Erlaubter Arm-/Handeinsatz

  • Es wird erst strafbar, wenn es ein Haltevergehen ist, also der Gegner zurückgehalten und an der Fortbewegung gehindert* wird.

    Wird er aber eigentlich immer, ansonsten wäre das halten ja überflüssig und man müsste sich nicht am Trikot vom Gegner festhalten.

    Es reicht ja schon das der Gegner dann nicht mehr komplett frei nach links und rechts gehen kann, sondern dann diesen Widerstand hat.

    Richtig. Und die elementare Aufgabe der Fußballregeln wäre eigentlich, dass alle Beteiligten wissen, was erlaubt ist und was nicht

    Im Fußball ist man (leider?) den gegenteiligen Weg davon gegangen, man hat das Regelwerk ja vor ein paar Jahren "ausgedünnt".

    Es kann aber nur zwei Richtungen geben:
    Entweder ich fange an alles bis ins Detail zu regulieren und möglichst jeden Sonderfall im Regelwerk abzudecken.

    Oder aber ich beschreibe nur grob wie was sein soll und überlasse dem SR seinen Ermessensspielraum.

    Aktuell scheint die Diskussion sich aber Richtung Nummer 1 zu wandeln.


    Mir wäre das zweite eigentlich lieber (wenn man sich zumindest an die vorhandenen Regeln hält) aber ich kann auch damit leben, das fast gleiche Situationen unterschiedlich entschieden werden.

    Das können oder wollen viele andere aber scheinbar nicht.

    Bin kein Schiedsrichter, nur ein Spieler Trainer (wieder) Spieler der sich für die Regeln seines Sports interessiert :D

  • Oder aber ich beschreibe nur grob wie was sein soll und überlasse dem SR seinen Ermessensspielraum.

    Aktuell scheint die Diskussion sich aber Richtung

    Das ist ja das Problem, insbesondere wenn ich erst nach einem Strafstoß oder der Roten Karte weiß, wie kleinlich der aktuelle Kollege heute ist. Der Ermessensspielraum sollte so klein wie möglich sein, insbesondere bei derart schwerwiegenden Entscheidungen.


    Und wenn das Buch/die PDF-Datei mit dem Erläuterungen 300 Seiten hat, dann ist das halt so, aber es wären für jeden zugänglich .

  • Und da man nicht alles verbalisieren kann, wären auch klare Aussagen zu Musterszenen gut, die dann irgendwo für jedermann zugänglich gemacht werden.

    Also ungefähr so wie die Spielszenendiskussion in der SR-Zeitung, aber dann eben auch immer klar machen, was die bevorzugte Entscheidung ist.

    Und dies dann in einer gut durchsuchbaren Sammlung zusammenstellen.

    Dann könnte man für die praktische Auslegung anhand dieser Referenzszenen argumentieren und müsste nicht immer auf den ungenauen Regeltext zurückgreifen.

    Ich vermute mal, dass es für die Elite-Schiedsrichter so etwas intern bereits gibt, um dort die einheitliche Auslegung zu fördern. Wenn nicht, wäre das schon ein großes Versäumnis.


    Zudem sollte der DFB bei stark diskutierten Szenen wie der Roten Karte für Upamecano hinterher eine Aussage treffen, was die bevorzugte Entscheidung ist.


    Also wenn ich als SR eine nahezu identische Szene habe, wäre ich froher, wenn ich anhand einer DFB-Auslegung klar entscheiden kann (und somit Proteste dagegen eindeutig unberechtigt sind), als wenn ich weiß, dass beide Varianten vertretbar sind und ich anhand sekundärer Kriterien zu einer Entscheidung kommen muss, wo mir dann eine Seite berechtigt vorhalten kann, dass ich auch anders hätte entscheiden können.


    Natürlich hat mehr Klarheit auch einen großen Nachteil: Es gibt dann auch mehr klare Fehlentscheidungen, weil weniger durch den Graubereich akzeptiert werden kann. Wenn man dies als Grund nimmt, möglichst vage in der Regelauslegung zu bleiben, könnte ich das schon auch nachvollziehen. Dann sollte man da aber auch zu stehen.

