Torhüterschutz im Torraum

  • Leute, verzapft doch keinen Unsinn.



    Die frühere DFB-Anweisung "Der Torwart darf nicht gerempelt werden, außer er hält den Ball", wurde gestrichen und zwar wegen des unlogischen fett gedruckten Teils (zweiter Halbsatz). Der Torwart darf nämlich nie gerempelt werden, genau so wenig wie jeder andere Spieler. Rempeln ist nach Regel 12 eine unerlaubte Spielweise, so dass die bisherige DFB-Anweisung unlogisch und mit den Regeln nicht zu vereinbaren war.


    Die Abschaffung der DFB-Anweisung führt also letztlich zu mehr Torwart-Schutz, nicht zu weniger Schutz für den Torhüter.

  • Im Ernst: Die Abschaffung führt höchstwahrscheinlich zu gar nichts, praktisch hab ich nie Rempelaktionen gegen den Torwart als legal beurteilt gesehen. Der Satz war ein Relikt. Wenn wir tatsächlich dies befolgt hätten würde der fette Libero bei jeder abgefangenen Ecke den Keeper ins Tor rempeln und sich einen freuen.

  • Der Kommentar bei uns war, daß es sich hierbei nicht wirklich um eine "Regeländerung im klassischen Sinne" handelt. Der Satz wurde nur syntaktisch und semantisch umgestrickt, um Mißverständnisse zu vermeiden. Es bleibt zu hoffen, das Letzteres auch gelingt. Nach Gesprächen mit vielen Kollegen herrschte erst ein Mal doch ein wenig Verwirrung...

  • Ich meine mich zu erinnern, dass in dem Rundschreiben unseres Verbandslehrwartes stand, dass sich in der Praxis bei der Handhabung nichts ändert, sondern nur die an sich irritierende Passage gestrichen wurde.

  • Torsten: Das Rempeln eines Gegenspielers ist keineswegs per se eine unerlaubte Spielweise, und das steht so auch nicht in Regel 12.

    Selbstverständlich steht das in Regel 12!!!


    Im Regelheft (Saison 2012/2013) steht schwarz auf weiß auf S. 80.:


    "Direkter Freistoß: [...Punkt 4] wer einen Gegner rempelt".


    Insofern ist da hier eine unnötige Phantomdiskussion.

  • "Ein Spieler ist in Ballbesitz, auch wenn er den Ball aus taktischen Gründen deckt, ihn aber nicht berührt, er jedoch in Spielnähe bleibt. Wenn er dabei den Gegner hindert, ihn also sperrt, ist dies keine Regelübertretung. Der ballführende Spieler darf nun korrekt gerempelt werden."


    Für mich ist es das was gemeinhin als "Körpereinsatz" bezeichnet wird. Ohne Armeinsatz, Kontakt Schulter zu Schulter ist legal.

  • Diese Situation ist die einzige (!) Ausnahme. Einige scheinen die Regel 12 nicht verstanden zu haben, wenn sie behaupten, der Torwart könne nun gerempelt werden, wenn er den Ball in den Händen hält.


    Nochmals: Die Streichung "Torwart darf nicht gerempelt werden, außer er hält den Ball in der Hand" führt NICHT dazu, dass ab sofort der Torwart gerempelt werden darf!! Sondern es führt zu Geltung des allgemeinen Grundsatzes: Es darf nicht gerempelt werden.


    Grund für die Streichung der Anweisung war lediglich der den Regeln widersprechende Teil "außer er hält den Ball in der Hand", welcher sich jahrelang als Übersetzungsfehler eingeschlichen hatte. Der Teil "Torwart darf nicht gerempelt werden" war nicht Gegenstand einer gewollten Änderung und gilt selbstverständlich weiterhin.

  • Na selbstverständlich führt diese Situation aus theoretischer Sicht dazu, dass der Torhüter nun mehr geschützt ist als vorher. Während vorher laut Regeltext das Rempeln eines Torhüters, der den Ball hielt, erlaubt war (zumindest hätte man das aus dem deutschen Regeltext so verstehen können), ist es das nun nicht mehr. Wie man aus der Streichung dieses Teilsatzes auf die Idee kommen kann, der Torhüter dürfte jetzt gerempelt werden, kann ich nicht nachvollziehen.


    @ Torsten: Das "Rempeln" im Regeltext war bereits mehrmals Gegenstand von Diskussionen und es liegt zumindest die Vermutung nahe, dass dies ebenfalls ein Relikt aus etwas fragwürdigen Übersetzungen ist. Wie dem auch sei, die von Nummer4 zititerte Passage stellt keine Ausnahme in dem Sinne, dass in einer solchen Spielsituation ein sonst zu bestrafendes Vergehen legalisiert wird, dar. Ein korrektes Rempeln meint einen "normalen Zweikampf", der insbesondere dann legal ist, wenn er gegen einen Spieler in Ballbesitz ausgeübt wird. In der Passage von Nummer4 wird die Möglichkeit, korrekt zu rempeln, eben auf eine weitere Situation übertragen, da der Spieler als "in Ballbesitz" gilt, wenn er den Ball in Ballnähe stehend abschirmt.

