Ich habe doch jetzt einen traurigen Rekord aufgestellt - in drei aufeinanderfolgenden Spielen einen Offiziellen mit Gelb-Rot verloren ... und klar, man fragt sich in der Rückschau, was da jetzt eigentlich schief gelaufen ist, blöd halt, wenn man bei sich und in der Spielleitung keinen Fehler findet, weil sich dann die Frage anschließt, ob man selbst unterdessen zu blind und blöd ist, das zu merken oder ob die Ursache wirklich bei den Trainern liegt.
Der erste Fall in einem Herrenspiel, der Tabellenführer gegen den Relegationsplatz am Tabellenende, eine vermeintlich klare Sache, aber wie wir ja alle wissen, gibt es im Fußball keine zwangsläufigen Ergebnisse. Heim (mit dem Relegationsplatz) hält erstaunlich gut mit, auch wenn Gast tendenziell stärker ist, aber Tore muss man eben erspielen und kann die nicht erzwingen - aber der Frustpegel steigt eben, wenn das nicht funktioniert und der Schuldige ist selbstverständlich der Schiedsrichter. Irgendwann werden die Trainer draußen dann so lautstark in ihrer Kritik an meinen Entscheidungen - auffällig, dass es immer nur eine Seite ist -, dass ich mich notgedrungen dahin begebe und zur Ruhe auffordere, aber genau das scheint die Aufforderung zu sein, jetzt erst richtig los zu legen, so dass die Gelbe Karte zwangsläufig ist, die aber auch nur aufstachelnd zu wirken scheint, ergo ist mit Gelb-Rot dann Schluss. Das Spiel endete mit einem unerwarteten Unentschieden.
Im nächsten Fall - diesmal B-Jugend - gleicher Muster, wobei Heim von der Tabelle her unterlegen ist und auch recht rasch in deutlichen Rückstand gerät, was aber nichts daran ändert, dass es an der Seitenlinie von Heim immer lauter wird. Hier erleben wir dann eine Variation, weil ich tatsächlich gleich geben möchte, aber nach dem Namen frage, dessen Angabe wiederholt verweigert wird. Ergo den nächsten Offiziellen gefragt, wie der heißt, der den eigentlichen Delinquenten dann auffordert seinen Namen zu nennen, was der dann auch tut, jedoch nicht versäumt, gleich ein "Warum?" nachzuschieben. Mithin kommt die Gelbe Karte für die lautstarken Reklamationen und die Gelb-Rote für das Verhalten. Interessantes Detail: Als ich weg gehe höre ich, wie der dritte Offizielle dieses Vereins nur anmerkt, dass man sich nicht wundern dürfe, das sein quasi mit Ansage geschehen (sprich: selbst schuld), ganz daneben lag ich also nicht.
Und dann gestern, Platz 5 (Gast) gegen Platz 13 (Heim), unter normalen Umständen von den Punkten her eigentlich schon ein Spiel um die goldene Ananas, eher hat Heim Druck während sich Gast nach fünf gewonnenen Spielen auf der Erfolgswelle sieht. Aber auch hier läuft es nicht wie erwartet, Heim hält erstaunlich gut dagegen und geht nach einer halben Stunde sogar in Führung, die man fünf Minuten später nach einem Strafstoß - klar, dass gast das anders sieht - sogar noch ausbaut. Bis zu diesem Punkt gab es genau eine Verwarnung - und die für Heim, weil da jemand mit Absicht eine Freistoßausführung blockiert -, gleichwohl fühlt sich Gast benachteiligt, so dass der Trainer, same procedure as every year James, sich wiederholt aufplustert, ich gehe raus, um ihn zu ermahnen und dann bricht es aus ihm heraus ... bis er nach Gelb-Rot aus dem Innenraum muss, wo wir den nächsten Konflikt haben, weil ich darauf bestehe, er sich aber nur auf die Trainerbank setzt. Und dann holt Gast kartenmäßig knackig auf, der Dreier kann seine Meinung über meine Entscheidungen nicht für sich behalten, daher Gelb, natürlich mit entsprechender Reaktion, also Zeitstrafe. Kurz darauf der Zwölfer, dessen "erstes Foul" mal eben so ist, dass man dafür einen Karton sieht, was ihn aber nicht daran hindert, drei Minuten später noch einmal zuzulangen, wo ich mich dann für die Zeitstrafe entscheide, Rot aber auch hätte verargumentieren können. In der vierten Minute der Nachspielzeit nimmt Gast dann eine Auszeit, die verlassen kollektiv das Feld, kommen aber nach meiner Fristsetzung von einer Minute doch wieder zurück - klar, dass der Trainer da wieder mitredet. Bald darauf geht es in die Pause, in der der Vereins-SRA von Gast es sich nicht nehmen lässt, im Kabinengang, wo ich - mein Türschloss war sehr eigenwillig - mit meiner Tür kämpfe, tolle Äußerungen wie "der wird bezahlt" und "der müsste nur noch das Trikot wechseln" von sich gibt, worauf ich ihm mitteile, dass ich auf seine Mitwirkung in der zweiten Halbzeit verzichten werde. Logisch, dass der nach der Halbzeit wieder nach der Fahne greift, was ich natürlich nicht zulasse, auch hier wieder längere Diskussionen, bis der den Innenraum verlässt ... Das Spiel läuft weiter, eine Verwarnung nach drei Minuten wegen Fouls für Heim, natürlich bekommt nur Gast Karten ... Und nach gut zehn Minuten erdreiste ich mich sogar, einen Strafstoß für Gast zu pfeifen, den die nicht einmal verwandeln können ... Nach gut einer Viertelstunde dann ein intensiver Zweikampf schräg Richtung Außenlinie, beide Spieler schieben nach Kräften, lass die machen, ich sehe keinen Grund, da einzugreifen (und wüsste auch nicht für wen), das Ende vom Lied ist, dass der Ball ins Aus geht und der Gastspieler gegen die Barriere kracht - und der doofe Schiri sieht da kein Foul geschweige denn das der eine Karte zeigt ... für diese Reklamation darf dann Gast Nr. 8 mit dem gelben Karton Bekanntschaft schließen, worauf er meint, dass ich gekauft sei, wobei ich mich frage, woher der weiß, dass ich jüngst neue Karten gekauft habe, habe ich doch noch die alten Exemplare in der Tasche, jedenfalls möchte die alte Rote Karte zum Abschied noch einmal benutzt werden. Nach der folgenden Diskussionsrunde, die sind schon drei Minuten dabei (irgendwie schnallt trotz meiner Ansage niemand, dass der Spieler draußen läge und wir weiter spielen können), bekomme ich vom Achter noch die Mitteilung, dass er mir beim nächsten Mal eine mitgeben werde - und an diesem Punkt ist nicht nur meine mentale Belastungsgrenze erreicht, ich sehe mich auch nicht in der Verpflichtung darauf zu warten, dass aus Worten Taten werden und beende das Schauspiel. Dass meine Türklinke vollgespuckt wurde ist ebenso ein Randaspekt wie die Anmerkung, ob ich nach einem solchen Spiel noch ruhig schlafen könne ... Klar, womöglich hebt das Sportgericht den Abbruch auf, das ist mir egal, wenn das Sportgericht aber etwas taugt, verliert Gast nicht nur dieses Spiel sondern auch noch ein oder zwei weitere Spiele kampflos.