Foul an Flitzer Gelb oder Rot ??

  • Fassen wir also mal zusammen:


    Es besteht Konsens, dass nach dem Buchstaben des Regelwerkes hier nur :rote_karte: in Betracht kommt.


    In der Praxis ist es sicher durchaus möglich, dass man - diese Aussage ist wohl am besten - nach den Ordnern (hilfsweise nach dem Kapitän der Heimmannschaft) - sucht und daher den entscheidenden Moment leider nicht mit der notwendigen Sicherheit mitbekommen hat; allerdings geht das nur, wenn die Blickrichtung nicht eindeutig war UND, so merkwürdig es klingen mag, die Verhältnismäßigkeit gewahrt war (also keine unnötige Härte, überflüssige Tritte/Schläge o.ä.), denn gegen Brutalos kann es auch in einem solchen Fall nur die Rote Karte geben.

  • Für mich ist der letzte Satz entscheidend: War das Eingreifen verhältnismäßig? So lange das der Fall ist, gibt's von mir NIE eine Karte in einer solchen Situation und jeder, der eine gibt, handelt auch nicht im SINNE der Regeln.


    Ich erinnere mich an eine solche Szene in einem Spiel der 2. BL St. Pauli - Aachen. Da hat so ein Flitzer die Ordner wie Slalomstangen umkurvt, ehe ein Aachener Spieler ihn nach gefühlten zwei Minuten mit einem Tackling in Football-Manier zu Fall brachte und kurz festhielt, bis die Ordner da waren.
    Bibi Steinhaus, die das Spiel leitete, hat keine Karte gegeben :top: Alles andere hätte niemand verstanden. Die Ordner wären brutaler vorgegangen, länger hätte das auch gedauert.


    Nach den Buchstaben der Regeln ist das :rote_karte: - aber nach dem SINN der Regeln ist das eher ein Lob wert. Und letztlich sind wir keine Paragraphenreiter, sondern dafür da, im SINN UND GEIST der Regeln ein Fußballspiel zu ermöglichen!


    Dazu noch zwei Beispiele:
    Wenn ein idiotischer Fan weiß, dass auf eine solche Aktion :rote_karte: folgt, dann hampelt der vor dem TW der gegnerischen Mannschaft rum und hätte dann eine gute Chance, einen Vorteil für "sein" Team zu holen.


    Oder man stelle sich vor: Auf einem Kreisklassenplatz (ohne Ordner und Zuschauer) stellt sich ein Zuschauer aufs Feld und weigert sich wegzugehen. Wenn kein Aktiver (Spieler/Trainer) den auch nur anfassen dürfte, wäre Spielabbruch bzw. Polizeieinsatz unumgänglich. Das ist sicher nicht im SINN der Regeln.

  • Laut einem Regelzitat, welches in diesem Beitrag verwendet wird (http://sport.t-online.de/c/17/02/82/14/17028214.html) hat der SR zumindest regelkonform gehandelt.
    Ich hab jetzt kein Regelbuch zur Hand aber vielleicht kann jemand von euch nachblättern und einen Quellenverweis machen.
    Ist natürlich viel Interpretationsfreiraum gegeben.
    Ich hätte glaube ich keine :rote_karte:gegeben.


    MfG

  • Hallo.


    Da durch das Beinstellen eine Verletzung des Flitzers in Kauf genommen wird, handelt es sich um übertriebene Härte.


    Da gemäß Definition im Zusatzteil der Fifa zur Regel 12 (S. 90 aktuelles Regelheft) im Fall von übertriebener Härte gegen einen Zuschauer eine Tätlichkeit gegeben ist, ist der Spieler mit der Roten Karte des Feldes zu verweisen. Die Regel lässt hier eigentlich keinen Spielraum..

    "Kondition ist nicht alles, aber ohne Kondition ist alles nix."
    Gerhard Theobald, ehemaliger Bundesliga-SR, zum Thema Grundlagen des Stellungsspieles

  • Spielraum ? Grauzone ??
    Verstehe ich nicht. Es ist eine Tätlichkeit ggü. einem Zuschauer, egal auf Tribüne oder als Flitzer auf dem Feld.


    Wenn Spieler meinen, sie müssten sich als Hilfssheriffs aufführen, dann sollen diese auch die Quittung dafür bekommen.


