Handspiel - ist es wirklich so paradox?

  • Wir reden beim Torwart, der den Ball ins gegnerische Tor faustet aber nicht mehr über "unmittelbar nach einem Handkontakt"-Tatbestand sondern über den "direkt ins gegnerische Tor"-Tatbestand. Und das hat im Sinn des Fußbals eine andere Bedeutung als "unmittelbar" (ansonsten hätte der Regelgeber ja nicht unterschiedliche Begriffe zu verwenden brauchen).

    Oder ist für Dich ein indirekter Freistoß, der aus dem eigenen Strafraum direkt ins gegnerische Tor geht plötzlich in Ordnung, weil so viel Distanz dazwischen war?


    An irgendeinem Punkt hast Du mich abgehängt. Ich weiß nicht, worauf Du hinaus willst.


    Also nochmal zusammengefasst:


    • Hat der Ball unmittelbar vor Torerzielung die Hand des Torschützen berührt, zählt das Tor nicht und es gibt dF an der Stelle des Handkontaktes. Unabhängig von Absicht o.ä.
    • Wo genau die Grenze von "unmittelbar" verläuft, ist eine Grauzone, da hat Nr.23 völlig recht. Wir wissen nur, dass eine Torerzielung aus der eigenen Spielhälfte nicht mehr "unmittelbar" ist, eine Torerzielung aus dem gegnerischen Strafraum wenige Meter vor dem Tor ist hingegen sehr wohl unmittelbar. Wo dazwischen eine Grenze verläuft, werden wohl nur weitere Lehrvideos im Laufe der Zeit zeigen können.
    • Der eigene Strafraum, aus dem ein Tor erzielt wird, ist demnach aber unstreitig zu weit weg, dass ein dortiger Handkontakt noch "unmittelbar" wäre.
    • Der Hinweis, dass die Regelung auch für den Torhüter gilt, ist ziemlich überflüssig, weil die Definition von "Spieler" den Torhüter ja grundsätzlich einschließt. Zugleich ist sie auch nicht schädlich oder widersprüchlich, aber zugegebenermaßen im ersten Moment irritierend.
    • Konkret:
      • Legt ein Torhüter den Ball mit der Hand auf den Boden und schießt ihn ins gegnerische Tor, zählt das Tor: Handkontakt war nicht unmittelbar, und auch sonst spricht nichts dagegen.
      • Wirft ein Torhüter den Ball direkt ins gegnerische Tor, zählt das Tor nicht (Abstoß gegnerisches Team). Hat wiederum nichts mit der Handspielregel und auch eher weniger mit der Handspiel-vor-Torerzielungs-Regel zu tun, sondern ist nochmal separat geregelt.
      • Wir sind uns hoffentlich einig, dass im Fußball der Begriff "Werfen" sowohl das klassische Werfen als auch alle Variationen wie ein sauberer Volleyballaufschlag, ein Diskuswurf, Jonglieren, Baggern, Pritschen, usw. usf. umfasst. (Wenn nein: okay, darüber darf gerne weiter diskutiert werden, da steige ich dann aus.)


    Wo genau ist denn jetzt die Lücke? Was hat der indirekte Freistoß, der direkt ins gegnerische Tor geht, damit zu tun?

  • Da lob ich mir Futsal. Da ein direkter Freistoss immer auch ein kummuliertes Foul ist (und ab dem 6. davon ein 10m-Strafstoss fällig wird) und dies nicht im Sinne des erfinders ist, gibt so ein „Handtor“ immer einen indirekten Freistoss. Und der TW, der den Ball ins gegnerische Tor wirft, faustet, was auch immer mit den Händen (was durchaus vorkommt) gibt es Abwurf (Abstoss als Analogie im Rasen).

    Ich sehe da jetzt nicht den qualitativen Unterschied zum Fußball, da ist es ja quasi genauso. Nur, dass die "Unmittelbarkeit" als Grauzone mit reinkommt, das ist aber einfach dem sehr viel größeren Spielfeld geschuldet.

  • der Handspielregel immer wieder nur darum dreht ob es Absicht ist oder nicht.

    Leider halt nicht mehr, aber das wurde ja schon diskutiert.

    Man hätte sich komplett auf die Absicht beziehne sollen und den SR einfach (wie bei anderen Dingen auch) die Entscheidung ob etwas absichtlich war überlassen sollen.

