Torhüterschutz im Torraum

  • Der Satz sagt nur, z. b. wenn der TW den Ball mit der Hand berührt und gleichzeitig versucht ein Angreifer den Ball zu köpfen, dann abgepfiffen werden muss. Wenn der TW mit dem gefangenen Ball in den Gegner fällt und den Ball wieder verliert, ist das nicht grundsätzlich "Angreifen".


    Grundsätzlich darf ein Spieler sowieso nur dann angegriffen werden, wenn er den Ball kontrolliert bzw. in "Ballnähe" ist, was so viel bedeutet, dass der Ball in spielbarer Distanz sein muss.


    Nur, ab wann kann man bei einem Luftduell von Ballnähe reden? Eigentlich wäre somit jegliches Rempeln beim nach dem Ball Springen verboten. Oder sehe ich das falsch?

  • Grundsätzlich muss man sich unabhängig vom Torraum über die besonderheiten von Zweikämpfen zwischen TW und Feldspieler bewusst sein. Wenn der TW zum Ball geht reisst er die Arme hoch und ist dadurch ungeschützt und in der Flugphase nicht so stabil, dazu ist in den meisten Fällen der TW mit ausgestreckten Armen nen halben Meter grösser als die Angreifer und man sollte sich bei jedem scheinbar sauberen Zweikampf die Frage stellen hat der Stürmer überhaupt die Chance den Ball zu spielen?

  • Grundsätzlich muss man sich unabhängig vom Torraum über die besonderheiten von Zweikämpfen zwischen TW und Feldspieler bewusst sein.


    Genau da müssen wir hin. Weg von dem Torraum-Irrtum und dem ganzen Bedrängen-Blödsinn (niemand weiß, was 'Bedrängen' bedeutet; von unfairem 'Bedrängen' ganz zu schweigen). Wir müssen hin zu dem Torwart-spezifischen Spiel, welches mit anderen Maßstäben bewertet werden muss. Da müssen die Aspekte "gefährlich" und "unfair" berücksichtigt werden und dann sind wir schon nah an der Lösung.

  • Die Vorgabe alter Tage ist hier ein gutes Hilfsmittel.
    Der Torwart darf korrekt gerempelt werden (Schulter gegen Schulter), wenn er den Ball in den Händen hält und mit beiden Beinen auf dem Boden steht.
    In anderen Fällen darf er nicht attackiert werden. Dies bedeutet natürlich auch, dass der Torwart angegangen werden muss und nicht umgekehrt. Wenn der TW in den Stürmer springt, handelt es sich um kein Vergehen.

    Gott sei Dank habt ihr Schiedsrichter, sonst müsstet ihr eure Fehler ja bei euch suchen !

  • Wenn der TW in den Stürmer springt, handelt es sich um kein Vergehen.


    Nach Regel 12 ist das ein Vergehen:



    Regel 12:


    Ein Spieler verursacht einen direkten Freistoß für das gegnerische Team, wenn er eines der nachfolgend aufgeführten sieben Vergehen nach Einschätzung des Schieds richters fahrlässig, rücksichtslos oder brutal begeht: [...] einen Gegner anspringt, [..]
    Strafstoß
    Begeht ein Spieler eines der genannten zehn Vergehen im eigenen Strafraum, ist
    dies durch einen Strafstoß zu ahnden, vorausgesetzt, der Ball ist im Spiel. Dabei ist
    unerheblich, wo sich der Ball zum Zeitpunkt des Vergehens befand.

  • Nach intensiver Suche im Regelwerk gibt es anscheinend keinen besonderen Torhüterschutz und schon gar nicht im Torraum. Alle Vergehen, die in Regel 12 aufgeführt sind, gelten sowohl beim TW als auch bei jedem anderen Feldspieler unabhängig vom Ort.

    Das ist falsch. Seite 86 des Regelhefts (Regel 12-Anweisung der FIFA): "Das Behindern des Torhüters durch unfaires Bedrängen, z. B. bei einem
    Eckstoß, gilt als Vergehen."

  • Zitat

    Der Torwart darf korrekt gerempelt werden (Schulter gegen Schulter), wenn er den Ball in den Händen hält und mit beiden Beinen auf dem Boden steht.


    Der verwirrende Satz wurde nicht grundlos gestrichen, da er widersprüchlich ist zu
    "Kontrolliert der Torhüter den Ball mit den Händen, darf er von einem Gegenspieler nicht angegriffen werden."
    Der Torwart darf somit wie jeder andere Spieler im Zweikampf angegriffen und somit auch korrekt gerempelt werden, eben nur nicht, wenn er den Ball mit den Händen kontrolliert.


    Die einzige Frage ist doch, was genau "Ballnähe" beim Zweikampf bedeutet:


    "Als Zweikampf gilt der Kampf um Raum in Ballnähe mit Körperkontakt, jedoch ohne den Einsatz von Armen und Ellbogen."


