Vorteil oder kein Vorteil nach Torabschluss?

  • Servus zusammen,


    Ich nutze die Winterpause direkt Mal um ein Thema Aufzugreifen, in welchem ich in den letzten Wochen die ein oder andere Unsicherheit bei mir selber, aber auch bei anderen Spielleitungen gesehen und bemerkt habe.


    Die Situation ist das klassische "Der Stürmer schießt aufs Tor/Schlägt eine Flanke in den Fünfmeterraum/etc." Und gleichzeitig wird er aber vom Verteidiger gefoult.


    Meine Auffassung ist einerseits, dass ich's als Vorteil auslege, da ich ein potenzielles Tor nicht zurück Pfeife, aber kann auch die Proteste von Spielern verstehen, die sagen dass kein Vorteil entstanden ist und eher das Foul möchten.


    Wie regelt ihr das?

  • Grundsätzlich ist das eine Sache für einen verzögerten Pfiff und man muss hier man erstmal zwei Szenarien unterscheiden:


    1. Spieler schließt ab und wird unmittelbar danach gefoult

    Geht der Ball ins Tor ist es klar, wir geben den Treffer und es geht mit Anstoß weiter. Geht der Ball nicht ins Tor, entscheiden wir auf Strafstoß. Ausnahme wäre eben, dass der Ball zum Zeitpunkt des Fouls nicht mehr im Spiel wäre.


    2. Spieler flankt/passt nach innen und wird unmittelbar danach gefoult

    Kommt der Ball direkt zu einem Angreifer, der aussichtsreich abschließen kann, entscheide ich auf Vorteil, egal ob der Ball reingeht oder auch nicht. Geht der Ball zu einem Verteidiger oder zu einem Angreifer, der keine 1000%-Torchance hat, würde ich auf Strafstoß entscheiden. Für die persönliche Strafe gilt dasselbe wie bereits vorstehend erwähnt.


    Für alle Varianten gilt, dass eine persönliche Strafe von der Art des Einsteigens abhängt, ggf. kommt auch eine Reduzierung in Frage.

  • Das ist ein typisches Beispiel für den verzögerten Pfiff. Wenn die Flanke gut kommt, "weiter, Vorteil" rufen, wenn sie Richtung Torhüter gerät, pfeifen und Freistoß anzeigen.


    Dazwischen gibt es natürlich Grenzfälle und das Problem, dass es nicht immer den perfekten Zeitpunkt für die Entscheidung gibt (10 Sekunden und 5 Ballkontakte abwarten und dann nachpfeifen geht nicht), ist so. Da wirst du nicht immer die beste Entscheidung für die gefoulte Mannschaft finden, dann halt gut mit Gefoultem/Kapitän kommunizieren und Verständnis erzeugen.

  • Ich denke das kommt immer ganz auf die Situation an. Gleichzeitigkeit gibt es da rein physikalisch nicht, daher muss der Schiedsrichter aufgrund seiner Wahrnehmung entscheiden, was war zuerst.


    Wenn das Foul nach der Flanke passiert, kann man abwarten, ob aus der Flanke ein Vorteil entsteht und entsprechend Vorteil oder abpfeifen entscheiden. Die Flanke selbst ist in diesem Fall nicht der Vorteil, weil sie unbedrängt geschlagen werden konnte.


    Andersrum, wenn das Foul vor der Flanke passiert und die Flanke dennoch kontrolliert geschlagen werden kann, dann ist meiner Meinung nach die Flanke selbst schon der eingetretene Vorteil, auch (und vor allem wenn) der empfangende Spieler mit offenem Mund da steht und einfach den Fuß nicht dranhält, weil er die Entscheidung des SR nicht nachvollziehen kann.

    Wenn aber wiederum durch das Foul die Flanke nicht mehr sauber kontrolliert geschlagen werden kann, sind wir wieder beim Abwarten, ob sich aus der durch das Foul verunglückten Flanke nicht doch ein Vorteil enwickelt.

  • Ich warte immer den nächsten Ballkontakt ab.

    Kann ein Mitspieler den Ball sauber verwerten, bleibt die Pfeife stumm.

    Hatte solche Situationen an und zu: Spieler wird gefoult, der Ball kommt zu einem freistehenden Mitspieler und der haut den Ball neben das leere Tor. Da pfeif ich nicht nach.

  • Grundsätzlich gilt: Wenn das Foulspiel im Strafraum stattfindet oder rotwürdig ist, wird sofort unterbrochen, außer die zu erwartende Torchance durch die Flanke ist so was von „tausendprozentig“. Erst abwarten, ob vielleicht aus einem „0,3 XGoal“ ein Treffer resultiert, kann nur zu Diskussionen führen, wenn der Ball eben nicht ins Tor geht, insbesondere wenn es um Strafstoß geht.


    Ist es außerhalb, würde ich eine vergebene Torchance grundsätzlich als Vorteil werten und je nach Härte ggf. gelb nachziehen. Wenn erwartbar ist, dass durch die Flanke keine unmittelbare Torgelegenheit resultiert, pfeife ich ab.

  • Das ist ein typisches Beispiel für den verzögerten Pfiff. Wenn die Flanke gut kommt, "weiter, Vorteil" rufen, wenn sie Richtung Torhüter gerät, pfeifen und Freistoß anzeigen.


    Wenn du Vorteil rufst, gibst du ihn auch. Da kannst du später aber auch nicht mehr abpeifen. Nicht zu verwechseln mit dem verzögerten Pfiff. Dort lässt du laufen schaust wo der Ball hingeht und pfeiffst dann. Schreibst du aber Vorteil ist er eingetreten und nicht rückgängig.

  • Wenn du Vorteil rufst, gibst du ihn auch. Da kannst du später aber auch nicht mehr abpeifen. Nicht zu verwechseln mit dem verzögerten Pfiff. Dort lässt du laufen schaust wo der Ball hingeht und pfeiffst dann. Schreibst du aber Vorteil ist er eingetreten und nicht rückgängig.

    Deshalb schrieb ich "wenn die Flanke gut kommt" :)

  • Übrigens grad bei Bayern gegen Wolfsburg eine 1A Szene für meine Frage.


    Kane kommt zum Abschluss und wird danach (meiner Meinung nach) elfmeterwürdig gefoult. Weder VAR Eingriff noch Pfiff des Sr.

    Also geh ich davon aus, dass der (schwache) Abschluss als Vorteil gesehen wurde.