    Beim Rückpass zum TW z.B. funktioniert das ja auch.

    Das Regelwerrk und der Regelgeber erwartet von uns Schiries, das wir das Regelwerk im Geiste des Fussballs umsetzen und dabei vorher mal das Gehrin einschalten, bevor wir einen im Geiste des Fußballs unsinnigen Algorithmus ausführen.

    Dem möchte ich aber wiedersprechen, wenn ich im Sinne und Geiste des Fußball umsetze, würde ich wahrscheinlich die Hälfte der Regeln "falsch" anwenden und auslegen. (Ja das ist eine polemische Übertreibung).


    Im Sinne des Fußball würde ich z.B. andersfarbige Unterziehhosen niemals verbieten. Um mal ein besonders bescheurtes Beispiel zu nennen.



    Um nochmal auf das eigentlichie Thema zurück zu kommen:
    Der TW begeht ein Handspielvergehen, wenn er den Ball direkt ins gegnerische Tor wirft/faustet/direkt mit der Hand da irgendwie reinbekommt.


    Das steht sehr sehr eindeutig in den Regeln.

    Gleichzeitig steht da aber auch, dass der TW im eigenen Strafraum nicht für Handspielvergehen mit einem direkten Freistoß bestraft wird.


    Der TW ist nämlich nicht vom Handspielvergehen befreit wie KozKalanndok ursprünglich angemerkt hat, sondern nur davon, dass es dafür einen direkten Freistoß gibt.


    Aus Regel 10 folgt dann, dass es stattdessen dafür einen Abstoß gibt.


    Hab ich in der Dikussion jetzt irgendwas überlesen warum das nicht so sein sollte?



    Sollte der noch unwahrscheinlichere Fall eintreten, dass ein Verteidiger im eigenen Strafraum so angeschossen wird, dass der Ball direkt von seiner Hand/seinem Arm direkt ins gegnerische Tor geht, dann gibt es dafür allerdings Strafstoß.

    Weil für die direkte Torerzielung die "Unmittelbarkeit" gar nicht gefordert ist.

    Bin kein Schiedsrichter, nur ein Spieler Trainer (wieder) Spieler der sich für die Regeln seines Sports interessiert :D

  • Sollte der noch unwahrscheinlichere Fall eintreten, dass ein Verteidiger im eigenen Strafraum so angeschossen wird, dass der Ball direkt von seiner Hand/seinem Arm direkt ins gegnerische Tor geht, dann gibt es dafür allerdings Strafstoß.

    Weil für die direkte Torerzielung die "Unmittelbarkeit" gar nicht gefordert ist.

    Das bezweifle ich stark.


    Nach sehr wörtlicher Auslegung mag man das so hinkonstruieren. Die Fußballregeln sind aber (wie oft habe ich das hier schon geschrieben?) kein rein juristischer Text, der Aspekt der Verständlichkeit ist auch nicht unwichtig.


    Es ist in der Praxis völlig ausgeschlossen, dass der Ball unbeabsichtigt direkt von der Hand des Abwehrspielers im eigenen Strafraum ins gegnerische Tor rollt. Die Ausformulierung der Regeln Gott-weiß-wie formal und komplex zu gestalten, nur damit solche rein theoretischen Aspekte auch abgedeckt sind, ist unterm Strich nicht sinnvoll. Schaut man sich zudem den Sinn und Geist der Regel an (juristisch: teleologische Reduktion), kommt man unweigerlich zu dem Schluss, dass auch bei einem direkt ins Tor gehenden Ball der Unmittelbarkeitsaspekt eine Rolle spielt.

  • Es ist in der Praxis völlig ausgeschlossen, dass der Ball unbeabsichtigt direkt von der Hand des Abwehrspielers im eigenen Strafraum ins gegnerische Tor rollt. Die Ausformulierung der Regeln Gott-weiß-wie formal und komplex zu gestalten, nur damit solche rein theoretischen Aspekte auch abgedeckt sind, ist unterm Strich nicht sinnvoll.

    Dem halte ich 17.2 entgegen. Dort ist genau geregelt, dass der Spieler, der den Eckstoß ausführt und ihn ein zweites Mal im eigenen Strafraum mit der Hand berührt, mit Strafstoß bestraft wird, außer er ist der Torhüter ☝️😂.

