Sicher, es ist immer ein wenig mit Vorsicht zu betrachten, wenn sich Schiris im Ruhestand äußern, gleichwohl bin ich der Auffassung, dass Urs Meier mit seiner Meinung durchaus einen wunden Punkt trifft. Kernproblem ist für meine Begriffe eine falsche Eingriffsschwelle, denn ursprünglich ging es ja tatsächlich um die Dinge, die der Schiri nicht gesehen hatte (Maradonnas Hand, Rijkards Spuckattacke, Zidanes Kopfstoß etc.), aber eben nicht um Dinge, für die man X Zeitlupen braucht, um die am Ende doch nicht immer überzeugend aufzulösen.
Urs Meier findet den VAR nicht hilfreich
-
-
Der Videobeweis wird meiner Meinung nach auch zu inflationär verwendet.
Natürlich ist es das perfekte Mittel um objektive Entscheidungen über "drin oder draußen" oder "Zehennagelabseits" zu treffen.
Aber er kommt gefühlt bei fast jeder Entscheidung in Tornähe zum Einsatz.
Andere Sportarten haben schon länger den Videobeweis, die älteste dürfte der Pferderennsport sein (Zielfoto...ist genaugenommen ein Film durch eine Schlitzkamera).
Andererseits gibt es beispielsweise in der Formel 2 schon kein Zielfoto mehr. Dort zählt einzig und allein die Zeitnahme auf tausendstel Sekunden genau, was vor zwei Wochen tatsächlich zu einer Wertung als gleichzeitige Zielankunft geführt ohne dass die Kameras überhaupt ausgewertet wurden.
Meiner Meinung nach ist der Einsatz des Videobeweises wie im American Football eine gute Lösung.
Eine Mannschaft, die glaubt eine Fehlentscheidung des SR beobachtet zu haben hat bis zu 3x pro Halbzeit eine Einspruchsmöglichkeit, wird dem Einspruch stattgegeben bekommt sie die Einspruchsmöglichkeit zurück, wird sie abgewiesen ist eine Einspruchsmöglichkeit verloren. Somit wäre die Möglichkeit mit "Kosten" verbunden, so dass man sich sicher sein muss, dass es eine Fehlentscheidung war.
Evtl. kann man die Kosten auch etwas empfindlicher gestalten, indem man eine wertvollere Ressource als die neu zu schaffende "Einspruchsmöglichkeit" schafft. Beispielsweise "verbleibende Auswechslungen".
-
Die "Einspruchsmöglichkeit" sehe ich überhaupt nicht als Verbesserung. Meines Erachtens würde es dadurch zu viel mehr Unterbrechungen kommen, weil die Mannschaften besonders gegen Spielende jede Chance versuchen würden zu nutzen, vielleicht auch nur aus taktischen Gründen im Sinne einer Auszeit.
Außerdem kann es dann passieren, dass klare Fehler nicht korrigiert werden, weil das Team keine Möglichkeit mehr hat oder es nicht schnell genug realisiert. Da hat zwar gewissermaßen das Team selbst Schuld, aber am Ende bleibt es doch als Fehler des SR stehen (den man ja eigentlich hätte korrigieren können). Wäre für mich nicht im Sinne der Sache.
Ansonsten kann man natürlich über die Sinnhaftigkeit und die Eingriffsschwelle immer diskutieren.
Aber man sollte sich dann auch fragen, ob man wirklich akzeptieren will, dass deutlich mehr SR-Fehler bestehen bleiben, obwohl es die Möglichkeit gäbe, dies zu verhindern.
Und auch bei einer Beschränkung auf faktische Entscheidungen gibt es ja Kritiker, denen das "Zehennagelabseits", das nur die Technik erkennen kann, nicht gefällt. Also hätte man auch dann noch Diskussionen über die beste Eingriffsschwelle.
Für mich wäre das wichtigste Instrument zur Verbesserung der Situation eine klarere Auslegung bei allen subjektiven Entscheidungen (insbesondere Handspiel), so dass der Graubereich, in dem beide Entscheidungen OK sind, deutlich reduziert wird.
Dann gäbe es weniger Situationen, bei denen man diskutieren muss, ob eine Szene klar genug für einen Eingriff ist oder nicht. Und auch die Überprüfungen selbst könnten dann schneller durchgeführt werden.
-
Meiner Meinung nach ist der Einsatz des Videobeweises wie im American Football eine gute Lösung.
