Schutzhand

  • Ich habe nicht von unteren Jugenden gesprochen. In den unteren Jugenden lasse ich das evtl sogar mal weiterlaufen. Aber wenn ich es pfeife, dann hat das auch einen Feldverweis zur Folge. Erst kurz nach der Winterpause hatte ich einen ähnlichen Fall in der C-Jugend. Der Spieler hätte den Ball mit dem Kopf klären können, er ist sogar hochgesprungen. Stattdessen hat er die Arme mit hochgerissen und den Ball dadurch, auf der Torlinie stehend, ins Spielfeld zurückprallen lassen. Ich habe ihn rausgeschmissen und er wurde gesperrt (ich glaube 1 Spiel wegen Torerzielung durch Strafstoß und Niederlage im Endeffekt)

  • Selbst, wenn man der Meinung ist, der Ball hätte ohne die Schutzhand den Kopf getroffen/berührt, dann ist es u.U. kein Verhinderung eines Tores, aber m.E. immer noch die Vereitelung einer aussichtsreichen Torchance, denn der Spieler auf der Torlinie kann in dieser Situation niemals den Ball kontrolliert mit dem Kopf spielen, also bestand eine aussichtsreiche Chance, dass der Ball trotz Kopfberührung im Tor landet.


    Wie war das noch?
    Für die Verhinderung einer klaren Torchance gibt es :rote_karte: - aber kann das bei einer echten "Schutzhand" gegeben sein? M.E. allenfalls im extremen Ausnahmefall, was Du ja auch selber schreibst.


    Für die Verhinderung eines aussichtsreichen Angriffs gibt es aber nur :gelbe_karte: - und wo Hände nur den Kopf oder andere Körperteile schützen, kann m.E. nicht mehr von einer klaren Torchance gesprochen werden, denn es ist nicht hinreichend wahrscheinlich, dass der Ball den Spieler so "umgepustet" hätte, dass er ins Tor gegangen wäre.


    Mithin sicher eine Einzelfallentscheidung, in den meisten Fällen dürfte man in diesem Sonderfall (Schutzhand nahe/auf der Torlinie) mit einer Verwarnung richtig liegen.

  • Die hier vormals beschriebene Situation war: Ein Ball wird mit hoher Geschwindigkeit aus 2 Metern Entfernung in Richtung des Gesichts geschossen. Wenn der Ball somit nicht gegen die Hand fliegt, fliegt er dem Spieler ins Gesicht. In einer solchen Situation kann ein Spieler den Ball durch das Hochreißen seiner Hand sicherlich nicht mehr kontrollieren und ich halte die Wahrscheinlichkeit, dass der Ball vom Gesicht ins Tor geflogen wäre, für deutlich geringer, als diejenige, dass der nachfolgende Strafstoß verwandelt wird. Hierüber sollten wir also lieber nicht spekulieren. Fraglich ist nur, ob es sich um die Vereitelung einer aussichtsreichen Torchance handelt. Und das ist für mich, wenn der Ball ohne jeden Zweifel ins Gesicht geflogen wäre, nicht der Fall, weswegen ich zwar die Spielstrafe Strafstoß, nicht aber eine persönliche Strafe ausspreche (auch nicht im Seniorenbereich).


    EDIT: Ich erkenne jetzt noch nicht, wieso hier eine gelbe Karte verhängt werden soll?! Das ist für mich die unrealistischste Vorgehensweise, während ich mit rot im Zweifelsfall sicherlich immer noch konform gehen würde.


    2. EDIT: Timey, wir gehen wir von einer Situation aus (oben schonmal beschrieben: Sehr harter Schuss aus zwei Metern Entfernung), bei der es sicherlich nicht möglich ist, dass der Spieler noch hochspringt. Wenn ein Spieler auf der Torlinie stehend hochspringt und dann den Ball mit der Hand spielt, ist die Sachlage eindeutig. :rote_karte:

  • Verhinderung eines aussichtsreichen Angriffs ist Gelb bei Foulspielen, bei Handspielen sind unsportliche Handspiele Gelb. Nun wird häufig die V.e.a.A. per Handspiel als unsportliches Handspiel gesehen, etwas das ich in den allermeisten Fällen teile - aber sie ist nicht zwingend und bei einem puren Reflex, wo auch noch der aussichtsreiche Angriff per Strafstoß mehr als nur wiederhergestellt wird, muss es nicht sein.