  • Wie ist es denn im Futsal, wenn ein Feldspieler nach unabsichtlichem Handkontakt im eigenen Strafraum ein Tor erzielt? :)

    Ist dort ja durchaus realistischer...

    Ja genau. Dann gibt es Freistoss indirekt im eigenen Strafraum (resp. Auf die Strafraumlinie zurückversetzt - so wie FSi im Torraum zurückversetzt wird).

    unmittelbar bedeutet also wirklich Hand, gleicher Spieler danach mit dem nächsten Kontakt Schuss ins Tor.

    A yacht in port is safe, but that's not what yachts are built for.

  • Wobei Dein Aspekt aus 17.2 keine neue/spezialisierende Regel ist sondern einfach nur eine redundante Regelung eines Sachverhalts, der bereits abschließend geregelt ist.


    Das Berühren des selbst ausführten Eckstoßes mit der Hand im eigenen Strafraum ohne dass ein anderer Spieler dazwischen dran war sind ganz einfach zwei gleichzeitige Vergehen, von denen das schwerwiegendere zu bestrafen wäre. Das wäre in dem Fall das Handspiel.

  • Es ist in der Praxis völlig ausgeschlossen, dass der Ball unbeabsichtigt direkt von der Hand des Abwehrspielers im eigenen Strafraum ins gegnerische Tor rollt.

    Und sollte es doch passieren muss es Elfmeter geben.

    Und es ist keine "sehr wörtliche" Auslegung, das steht da explizit so drin.

    Wenn Ball direkt ins Tor, dann Handspielvergehen.

    Handsppielvergehen direkter Freistoß.

    direkter Freistoß im eigenen Strafraum-> Elfmeter.

    Ich sehe da absolut kein drum rumkommen außer mit einem Regelverstoß.


    Womit würdest du denn eine andere Entscheidung begründen?

    Es ist halt nur nicht extra geregelt weil es praktisch unmöglich ist.

    Bin kein Schiedsrichter, nur ein Spieler Trainer (wieder) Spieler der sich für die Regeln seines Sports interessiert :D

  • Und sollte es doch passieren muss es Elfmeter geben.

    Und es ist keine "sehr wörtliche" Auslegung, das steht da explizit so drin.

    Ja, das steht da so explizit Es gab aber genau dazu eine "klärende Regelfrage" (vielleicht kann die mal jemand heraussuchen) die vom DFB beantwortet wurde:

    Zitat von Regelfrage aus dem Gedächtnis

    im eigenem Strafraum springt der Ball an die Hand eines Abwehrspielers, der dadurch in Ballbesitz kommt. Der SR bewertet diesen Kontakt als nicht strafbar und lässt weiterspielen.

    In folge dribbelt genau dieser Abwehrspieler über das gesamte Spielfeld, spielt dabei meherere Gegenspieler aus und erzielt ein Tor.

    (Hinweis Handspiel durch den Schützen der ein Tor erzielt)


    Hintergrund war ein Handkontakt in der eigenen Hälfte bei einem Bundesligaspiel bei dem durch eine ähnliche Dribblinaktion durch genau diesen Spieler ein Tor erzielt wurde. Ich meine diese Szene wurde sogar VAR überprüft und es gab grosse Diskussionen darum warum das Tor trotzdem zählte


    Die Antwort (ich meine DFB) war, das der Handkontakt bei einer derartigen Torentfernung und der Torerfolg nicht mehr in einem unmittelbarem Zusammenhang steht und deshalb auf Tor zu entscheiden ist.



    Womit ich abschliessend anmerken möchte:


    1. Es gibt ein Regelwerk

    2. Es gibt eine Geschichte zur Entwicklung der Regeln und

    3. Es gibt Hinweise und Hilfestellungen, wie der Regelgeber die ein oder andere Regel angewendet haben möchte.


    die beiden letzten Punkte stehen nicht im Regelwerk, sind aber hilfreich für das Verständniss und dem Sinn einer Regel.