Eine Mannschaft, die glaubt eine Fehlentscheidung des SR beobachtet zu haben hat bis zu 3x pro Halbzeit eine Einspruchsmöglichkeit, wird dem Einspruch stattgegeben bekommt sie die Einspruchsmöglichkeit zurück, wird sie abgewiesen ist eine Einspruchsmöglichkeit verloren. Somit wäre die Möglichkeit mit "Kosten" verbunden, so dass man sich sicher sein muss, dass es eine Fehlentscheidung war.
Derr Videobeweis im American Football wird m.E. viel zu häufig als Beispiel für einen "funktionierenden VAR" angeführt. Ja er funktionert gut und wird allgemein auch akzeptiert:
Aber:
Was dabei oft vergessen wird ist: Das nur faktische Entscheidungen durch eine Red-Flag überprüft werden dürfen. Sogenannte "Ermessensentscheidungen" die es im Football auch gibt können nicht Reviewt werden.
Um den Vergleich auf den Fussball zu übertragen (ohne Anspruch auf Vollständigkeit):
- Abseitsposition (Achtung nicht die Strafbarkeit)
- Ball im Tor oder nicht
- Ball im Aus
- genereller kontakt mit dem Ball (bspw.: nach Ausführung idF)
- Kontakt im oder ausserhalb Strafraum bzw. generell Ort eines Kontakts
- Handkontakt vor Torewrzielung
- Handkontakt (Faktisch, nicht die Strafbarkeit)
- Regelübertretungen bei der Strafstoßausführung
- Tätlichkeiten
- ggf. Ort der Spielfortsetzung
- "Übersehene" oder nicht wahrgenommene faktische Regelverstöße
- Spielerverwechselungen
Würden beim Einsatz nach NFL-Regeln: überprüfbar sein
- Strafbarkeit des Handkontakt
- Strafbarkeit einer Abseitsposition (sobald ermessen der Eingriffsschwelle)
- Zweikampfbewertung des Schiedsrichters
Würden nach NFL-VAR-Regeln "nicht Reviewfähig" sein.
Auch wenn meine Listen nicht vollständig sind, sieht das nach verdammt wenig aus was wegfallen würde. Jedoch wären damit (gefühlt) über 90% der Fälle über die in Fussballdeutschland heute Diskutiert wird. Nicht überprüfbare Tatsachenfeststellungen des Schires.
Die Diskussion zum Handspiel (bspw.) wird also bleiben. Nur das man dann wieder über den SR schimpft anstatt über den VAR.
-
weil die Mannschaften besonders gegen Spielende jede Chance versuchen würden zu nutzen, vielleicht auch nur aus taktischen Gründen im Sinne einer Auszeit.
Dann sollte man über die Ressourcen nachdenken, mit denen eine Mannschaft das Spiel legal unterbrechen darf.
Wir haben beispielsweise schon ein Konzept von "Auszeiten" im Fußball.
Das wird aktuell "Wechselfenster" genannt.
Lass das so verbinden, dass jeder Einspruch ein Wechselfenster "verbraucht" und dieses Wechselfenster wieder zurückkommt, falls es nicht gleichzeitig durch Wechsel aufgebraucht wird. Ja, wenn man seine Wechselfenster aufgebraucht hat, dann kann man keinen Einspruch mehr erheben. Das ist dann eben so, genauso wie man keinen Ersatzspieler mehr einwechseln kann, wenn man keine Wechselfenster hat und sich einer verletzt.
Eine Mannschaft muss ihre Ressourcen dann eben sauber managen.
-
Für mich wäre das wichtigste Instrument zur Verbesserung der Situation eine klarere Auslegung bei allen subjektiven Entscheidungen (insbesondere Handspiel), so dass der Graubereich, in dem beide Entscheidungen OK sind, deutlich reduziert wird.
Das ist die Herausforderung schlechthin. Beim Handspiel ist vergleichbar einfach, wenn man bestimmte Armpositionen als erlaubt oder strafbar definiert.
Einerseits will man klare Auslegung und andererseits will man keine kleinliche Zweikampfbewertung, insbesondere keine Softelfmeter. Nur, wie will man objektiv festlegen, ab wann ein Körperkontakt strafbar ist oder noch normales Zweikampfverhalten?
Relativ einfach wäre es bei Halten bzw. Textilvergehen. Diese unnötigen und vermeidbaren Unarten sind objektiv erkennbar.
