Abstoss & Eigentor nach Doppelberührung

  • In der neusten Folge von Monsters of Kreisklasse (wer's nicht kennt, hat glaube ich nichts verpasst) ist mir eine interessante Szene aufgefallen. Die Frage, die sich mir nun stellt wäre wahrscheinlich sogar für einen Regeltest zu absurd:

    Gegen Ende des Videos (5:00) schiesst der Torwart bei einem Abstoss ein Eigentor. Mein erster Instinkt war dabei, Tor zählt nicht; Das Spiel geht mit Eckstoss weiter. Wenn man nun aber den Wortlaut der Regel nehmen:

    Wenn der Ball direkt ins Tor des ausführenden Spielers geht, erhält das gegnerische Team einen Eckstoss.

    sehen wir, dass dies nur bei einem direkten Eigentor gilt. Wenn nun aber eine Doppelberührung vorliegt müsste da ja auf Freistoss indirekt entschieden werden.

    Nun die Frage: Kann man hier auf Vorteil entscheiden und den Treffer stehen lassen?
    Ich sehe jedenfalls rein regeltechnisch nichts, was dagegen sprechen würde.

  • TimBalsiger

    Hat den Titel des Themas von „Abstoss & Eigentor“ zu „Abstoss & Eigentor nach Doppelberührung“ geändert.
  • Ich würde wie folgt argumentieren:

    Bei einer falsch ausgeführten Spielfortsetzung ist kein Vorteil möglich, da bei einer Doppelberührung (analog zu Ecke und Einwurf) ein technisches Vergehen vorliegt. Auf technische Vergehen ist laut Regelwerk die Vorteilsregel nicht anwendbar. Also ist die einzig richtige Entscheidung der indirekte Freistoß wegen Doppelberührung

  • Storchi Eine Doppelberührung ist kein „technisches“ Vergehen, sondern ein Vergehen, dass bei Verhinderung einer klaren Torchance auch eine rote Karte mit sich bringt. Ergo Vorteil und Tor, Anstoß.


    Tatsächlich könnte sich das möglicherweise ändern, da es insbesondere beim Strafstoß/Elfmeter Bestrebungen gibt, die unabsichtliche Doppelberührung nicht mit idF bzw. Verschossen zu werten, wenn der Ball ins Tor geht.

  • Auf technische Vergehen ist laut Regelwerk die Vorteilsregel nicht anwendbar.

    Das IFAB hat dicg letztens auf eine Anfrage von Mark geantwortet, dass die Vortelsregelung bei ausnahmslos jedem Vergehen anzuwenden ist.


    Die Argumentation dass es eine falsch ausgeführte Spielfortsetzung ist, greift meiner Meinung nach auch nicht. Die Spielfortsetzung ist korrekt ausgeführt, das Vergehen betrifft die nach der Spielfortsetzung geltenden Verpflichtungen (anders als beispielsweise ein Abstandsvergehen, weswegen dafür überall gesonderte Regelungen getroffen sind).


    Ich würde auch sagen: Spielfortsetzung Abstoß.



    Wenn man es weiter spinnt (um mal den Aspekt mit der rote Karte von Mark aufzugreifen):

    Wenn der Torwart nach der zweiten Berührung, die den Ball zweifelsfrei ins Tor befördern würde den Ball danach mit der Hand ein drittes Mal berührt, sehe ich da sogar die Verhinderung einer klaren Torchance mit anschließendem Idf (Doppelberührung durch Vorteil vergolten, danach Handspiel nach Freigabe des Balles bevor ein anderer Spieler dran war).

  • Wenn der Torwart nach der zweiten Berührung, die den Ball zweifelsfrei ins Tor befördern würde den Ball danach mit der Hand ein drittes Mal berührt, sehe ich da sogar die Verhinderung einer klaren Torchance mit anschließendem Idf (Doppelberührung durch Vorteil vergolten, danach Handspiel nach Freigabe des Balles bevor ein anderer Spieler dran war).

    Jetzt wird es regeltechnisch kompliziert. Deiner Logik kann ich folgen. Allerdings halte ich hier den idF ebenfalls für logisch:


    Strafbar ist die zweite Berührung und nach einem Vorteil haben wir eine neue Spielsituation, bei der der Torhüter den Ball selbstverständlich mit der Hand berühren darf. Da der Vorteil jedoch nicht eingetreten ist, gebe es dann den idF.


    Knifflige Regelfrage, Top.👍

  • Wäre was für die Weihnachtsrätsel von früher :)


    Naja...der eintretende Vorteil ist ja nicht "Ball geht ins Tor" sondern "klare Torchance"...und die wird ja durch den verbotenen (weil Ball von sich selbst) Handkontakt zunichte gemacht.

  • Ok dann entschuldige ich mich für meine falsche Behauptung 😬 ihr habt recht, wenn ich noch mal darüber nachdenke. Danke für die Erklärung!

  • Naja...der eintretende Vorteil ist ja nicht "Ball geht ins Tor" sondern "klare Torchance"...und die wird ja durch den verbotenen (weil Ball von sich selbst) Handkontakt zunichte gemacht.

