Frage zum 1. Dezember

  • Ein Sportplatz auf "freiem Acker", es fehlen auch jegliche Ballfangzäune. Der Heimverein weiß um das Problem und hält gleich einen ganzen Sack voller Ersatzbälle bereit, die der Schiedsrichter vor Anpfiff auch alle prüft und für korrekt befindet. In der 89. Minute erzielt Heim dann das erste Tor der Begegnung, der Torwart von Gast, der den Ball aus seinem Tornetz fischt, kommt aber aufgeregt mit dem Ball zum Schiedsrichter gerannt und reklamiert, dass der Ball zu leicht sei. Der Schiri kontrolliert das und stellt fest, dass ein in diesem Verband für die E-Jugend vorgesehener Ball der Größe 5, aber eben nur mit 290g Gewicht, wie auch immer den Weg in den Ballpool gefunden hat und mit diesem das Tor erzielt wurde. Was hat der Schiedsrichter zu tun?

  • Erst mal in sich gehen, denn der Schiedsrichter sollte immer, wenn ein anderer Ball ins Spiel kommt, diesen prüfen, denn auch während der "Lagerzeit" kann sich was ma Ball verändern. (Ist ja auch schon mal in der Bundesliga passiert, dass ein Gespann umdrehen musste, weil der Ball unterwegs von der Kabine zum Spielfeld Luft verlor)

  • In den Regeln habe ich nichts direktes dazu gefunden.

    Meine (noch unbegründete) Antwort daher:

    - Tor zählt nicht

    - Der nicht-Ball ist gegen einen Ball auszutauschen

    - Die letzte Spielfortsetzung vor der ungültigen Torerzielung ist zu wiederholen

    - Die Zeit zwischen der vorherigen Spielfortsetzung und der ungültigen Torerzielung ist nachzuspielen

  • Ich bringe mal die Alternative ins Spiel. Für mich Tor, Anstoß und der Ball wird vor dem Anstoß ausgewechselt. Regeltechnisch finde ich hierzu auch keine klare Regelung.


    Persönlich ist es für mich im Sinne des Sports, dass das Tor zählt, da bis zur Torerzielung kein Spieler den Ball bemängelt hat und unklar ist, wie lange bereits mit diesem Ball gespielt wurde. In der Realität ohnehin äußerst unwahrscheinlich, da das den Spielern sofort auffällt, wenn ein Leichtball verwendet wird.

  • Der SR kontrolliert die Bälle vor dem Spiel, der Leichtball fällt ihm aber nicht auf. Da dies aber ein Wahrnehmungsfehler ist, handelt es sich zwar um einen Fehler des SR, aber nicht um einen Regelverstoß. Somit ist ein Sonderbericht zwingend erforderlich, da ein Protest nicht unwahrscheinlich ist. Schließlich kann man argumentieren, dass ein Leichtball anders fliegt als ein regulärer Ball.


    Der Fehler fällt ihm erst auf, nachdem das Tor gefallen ist. Bei einem beschädigten Ball würde ich klar auf Tor, Anstoß entscheiden, da niemand sagen kann, wann der Ball kaputt ging. Im vorliegenden Fall ist aber klar, dass der Ball schon vorher im Spiel war, daher tue ich mir bei der Spielfortsetzung etwas schwerer. Da aber wie oben beschrieben ein SR-Fehler vorliegt, würde ich auf SR-Ball auf der Torraumlinie entscheiden.


    Die Tatsache, dass ein Leichtball den Spielern auffallen müsste, lasse ich außer acht, denn die Kontrolle, ob ein Ball regulär ist, obliegt dem SR, nicht den Spielern.