  • Na selbstverständlich führt diese Situation aus theoretischer Sicht dazu, dass der Torhüter nun mehr geschützt ist als vorher. Während vorher laut Regeltext das Rempeln eines Torhüters, der den Ball hielt, erlaubt war (zumindest hätte man das aus dem deutschen Regeltext so verstehen können), ist es das nun nicht mehr.

    Richtig, das sage ich doch!

  • Ich bin ein Schiedsrichter Neuling und habe eine Frage zu den Sonderrechten vom Torwart.
    Ich habe jetzt schon öfter gesehen das Torhüter ihr Bein oder Ihre kniee ausstrecken wenn sie eine Flanke abfangen.Selbst als aus diesem gefährlichen Spiel ein verbotenes Spiel wurde, wurde es nicht abgepfiffen.Nach Beschwerden der gegnerischen Mannschaft meinte der Torwart nur:"dann muss der Stürmer halt daweg bleiben". Wann pfeift ihr dieses vergehen beim Torwart und wie bestraft ihr es? Macht ihr ihn evtl nach demersten vergehen des gefährlichen Spiels darauf aufmerksam?

  • Wenn TW eine Flanke abfangen, den Ball deutlich vor dem Angreifer erreichen und das ausgestreckte Bein eine natürliche Bewegung zur Stabilisierung in der Luft/ zum Schwungholen ist- dann ist es in der Tat Pech für den Angreifer, der sich in Gefahr bringt.


    In Deinem Fall liegt die Sache anders: Wenn aus einem gefährlichen Spiel ein verbotenes Spiel wird, ist der Strafstoßpfiff Pflicht- auch im Torraum. Dass das in der Praxis auch auf höchstem Niveau oft anders gesehen wird (Stichwort torwartspezifisches Spiel) spielt keine Rolle. In der Praxis empfehle ich, die Messlatte für gefährliches Spiel / verbotenes Spiel bei TW etwas höher anzusetzen, um in etwa mit der allgemein gängigen Regelauslegung konform zu gehen. In dubio pro TW könnte man auch sagen. Aber wenn Du keine Zweifel hast, dass aus einem gefährlichen Spiel ein verbotenes Spiel wurde- ja dann zieh die Regel konsequent durch.


    Schwieriges Thema, da hier die gängige Praxis von der Regel abweicht. Das hört keiner gern, ist aber so.

  • Das Kernproblem ist, ob der TW das will oder billigend in Kauf nimmt - oder ob der Treffer bewegungsbedingt unbeabsichtigt ist. Im ersten Fall ist der Strafstoßpfiff unabdingbar, im zweiten Fall kann ich - zumindest im Torraum - auch immer auf Stürmerfoul entscheiden, schließlich sagt die Regel, dass der TW im Torraum nicht bedrängt werden darf. Wenn der Torwart den Ball sicher hält, ist das ggf. sogar ein größerer Vorteil als ein Freistoß, ergo lässt man das Spiel laufen. So erklärt sich die gängige Regelauslegung, die nicht einmal im Widerspruch zur Regellage steht. Letztlich ist hier die Einschätzung und das berühmt-berüchtigte Fingerspitzengefühl des Schiedsrichters gefragt.

  • Steht in den IFAB-Auslegungshinweisen unter "Vergehen gegen Torhüter" dritter Punkt (Seite 86 oben). Dort wird sehr pauschal von einem "unfairen Bedrängen des Torhüters" gesprochen, was auslegungsbedürftig ist, weil es streng genommen für das ganze Spielfeld gelten würde und sonst auch der Torraum als Spielfeldmarkierung keine Bedeutung hätte. Nach herrschender Lehre und auch dem Sinn und Geist der Regel entsprechend gilt dieser besondere Schutz des Torwartes vor unfairem Bedrängen nur in seinem Torraum.

  • Das hatte ich auch gelesen. Aber da steht nichts (mehr) vom Torraum.


    Ich traue ja Wikipedia in dieser Hinsicht nicht, aber dort hat jemand wörtlich geschrieben "Im Torraum gilt kein besonderer Schutz für den Torhüter (lt. FIFA Spielregeln 2012/2013). Dieses auch bei Kommentatoren weit verbreitete Gerücht resultiert aus der bis 2012 im DFB-Regelbuch enthaltenen, irrtümlichen Anweisung ´Der Torwart darf nicht gerempelt werden, außer er hält den Ball´." (http://de.wikipedia.org/wiki/Torraum). Andererseits kann ich weder aus den Regeln noch aus der IFAB-Auslegung eine besondere Bedeutung des Torraums für den Torwart erkennen.


    Hinsichtlich "unfairen Bedrängen des Torhüters" - in der englischen Originalfassung steht hier "It is an offence to restrict the movement of the goalkeeper by unfairly impeding him, e.g. at the taking of a corner kick". Und dann weiter unten unter ´Impeding the progress of an opponent´ (in der deutschen Ausgabe "Behindern des Gegners"): "Impeding the progress of an opponent means moving into the path of the opponent to obstruct, block, slow down or force a change of direction by an opponent when the ball is not within playing distance of either player. All players have a right to their position on the field of play, being in the way of an opponent is not the same as moving into the way of an opponent..." Im Englischen wird hier jeweils von "Impeding" gesprochen. In der deutschen Version wird dagegen zwischen "Bedrängen" und "Behindern" unterschieden. Die Frage ist ob hier im Englischen wirklich das gleiche gemeint ist, oder ob in der deutschen Ausgabe ein Unterschied gemacht wird wo eigentlich keiner sein sollte.