  • Und wenn das Buch/die PDF-Datei mit dem Erläuterungen 300 Seiten hat

    Dann ist das eine Katastrophe - überlege mal, wie rudimentär die Regelkenntnisse jenseits der Schiedsrichter schon heute sind, schlimmer aber, dann wird der Schiedsrichter zwangsläufig zum Akademiker; gerade gestern verstand der Kollege nach mir eher wenig Deutsch, so dass ich mich schon gefragt habe, wie der den Regeltest bestehen kann, aber auch die intellektuell nicht ganz so Begabten könnten dann nicht mehr Schiedsrichter sein.


    Der Fußball lebt von einfachen Regeln, die jeder versteht - und da ist die aktuelle Tendenz, jeden Furz regeln zu wollen, schlimmer, früher gab es ein wesentlich einheitlicheres Verständnis vom Sinn und Geist der Regeln, da musste vieles nicht explizit geregelt werden, weil das einfach Grundkonsens war; mit jeder "Klarstellung" wurde genau das aber untergraben und verkompliziert.


    Dazu mal ein Beispiel:
    Als ich anfing war gleiche Höhe Abseits, der Aufenthalt dort genügte, die einzige Ausnahme war der direkte Torschuss - und heute reden wir über einen Eingriff durch Zweikampf, Sichtbehinderung oder Erlangung eines Vorteils etc.; was war leichter?

  • Manfred Das mit den 300 Seiten war natürlich übertrieben, nur für ein vollkommen vereinfachtes Regelwerk ist Fußball zu komplex.


    Wer soll den verstehen, was mit „fahrlässig“ und eben nicht „fahrlässig“ gemeint ist und das in Bezug auf jedes der dann aufgezählten 7 Vergehen?


    Und wer soll denn verstehen, dass „ein Vergehen mit Körperkontakt mit direktem Freistoß geahndet wird“, aber auch der Versuch reicht und nicht jeder Kontakt ein Vergehen ist?


    Woher weiß man, was genau regelkonformes Rempeln ist, wenn Rempeln auch ein Vergehen ist und im Glossar nur definiert ist, was Rempeln „üblicherweise“ ist?

  • Das geht tatsächlich, weil jeder doch intuitiv weiß, ob etwas nun mit Absicht oder aus Versehen - und darauf läuft das vereinfacht hinaus - geschehen ist. Und bei der Rempelei weiß auch jeder, ob das nun noch ein verhältnismäßiger oder ein unverhältnismäßiger Körpereinsatz ist, ob es wirklich um Ballkontrolle oder nicht geht etc. Die Abweichungen zwischen den Schiedsrichtern waren übrigens nicht größer als heute ...


    Die Krux ist:
    Die Regeln früher haben - siehe Abseits mit gleicher Höhe und der Aufenthalt reichte - eben dafür gesorgt, dass weniger Tore fielen als heute, das wollte man ändern, hat das aber mit ungleich komplexeren Regeln erkauft, das beste Beispiel, wie man etwas richtig verkomplizieren kann, ist doch die Änderung beim SR-Ball von der neutralen Spielfortsetzung zur heutigen Variante.

  • Das geht tatsächlich, weil jeder doch intuitiv weiß, ob etwas nun mit Absicht oder aus Versehen - und darauf läuft das vereinfacht hinaus - geschehen ist.

    Mit Absicht oder aus Versehen hat das rein gar nichts zu tun, sondern eher mit der Wirkung des Vergehens bzw. der Aktion. Oder wie soll ein Spieler aus Versehen ein „Tackling mit dem Fuß“ begehen? Oder noch besser in z. B. Regel 15.1 darf der einwerfende Spieler einen Gegenspieler zwar absichtlich anwerfen, außer er hat den Ball fahrlässig geworfen?


    Zurück zum Stoßen, original „pushes“, das eben auch Schieben und Schubsen bedeutet.


    Wie bedeutet wohl „fahrlässig“ Stoßen? Das Zustandekommen dieser Aktion oder eher die Folgen?


    In der deutschen Version fehlt nämlich bei der Definition von „fahrlässig“ noch ein nicht unwesentlicher Teil:


    Careless is when a player shows a lack of attention or consideration when making a challenge or acts without precaution.

  • Ich fahre meistens mit der Linie "Anfassen ist kein Foul, aber wenn ein Stoß oder ein Ziehen daraus wird, kommt der Pfiff" ganz gut. Das verstehen auch die Spieler spätestens nach der ersten Ansage.

    Der Klügere gibt nach.


    Das erklärt, warum die Welt von den Dummen regiert wird.