    Der englische Regeltext
    "The act of charging is a challenge for space using physical contact within playing distance of the ball without using arms or elbows."
    spricht nicht von Ballnähe, sondern "spielbarer Distanz des Balles".


    Was bedeutet das für einen Luftzweikampf? Ein korrektes Rempeln in der Luft ist m. E. anatomisch auch nicht durchführbar.


    Wenn ein TW tatsächlich in der Luft korrekt gerempelt werden kann, dann ist es m. E. trotzdem mind. IdF, da er entweder noch nicht in spielbarer Distanz ist oder den Ball mit der Hand kontrolliert.

  • da ich während des Spiels nicht mecker ...


    Gut, dass du nicht in Berlin spielst. (Wir holen pro Saison mit unserer Gurkenmannschaft 3-9 Punkte mehr, weil die Gegner mit dem SR meckern und wir nicht. Wenn der Gegner auch ruhig ist, könnte uns das mal den Klassenerhalt kosten... ^^ )


    Für das Torwartspiel gilt eigentlich dasselbe wie für die Zweikampfbewertung: Man braucht eine klare Linie, die man durchzieht, und man muss beim 1.Pfiff bzw. bei der 1.strittigen Situation, die man laufen lässt, laut und deutlich kommunizieren, warum das jetzt Freistoß/Weiterspielen war. Die taktischen Mätzchen lernt man dann in den höheren Ligen mit der Zeit von den Beobachtern oder Kollegen, aber in der Holzklasse fährt man zu 99,9999% besser mit der klaren Linie. Die restlichen 0,0001% sind der Jackpot, wo die erste Aktion im Spiel der Kamikazesprung des Torhüters ist, wo es Strafstoß und ggf. Rot geben muss. Aber da muss man dann durch, dafür hat man in den anderen Spielen mehr Ruhe.

    Der Klügere gibt nach.


    Das erklärt, warum die Welt von den Dummen regiert wird.

  • Was bedeutet das für einen Luftzweikampf? Ein korrektes Rempeln in der Luft ist m. E. anatomisch auch nicht durchführbar.


    Das seh ich anders in dem Moment wo so ein Luftduell stattfindet ist doch normalerweise der Ball in "playing distance" weil der jeweilige Gewinner des "Luftkampfes" am Ende den Ball köpft (oder fängt/faustet wenn es der Torwart ist.)


    Wenn das nicht "playing distance" oder Ballnähe ist weiß ich auch nicht.


    Das ist falsch. Seite 86 des Regelhefts (Regel 12-Anweisung der FIFA): "Das Behindern des Torhüters durch unfaires Bedrängen, z. B. bei einem
    Eckstoß, gilt als Vergehen."


    Was mich hier stutzig macht, ist das Beispiel das hier genannt wird.
    Ich würde das nämlich so interpretieren, dass ich dem Torwart nicht einfach so beispielsweise im Weg stehen darf, damit z.B. ein Mitspieler ungehindertet zum Kopfball gehen darf.


    Beispiel Ecke:
    Torwart steht auf der Torlinie, Stürmer steht ~3m davor.
    Der Stürmer darf jetzt den Torwart, wenn dieser rausläuft um die Ecke zu fangen nicht bedrängen.


    Aber nach meiner Interpretation spricht nichts dagegen, wenn dieser Stürmer oder ein andere Stürmer zum Kopfball geht (und der Ball auch dort hinkommt) und dabei den Torhüter berührt.

    Bin kein Schiedsrichter, nur ein Spieler Trainer (wieder) Spieler der sich für die Regeln seines Sports interessiert :D

  • amfa, was du beschreibst ist ja auch in keiner Form unfaires bedrängen und natürlich erlaubt. In dieser Passage ist etwas anderes gemeint, nämlich das Spieler direkt an den TW gehen und schieben und den TW blocken oder die den Laufweg des TW kreuzen.

  • Mit dem "Natürlich" erlaubt wäre ich aber vorsichtig.
    Das wird in 99% der Fälle abgepfiffen.
    Darum gehts ja, das meiner Meinung nach viel zu viel pro TW gepfiffen wird.
    Und das der TW eben keinen besonderen Schutz im Torraum hat.
    Was aber die landläufige Meinung ist bei Torhütern, Feldspielern, Kommentatoren und nicht zuletzt auch bei vielen SR.

    Bin kein Schiedsrichter, nur ein Spieler Trainer (wieder) Spieler der sich für die Regeln seines Sports interessiert :D

  • Aus taktischen Gründen ist man bei Zweikämpfen zwischen Feldspieler und TW aufgrund der Konsequenzen etwas kleinlicher aber es wird schon zu viel abgepfiffen da hast du natürlich recht.


  • Und das der TW eben keinen besonderen Schutz im Torraum hat.
    Was aber die landläufige Meinung ist bei Torhütern, Feldspielern, Kommentatoren und nicht zuletzt auch bei vielen SR.