Aber beim Rempeln oder beim Tackling? Ab wann ist ein leichter Fuß- oder Schienbeinkontakt ein mindestens fahrlässiges Beinstellen oder Treten? Ist Fallen ein Kriterium? Und weshalb simulieren die Spieler oft brutalste Schmerzen?
Und deswegen funktioniert auch eine Challenge nicht bzw. sind Zweikampfbewertungen bei der „Mutter aller Videobeweise“, der NFL, eben nicht möglich. Man muss hier aber auch anmerken, dass in der NFL 7 Unparteiische das Spielgeschehen beobachten, die immer wieder ausreichend Zeit haben sich vor einem jeweils nur kurzen Spielzug optimal zu platzieren. Ganz klare Fehlentscheidung sind daher selten, auch wenn im Graubereich nicht immer einheitlich entschieden wird.
Vielleicht muss man die Regeln grundsätzlich revolutionieren, denn wir reden im Wesentlichen ja nur über Straftoß/kein Strafstoß. Mal angenommen, man würde nur direkten Freistoß außerhalb des Strafraums geben und Strafstoß nur bei DOGSOs, dann würde der Graubereich zwischen klarer Torchance und Weiterspielen oder nur Freistoß kleiner.
Oder man würde ebenfalls wieder mit mehr Spieloffiziellen agieren und die damaligen „Torrichter“ mit mehr Bewegungsraum und Befugnissen ausstatten.
-
Meiner Meinung nach sollte der VAR nur zum Einsatz kommen, um objektive Entscheidungen zu treffen (bsp. Abseits ja/nein). Wann immer eine Entscheidung vom Ermessen des Schiedsrichters abhängt, sollte diese Entscheidung vom SR getroffen werden und Bestand haben.
-
-
Oder die Schiedsrichter sind etwas fokussierter, mit dem Wissen, dass kein VAR bei Entscheidungen im Graubereich eingreift. Da waren gestern wieder Eingriffe dabei, alter Schwede.
-
Man sieht ziemlich deutlich, dass die BuLi-SR mittlerweile verunsichert sind, irgendwelche Entscheidungen zu treffen, die im Bereichs des VARs sind. Ein falscher Strafstoß, korrigiert zu einem SR-Ball, ist schlimmer als ein nicht gegebener Strafstoß zum richtigen 11er korrigiert.
-
Gestern bei Real gegen den VfB gab es zwei interessante Szenen, die zeigen, dass es schwer ist mithilfe des VAR vermeintliche Foulspiele korrekt zu lösen. Protagonist war zweimal Rüdiger.
Einmal schiebt er seinen Gegenspieler unmittelbar vor dem 2:1 leicht weg. Nicht stark, aber ausreichend für den entscheidenden Vorteil den Ball nahezu unbedrängt ins Tor zu köpfen.
Das andere Mal kurze Zeit später im eigenen Strafraum, indem er seinen Gegenspieler ebenfalls leicht weggeschoben hat, als dieser bereits zum Kopfball gesprungen ist und dadurch nicht mehr kontrolliert den Ball erreicht hat und sogar etwas unglücklich gelandet ist.
Die Videobilder belegen nur folgende objektive Fakten: Es gibt jeweils einen Armeinsatz und er hatte auch jeweils eine Wirkung auf den Gegenspieler.
Die Frage, die sich stellt ist, wann ist ein „leichtes Schieben“ ein strafbares Stoßen (push), also mindestens fahrlässig im Sinne der Regel und wann eine erlaubte Spielweise?
-
Könnte man ganz einfach machen:
Der Regelgeber spricht nirgends davon, dass Hände legal eingesetzt werden dürfen, der erlaubt nur verhältnismäßigen Körpereinsatz und meint damit den Körper, nicht die Arme. Wenn also Hände am Gegner sind, ist das grundsätzlich immer regelwidrig, zumindest trägt der Spieler das Risiko, dass der Schiri das so bewertet. -
Klar, Hand (oder Arme) am Gegner = Foul wäre eine sehr objektive Regel, die dann auch gut vom VAR geprüft werden könnte.
Aber das ist doch nicht wirklich im Sinne des Spiels, oder?
-
Warum nicht? Das Spiel heißt Fußball, ergo wird der Ball mit den Füßen gespielt, beim - erlaubten - Körperkontakt geht es Körper gegen Körper, die Arme dürfen grundsätzlich nicht eingesetzt werden (Ausnahme Einwurf), warum also sollte das nicht im Sinn es Spieles sein?
-
Ganz einfach, weil vieles verwässert wird