Schutzhand

  • Zitat

    ber wenn eine Pistolenkugel auf deinen Kopf zufliegt, dann bewegst du gar nichts mehr!!!


    Wieso, die fange ich mit den Zähnen. :totlach:

  • Die natürliche Reaktionen auf plötzliche auftauchende schnelle Objekte im Sichtfeld sind wegdrehen und abdecken, so gesehen ist die Bewegung des Armes Richtung Gesicht durchaus eine natürliche Handbewegung, wenn der Ball völlig überraschend auf den Spieler zufliegen würde, z.B. bei einem Querschläger. Dies gilt nicht, wenn die Hand bzw. der Arm schon in Erwartung des Balles als Schutz vor das Gesicht gehalten wird, als Schutz bei Freistößen o.ä.

  • Genau, so wurde es uns auch gesagt. Wenn ein Freistoss getreten wird, und der Ball fliegt auf den Kopf zu und dann kommt als Reaktion die Hand vors Gesicht, dann ist das OK. Wenn die Hand aber schon vorher da ist, dann nicht. Ich habe so auch schon einen Elfmeter gegeben. Die Verteidiger waren alles andere als erfreut...

    A yacht in port is safe, but that's not what yachts are built for.

  • Ich möchte nochmal drauf rumreiten, daß *selbstverständlich* *AUSSCHLIESSLICH* die Frage "Absicht oder nicht?" entscheidend ist. Regeltechnisch ist unabsichtliches Handspiel straffrei. Fertig. Das müssen wir als SR erkennen.


    Dazu gibt uns das Regelheft eine Hilfestellung, wenn geschrieben wird daß es sich um absichtliches Handspiel handelt "wenn der Ball mit der Hand oder dem Arm gehalten, gestoßen oder geschlagen wird". Eine weiterer Hinweis ist das Anschießen des "normal gehaltenen Armes". Was normal ist oder nicht, daß entscheiden wir. Es handelt sich hier (im mathematischen Sinn [1]) um "hinreichende" Bedingungen für ein absichtliches Handspiel. "Notwendige" Bedingung ist aber die *Absicht* den Ball spielen zu wollen. Der absolute Rückschluß "Ball geschlagen --> Absichtliches Handspiel" ist falsch, denn er läßt die "Ballspielabsicht" außen vor.


    Für ein absichtliches Handspiel muß (oha!) eine Absicht den Ball mit der Hand spielen zu wollen vorliegen. *Wie* genau der Ball dann gespielt wird, das ist unerheblich. Baumelt der Arm durch den Schwung eines Sprungs in der Luft und berührt den Ball? Kein absichtliches Handspiel. Fällt ein Spieler und berührt den Ball beim Abstützen --> keine Absicht. Ein Spieler "wirft" sich in eine Flanke und hat dabei den Arm vor dem Körper angewinkelt --> Absicht. Letztlich ist es unsere Wahrnehmung und unser Ermessen was über Absicht oder keine Absicht entscheidet.


    Das Beispiel mit dem Freistoß passt sehr gut: Hält man die Hand vors Gesicht und der Ball wummert dann dagegen --> Absicht kann unterstellt werden. Schützt man aber erst seine Kronjuwelen und sieht dann die Kuller aufs Gesicht zu donnern und schützt sich reflexartig dann vor dem Einschlag --> keine Absicht bzw. "Schuß an den normal gehaltenen Arm", denn diese Abwehrreaktion ist normal.


    [1] Mathe war an der Uni (in der dargebotenen Form) nicht grad mein Steckenpferd, man möge mir einen eventuellen Fehler nachsehen :)

  • Die Regelauslegung mit mathematischen Formeln zu belegen halte ich für genial :D


    Inhaltlich hast Du meine vollkommene Zustimmung! :top:

  • Zitat von mfs67227;19504

    Schutzhand gibt es nur bei den Frauen im Bereich des Oberkörpers :).
    Ich denke, daß man das Thema 'Schutzhand' bei der Jugend (G-D) großzügig auslegen kann, aber bei den Aktiven gibt es definitv weder Gesichtsschutz noch Sonstiges. Wenn die Spieler aber in der Mauer stehen und das wichtigste Teil mit den Händen abdecken, ist es ja ein klares Anschießen.