    Doch den hat er. Aber nicht nur im Torraum, sondern im ganzen Strafraum. Diskutabel ist höchstens die Auslegung was als Vergehen gewertet wird.
    Dennoch hat der TW einen besonderen Passus in Regel 12, der explizit auf ihn gemünzt ist.

    Gott sei Dank habt ihr Schiedsrichter, sonst müsstet ihr eure Fehler ja bei euch suchen !

  • Ich hatte im letzen C-Junioren-Spiel eine Situation, zu der ich mal Eure Meinungen hätte.
    Freistoß für Blau ca 17m leicht rechts versetzt.
    Nachdem Rot schon ein Tor aus ähnlicher Position - nur von links - kassiert hat, postieren sie zwei Abwehrspieler an den Pfosten.
    Folge davon: zwei Angreifer postieren sich auch auf der Linie.
    Torwart mault: er könne sich ja dann nicht zu den Pfosten bewegen, ohne die Angreifer abzuräumen.
    Da die beiden Angreifer fast 3m vom Torhüter weg standen, gabs für mich keinen Grund zum EIngreifen, schließlich kann jeder die Position auf dem Spielfeld frei wählen (mit Ausnahme des Abstandes beim Freistoß).


    Und dann kams, wies kommen sollte: der Freistoß schlug über dem Verteidiger am "langen" Pfosten ein.
    Dann gings los: es sei doch Abseits, weil die Angreifer auf der Torlinie stehen!
    Ausserdem, sei der Torhüter ja behindert worden, weil er nicht um den Stürmer rechtzeitig rumkam

  • Nach der Beschreibung ganz klar ein einwandfreies Tor. Abseits scheidet regeltechnisch aus, da gleiche Höhe. Wenn der Stürmer nur dort gestanden hat und keine aktive Bewegung gegen den Torhüter erfolgte, kann er dafür nicht bestraft werden.

    In einer Aktion prallten Grevelhörster und Gerick zusammen. Der FC-Stürmer blutete aus der Nase, aber Schiedsrichter Stefan Tendyck aus Gelsenkirchen konnte mit einem Taschentuch aushelfen. Gericks Torriecher wurde nicht in Mitleidenschaft gezogen: Er markierte das 1:3.


    Westfalen-Blatt (29.5.2017) :D

  • Zitat

    Steht ein angreifender Spieler bei einem Treffer unbeteiligt zwischen den Torpfosten im Tor, zählt der Treffer. Stört der angreifende Spieler jedoch einen Gegner, gilt der Treffer nicht. Der fehlbare Spieler wird wegen unsportlichen Betragens verwarnt und die Partie mit einem Schiedsrichter-Ball an der Stelle fortgesetzt, an der sich der Ball zum Zeitpunkt der Unterbrechung befand. (Fußball-Regeln 2015/2016, Regel 11, Auslegungen der FIFA)

  • Wurde heute von einem unserer Trainer dazu gefragt, und konnte ihm diese Offizielle Verlautbarung des DFB zur Verfügung stellen.

    Zitat

    Auszug aus o.G. Link
    "Eine weit verbreitete Meinung auf nahezu jedem Fußballplatz der Republik ist, dass der Torwart in seinem Torraum einen besonderen Schutz genießt. Blickt man ins Regelwerk, stellt man fest, dass dem gar nicht so ist. Neben dem Schutz, dass der Torwart nicht angegriffen werden darf, wenn er den Ball hält, gibt es keine weiteren Bestimmungen dazu."

    Die Zusatzbestimmung in den FIFA-Regelauslegungen bezieht sich auf ein Bedrängen des Torwarts in speziellen Spielsituationen (Eckstoss, Freistoss).
    So lange der TW nicht bedrängt wird darf der Spieler stehen wo er will.


    Diese Regelpassage (wie im Zitat angegeben Regel 11)

    [...]Stört der angreifende Spieler jedoch einen Gegner, gilt der Treffer nicht. Der fehlbare Spieler wird wegen unsportlichen Betragens verwarnt und die Partie mit einem Schiedsrichter-Ball... [...]

    bezieht sich auf eine Abseitsposition, bei der der Abseits auf der Torlinie oder im Netzraum stehende Spieler in das Spiel eingreift / oder eben nicht eingreift.


    Sie hat also zunächst einmal nichts mit einem Angriff auf den TW zu tun, der in diesem Thread diskutiert wird.

  • Zitat

    Sie hat also zunächst einmal nichts mit einem Angriff auf den TW zu tun, der in diesem Thread diskutiert wird.

    Das vllt. nicht, aber mit der Situation von gebi aus #136, bei der die Angreifer auf der Torlinie standen. Man hat da jetzt 3 Möglichkeiten:

    • Treffer zählt, falls die Angreifer auf der Torlinie nicht eingreifen,
    • Indirekter Freistoß, falls ein Angreifer den Torhüter unfair bedrängt,
    • SR-Ball und Verwarnung, falls ein Angreifer auf der Torlinie stehend einen verteidigenden Spieler stört.