung mit der Materie fehlt. Und die Erfahrung zeigt, daß es von der untersten Kreisklasse bis hoch zu den Kickern in der CL und BL bei den Entscheidungsträger, sprich Spieler und Funktionäre, einen nur geringen Prozentsatz gibt, die wirklich ausreichende Regelkenntnis besitzen.


    Eine sachliche Diskussion bedingt immer, daß beide Seiten über nötiges Hintergrundwissen verfügen. Ich rede jetzt von so banalen Sachen wie dem Torwart, der im Einteiler spielen will, Schmuck, der nicht abgelegt wird und besonders von klaren Abseitssituation, wo immer wieder Reklamationen aufgrund Unkenntnis vorkommen. Und diese Reklamationen kommen in den meisten Fällen in unangebrachtem Tonfall und in einer Form, die ich mir als erwachsener Mensch nicht gefallen lasse, weshalb ich hier auch keien Diskussion suchen werde.


    Erschwerend kommt noch hinzu, daß bestimmte Anweisungen und Auslegungen nicht konsequent von allen Kameraden umgesetzt werden und somit die Regelunkenntnis sich verstärkt, weil ein SR eben gegen die geltenden Regeln entscheidet. So werden dann diejenigen, die sie richtig umsetzen, angegriffen. Solche falsch agierenden Kameraden sind in meinen Augen ebenso wenig Experten und mit denen werde ich ebensowenig eine Diskussion suchen.


    Das einzige, was beide Seiten weiterbringen kann, ist konstruktive Kritik. Und da es aus den von mir angeführten Gründen nur in den seltnsten Fällen eine solche geben wird, lehne ich es persönlich ab, mich am Spielort über bestimmte Entscheidungen auseinanderzusetzen. Und das gleiche gilt in meinen Augen ebenso für Diskussionsrunden wie Doppelpass oder die Spieltagsanalyse auf DSF, eben weil sich hier in den seltensten Fällen wirkliche Experten äußern.

    "Kondition ist nicht alles, aber ohne Kondition ist alles nix."
    Gerhard Theobald, ehemaliger Bundesliga-SR, zum Thema Grundlagen des Stellungsspieles


  • Mein lieber Freund, ich muss jetzt in den Stall, aber von wem kommen denn die absurden Äusserungen??

    Alle sagten das geht nicht.




    Und dann kam einer und hat es gemacht.

  • -ae-:Snooker hat seine Wurzeln dann doch eher beim Crocket (nicht Cricket!), oder beim Golf - je nachdem wen man fragt.


    Was Eishockey angeht, kann ich dir nur empfehlen Zuschauer zu bleiben :) Was die Schiedsrichter dort aushalten müssen ist mitunter auch mal gesundheitsgefährdend. Die Anzahl der Schiedsrichter und "Assistenten" (Torrichter etc.) ist nicht ohne Grund höher als beim Fußball; und das obwohl das Spielfeld doch deutlich kleiner ist ...


    Die verschiedenen Zeit- und Spielstrafen bilden die Grundlage für konsequentes Eingreifen bei Übergriffen. Ein interessanter Ansatz ist auch die Berücksichtigung der Auswirkungen von körperlichen Angriffen für die Strafzumessung. Es gehören allerdings auch solch Absurditäten dazu, wie die, dass Spieler denen der Helm vom Kopf geschlagen(!) wurde, eine Zeitstrafe wegen unkorrekter Kleidung erhalten können. Wenn ich wählen müsste, ob ich Schiedsrichter im Fußball oder Eishockey sein wollte, würde ich den Fußball wohl vorziehen.


    Die Prügeleien sind sicher nicht unbedingt geeignet sportliches Vorbildverhalten zu transportieren, aber die knackigen Zeitstrafen auch mehrere gleichzeitig sind wohl das passende Mittel. Auch im Fußball wäre meines Erachtens eine Zeitstrafe auch in höheren Spielklassen eine Überlegung wert. Manche Zeitgenossen müssen sich zwischendurch einfach mal ihr Mütchen kühlen.


    kanarien3: Fullquote und eine für mich nicht nachvollziehbare Frage. Du siehst mich ratlos. Alle Zitate stammen von dir. Einzig der Versuch einer Interpretation "Friss oder stirb" stammte von mir. So habe ich deine Unterstellung ""Trainer, Spieler oder Betreuer [hätten] von der(?) Regel keine Ahnung" verstanden.


    jambala: Ich habe niemals Snooker und Fußball verglichen, dazu sind insbesondere die auch von dir angeführten Aspekte viel zu unterschiedlich.


    BTT: Zur Problematik sich "am Spielort über bestimmte Entscheidungen auseinanderzusetzen" habe ich mich schon geäußert. Da sind wir, wenn du meine bisherigen Beiträge liest, wohl recht nah beieinander.


