Im Zweifel für den Angreifer

  • Liebe Kollegen,

    immer wieder lese ich hier im Forum bezüglich der Abseitsentscheidungen "im Zweifel für den Angreifer", was bedeutet, wenn man Zweifel hat, soll man eher die Fahne unten lassen.

    In allen Gespannen, in denen ich bisher unterwegs war (Verbandsliga, Jugend-RL usw.) wurde mir häufig gesagt, lieber einmal zu viel den Lappen hoch, als zu wenig, weil man so die Wahrscheinlichkeit, einen spielentscheidenden Fehler zu machen, eindämmt.

    Dies kann ich so eigentlich nur unterstützen und wundere mich, dass viele "im Zweifel für den Angreifer" umsetzen.

    Was sagt ihr dazu?

    Wo käme man hin, wenn alle sagten:
    Wo käme man hin? und niemand ginge,
    um einmal zu schauen,
    wohin man käme, wenn man ginge

    (Kurt Marti)

  • Für den Schiedsrichter, bzw. seinen Assistenten ist es sicher einfacher oder angenehmer, lieber einmal zuviel die Fahne zu heben, als sie einmal "Im Zweifel für den Angreifer" unten zu lassen. Aber wie ich das offiziell mitbekommen habe, gehört habe, wie auch immer, soll mit dieser Regelung im Profifussball das Spiel interessanter gemacht werden, mehr Tor-Szenen zu sehen sein.
    Ist natürlich unglücklich für den SRA, welcher dann die Millimeter nicht gesehen hat, die der Angreifer im Abseits stand, und dann Tagelang von T.S aus B. zerpflückt wird, oder eben von U.H. aus M.

    Religionskriege sind Konflikte zwischen erwachsenen Menschen, bei denen es darum geht, wer den cooleren imaginären Freund hat.


    03/2008 Schein bestanden
    2008 1. - 3. Kreisklasse
    2009 Kreisliga
    2010 Regionalklasse
    2011 " "

  • Ich bin einer der die Fahne hebt. Denn bei mir gilt "Im Zweifel für den Verteidiger".

  • In unserem Lehrgang hat man uns auch empfohlen im Zweifel für die Verteidigung zu entscheiden, da die Reklamierungen hinterher wesentlich niedriger sind, als wenn durch die mögliche Abseitsstellung ein Tor fällt und hinterher groß gejammert wird, welch eine Fehlentscheidung der SR/SRA begangen wurde.

  • Wir haben grade die letzte DFB-Stützpunkt DVD gesehen, mit einigen kniffeligen Abseitsentscheidungen. Die Meinung des DFB war öfter mal im Zweifel für den Angreifer.. ich persönlich muss aber sagen, dass ich in der Praxis eigentlich nie zweifel hab. Während der ANgreifer z.B. alleine aufs Tor zuläuft, vllt. aber nicht im Moment der eigentlichen Entscheidung.

  • Der Trainer Paul Sauter sagte mal bei einem Referat, wir spielen Fußball, nicht Abseits! Ich bin auch der SR, der eher ein Abseits zu viel, als eines zu wenig pfeift! Da hat man hinterher weniger Stress!

    Alle sagten das geht nicht.




    Und dann kam einer und hat es gemacht.

  • Ich bin einer, der öfter mal Stress hat, diesen aber auch nicht scheut :D


    Sicherlich wird über einen falschen Abseitspfiff weniger diskutiert als über ein Abseitstor. Das kann aber -für mich zumindest- keine Grundlage für eine Entscheidungsfindung sein.


    Meiner Meinung nach ist der "Geist" der Regel auf "Angriffsfussball" ausgelegt. Ich entscheide Abseits, wenn ich es klar erkennen kann, im Zweifel geht es weiter. So ist die Regelauslegung, hinter der ich in diesem Fall auch 100 % stehe.

  • Leider sehen das zuwenig Assistenten so. Auch gestern auf Schalke konnte man es wieder beobachten. Nachdem die Fernsehleute die berühmte Linie gezogen haben, konnte man sehen das es kein Abseits war. Aber offensichtlikch war sich der Assistent sicher, und hat darum die Fahne gehoben.

  • Ich gehe auch eher den, zugegeben einfacheren Weg, eher einmal zu viel Abseits als einmal zu wenig.