  • Da ich nicht sagen kann, wann der falsche Ball ins Spiel kam und dass nicht schon vorher mit falschen Bällen gespielt wurde, drehe ich Spielstand und Uhr auf 0 zurück. Ab dann darf nur noch der Ball verwendet werden. Sollte der Ball aus dem nahe gelegenen Fluss gefischt werden müssen, so wird die Zeit nachgespielt. Sollte ein Spieler bei der Fischaktion ertrinken, so kann er unter Beachtung des Wechselkontingents ersetzt werden.

  • Regel 2 schreibt das Gewicht der Bälle lediglich zu Spielbeginn vor. Ob ein Ball während des Spiels leichter als 410 g ist, ist also unerheblich. Während des Spiels dürfen Bälle nur mit Erlaubnis des SRs getauscht werden, die Regel sieht aber keine Sanktion dafür vor, dass dem SR bei einem genehmigten Balltausch ein falscher Ball untergeschoben wird.


    Ergo Tor, Anstoß (mit einem regelkonformen Ball) und anschließend ausführlicher Sonderbericht. Es obliegt der zuständigen Instanz beim Verband, über eine Wertung oder Neuansetzung zu entscheiden.

    Der Klügere gibt nach.


    Das erklärt, warum die Welt von den Dummen regiert wird.

  • Vorab:
    Einen Extrapunkt für Ente , der referenziert sich auf die Regeln und bringt einen wichtigen Aspekt ins Spiel, auf noch einzugehen sein wird. gebi, Du kannst leider keine Punkte bekommen - ohne Spielfortsetzung sind Fragen immer falsch beantwortet.


    Nun zum Inhalt:
    Tatsächlich ist ein solcher Fall nicht explizit geregelt, wir kommen also nicht umhin zu schauen, welche Anhaltspunkte uns das Regelwerk gibt, damit wir so etwas im Sinne des Fußballs regeln können.

    All das hilft uns nicht wirklich weiter, denn das ist eingehalten - und hier komme ich auf Ente zurück: Ein Ball, der jetzt noch 290 g wiegt, kann nach vernünftiger Betrachtung die vorgeschriebenen Gewichte zu Beginn des Spiels nicht gehabt haben. Die Regelung der Mindestgewichte stammt aus einer Zeit, in der Bälle noch aus echtem Leder waren, was sich durchaus vollsaugen konnte, womit die Bälle an Gewicht zulegten, bei den heute zum Einsatz kommenden Kunststoffbällen tritt dieser Effekt zwar in weitaus geringerem Umfang ein, ist aber noch nicht vollkommen Geschichte; mithin können die Bälle grundsätzlich nur schwerer werden. Nun kann es natürlich passieren, dass ein Ball Luft verliert und deswegen leichter wird, in dem hier zur Diskussion stehenden Fall müsste der aber so viel Luft verloren haben, dass der "platt" wäre, mithin die Vorgaben zum Druck auch nicht mehr erfüllen würde.


    Letztlich hilft uns nur die Analogie zu Regel 2.2:

    Ein Tor zählt nicht zu den genannten Dingen, in denen die Spielfortsetzung eine Wiederholung wäre, zudem wäre eine Wiederholung auch gar womöglich ausgeschlossen, denn wir wissen zwar, wann der Ball ins Spiel gekommen sein muss (letzter "neuer" Ball), aber seitdem kann schon viel passiert sein. Wirklich hilfreich ist hier also nur die Analogie zur allgemeinen Beschädigung, sprich Schiedsrichterball, ergo kein Tor. Allerdings kann man über den Ort des Schiedsrichterballes nachdenken, das muss nicht zwingend mit dem Torwart im eigenen Strafraum sein, je nach vorheriger Spielsituation könnte ich auch zum Ergebnis einer SR-Balls für die angreifende Mannschaft am Ort des letzten Ballkontaktes (soweit außerhalb des Strafraums) kommen.


    Natürlich sollte über solche potenziell spielentscheidenden Dinge eine Meldung gemacht werden, wobei ich hier nicht die zwingende Erforderlichkeit eines Sonderberichtes sehe, ein "einfacher" Vermerk in den Bemerkungen reicht m.E. auch aus, ob das zwingend ist, darüber könnte man streiten.