  • Ich komme zurück auf die "Schutzhand" in der Mauer als "Suspensorium", da es hier immer noch unterschiedliche Meinungen gibt.


    Klar ist, dass das Einhacken der Mauerspieler eine unnatürliche Handhaltung ist, die den Körper verbreitert und dementsprechend als strafbares Handspiel zu werten ist, wenn der Ball die Arme trifft. Diese Situation kommt auch gefühlt fast in jedem Regeltest vor.


    Bei der klassischen Hand am (eigenen ;) ) Säckchen handelt es sich m. E. um kein strafbares Handspiel, wenn der Ball dort die Hand trifft. In der Schiedsrichterzeitung 4/ 2012 ist auf Seite 20/21 ein "Handspiel" von Schmelzer beschrieben, das korrekterweise nicht abgepfiffen wurde, da keine aktive Bewegung zum Ball und keine Vergrößerung des Körpers statt gefunden hat. Nicht anders verhält es sich in der Mauer.

  • Der Unterschied zwischen beiden Situationen (an den Körper angelegte Hand vs. zwischen zwei Spielern verschränkte Arme mit dem bewussten Ziel, das Durchqueren des Balles zu verhindern) ist aber doch wohl offensichtlich?!

  • Nicht anders verhält es sich in der Mauer.

    Und da fängt der "Auslegungsschwachsinn" an. Wir SR sind aufgefordert, bei solchen präventiven "Schutzhänden" verbal auf die Spieler einzuwirken. Wenn im Spiel aus kürzester Entfernung ein Spieler die Hände zum Schutz vor seinen Körper reißt, so darf dies als "natürliche Handhaltung" ausgelegt werden.


    Mein Lieblingsbeispiel: Ich soll also einem 18-jährigen Spieler auffordern, in der Mauer seine Hände nicht zum Schutz zu verwenden und sich von Naldo aus 9.15m direkt in die Fresse/ das andere schießen zu lassen.


    Das haben sich Leute am Schreibtisch ausgedacht.

  • @ BRT Es kann doch nur zwei Möglichkeiten geben.


    Entweder, die/ der angelegte Hand/ Arm ist grundsätzlich erlaubt, weil keine aktive Bewegung zum Ball und Körperverbreitertung darstellt und eben diese Haltung die natürlichste ist, die es beim Fußball in diesen Situationen gibt.


    Oder, Handspiel ist grundsätzlich strafbar. Kein Spieler wird gezwungen sich frontal einem Schuss in dem Weg zu stellen bzw. eine Mauer bilden und er muss alles menschenmögliche tun, um einen Kontakt von Hand und Ball zu verhindern. Das Spiel heißt schließlich FUSSball ;)


    Ich bin Befürworter der ersten Möglichkeit und werde sicherlich nicht zwischen Mauer und anderen Situationen differenzieren. Wenn der Ball an die "Schutzhand" im Bereich der Familienplanung geht, habe ich es eben nicht wahrgenommen. Das Ziel des Spiel sollte das Tor und nicht des Gegners Hand sein.

  • Wenn der Ball an die "Schutzhand" im Bereich der Familienplanung geht, habe ich es eben nicht wahrgenommen.

    Genau so handhaben es glücklicherweise die meisten Kollegen. Aber wie auch hier in der Diskussion zu lesen, sieht das auf dem Papier und den Anweisungen anders aus. Und leider nehmen das einige SR dann auch tatsächlich wörtlich, so dass es gerade in den unteren Klassen zu unnötig unterschiedlichen Auslegungen kommt. Da ist Stress vorprogrammiert und fördert das nicht enden wollende "Hand! Hand!" - Gebrüll bei jeglichem Kontakt des Balles mit der Hand/ dem Arm.
    Nervig, unnötig.