    Dafür sind andere wichtige und hochdotierte Personen
    mit Headset´s, polierter Platte und Kleiderschrank-Kreuz zuständig

    "Der Schlüssel zum Erfolg ist Kameradschaft und der Wille, alles für den anderen zu geben."
    - Fritz Walter († 17. Juni 2002)

  • Ich behaupte jetzt mal ganz frech:


    Der Flitzer ist kein Zuschauer im Sinne der Regel.


    Der Flitzer ist ein Störer


    ... und von Tätlichkeiten gegen Störer ist im Regelwerk nichts geschrieben.


    Jetzt muss erstmal der Begriff Zuschauer definiert werden.


    Ein nackig übers Feld rennender ist jedenfalls definitiv kein Zuschauer - und das wird jedens ordentliche Gericht ebenso sehen.


    Die DFB-Instanzen aller Wahrscheinlichkeit nach nicht.

    ...so langsam sterben die letzten Opa's aus,
    die ihren Enkeln von der letzten Schalker Meisterschaft erzählen können

  • Falsch, Chaotix. Der Punkt Tätlichkeit auf Seite 90, auf den ich verwiesen habe, im für die Bewertung als Tätlichkeit gültigen, vollen Wortlaut:


    Tätlichkeit
    Eine Tätlichkeit liegt vor, wenn ein Spieler einen Gegner abseits des Balls übermäßig hart oder brutal attackiert.
    Als Tätlichkeit gelten auch übertriebene Härte oder Gewalt gegen eigene Mitspieler, Zuschauer, Spieloffizielle oder sonstige Personen....


    Ein bewußtes Inkaufnehmen von Verletzungen (und das ist beim Beinstellen in vollem Lauf gegeben) ist übertriebene Härte und somit eine Tätlichkeit. Ein Einstufen als Störer ist für einen Spieler kein Freibrief, diesen anzugreifen. Das ist Aufgabe des Ordnungsdienstes. "Selbstjustiz" wie in dem Falle ist mit dem FaD zu ahnden. Spielraum oder "Fingerspitzengefühl" sind in diesen Fällen aus meiner Sicht absolut fehl am Platz.

    "Kondition ist nicht alles, aber ohne Kondition ist alles nix."
    Gerhard Theobald, ehemaliger Bundesliga-SR, zum Thema Grundlagen des Stellungsspieles

  • Die Interpretation des Flitzers von Chaotix ist einfach köstlich. :top:
    Es fehlt nur noch, dass ein anderer User jetzt schreibt, dass ein Flitzer mit Dam-Wild gleichzusetzen ist, dann nehme ich künftig meine Schrotflinte mit zum Spiel mit :ironie:

    "Der Schlüssel zum Erfolg ist Kameradschaft und der Wille, alles für den anderen zu geben."
    - Fritz Walter († 17. Juni 2002)

  • Die Interpretation von chaotix ist sehr eigenwillig - der Regeltext gibt nur :rote_karte: her, das ist schon klar. Dennoch ist das nicht im SINN der Regel, wenn der Spieler einfach nur eine schnellere Spielfortsetzung erreicht, mit den gleichen Mitteln wie sie auch Ordner/Polizisten anwenden würden. Was Verletzungsfolgen anbetrifft, ist es normalerweise weit schlimmer, was ein Ordner dann tut... (mit vollem Körpergewicht draufwerfen o.ä.)
    Deswegen plädiere ich mit gesundem Menschenverstand für Wegschauen, Ignorieren - es sei denn, der Spieler tut mehr als den Flitzer zu Fall zu bringen / aufzuhalten.
    Für Regelpuristen werfe ich dann mal die Frage auf, ob ich regeltechnisch neben dem Flitzer nicht auch den körperlich gewaltsam einschreitenden Ordner des Innenraums bzw. der Sportanlage verweisen müsste...

  • Hallo.


    Der Ordnungsdienst hat eben die Aufgabe, die Platzordnung sicherzustellen und Zuschauer, die negativ auf das Spiel einwirken, so daß dieses nicht mehr fortgefürht werden kann, schnellstmöglich zu entfernen. Die Wahl der Mittel ist dann ehrlich gesagt deren Sache, da sie ja das Hausrecht inne haben und ausüben.