    Off Topic

    @amfa Ich erkläre Dir gerne wie diese Textilregel zu stande kommt und warum diese derartig restriktiv gehandhabt wird. Aber das ist nicht Thema dieses Beitrags. Hast Du interesse, dann schreib mir eine PN

  • SixthSCTF Deine Regelfrage ist überhaupt nicht einschlägig, denn sobald der Spieler den Ball nach dem Handkontakt noch mit dem Fuß spielt, ist ja Punkt zwei erfüllt ("unmittelbar", und die Unmittelbarkeit ist ganz eindeutig nicht gegeben), nicht mehr die Torerzielung "direkt" nach Handkontakt.


    amfa "Sinn und Geist" der Regel, teleologische Reduktion*. Schrieb ich doch. Dass es in der beschriebenen Situation Strafstoß gibt, ist vom Regelgeber ganz sicher nicht gewollt. Das würde ich auch genau so begründen. Damit begebe ich mich gewissermaßen auf dünnes Eis, denn ich kann das nicht belegen, mangels Referenzurteilen oder Auslegungen, und zumindest ersteres wird es mangels Praxisrelevanz auch niemals geben. Fair enough, da machen mir andere Regelpassagen mehr Bauchschmerzen. :)


    * Edit: Ich zitiere mal Wikipedia, dort wird die teleologische Reduktion erstaunlich verständlich erklärt. Genau das würde ich hier ebenfalls anwenden, die Brücke wird über den "Sinn und Geist der Regeln" (ich meine Regel 5?) ja geschlagen:


  • So...ich hatte den Fall mal beim IFAB angefragt, auch unter der Berücksichtigung, dass der Strafstoß hier widersinnig erscheint (ja, er erscheint auch mir widersinnig, aber eben auch zumindest nicht regelwidrig:(

    Zu beachten ist hier, dass man hier nicht die korrekte sondern lediglich die fairste Lösung genannt hat. Welche jetzt korrekt ist und welche nicht, darauf wurde nicht eingegangen.


    Insbesondere den letzten Absatz der Antwort werde ich aber künftig stärker berücksichtigen müssen.

    Damit wird aber selbst für wörtlich exakt normierten Fälle (hier Towart faustet in Tor oder auch WM-Finale...Ersatzspieler auf dem Platz bei Torerzielung) eine sinngemäße Auslegung anhand der Regelbegründung notwendig ohne dass die Regelbegründungen auch Teil des Regelwerks werden. Im Zweifel müsste man alle Begründungen für Regeländerungen seit Einführung der Fußballregeln kennen und anwenden (und übrigens: auch lehren!) um eine faire Entscheidung treffen zu können. Das ist eingentlich ein Anzeichen für ein miserables Regelwerk.

  • Law application and interpretation should always be based on the ‘spirit’ and the ‘intention’ of the Law and not necessarily an over-precise definition of each word. This is especially important as some words in the English text are chosen more for ease of translation that ‘legal’ accuracy.


    [...]


    eine sinngemäße Auslegung anhand der Regelbegründung notwendig ohne dass die Regelbegründungen auch Teil des Regelwerks werden


    Ja, das ist aber in vielen Regeln und Gesetzen so. [Deshalb muss man bspw. auch Jura über viele Jahre Studieren und kann es nicht mit Youtube Anleitungen an einem Wochenende lernen]

    Ich gebe Dir recht: Das Fussball Regelwerk ist nicht unbedingt perfekt aber es ist eine Anleitung, mit der über (gefühlt) 90% aller Vorgänge in kürzester Zeit während eines Spiels abgearbeitet werden können. Es ist nicht Aufgabe des Regelwerks auf ALLE Fragen eine mit dem Regelwerk zu 100% begründbare Antwort zu bekommen. Insbesondere dann wenn man Grenzfälle konstruiert oder diese Grenzfälle tatsächlich auch mal in Realität passieren.


    Wie das IFAB schliesslich Antwortet (frei übersetzt) ist es wichtig auch die Absicht des Regelgebers und den Geist der jeweilligen Regel zu berücksichtigen. Dafür ist es nicht nur wichtig, das der Sinn einer Regel irgendwo vermittelt wird, sondern ebenso auch nötig, die Geschichte sowie die Entstehung dieser Regel und der entsprechenden Ergänzungen zu kennen.


    Es ist Aufgabe des Lehrwesens nicht nur den Wortlaut einer Regel, sondern auch den Sinn einer Regel zu vermitteln um diese -gerade in Grenzfällen- im Sinne eines Fussballspiels anwenden zu können.


    Dazu gehören dann aber auch immer Zwei:


    Jemand der auch in der Lage ist, im Rahmen seines Regelunterrichts auch diese dinge zu vermitteln und jemand der dann an diesen Lehrabenden auch Teilniummt und sich für seinen Sport entsprechend interessiert.