  • Klar ist, dass das Einhacken der Mauerspieler eine unnatürliche Handhaltung ist, die den Körper verbreitert und dementsprechend als strafbares Handspiel zu werten ist, wenn der Ball die Arme trifft. Diese Situation kommt auch gefühlt fast in jedem Regeltest vor.

    Und das zu Recht.

    Bei der klassischen Hand am (eigenen ) Säckchen handelt es sich m. E. um kein strafbares Handspiel, wenn der Ball dort die Hand trifft. In der Schiedsrichterzeitung 4/ 2012 ist auf Seite 20/21 ein "Handspiel" von Schmelzer beschrieben, das korrekterweise nicht abgepfiffen wurde, da keine aktive Bewegung zum Ball und keine Vergrößerung des Körpers statt gefunden hat. Nicht anders verhält es sich in der Mauer.


    Der Unterschied liegt aber darin, ob sich die Hände hier bereits vor dem Schuss befanden oder erst danach dahin kamen - und unser Ausgangsbeispiel spricht ja klar davon, dass die Hände erst vor den Kopf gerissen wurden (bzw. hier vor eine bestimmte empfindliche Zone). Waren die Hände vorher da, kann man das, soweit es wirklich nur den Körper abdeckt, sicher problemlos akzeptieren, kommen sie erst mit dem Schuss, wird es weitaus schwieriger.


    Außerdem möchte ich ganz bewusst auf einen Aspekt hinweisen: Wir diskutieren hier im Regelfall die Theorie, d.h. wie etwas im Regeltest auszufüllen bzw. unter Beobachtung auch tunlichst umzusetzen ist. Ob ich alleine auf dem Feld das vielleicht gerade nicht wahrnehme ... ist doch ein ganz anderer Aspekt.

  • @ BRT worin liegt der Unterschied zwischen einer "Mauer" und der in Schiedsrichterzeitung 4/ 2012 auf Seite 20/21 beschrieben Situation? Ich sehe da keinen. Die Hand ist jeweils vor dem Schuss am Körper angelegt.

  • Weiß ich auch nicht. Ich weiß nur, dass ein vor das Gesicht gehaltener Arm beim Freistoß in der SR-Zeitung 1/2010 noch als zu ahndendes Handspiel bezeichnet wurde und man solle als SR vor der Ausführung des Freistoßes "präventiv" auf die Spieler einwirken.


    Die beiden Handspiel-Diskussionen in der von Dir zitierten SR-Zeitung finde ich gut; in beiden Fällen wird für mich nachvollziehbar argumentiert, warum es kein strafbares Handspiel war.


    Dass Schmelzer de facto eine Schutzhand ausführt aber stets darauf hingewiesen wird, dass es eine Schutzhand nicht gebe sorgt leider immer wieder für Verwirrungen und Fehlentscheidungen. Das kann ich auch nicht auflösen.

  • Schmelzer hatte die Hand am Körper.


    Der Schutzarm vorm Gesicht hat i. d. R. keinen Körperkontakt und vergrößert die natürliche "Kopffläche". Meist ist die Bewegung auch noch zum Ball hin gerichtet, da die Hand ja vor dem Schuss am Säckchen war ;)

  • Komme gerade von meinem Kreisklasse-Frauen-Spiel. Da kannst Du pfeifen, was Du willst- das nicht enden wollende "Hand! Hand!" - Gebrüll bei jeglichem Kontakt des Balles mit der Hand/ dem Arm hört nicht auf.


    Mann kann es den Mädels auch nicht verdenken- in der untersten Klasse kommt jede Woche ein neuer Experte und erklärt ihnen das Handspiel anders. Also habe ich heute gar nix erklärt und es einfach so entschieden, wie ich die Regel verstehe. Bis auf ein Mal habe ich auch erfolgreich die Ohren auf Durchzug geschaltet- einmal gab es dann eben eine VW wegen Protestierens gegen eine SR-Entscheidung.