    Wenn der Vorteil die Torchance ist, dann wären wir bei Weiterspielen. Dagegen steht natürlich der Wortlaut des Regelwerks, das die Berührung eines anderen Spieler fordert, ohne die Anzahl der erneuten Berührungen zu begrenzen.


    Wie gesagt, kniffelig.

  • Ich kann auch gerne noch einen draufsetzen :)


    Nachdem der Torwart den Ball (regelwidrig) in der Hand hält, fällt ihm auf, dass er das nicht darf und bevor der Schiedsrichter das Spiel abpfeift, wirft er den Ball ins eigene Tor :)

  • KozKalanndok Dann wird es zunächst wieder einfach, Tor und Anspiel. Knifflig wäre die Frage, ob die erste Intention der Handberührung, es könnte auch der Fuß sein, als regelwidriger Versuch ein Tor zu verhindern bewertet wird, dann gebe es gelb. Allerdings steht und fällt das Ganze, ab wann nach einer Doppelberührung eine neue Spielsituation vorliegt und wann nicht.

  • Dann wird es zunächst wieder einfach, Tor und Anspiel.

    Und dabei vergisst Du aber die Verwarnung für den Torwart:)

    Die zweite Berührung ist meiner Meinung nach ein neues (schwerwiegenderes) Vergehen als das erste. Nämich eine Doppelberührung in Tateinheit mit der Verhinderung einer klaren Torchance. Dazu ein Eingriff ins Spiel durch den Täters der ersten bevorteilten Situation Dafür gibt es zwar auch (wie beim ersten) den idF, aber diesmal ist auch ein FaD fällig.


    Dadurch, dass der Torwart das neue Vergehen aber wieder in eine weitere Vorteilssituation umwandelt, zählt das Tor und die persönliche Strafe wäre im Rahmen der Vorteilsregelung auf Gelb zu reduzieren.

  • Und dabei vergisst Du aber die Verwarnung für den Torwart:)

    Nö, darüber habe ich doch geschrieben, du musst schon Inhalte komplett lesen und nicht - wie die Presse oft - durch Zitieren ohne Kontext die Fakten zu verdrehen:)


    Frag doch mal das IFAB.

  • Ok, das mit dem Gelb hatte ich tatsächlich überlesen.

    Und ich gebe Dir Recht, die spannende Frate ist, wo, wenn überhaupt, beginnt hier eine neue Spielsituation.

    Für mich ist die zweite Berührung tatsächlich ein nach dem eingetretenen Vorteil (klare Torchance, die eindeutig durch die Doppelberührung entstanden ist) stattfindendes neues Vergehen.

    Nämlich eine erneute Berührung des Balles nach dem Abstoß bevor ein anderer Spieler dran war, tateinheitlich mit einem Eingriff ins Spiel durch den Täter nach einem gegebenen Vorteil und tatmehrheitlich mit Verhinderung einer klaren Torchance. Das neue Vergehen ist dabei schwerwiegender und ist damit gemäß der Vorteilsregelung vorrangig vor dem ursprünglich bevorteilten Vergehen zu ahnden.


    Der Wurf ins eigene Tor ist dann die Auflösung dieses zweiten Vergehens in eine zweite, von der ersten unabhängigen, Vorteilssituation.


    Wenn Du das Tor gibst, dann musst Du es meiner Meinung nach zwingend als neue Spielsituation bewerten.

    Denn ansonsten hast Du nur das erste Vergehen ohne eingetretenen Vorteil und damit käme nur der idF ohne pers. Strafe zu geben.

    Aber das Tor kannst Du nicht geben ohne dem Torwart das zweite Vergehen anzulasten und durch "Vorteil" zu vergeben.

  • Tritt der Vorteil denn schon durch die "klare Torchance" ein? Oder befinden wir uns noch in der "Abwarten"-Phase, wo noch die Option besteht auf Vorteil/Tor oder idF zu entscheiden, je nachdem ob der Ball ins Tor geht?


    Wenn man direkt nach der zweiten Berührung auf Vorteil entscheidet, würde das ja auch heißen, dass man weiterspielen lassen muss, wenn der Ball noch vor der Linie von einem anderen Verteidiger geklärt werden kann (oder aus anderen Gründen überraschend nicht ins Tor geht).

  • Dann wäre meiner Meinung das Nachpfeifen der Doppelberührung noch möglich.


    Der Knackpunkt, den ich sehe ist, dass während der Abwartephase der Täter ein weiteres Vergehen begeht, welches aber schwerer wiegt. Meiner Meinung nach ist spätestens dann der eingetretene Vorteil anzuerkennen und das schwerwiegendere Vergehen zu ahnden.


    Das wird aber wohl davon abhängen, wie schnell man eben abpfeift und je nach Geschwindigkeit wird es wohl mehrere Lösungen geben.


    Idf und keine pers. Strafe wenn man das erste Vergehen ahndet.

    Idf und Rot wenn man das zweite Vergehen ahndet.

    Tor, Anstoß und Gelb wenn man beide Vergehen unter "Vorteil" weiterlaufen lässt.


    Aber für Tor und keine pers. Strafe sehe ich keine Regelgrundlage.