  • Jemand der auch in der Lage ist, im Rahmen seines Regelunterrichts auch diese dinge zu vermitteln und jemand der dann an diesen Lehrabenden auch Teilniummt und sich für seinen Sport entsprechend interessiert.

    Dem stimme ich so nicht zu. Es bedarf nur jemandem vom IFAB, der zu jeder Regel übersichtlich den Sinn erklärt und sämtliche Q&A und Auslegungen übersichtlich zu jeder Regel abrufbar pflegt. Die App ist ein Anfang, trotzdem muss man sich noch viele Q&A und „Practical Advice For Mach Officials“ mühsam auf Facebook oder Twitter zusammensuchen. Dann bedarf es nur noch einer anderen Person vom DFB, die alles regelmäßig übersetzt.


    Das ist zunächst mühsam und zeitaufwendig. Die Aktualisierungen sind dann relativ schnell erledigt.

  • To reiterate, Law application and interpretation should always be based on the ‘spirit’ and the ‘intention’ of the Law and not necessarily an over-precise definition of each word.

    Das habe ich in meinen Beiträgen ja mehrfach versucht darzustellen. Koz, eigentlich könntest Du Dir dieses Zitat am besten übers Bett hängen. :)

  • Es bedarf nur jemandem vom IFAB, der zu jeder Regel übersichtlich den Sinn erklärt und sämtliche Q&A und Auslegungen übersichtlich zu jeder Regel abrufbar pflegt.

    Oder man schreibt den Mist einfach mit in die Regeln.

    Von mir aus auch als Q&A im Anhang.

    Dann könnte man das aber auch einfach halt direkt in die Regeln schreiben.


    Ich hab persönlich auch kein Problem "Im Sinne und Geist" des Fußballs zu entscheiden.. wenn das Regelwerk zumindest theoretisch überhaupt ein Spielraum lässt.

    Aber die Idee, das man entgegen im Regelwerk sehr klar definierte Regeln "im Sinne des Fußball" entscheiden soll finde ich merkwürdig.

    Beim Abseits wäre für mich der Zehennagel im Abseits auch halt auch OK.. nach Sinn und Geist der Regel.

    Dafür wäre im gegneirschen 16er passiv im Abseits warten und dann, weil neue Spielsituation, die Flanke reinzumachen eher strafbar.

    Die aktuelle Auslegung ist da komischer weise sehr streng und es wird bis ins kleinste Detail festgelegt wie entschieden werden soll.

    Es gibt Hinweise und Hilfestellungen, wie der Regelgeber die ein oder andere Regel angewendet haben möchte.


    die beiden letzten Punkte stehen nicht im Regelwerk, sind aber hilfreich für das Verständniss und dem Sinn einer Regel.

    Dann soll man die einfach da rein schreiben.

    Wie soll man denn jemals vernünftig Regeln diskutieren und (Laien) erklären wenn es keine vernünftigen schriftlichen Grundlagen dafür gibt.

    Es kann ja nicht sein, dass man jeder einzelne Frage dem IFAB direkt stellen muss.

    Und selbst das hilft ja nicht, wenn der DFB anderer Meinung ist.


    Im "echten" Recht gibt es sowas wie Verwaltungsvorschriften.. gibt es im DFB ja scheinbar auch. Warum wird das nicht neben den Regeln auch noch veröffentlicht?

    Wir haben so viele Diskussionen weil Regelauslegungen auch während der Saison geändert werden ohne das es in vernünftiger weise kommuniziert wird.


    Um nochmal zum Handspiel zurück zu kommen:
    Die Handspielregel in ihrer aktuellen Auslegung hat meiner Meinung nach nichts mit dem "Sinn und Geist" der Regel zu tun. Es werden so viele Handspiele gepfiffen, die ich nie und nimmer als auch nur annähernd als Absicht bezeichnen würde.
    Und Absicht ist immer noch das wichtigste Kriterium wenn es nach "Sinn und Geist" der Regel geht.


    Darauf kann man halt nicht immer verweisen und dann gleichzeitig so ein kompliziertes Regelwerk zum Handspiel erfinden, damit die SR sehr schlimm einschränken in ihrer Entscheidungsfreiheit.