    Außer den Ausführungen zu "Impeding the progress of an opponent" kann ich leider in keiner Sprache eine Auslegung finden was denn genau unter "unfairen Bedrängen des Torhüters" bzw. "unfairly impeding" gemeint ist. Ich glaube aber kaum daß es sich hierbei um eine Auslegung der jeweiligen FIFA-Mitgliedsländer handeln kann.

  • Also impeding heißt übersetzt ja nur "stören" oder "behindern".
    Jetzt ist die Frage wie man ihn unfair behindert (oder ob man ihn überhaupt fair behindern kann).


    Evtl soll das ja so gemeint sein, dass sobald ich mich irgendwie richtung Torwart bewege ich ihn behindere was laut der Definition "weiter unten" ja so ist.
    Wenn ich also beispielsweise zum Kopfball hochspringe und dabei den Torwart behindere muss das abgepiffen werden.


    Wobei ich nicht ganz sicher bin ob das so gemeint ist, weil da als beispiel die Ecke genannt wird.
    Verboten dürfte es auf jedenfall sein, wenn ich nach der Ecke mich dem Torwart extra in Weg stelle ohne eine Chance zu haben an den Ball zu kommen.


    Das dürfte dann aber nicht dazu führen, dass wenn ich zum Kopfball springe und eine Chance habe den Ball zu treffen, dass dies abgepiffen wird.


    Aber irgendwie ein spannedes Thema ^^



    Eigentlich finde ich die Regelung (die ja scheinbar nicht existiert) gut und richtig, das Problem vom Torwart ist ja, dass er sich nicht wie der normale Feldspieler mit seinen armen gegen "Rempeln" schützen kann.
    Weil er die normalerweise nach oben gestreckt hat.


    Und jetzt kann man sich vorstellen, was fieser ist, wenn man in normaler Position angerempelt wird oder wenn man die Arme über dem Kopf hat.

    Bin kein Schiedsrichter, nur ein Spieler Trainer (wieder) Spieler Irgendjemand der sich für die Regeln seines Sports interessiert

  • Offen gestanden halte ich wenig davon, wenn wir hier mit Originaltexten in englischer Sprache argumentieren, da für uns letzlich die Vorgaben des DFB, ÖFB etc. in deutscher Sprache verbindlich sind. Das Problem des Wegfalls der expliziten DFB-Anweisung ist bekannt, aber nur der Umstand, dass diese nicht mehr ausdrücklich im Regelbuch steht, bedeutet nicht zugleich, dass dies unzutreffend wäre. Der Regeltext verbietet ein unfaires Bedrängen des Torwartes, erläutert aber nicht näher, was darunter zu verstehen ist - da war der DFB mit seinem Hinweis schon hilfreich. Außerdem muss mir jetzt mal jemand erklären, welchen Zweck (außer Abstoß und bei Freistoß in Tornähe) der Torraum noch erfüllt, wenn er nicht eine Zone zum Schutz des Torwartes markiert; für die wenigen Fälle eines Freistoßes oder SR-Balles im Torraum wäre das reichlich viel Aufwand und auch der Abstoß ließe sich mit weit geringerem Aufwand realisieren. Mir scheint, dass die Regelkommission da einiges als selbstverständlich voraussetzt und dies nicht explizit ausdrückt ...

  • Außerdem muss mir jetzt mal jemand erklären, welchen Zweck (außer Abstoß und bei Freistoß in Tornähe) der Torraum noch erfüllt, wenn er nicht eine Zone zum Schutz des Torwartes markiert;


    Gewagte These- so gesehen ist der Mittelkreis auch eher eine optische Verschönerung als eine erforderliche Spielfeld-Markierung; von den Eckstoß-Teilkreisen ganz zu schweigen....

  • Wenn es schon keine eindeutige Regel gibt, und auch keine Erläuterung was denn nun der Unterschied zwischen "Behindern" und "Bedrängen ist", hab ich mal nach entsprechenden Regelfragen gesucht.


    Fußballverband Mittelrhein
    http://fvm.de/uploads/tx_templavoila/Regeluebersicht.pdf
    Frage 62 - Interessanterweise wird hier Bezug auf den Torraum genommen, was ja weder in den Regeln noch in den IFAB-Anweisungen steht.
    Frage 352 - Auch hier wird der Torwart korrekt grempelt, allerdings außerhalb des Torraums, daher lautet die Antwort weiterspielen.


    Der Wortlaut von Regeln und Anweisungen allein gibt m. Ea. den Unterschied nicht (mehr) her. Wäre wirklich interessant zu erfahren auf welcher offiziellen Regel(auslegung) diese Antworten basieren.