  • Ich versuche eigentlich immer zum Vorteil des Angreifers bei Abseits-Situationen zu entscheiden. Das gelingt aber auch nicht immer. Selbst ich mit meiner jahrzehntelangen Praxis hebe ab und zu mal zu zeitig das Winkelement. Da, außer in dem meisten OL-Spielen, ja sowieso kein Fernsehen dabei ist, ist das allerdings auch völlig unschädlich.;)

    :ironie: "Weil, so schließt er messerscharf, nicht sein kann, was nicht sein darf.":ironie:
    Christian Morgenstern

  • Da wo ich an der Linie stehe - max. bis zur Landesliga - ist das doch nur ein Streit um des Propheten seinen Bart. Hier wird Euch niemand das Gegenteil beweisen können - Stress / Sprüche gibt es meist nur von den Zuschauern, die genau hinter dir stehen ;)


    M.E. ist es aber viel interessanter - wie geht ihr vor, wenn ihr allein ohne SRA pfeifen müsst?
    Ich habe die besten Erfahrungen gemacht, Abseits über außen nur abzupfeifen, wenn ich es klar erkenne, ansonsten lasse ich laufen.
    Liegt eine verdächtige Abseitssituation jedoch in der Mitte vor, pfeiff ich meist aus den o.g. Gründen ab.


    Kommt es mehrmals zu derartigen Situationen, lass ich ca. 1/3 laufen, d.h. bei 3 strittigen Situationen, pfeiff ich zweimal ab - beim dritten Mal lass ich laufen.


    Wie handhabt Ihr das, wenn ihr allein auf dem Platz steht?

    Viele Grüße


    Thomas!


    Wir leben alle unter dem gleichen Himmel , aber nicht jeder hat den selben Horizont:rolleyes:


    :bsc:

  • Einzig und alleine nur durch meine Wahrnehmung in dieser Situation, egal wo und wie der Ball gespielt wurde.
    Maßgebend für das richtige "Verkaufen" dieser Entscheidung ist das angepasste Stellungsspiel und die dadurch verbundene Perspektive.

    "Der Schlüssel zum Erfolg ist Kameradschaft und der Wille, alles für den anderen zu geben."
    - Fritz Walter († 17. Juni 2002)

  • Zitat von SCHIRI-FT.de;43441

    Einzig und alleine nur durch meine Wahrnehmung in dieser Situation, egal wo und wie der Ball gespielt wurde.
    Maßgebend für das richtige "Verkaufen" dieser Entscheidung ist das angepasste Stellungsspiel und die dadurch verbundene Perspektive.


    Alter Fuchs! Du hättest Diplomat werden sollen!:)
    Selbst wenn du ein Supersprinter mit einer Pferdelunge bist - du kannst niemals allein auf Ballhöhe bleiben. Maximal bei Standartsituationen, aber niemals z.B. bei Konter. Da hilft dir nun mal kein gutes Stellungsspiel, sondern nur ein SRA. Wenn nun aber keiner da ist?:o

    Viele Grüße


    Thomas!


    Wir leben alle unter dem gleichen Himmel , aber nicht jeder hat den selben Horizont:rolleyes:


    :bsc:

  • Hallo.
    Das ist ja soweit richtig, nur, wenn Du sonst immer auf Ballhöhe bist und alle anderen Entscheidungen sicher und richtig kommen, dann wird man Dir in ein oder zwei Situationen, in denen Du situationsbedingt etwas hinterherhängst, eher bescheinigen, daß die Entscheidung so richtig ist.

    "Kondition ist nicht alles, aber ohne Kondition ist alles nix."
    Gerhard Theobald, ehemaliger Bundesliga-SR, zum Thema Grundlagen des Stellungsspieles

  • Die Linien und die Zeitlupen haben ja mit Schiedsrichterei nichts zu tun, dass ist ja nur üble Kritik!

    Alle sagten das geht nicht.




    Und dann kam einer und hat es gemacht.

  • Zitat von Thomas G.;43440


    Wie handhabt Ihr das, wenn ihr allein auf dem Platz steht?


    Durch überragendes Laufspiel !!! :D


    Aber im Ernst, man kommt natürlich nicht bei allen Situationen hinterher, aber wenn man versucht, relativ nah am Spiel zu sein gibt es auch bei den Abseitsentscheidungen die wenigsten Diskussionen. Wenn natürlich die Spieler merken, dass sich der SR nur 20 Meter links und rechts der Mittellinie aufhält, werden die auf Dauer die Abseitsentscheidungen auch nicht mehr akzeptieren.

  • Wenn ich da den Großteil eurer Ansichten im Bezug auf strafbares Abseits lese, mach ich mir echt ein bisschen sorgen!