    Anderswo aber riesen Regellücken auflassen, die dann plötzlich mit "Sinn und Geist" gefüllt werden sollen.


    Das ist es was mich so stört und was mir persönlich den Spaß am Fußball nimmt: Nicht der VAR, nicht die Handspielregeln an sich, sondern das ganze Regelgepansche.

    Auch sicher mit ein (gut vorschiebarer ;)) Grund warum ich mein SR-Schein wahrscheinlich nie machen werden. Ich kenne selbst nach fast 10 jahren hier im Forum nicht die Fußballregeln.

    Bin kein Schiedsrichter, nur ein Spieler Trainer (wieder) Spieler der sich für die Regeln seines Sports interessiert :D

  • Danke. Das ist genau der Grund, warum ich mir schwertue mich vom Regelbuch zu lösen.


    Da ist jemand, der bekommt gesagt "das sind die Spielregeln, nach denen wir gespielt". Das wird verinnerlicht und am Ende ist da noch ein ominöser Sinn der Regeln zu hinterfragen, welcher aber aus den Regeln in keinster Weise ableitbar ist.

    Jemand, der das Regelbuch hat, hat überhaupt nicht die notwendige Information um die Entscheidung zu treffen, ob denn das Torwart-Wirft-Direkt-ins-Tor exakt so beabsichtigt ist oder eben nicht. Er hat noch nichtmal einen Anhaltspunkt an der geschriebenen Regel zu zweifeln.

    Wobei um das zu veranschaulichen die "Tor mit zusätzliche Spielern auf dem Feld"-Regel viel geeigneter ist. Wenn ein Spieler ins Spiel eingreift, ist zu unterbrechen. Weil man es unfair fand, dass man mit einem Spieler mehr auf dem Feld ein Tor erzielen konnte, wenn dieser nicht eingreift, wurde definiert, dass eben genau in diesem Fall das Tor aberkannt wird (das war die Intention der angepassten Regel!). Dann passierte genau das im WM-Finale. Und die Begründung dafür, dass das Tor zählt ist plötzlich "ja die haben ja nicht eingegriffen und das widerspricht ja der Intention der Regel". Wie soll man noch halbwegs vernünftig nachvollziehen geschweige denn Entscheidungen treffen können, wenn man sich für eine Entscheidung noch nicht mal mehr auf die Intention einer Regelanpassung berufen darf?


    Also entweder sind die Intentionen der Regeln für die Spielregeln selbst relevant, dann gehören sie ins Regelbuch rein (durchaus auch im Sinn eines Verweises auf externe Quellen, aber die sollten verfügbar sein). Oder das Dokument, was sich "Laws of the Game" nennt ist zur Definition der Spielregeln ungeeignet weil unvollständig.

  • Dann passierte genau das im WM-Finale. Und die Begründung dafür, dass das Tor zählt ist plötzlich "ja die haben ja nicht eingegriffen und das widerspricht ja der Intention der Regel".

    Ich meine, dass nur Lutz Wagner so argumentiert hat. Collinas Erben sahen hier eine Fehlentscheidung, die jedoch nicht rewievfähig wäre.


    Aber ja, es gibt durchaus sehr viele Fragezeichen hinsichtlich „was ist der Sinn, der Regel“, siehe z. B. 6 Sekunden beim Torwart. Manchmal scheinen es aber die Verbände zu sein, die entgegen dem IFAB tatsächlich den Sinn anders „auslegen“.


    Aber bei deiner Frage gibt es definitiv keine Widersprüche.

  • Collinas Erben sahen hier eine Fehlentscheidung, die jedoch nicht rewievfähig wäre.

    Ok...das lese ich aus dem VAR-Protokoll anders.

    Es geht um ein Vergehen des angreifenden Teams beim Erzielen eines Tores, dass vom SR entweder übersehen oder (wenn nicht übersehen) klar und offensichtlich falsch entschieden wurde. Meines Erachtens hätte der VAR das sogar melden müssen. Ich gehe aber auch davon aus, dass der VAR das selbst übersehen hat.


    Insgesamt bin ich ja durchaus der Meinung, dass die Entscheidung das Tor zu geben absolut gerecht war. Auch wenn sie nicht nur vom Regeltext abweicht sondern sogar der Intention der Regel in einem Maße zuwiderläuft, der die Regel selbst obsolet macht.