    So sehe ich das auch. Wer den Arm vor's Gesicht reißt, begeht ein absichtliches Handspiel. Auch wenn man vielleicht den Gesichtsschutz als natürliche Reaktion bezeichnen kann, eine natürliche Armhaltung ist er noch lange nicht. Höher als auf Schulterhöhe können die Arme bei natürlichen Lauf- und Sprungbewegungen normalerweise nicht geraten.

    In einer Aktion prallten Grevelhörster und Gerick zusammen. Der FC-Stürmer blutete aus der Nase, aber Schiedsrichter Stefan Tendyck aus Gelsenkirchen konnte mit einem Taschentuch aushelfen. Gericks Torriecher wurde nicht in Mitleidenschaft gezogen: Er markierte das 1:3.


    Westfalen-Blatt (29.5.2017) :D

  • Zitat von Stefan;19701

    Wer den Arm vor's Gesicht reißt, begeht ein absichtliches Handspiel.


    Die erste Pflicht fuer mich ist die Gesundheit des Spielers. Die Spieler haben heutzutage viel Kraft in den Beinen. Selbst einige 12-jaehrige Maedchen koennen schon den Ball 50 m weit schlagen.


    Wenn ein Spieler von einen Ball volley oder per Freistoss in der Mauer getroffen wird, kann er/sie sich schnell eine Gehirnerschuetterung zusiehen.


    Ich erinnere mich noch gut an meinen Bruder. Wir fuehrten 1-0 nach 15 Minuten. Er bekommt den Ball volley an den Kopf. Kurz vor Schluss fuehren wir 3-0, da fragt er mich "...steht es immer noch 1-0"


    Frueher wurde darueber gelacht. Heutzutage wissen wir, dass mit so etwas nicht zu spassen ist.


    Aus dem Grunde sage ich vor Jugendspielen grundsaetzlich, dass jeder Spieler die Hand bei scharfen Schuessen vors Gesicht halten kann um sich zu schuetzen .... aber nicht den Ball dann mit der Hand wegschieben.


    Und wenn jemand hart am Kopf getroffen wird, lasse ich den Spieler sofort auswechseln, bis die Betreuer ziemlich sicher sind, dass die Teilnahme des Spielers keine Gefaht fuer ihn bedeutet.

  • Dann kann man das Fußballspielen gleich aufgeben. Ein Verletzungsrisiko trägt nunmal jeder Spieler. Und daß man vom Ball an verschiedenen Stellen getroffen werden kann, zählt ja wohl dazu.

    In einer Aktion prallten Grevelhörster und Gerick zusammen. Der FC-Stürmer blutete aus der Nase, aber Schiedsrichter Stefan Tendyck aus Gelsenkirchen konnte mit einem Taschentuch aushelfen. Gericks Torriecher wurde nicht in Mitleidenschaft gezogen: Er markierte das 1:3.


    Westfalen-Blatt (29.5.2017) :D


  • Es hätte kein Strafstoß geben dürfen. Wir hatten dabei einen ähnlichen Fall. Der Lehrwart fragte uns, ob man ein Tor geben dürfe, wenn unabsichtlich die Hand im Spiel war. Wir verneinten dies. Aber er sagte uns, der Bezirkslehrwart sagte ihm, das Tor wäre dann Regelkonform.


    Deswegen sage ich: es hätte keinen Strafstoß geben dürfen.

  • Zitat von mfs67227;19504

    Schutzhand gibt es nur bei den Frauen im Bereich des Oberkörpers :).


    Sorry, aber wo steht das?
    Gibt es dafür einen Nachweis.


    Etwas spaßig formuliert:
    Die Damenwelt hat jahrelang für die Emanzipation gekämpft.
    Und auch in den Fussballregeln ist diese schon etwas fortgeschritten. Seit einigen Jahren gibt es nämlich (nach meinem Wissenstand) diese Sonderregel nicht mehr.


    Lasse mich aber (NUR) durch ein Zitat aus den Reglen eines Besseren belehren.

