Übeltäter "verschwindet"

  • Hallo


    Ich bin immer noch mit mir selbst am Hadern, wie mir ein solcher Fehler in einem meiner letzten Spiele unterlaufen konnte. Hat jemand einen Tipp, wie ich den Übeltäter direkt finden und mir merken kann? Aber der Reihe nach.


    An diesem Sonntagnachmittag herrschte trotz Gewitterwarnung bestes Fussballwetter für dieses B-Juniorenspiel, in dem es praktisch um den Abstiegskampf ging. Zur Halbzeit stand es 2-2; für Heim recht schmeichelhaft, weil sich das Spiel praktisch nur in ihrer Hälfte abspielte. Dann kam es in der 72. Minute beim Zwischenstand von 2-3 zur Schlüsselszene. Ein aussichtsreicher, schneller Konter von Heim über links nahe der Aussenlinie, welcher an der Bank von Heim vorbeiführte. Etwa fünf Meter nach der Bank wird der ballführende Spieler von der Seite grob gefoult. Pflichtverwarnung. Beide Spieler lagen am Boden. Ich stand gut. Noch bevor ich einen Vorteil abwarten oder überhaupt pfeifen konnte, springt die gesamte Bank auf und schreit im Chor immer wieder "Hey Schiri". Zudem macht der Trainer von Heim ein paar "Freudensprünge" und steht dann einen guten Meter auf dem Spielfeld. Ich pfiff intensiv, drehte mich zum Heimtrainer und zeigte ihm die Verwarnung. Dann wollte er noch eine Erklärung, die er von mir auch bekam. Leider hat sich der Übeltäter inzwischen davon geschlichen. Ich hatte eigentlich überhaupt keine Zeit, zu schauen, wer das genau war, denn ich hatte gerade nur die Bank im Fokus; und dass es dort wieder halbwegs ruhig wurde. Das hat auch gut geklappt.


    Und nun wieder zu meiner Frage: Hat jemand einen Tipp, wie ich mir ganz schnell den Übeltäter merken kann und trotzdem bei der Bank sein kann, um hier schlimmeres zu verhindern?

  • Ich denke ganz klar: Prioritäten setzen.

    Den Trainer kannst schneller identifizieren, also sind zuerst die Spieler dran.

    ob Optimist oder Pessimist, der Mist ist immer der gleiche

    Einmal editiert, zuletzt von gebi ()

  • Genau. Zum Tatort laufen, vielleicht noch ein freundliches "Moment, ihr seid gleich dran" (oder Siezen, wenn das bei euch üblich ist) Richtung Bank und dann kurz gucken, ob der gefoulte Spieler Behandlung braucht und dem foulenden die Karte zeigen. Dann umdrehen und den Trainer verwarnen (von mir bekommt er dann noch den Hinweis, dass ich die Sachen auf dem Feld regele und er sich auf das Coachen seiner Mannschaft konzentrieren soll) und alle, die außerdem noch auf dem Platz stehen und da nichts zu suchen haben. (die hatten genug Zeit, wieder auf die Bank zu verschwinden, während ich mit den Spielern beschäftigt war) Gerade in sehr unruhigen Situationen erwischt man dann immer noch mindestens einen von der gegnerischen Mannschaft, der zwecks "Diskussion" Richtung Pulk gerannt ist, so dass auch nicht das Gefühl aufkommt, du würdest die Karten einseitig verteilen.

    Der Klügere gibt nach.


    Das erklärt, warum die Welt von den Dummen regiert wird.

  • Das kommt auf die genaue Szene an, aber ich finde nicht, dass du zwingend falsch herum priorisiert hast. Wenn die Spieler da erstmal liegen und nicht aufeinander los gehen, und der Gefoulte auch nicht dringend versorgt werden muss, während die Bank eskaliert - dann kann es schon sinnvoll sein, sich zuerst um die Bank zu kümmern.


    Was ich dann mache ist ein kurzer für alle hörbarer Satz zum Foulenden ("du bist gleich dran") und ich zeige mit dem Finger auf ihn. Dadurch behalte ich ihn die ganze Zeit im Augenwinkel und wenn er verschwinden will, fange ich ihn ein und dann wandert er direkt am Rande der zweiten gelben Karte... Das "auf ihn zeigen" muss nicht übertrieben deutlich sein und hilft vor allem mir, das Bewusstsein zu schaffen, dass der Spieler eben nicht verschwinden darf. Aber für ein paar Sekunden Deeskalation zur Bank hat man dann Zeit.


    Ob man nicht aber lieber erst die Bank einfängt, dann dem Spieler gelb zeigt, und dann dem Trainer - das kann man sicher überlegen. Aber wie gesagt, sich erst um die Bank zu kümmern, klingt so wie ich mir die Situation vorstelle schon ganz richtig.

  • Ich bin ganz ehrlich, dass ich bei der Thematik auch selbst ganz große Probleme hab.


    Ich mach's mittlerweile so, dass ich nachm foulpfiffe direkt auf den Foulenden schau und mir im Kopf für mich sag sowas wie "9, Rot! 9,rot!, 9 rot!"

    (Bei anderen Trikotfarben natürlich analog ;) )


    Der Spieler/Die Nummer ist damit bei mir auf jeden Fall schon im Kurzzeitgedächtnis und ich kann mich ggf. erstmal noch auf die Bank oder verletzten Spieler konzentrieren aber hab die Nummer im Kopf.


    Wenn der Spieler dann verschwindet, reicht ein kurzes "Wo ist denn eure Nr. 9" zu nem Team Kollegen und meistens ist der dann auch in der Nähe 🤷

  • Die Drehung zur Bank ist verständlich und womöglich auch sinnvoll, schließlich könnte da "Wichtigeres" passiert sein (z.B. eine Schlägerei laufen) - und dabei kann es auch passieren, dass man den eigentlichen Täter aus den Augen verliert. Aber: Was hält Dich von einer Finte ab? Du könntest beispielsweise Trainer und/oder Kapitän gewissermaßen mit der Aufforderung überrumpeln, dass man dir jetzt den foulenden Spieler schicken möge, weil Du dem sicher nicht nachlaufen würdest - klappt ziemlich sicher -, ansonsten sind meist auch andere Gegen- oder Mitspieler mehr oder weniger freiwillig behilflich, wenn man in die Runde fragt, wo der Spieler denn hin sei ... Nicht ganz sauber, dürfte aber in 99 % der Fälle funktionieren.

  • Was hilft, ist sich mit Gedächtnistraining zu beschäftigen. Das Problem ist, wenn man nicht sofort die Nummer erkennt.


    Ich versuche schon beim Warmlaufen mir die Spieler, die ich nicht kenne, anhand von bestimmten Merkmalen einzuprägen (z. B. Haarfarbe, Frisur, Glatze, Hautfarbe, Statur, Größe, Tätowierungen, Schuhfarbe…). Manchmal erkenne ich auch Ähnlichkeiten zu Bekannten oder Promis.


    Alles was hilft, ist im Kopf erlaubt, solange du den Spieler nicht oder diskriminierst vorverurteiltst (z. B. der sieht aus wie der Neue meiner Meinung Ex oder „der Bierbauch bitte zu mir“). Natürlich muss man das auch regelmäßig trainieren wie Regelkunde und Fitness.