Nett sein lohnt sich nicht ...

  • Ich habe gestern mal wieder den Klassiker erlebt, dass es einfach nicht lohnt, wenn man nett ist ...


    Was ist passiert? Wir befinden uns beim Stand von 3:4 in der Nachspielzeit, Heim ist im Angriff und der Spieler von Heim dringt in den Strafraum von Gast ein. Ein Verteidiger ist dabei die ganze Zeit untergehakt - bei einem älteren Ehepaar hätte das gut ausgesehen - und verhindert so die angestrebte Richtungsänderung, so dass der Angreifer geradeaus laufen muss und den Ball nicht abspielen kann, schließlich kommt der auch noch ins straucheln. Da ich jetzt nicht warten kann und will, bis der Ball aus dem Spielfeld ist, bleibt nur der - spielentscheidende - Pfiff zum Strafstoß. Klar, ein paar Proteste, aber nichts, was man wirklich ernst nehmen müsste, die meisten Spieler von Gast wissen durchaus, dass das nicht ganz koscher war ... Der Schütze läuft an und verwandelt, ist mit aber egal, hier wird wiederholt, da war ein Mitspieler deutlich zu früh im Strafraum, aber auch der zweite Anlauf wird, diesmal regelkonform, verwandelt, mithin Ausgleich zum 4:4. Und es kommt, wie es kommen muss, der 9er von Gast, in der ersten Halbzeit schon wegen eines Abstandsvergehens beim Freistoß verwarnt - natürlich war er sich keiner Schuld bewusst -, räsoniert lautstark, dass es doch nicht sein könne, dass man schon wieder verpfiffen werde. Da ich solche Aussagen nun partout nicht leiden kann, schon gar nicht, wenn ich die 25 Meter weiter noch höre, zitiere ich den zu mir und jetzt mache ich den Fehler: Ich belasse es bei einer Ampelkarte, weil ich das 30 Sekunden vor Abpfiff für ausreichend halte, wenn ich das als Protest gegen Schiedsrichterentscheidungen und nicht als Schiedsrichterbeleidigung ansehe.


    Kurz darauf ist Schluss und der Spieler labert mich auf dem Weg zur Kabine voll, er habe doch gar nichts ... gesagt, blubb, blubb, blubb, ich denke, Ihr kennt das, um das mit den Worten zu beenden, dass er irgendwann einen dicken Beschwerdebrief schreiben werde - und genau dazu ermuntere ich ihn, denke mir aber, dass ich erstens ganz offensichtlich den Richtigen erwischt habe und zweitens ärgere ich mich, nicht doch die glatt Rote genutzt zu haben, das hätte dem Kollegen in der Folgewochen den Typen erspart; klar, jede Woche ist es der böse Schiri, der die verpfiffen hat, auf den Gedanken, dass er selbst, obgleich er alle vier Tore geschossen hat, noch mindestens weitere vier Tore hätte machen müssen, weil das Hundertprozentige waren, kommt er natürlich gar nicht, ich verkneife es mir auch, ihm diese Wahrheit zu präsentieren.


    Auffällig übrigens:
    Wieder einmal bekam mein Gefühl recht, als dies nach einer versemmelten Chance (wäre das 2:5 gewesen) befürchtete, dass dieses Spiel anders ausgehen wird als es der aktuelle Spielstand (da 2:4) erahnen lässt.

  • [...] räsoniert lautstark, dass es doch nicht sein könne, dass man schon wieder verpfiffen werde.

    Sry, aber wenn einem Partlichkeit - und das ist es hier ja zweifelsohne - vorgeworfen wird, dann das ist ein FAD ohne wenn und aber :rote_karte:

  • Ach max, so einfach war es dann doch nicht:
    Nach Inhalt und Tonfall konnte ich das als Ärger über meine Entscheidung ansehen, weil ihm das angeblich jede Woche passiert, aber eben auch als Beleidigung - Unterstellung der Parteilichkeit ist etwas anderes, denn ein falscher Pfiff ist ja keineswegs zwingend parteiisch.

  • Habe ich schon immer gesagt und die weich gespülten Kollegen vom letzten Wochenende, helfen auch nicht weiter !

    Bei einer Linie bleiben und gut, wobei ich da wahrscheinlich auch bei gelbrot geblieben wäre !

    Aber nett sein ist wie den kleinen Finger geben! Gibt immer einen der es nicht versteht.

    Es gibt Leute, die denken Fußball ist eine Frage von Leben und Tod. Ich mag diese Einstellung nicht. Ich kann ihnen versichern, dass es noch sehr viel ernster ist. (Bill Shankly)

  • Ich sehe die Aussage auch eher als Kritik an den Entscheidungen und kann mit Gelb und der Ampelkarte mitgehen. Wenn es aber ein Kollege als Vorwurf der Spielmanipulation sieht, dann ist das aber auch in Ordnung. Das ist immer eine Sache, wie man solche Aussagen wertet und da gibt es im vorliegenden Fall keine eindeutige Lösung.


    (...) Aber nett sein ist wie den kleinen Finger geben! Gibt immer einen der es nicht versteht.


    Leider ist das sehr oft so. Man will den Spielern Brücken bauen und nicht gleich mit der Keule reinhauen, aber es scheitert dann einfach an der zu Verfügung stehenden Kapazität zwischen den Ohren.

  • Ich finde die GRK hier in Ordnung und verstehe den Ärger darüber gar nicht. Oder gibt es bei euch im Verband immer noch nicht die 1-Spiel-Sperre nach GRK?


    Edit: Und was die Äußerung angeht, sehe ich das so wie Manfred. "Verpfiffen werden" ist keine Unterstellung von absichtlicher Spielmanipulation oder gar Bestechlichkeit, es unterstellt erstmal nur falsche Schiedsrichterentscheidungen zu eigenen Ungunsten, aber dass der SR das absichtlich macht, sagt der Spieler mit der Äußerung nicht aus. Alles, was in Richtung absichtlicher Parteilichkeit oder gar Bestechlichkeit geht, ist natürlich rot und insb. Letzteres wird von vernünftigen Sportgerichten dann auch ziemlich hart bestraft. Aber einfach den Ärger darüber, "verpfiffen" zu werden, da finde ich die GK (oder alternativ überhören, gerade nach einem Strafstoß-Ausgleich in der letzten Minute, aber dafür war die Äußerung hier wohl zu laut) absolut angemessen.

  • Dann kann ich Deine Überlegung nachvollziehen. Das ist ärgerlich und ein "Fehler" im System aka Spielordnung.


    In Sachen-Anhalt (FSA) führt nicht nur eine GRK, sondern auch jede fünfte gelbe Karte in Ligenwettbewerben zu einem Spiel Sperre, und zwar runter bis in die niedrigste Herren-Spielklasse. Und das ist weit mehr als eine Formalie, denn gelbe und gelb-rote Karten in den letzten Spielminuten verpuffen nicht einfach.


    "Eigentlich" sollte das aber keine Auswirkungen für unsere Entscheidungen auf dem Platz haben. Deinen Gedankengang kann ich aber, wie gesagt, trotzdem nachvollziehen.