    Die Regel spricht ganz klar sogar davon, dass der Assistent seinen Fetzen nur heben darf, wenn er sich sicher ist, dass Fuß, Rumpf oder Kopf vor dem Vorletzten Verteidiger steht! Im Zweifel heisst es hier eben ganz klar für den Angreifer und mit Recht! Vergesst die Zuschauer, sonst wäre in diesem Fall der Heimvorteil mehr als nur ein Mann mehr wert für die Heimmannschaft!


    Sicherheitsanzeigen, hat es bei uns vor 10 Jahren gegeben, wird aber längst von guten Leuten nicht mehr praktiziert! Wenn mir das ein Schiri sagen würde, müsste ich echt seine Qualität schwer in zweifel ziehen! Wenn ich sowas bei einem Assi erkennen würde, wachelt der nur noch eine Klasse tiefer! Ich habs wo anders schon beschrieben, dass ich da mal eine persönliche DVD Studie über ein Jahr bei mir bezüglich kritisch knappen Bauchweh Entscheidungen gemacht habe. 8 von 10 mulmigen Entscheidungen waren damals bei mir wirklich auf gleicher Höhe!


    Ausserdem finde ich die neue Auslegung der FIFA, was ins Spiel eingreifen bedeutet sehr Toll und im Sinne des Fußballs! Durch häufige Abseitsanzeigen, wird das Spiel zusehr zerfahren und leidet im Fluß!


    Abwarten, Abwarten, Abwarten ist die Deviese!


    Ich zeige fast durchschnittlich nur noch 50% weniger Abseits an als früher!
    Ich werde bei jedem Spiel beobachtet und habe seit 1,5 Jahren nur noch die Note 1 geschrieben! Das ist zwar besser als ich wirklich bin, weil ich sicher auch Abseitsfehler mache, aber das können die Beobachter aus ihrer Sitzposition kaum erkennen!


    Bleibts unten bei arschknappen Situationen, wo ihr euch nicht sicher seit, obwohl ihr voll konzentriet wart!

    Menschen, die sich nicht gewisse Regeln vorgesetzt haben, sind unzuverlässig. Man weiß sich oft nicht in sie zu finden, und man kann nie recht wissen, wie man mit ihnen dran ist."


    Immanuel Kant


    "Ein Sieger findet für jedes Problem eine Lösung."
    "Ein Verlierer findet in jeder Lösung ein Problem."


    Corneille

  • Sehe es so wie redrefer.


    Ihr verstoßt bei euren "Sicherheitsanzeigen" gegen eine grundlegende Regel: der SR kann/soll/darf nur das ahnden, was er wirklich sieht und wo er sich wirklich sicher ist.


    Wenn ich mir nicht sicher bin, ob Spieler A den Spieler B angespuckt hat oder nicht, dann kann ich ihm auch keine :rote_karte: geben, nur weil Spieler B evtl. einen Rotzflanken am Trikot kleben hat.


    Genauso verhält es sich bei der Abseitssituation. Nur den Lappen hoch, wenn ich mit absoluter Sicherheit sagen kann, dass der Stürmer im strafbaren Abseits steht.


    Ansonsten geht das Spiel weiter.


    Björn: du fährst doch bei Andreas mit oder? Als ich mit ihm unterwegs war, da hieß die Parole (korrekterweise) immer: warten, warten, warten... und nur wenn du dir absolut sicher bist, kommt der Lappen.


    Da solltest du mit ihm nochmal sprechen.

  • Zitat von Christoph;44587

    Björn: du fährst doch bei Andreas mit oder? Als ich mit ihm unterwegs war, da hieß die Parole (korrekterweise) immer: warten, warten, warten... und nur wenn du dir absolut sicher bist, kommt der Lappen.

    Da solltest du mit ihm nochmal sprechen.



    Da hast du recht. Aber ich bin der Meinung, dass tatsächlich einmal gesagt wurde "lieber einmal zu viel...". Ich werde in jedem Falle mit ihm darüber nochmal reden.
    Aber wenn ich auch über mein Verhalten nachdenke, in Situationen wo ich nicht sicher war, blieb der Lappen auch unten und es ging weiter. Angezeigt habe ich nur wenn ich sicher war. Meiner Meinung nach ist im Zweifel für den Angreifer auch die einzig problemlos umsetzbare Variante, wie ihr schon schreibt: Nur das, was man sieht.

    Wo käme man hin, wenn alle sagten:
    Wo käme man hin? und niemand ginge,
    um einmal zu schauen,
    wohin man käme, wenn man ginge

    (Kurt Marti)

  • Zitat von Graf Björn;44591

    Aber wenn ich auch über mein Verhalten nachdenke, in Situationen wo ich nicht sicher war, blieb der Lappen auch unten und es ging weiter.


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