    Das Problem in diesen (Anfänger-)Klassen ist, dass unklar ist, was eine "natürliche Handhaltung" ist. Oft ist ein hochgehaltener Arm reine Unbeholfenheit; weder jedoch ein absichtliches (im Sinne von gewolltes) Handspiel noch eine in Kauf genommene Verbreiterung der Trefferfläche. Da ist es am Ende wirklich am einfachsten, man pfeift stur jede Hand oberhalb der Gürtellinie ab, um wenigstens nach außen eine klare Linie zu fahren. Damit liegt man meiner Meinung nach geschätzt auch zu 90% richtig und man erzielt die höchsten Aktzeptanzwerte.


    In den Klassen versteht es niemand, wenn eine Spielerin beim Hochsprichengen unbeholfen Ihre Arme hochreißt, der Ball dagegen kommt und dann der Pfiff ausbleibt. Zudem pfeifen in diesen Klassen auch viele Kollegen alter Schule, bei denen pauschal jede Berührung "Hand" ist oder die nach dem Vorteilsprinzip (leider auch nicht regelkonform) entscheiden.

  • Nur als Anmerkung: Das ist nicht die einzige Sache bei denen die Frauen nicht wissen was richtig und falsch ist :ironie:
    Naja also um darauf zurück zu kommen.
    Bei den Frauen ist es natürlich schlimm, da die bei fast jedem Einwurf oder so aus Angst die Hand als Schutz nehmen.
    Da müsste man wirklich fast alles abpfeifen was es da an Kontakten gab.
    Bei mir im Spiel war es so dass eine Ecke in den 16`er geflankt wurde, und der Ball direkt auf die Brust einer Spielerin prallte. Nach einer kurzen Überlegung im Kopf stellte ich dann fest das sie die Hand an der Brust hatte, und der Ball direkt die Hand berührte.
    Ich habe nicht gepfiffen und das Spiel weiterlaufen lassen. Natürlich unter einem großen Protest.

  • Nur als Anmerkung: Das ist nicht die einzige Sache bei denen die Frauen nicht wissen was richtig und falsch ist

    Das kann man ruhig ohne Ironie so stehen lassen.


    Trifft auf Männer genauso zu.


    Aber das Problem in den untersten Klassen ist wie gesagt zweischneidig- auch die SR erzählen in den untersten Klassen jede Woche etwas neues/ pfeifen unterschiedlich. Da bin dann selbst ich Paragrafenreiter auf der Suche nach pragmatischen und akzeptierten Lösungen.

  • Tja,das ewige Leid mit der Hand.Egal was man pfeift oder auch nicht pfeift,ein paar schlaue Köpfe,drinnen wie draussen wissen es eh besser und recht kann man es eh niemand machen.Deshalb hat mir Gott zwei Ohren geschenkt,eins zum reinhören und eins zum wieder raushören.

  • Ja das sollte keinesfalls Frauenfeindlich wirken oder so.
    Deswegen das :ironie: Schild.
    Ja das ist glaube ich auch jedem klar, dass es bei Männern genau so Regelirtümer gibt wie bei den Frauen.
    Allerdings halten Männer doch die Hand länger weg als die Frauen. :)

  • Samstag Nachmittag Frauen Kreisklasse.Das ist ja die Höchststrafe.

    Kommt noch schlimmer: Auf der Anreise zum Spiel kam ich direkt am Holstein-Stadion vorbei. Bratwurst, Bier, Sonnenschein, ein 3-1 Sieg und für mich als SR freier Eintritt. Und ich muss zu den Mädels aufs Dorf.


    Ja, der Ansetzer hat wild mir allem nach mir geworfen, was sonst keiner haben will: Ich hatte explizit um mehr Ansetzungen gebeten. Wer fordert, der kriegt. Selbst Schuld. Aber es war eine gute Laufeinheit und die Mädels waren nett- ist doch auch was Wert.