    Wenn nun aber ein Ordner wirklcih über Gebühr hart gegen einen Störer vorgeht, würde ich auf jeden Fall einen zusätzlichen Vermerk in der Meldung über das Verhalten des Ordnungsdienstes machen. Außerdem würde ich einen Vereinsvertreter bitten (wirklcih einfordern kann ich es aus o. a. Gründen eigentlich nicht), daß dieser Ordner nicht weiter in dieser Funktion eingesetzt wrid und diese Bitte und die Reaktion des Vereins ebenso der Meldung anfügen.


    Der Unterschied zwischen Ordnungsdienst und Spieler ist nun mal, daß der eine im Rahmen seiner Funktion gegen Zuschauer im gegebenen Falle regulierend einschreiten darf und muß, der Spieler dies aber eigentlich nicht darf.


    Und ich werde einen Teufel tun und durch Wegsehen mich selbst in die Predouille bringen, wenn das Regelwerk eine eindeutige und vorgesehene Handlungsweise vorgibt. Denn danken wird es Dir niemand.

    "Kondition ist nicht alles, aber ohne Kondition ist alles nix."
    Gerhard Theobald, ehemaliger Bundesliga-SR, zum Thema Grundlagen des Stellungsspieles

  • Das Problem ist doch, das viele Sachen im Regelwerk nicht gerade dem gesunden Menschenverstand entsprechen (wie z.B. Verwarnung für Trikot ausziehen), aber die Regel eben eine klare Vorgabe macht und wenn man es dann hier verpaßt die rote Karte wegen der Tätlichkeit gegen den Flitzer zu ziehen und man entsprechend beobachtet wird, dann wird der Beobachter in der Regel (sofern er sich entsprechend der Regel verhält), auch einen dicken Abzug vornehmen. Wie auch schon geschrieben wurde, am Ende dankt es dir keiner, auch der Verein nicht, der dich beim nächsten Spiel dann sicher nicht in Schutz nehmen wird, wenn du Entscheidungen gegen sie triffst, wenn du Wochen zuvor die rote Karte hast stecken zu lassen.
    Wir sind eben dazu da die Regeln zu vollziehen und Barmherzigkeit ist uns leider eine nicht gegebene Aufgabe und Zielvorstellung. Das würde das ganze Geschäft zwar menschlicher machen, aber leider können wir das nicht tun (ohne seine eigene Karriere zu gefährden).

  • Zitat von djjayb;80436

    Das Problem ist doch, das viele Sachen im Regelwerk nicht gerade dem gesunden Menschenverstand entsprechen , hier [...] die rote Karte wegen der Tätlichkeit gegen den Flitzer zu ziehen ...


    Genau meine Ansichtsweise,djjayb.
    Ich muss diese Regelung nicht verstehen, sondern muss diese umsetzen.


    Stattdessen eigene "Gesetze" auf den Platz anzuwenden
    und diese dann wie folgt zu interpretieren,


    Zitat

    Der Flitzer ist kein Zuschauer im Sinne der Regel.


    Der Flitzer ist ein Störer


    ... und von Tätlichkeiten gegen Störer ist im Regelwerk nichts geschrieben.


    kann wirklich nicht im Sinne des Erfinders sein

    "Der Schlüssel zum Erfolg ist Kameradschaft und der Wille, alles für den anderen zu geben."
    - Fritz Walter († 17. Juni 2002)

  • Nach dem Regelwerk hat der SR richtig gehandelt!
    Ob er hätte :rote_karte: ziehen müssen oder nicht, ist eine andere Geschichte. Ich hätte kein :rote_karte: gezogen, weil ich die Szene nicht genau gesehen habe. Wenn ich beobachtet hätte und der SR hätte nichts gemacht, wäre da gerade in dem Augenblick einer dazwischen gestanden, so das mir die Sicht versperrt war.;) Hätte der SR :rote_karte: gegeben, wäre das für mich auch in Ordnung gewesen.

    Alle sagten das geht nicht.




    Und dann kam einer und hat es gemacht.

  • kann nur sagen wenn man Rot gibt entscheidet das sportgericht wie lange die sperre ist! Und Trikot ausziehen ist gelb da er auch die Spielfortsetzung verhindert und somit kostbare Zeit verschwendet und dies dann als Zeitspiel geahndet wird.

  • Kostbare Zeit verschwendet, weil man sein Trikot auszieht? Es gibt nicht wie in der Halle, eine Tröte die das Ende des Spiel bestimmt, sondern das mache ich. Und wenn die Zeit vertrödeln, wird das eben nachgespielt. Gelb für Trikot ausziehen, ist das lächerlichste mit.