  • Da sind wir doch beim Kern des Problems: Was ist denn "Rumfuchteln"? Der eine sieht es als aktive Bewegung der Hand zum Ball, der andere als natürliche Bewegungsreaktion - somit ist diese Situation, wie so viele andere auch, nur durch die subjektive Beurteilung des SR aufzulösen. Und jeder SR wird dies eben entsprechend seiner Wahrnehmung tun. Man wird bei grenzwertigen Fällen nie eine allgemeingültige Lösung finden. Wichtig ist, dass der SR seine Entscheidung, wie auch immer sie ausfällt, korrekt und nachvollziehbar fällt. Das damit nicht jedem Recht getan wird, liegt in der Natur der Sache. Zum Glück, sonst wäre der Fußball ja total langwierig und die Stammtische hätten ein Gesprächsthema weniger.

    :ironie: "Weil, so schließt er messerscharf, nicht sein kann, was nicht sein darf.":ironie:
    Christian Morgenstern

  • leute, man siehts ja dauernd im fernsehen, begleitet von ganz unterschiedlichen entscheidungen.
    die "schutzhand" gibt sin dem sinne ja gar nicht mehr. wie kann man da differenzieren bzw. wie entscheidet ihr da?

  • "Schutzhand" hat es bei den Herren noch nie gegeben! Das war am Anfang des Damenfußballes so.

    Alle sagten das geht nicht.




    Und dann kam einer und hat es gemacht.

  • Im Damenfußball soll es das in einigen Verbänden auch heute noch geben.


    Ich habe mal, weiß aber leider nicht mehr wo, eine Ausführung eines der Vorgänger von Eugen Strigel gelesen, wie man am besten ein Handspiel definiert, gerade was den Umstand des "normal gehaltenen" Armes angeht:


    Frei formuliert hängt es im Endeffekt davon ab, ob der Arm/die Hand zielgerichtet zum Ball geht bzw. körperfern gehalten wird oder nicht. Von daher wäre es durchaus möglich, auch ein "Handspiel" mit Händen, die vor das Gesicht gehalten werden, als normale Haltung zu werten, schließlich soll nicht der Ball beeinflusst werden. Es wäre auch geradezu abstrus, wenn beispielweise bei einem Freistoß, bei dem die Spieler in der Mauer bekanntlich öfter ihre besten Stücke prophylaktisch mit den Händen schützen, ein Handspiel begingen, wenn der Schütze seinen Freistoß dagegegen platziert ...

  • MODERATORENHINWEIS


    Die Themen: unabsichtliches Handspiel und Schutzhand
    wurden zusammengefasst

    "Der Schlüssel zum Erfolg ist Kameradschaft und der Wille, alles für den anderen zu geben."
    - Fritz Walter († 17. Juni 2002)

  • @rheuma kaay:

    Zitat von rheuma kaay;40790

    leute, man siehts ja dauernd im fernsehen, begleitet von ganz unterschiedlichen entscheidungen.
    die "schutzhand" gibt sin dem sinne ja gar nicht mehr. wie kann man da differenzieren bzw. wie entscheidet ihr da?


    Noch besser wäre es natürlich gewesen, die grundlegenden Regeln der Rechtschreibung in Bezug auf Groß- und Kleinschreibung zu beachten. Eigentlich bemüht sich ein Großteil der User erfolgreich darum, diese sinnvoll anzuwenden.;)

    :ironie: "Weil, so schließt er messerscharf, nicht sein kann, was nicht sein darf.":ironie:
    Christian Morgenstern

  • Zitat von Hallenser;40806

    @rheuma kaay:Noch besser wäre es natürlich gewesen, die grundlegenden Regeln der Rechtschreibung in Bezug auf Groß- und Kleinschreibung zu beachten. Eigentlich bemüht sich ein Großteil der User erfolgreich darum, diese sinnvoll anzuwenden.;)



    ja, zum glück sind wir hier nicht bei einem diktat. ich schreibe am rechner grundsätzlich lieber klein. ich denke es man kann auch so erschliessen, was ich meine, wenn dir das nicht passt, hast du leider pech...

  • Nein, bei einem Diktat sind wir nicht, da hast Du vollkommen Recht. Aber wir sind in einem Forum, in dem ein gewisses Niveau und ein gewisser Respekt herrschen sollte - das sind wir dem Ansehen der Schiedsrichter schuldig.