    Die Diskussionen der Pseudo-Experten im Doppelpass haben genau das Niveau, das man von einem Stammtisch erwarten kann: keines. Die Spieltag-Analysen vermitteln schon an vielen Stellen auch, wie schwierig viele Entscheidungen zu treffen sind. Sinnvoller wäre aber auch hier, einen echten Schiedsrichter aufzubieten, der dann Regeln und Probleme, die bei deren Auslegung und Anwendung entstehen können, formulieren kann. Ein echter Experte kann eben durch keine noch so große Anzahl an "Stammtischexperten" aufgewogen werden.


    Mir geht es um grundsätzliche Gespräche in denen die Schiedsrichter die Probleme mit den Verantwortlichen der "Gegenseite" erörtern können. Die Diskussion über das Verhalten von Spielern, Trainern und anderen im Umfeld den Schiedsrichtern gegenüber sollte überhaupt nicht in der Öffentlichkeit geführt werden. Ich erwarte eigentlich auch eine öffentliche Entschuldigung von Klopp, Kovac & Co. die mit ihrem Verhalten viel zerstören.


    Dass die Entscheidungen von Schiedsrichtern auch in Zukunft immer kritisiert werden, steht außer Frage. Aber die oberste Maxime muss Respekt sein. Der fehlt nicht nur in den unteren Spielklassen, sondern tragischer Weise auch im Profifußball. Dort ist natürlich das Wagnis viel größer aber ich kann nicht verstehen, warum einige Trainer, Manager und Spieler so extrem wenig Abstraktionsvermögen aufbringen, um sich mal in die Lage der Schiedsrichter hinein zu versetzen. Würden Andere sie selbst in solcher Weise beschimpfen und der Manipulation bezichtigen - was wäre das für ein Skandal!


    Traurig, traurig, dass dieser Perspektivwechsel so vielen so schwer fällt. Jeder Schüler hat Diskussionen mit Seitenwechsel schon erlebt, aber den altersmäßig reifen Spielern, Trainern und Managern scheint das unmöglich zu sein.


    Trotz allem muss meines Erachtens eine grundsätzliche Auseinandersetzung am "Runden Tisch" mit einander erfolgen - auch und gerade, wenn die Regelkenntnisse der Gegenseite unzureichend sind. Die DFL bzw. der DFB sollten größten Wert darauf legen, den ahnungslosen Trainern und Spielern auf die Sprünge zu helfen - so oder so. Die Bestrafungen dürfen nicht nur in Geldstrafen bestehen; wer die Integrität des Schiedsrichters anzweifelt, sollte eine Denkpause verordnet bekommen. Vor allem aber sollte er gezwungen werden sich mit den kritisierten Entscheidungen intensiv auseinanderzusetzen.


    Wäre ich frei darüber zu bestimmen, würde ich den Delinquenten abverlangen die Regeln, die von den Schiedsrichtern angeblich verletzt worden sein sollen einmal öffentlich zu erläutern. Dann könnte noch eine Stellungnahme zu den letzten von ihnen selbst begangenen Vergehen dazu kommen. Vielleicht eine Art Täter-Opfer-Ausgleich ... Aber das bleibt natürlich nur (m)ein Wunschtraum.

  • Zitat von -ae-;77182

    PS: Seit ich SR im Fußball bin, gucke ich mit ständig wachsender Begeisterung Eishockey... wie kommt das bloß?


    Und ich dachte schon, dass es nur mir so geht.

  • Arnie, mir giing es um den Aspekt beim Snooker, daß aufgrund eines fehlenden physischen "Kampfes" dort ein geringeres Aggressionspotential besteht, weshalb eben auch strittige Situationen einfacher beigelegt werden können. Daß ein Spieler seienm Gegenüber oder dem SR das Queue überzieht ist ja doch eine absolute Rarität, ein Nachtreten beim Fußball dagegen regelmäßige, traurige Realität auf dem Fußballplatz. Daher auch meine Betonung auf den physischen Aspekt bei der Sache.
    Fußball ist nun einmal ein Sport für Gentlemen, der von Rowdies gespielt wird. Die alte Weisheit aus England hat nach wie vor ihre Gültigkeit.


    Leider musste ich in meinen langen Jahren als SR immer wieder miterleben, wie Versuche zu solch offenen Aussprachen und Annäherungen im Sinne der Sportlchkeit, wie sie von Dir gewünscht und gefordert sind, von Seiten der Vereine torpediert wurden.
    Wir haben in unserer Gruppe versucht, im Rahmen des ersten Lehrabends der neuen Saison auch Vereinsvertreter als Gäste zu bekommen, so daß zum einen die Regeländerungen, so vorhanden, nicht nur uns SR sondern auch den Vereinen nahe gebracht werden konnten. Des weiteren sollte eine Möglichkeit gegeben werden, daß die Vereine sich zu den Wünschen betreffend das Auftreten der Schiris und das gemiensame Ausüben des Sportes äußern konnten. Beim ersten Versuch haben von den angeschriebenen Vereinen, rund fünfzig an der Zahl, sich grade mal zwei Vereine gefunden, die Vertreter geschickt haben, die nichts mit der Schiedsrichterei selbst am Hut haben, von sechs Vereinen kam noch nicht einmal eine Antwort auf die Einladung. Bei mehreren Vereinen wurden dann die Schiedsrichter, die sowieso da sein mussten, als Vertreter vorgeschickt. Der Rest sagte aus irgend welchen Gründen ab.
    Nachdem auch die vierte Einladung ähnlich ernüchternd verlaufen ist, hat mein Obmann es unterlassen, weitere Versuche zu unternehmen.


    Ebenso kann ich aus meiner Tätigkeit die Aussage von ae bestätigen, daß, wenn man aks aktiver SR von Vereinsvertretern auf strittige Szenen angesprochen wird, nur der Zweck des Nachweises von Fehlverhalten des anderen SR verfolgt wird, und nicht ein Verstehen der Regel, die die Entscheidung bestimmt hat. Und wenn man dann ausweichend reagiert, weil man nicht dabei war und sich nicht äußern will, wird man direkt mit Sprüchen "belohnt", daß man ja nicht den Nestbeschmutzer spielen will.


    Und solange diese Rahmenbedingungen vorherrschen, daß nämlich die Schiedsrichter von Vereinsseite als notwendiges Übel und nicht als gleichberechtigte Partner betrachtet werden, kann jeder Runde Tisch nur symbolischen Charakter haben, eine wirkliche Wirkung wird es aber nicht geben.

    "Kondition ist nicht alles, aber ohne Kondition ist alles nix."
    Gerhard Theobald, ehemaliger Bundesliga-SR, zum Thema Grundlagen des Stellungsspieles

  • Vielen Dank, jambala, für deinen Erfahrungsbericht. Was Snooker angeht habe ich schon deutlich gemacht, dass du absolut Recht hast: Der "Kopflastige" Sport Snooker hat mit dem Körperbetonten Fußball keine Gemeinsamkeiten die einen Vergleich zulassen. Ich wollte mit meiner Aussage, dass ich gerade in der Vorbereitung zur Qualifikation als Schiedsrichter im Snooker bin auch gerade das deutlich machen.


    Ich bin als Nicht-Schiedsrichter einfach "weiter weg" und als toleranter und (wie manche sagen) intelligenter Mensch wohl zu sehr mit gesundem Menschenverstand ausgestattet, um die Weigerungshaltung der Vereine, die du beschreibst, nachvollziehen zu können. Ich bin nun auch ein Regelfreak: Wenn ich einen Sport ansehen möchte, lege ich großen Wert darauf, so viel wie möglich über die Regeln zu erfahren.


    Im Snooker sind Regelkenntnisse enorm wichtig, da ein Ziel des Spiels ist, den Gegner in Fouls zu treiben, um so Punkte zu erzielen. Die einzige Fußballregel, die im Ansatz vergleichbar wäre, ist die Abseitsregel: Man kann durch koordiniertes Vorgehen den Gegner "Abseits stellen" und so selbst einen Vorteil erlangen. Das ist deswegen wohl auch die einzige Regel, deren Grundsätze den Spielern immer wieder eingebläut werden. Das bedeutet eben leider nicht, dass die Spieler alle Details dieser Regel kennen. Sonst hätte es in der berüchtigten Szene bei der Euro 2008 vielleicht einen Italiener gegeben, der den frei vor dem Tor stehenden van Nistelrooy gedeckt hätte.


    Wäre ich Verantwortlicher in einem Verein würde ich Regelwissen verlangen und prüfen. Vor allem aber würde ich selbst dafür sorgen, dass kein Spieler eine Entscheidung reklamiert. Ich habe noch keinen Fall gesehen, in dem das funktioniert hätte. Ich interpretiere selbst die Spielszene "SG Eintracht Frankfurt - VfB Stuttgart" beim Ausgleich durch Gomez nicht so. Meine erste Amtshandlung wäre aber, das unsägliche Heben des Armes zu unterbinden, das den Schiedsrichter beeinflussen soll aber letztlich nur die Mobilität des Spielers einschränkt. Für mich ist schon den Arm zu heben ein Routine gewordenes Zeichen: *piep*egal ob ich Schuld bin, jetzt bekommt der Schiedsrichter den Schwarzen Peter!".


    Du hast wohl Recht, dass von der Gegenseite zu wenig Verständnis aufgebracht wird, insbesondere auf dem Platz - aber nicht nur. Das ist ein grundlegendes, ja beinahe existenzielles Problem, dessen sich die Verbände einmal annehmen sollten. Regeln zu kennen und zu akzeptieren, dass die Schiedsrichter "" sind, ist für fairen Sport meiner Meinung nach unerlässlich. In mir reift die traurige Erkenntnis, dass ich mit dieser Meinung wohl nicht mehrheitsfähig bin ... :(