    Es ist eine unbestrittene Tatsache, dass - analog zur korrekten Rechtschreibung und Zeichensetzung - die Groß- und Kleinschreibung ALLEN Lesern eines Textes (wenn auch unbewusst) hilft, selbigen schneller und mit weniger Aufwand zu verstehen. Hier auf das rein inhaltliche Verständnis abzustellen greift zu kurz und - nimm es bitte nicht persönlich - zeugt im besten Fall von Gedankenlosigkeit. Rein inhaltlich sind meist auch Sätze mit massiven Rechtschreibfehlern zu verstehen, wobei es aber regelmäßig schwer fällt, diese auch zu lesen, weil wesentlich mehr Aufmerksamkeit gefordert wird.


    In deutschen Sprachraum herrscht bezüglich der Schriftsprache der Konsens, dass es eben eine Schreibweise gibt, zu der auch Groß- und Kleinschreibung gehört. Wir alle haben dies in der Schule auch gelernt. Natürlich gibt es Leute - auch hier im Forum - die dies vielleicht nicht so gut beherrschen, aber mit Vorsatz und Absicht grenzt ein solches Verhalten schon an Rücksichtslosigkeit.


    Und nun zurück zum eigentlichen Thema - oder Fortsetzung der Diskussion in einem eigenen Thread.

  • "Schutzhand"- ein schönes, nimmer enden wollendes Thema.
    Wie hier schon geschrieben, ist in der Mauer eine vor Ausführung des Freistoßes gehaltene Hand vor dem Gesicht oder dem Unterleib ein zu ahndendes Handspiel.
    Dies wurde uns im Kreis auf einem Lehrabend kürzlich auch so gelehrt. Jetzt lese ich, dass eine reflexartig vor den Körper gehaltene Hand/ Arm nicht strafbar ist, da hier ja keine Absicht vorliegt sondern Ursache der Armbewegung ein natürlicher Reflex ist.


    Macht soweit alles Sinn- nur was bedeutet dies für die Praxis? Da soll also der Spieler in der Mauer die Hände hinter den Rücken nehmen (nur dann läuft er nicht Gefahr, dass er "absichtlich" den Ball spielt) und dann im Falle einer Gefahr durch einen scharf geschossenen Ball diese vors Gesicht/ vor den Unterleib reißen?


    Das ist für mich als SR ja noch schwieriger zu beurteilen- schützt er sich jetzt wirklich nur reflexartig oder hält er unter Vortäuschen eines Reflexes den Ball auf, der vielleicht auch an seinem Körper vorbei gegangen wäre? Also wieder die alte Frage- Absicht oder nicht?


    Und am Ende darf ich ja auch mal nach dem Sinn der Regel fragen. Es heißt Fußball und deswegen darf der Ball nicht mit der Hand/ dem Arm gespielt werden. Eine unabsichtliche Berührung des Balles mit Hand oder Arm soll den Spielfluss nicht unterbrechen und nicht zu spielentscheidenen Strafstößen führen.


    Wo tue ich also der Regel weh, wenn ich bei einem Freistoß die Hand vors Gesicht/ vor den Unterleib halte? Da muss ich also als Trainer dem 19-jährigen Spieler im Herrenbereich sagen, nimm die Hände hinter den Rücken und lass dir von Naldo aus 9,15m mit voller Wucht ins Gesicht schießen. Was für ein Blödsinn.
    Naldo will den Ball ins Tor hämmern- und Naldo ist es egal, ob der Abwehrspieler in der Mauer den Ball direkt ins Gesicht oder an eine vor dem Gesicht gehaltene Hand bekommt- das Ergebnis ist gleich- der Ball prallt in beiden Fällen vom Spieler ab und geht nicht ins Tor.


    Unter dem Gesichtspunkt, dass die Regeln auch die Verletzungsgefahr klein halten sollen, sehe ich hier dringenden Änderungsbedarf.


    By the way: Wenn ich als SR auf dem Rasen stehe, hat der Spieler den Ball immer direkt ins Gesicht bekommen- Tatsachenentscheidung.


    Zitat von mfs67227;19504

    Schutzhand gibt es nur bei den Frauen im Bereich des Oberkörpers :).
    ....


    Jetzt neu: Technik, die Damen das Stoppen des Balles mit dem Oberkörper ermöglicht. Habe ich neulich bei einem Schleswig-Holstein-Liga A-Juniorinnen-Spiel gelernt.


    Da ruft Spielerin A Spielerin B zu, nachdem Spielerin B den Ball mit dem Oberkörper gestoppt, sicher kontrolliert und dann weitergespielt hat:


    "hey B, Klasse Busenstopp"