    Entscheidend für die richtige Lösung ist also "kein Tor" und "Schiedsrichterball", den Ort und die Sache mit dem Bericht lasse ich bewusst weg.


    MrNice
    Mit Deiner Lösung bin ich nur einverstanden, wenn angenehme Temperaturen herrschen, man mir einen Liegestuhl mit Sonnenschirm in den Schiedsrichterlaufkreis stellt und mich dort mit leckeren Drinks versorgt.

  • Also mein Lösungsansatz ging in eine andere Richtung, die aber vom Regelwerk durchaus auch abgedeckt ist:- Was der Ball im Sinne der Regeln ist, ist in Regel 2 definiert.

    - Alles, was nicht dieser Regel entspricht, ist zwar vielleicht ein Ball, aber nicht der Ball. Stattdessen ist es nicht mehr als ein sonstiger Gegenstand, ohne regeltechnischen Unterschied zu einer leeren Bierdose.

    - Der Schiedsrichter hat in der Schilderung eine Menge von Gegenständen als Bälle im Sinne der Regel 2 definiert.

    - Nach der Torerzielung wurde festgestellt, dass es sich nicht um einen der zuvor inspizierten Bälle handelt sondern um einen "sonstigen Gegenstand". Der Gegenstand konnte quasi nicht zu dem Ball, weil er nicht als möglicher Ersatzball "gemeldet" war. (Dadurch ist übrigens auch der erlaubte Gewichtsverlust während des Spiels für diesen Sachverhalt nicht zu bewerten...es war einfach von vorneherein kein Gegenstand der Menge "für das Spiel zugelassene Bälle")

    - Bei ausnahmslos jeder Spielfortsetzung muss nicht etwa ein Ball sondern ganz konkret der Ball (terminus technicus aus Regel 2) in irgendeiner Form ins Spiel gebracht werden.

    - Seit mindestens dem letzten vermeintlichen Austausch des Balles (und da weiche ich von meiner ursprünglichen Lösung ab) ist damit das Spiel gar nicht mehr fortgesetzt worden. Es wurde nämich kein Ball gemäß Regel 2 mehr ins Spiel gebracht sondern es wurde lediglich mit einem "sonstigen Objekt" weitergemacht.

    - Sollte der Balljunge, der dieses "sonstige Objekt" auf das Spielfeld geworfen hat, ein Mannschaftsverantwortlicher gewesen sein, so wäre er wegen absichtlichen Werfens von Gegenständen auf das Spielfeld des Feldes zu verweisen. (Ausnahme: Es handelte sich bei der geplanten Spielfortsetzung um einen Einwurf. Einem Spieler ist das absichtliche Werfen von Gegenständen auf das Spielfeld nämlich nicht pauschal verboten)



    Daher meine (angepasste) Lösung:

    - kein Tor

    - Die bisher nicht ausgeführte Spielfortsetzung nach dem letzten vermeintlichen Balltausch ist erstauszuführen.

    - Ggf. ist die Person, die den nicht-Ball auf den Platz geworfen hat des Feldes zu verweisen.

    - Die Zeit zwischen dem letzten vermeintlichen Balltausch und der irrtümlichen Torerzielung ist nachzuspielen.

  • Punkte in Flensburg

    Damit kann ich leider nicht dienen - aber sollte ich mal in die Verlegenheit kommen, werde ich an Dich denken ... :P


    KozKalanndok
    Sorry, aber das ist eine Lösung, die ich, wie unser Jura-Prof das immer nannte, für abwegig halte. Alle Welt hat den Ball als Ball wahrgenommen, selbst der Ball, der "platt" ist, erfüllt immer noch die Eigenschaften eines Balles, er ist nur eben nicht mehr regelkonform.

  • So mal für mich die Lösung in der Realität:

    Raus zu lesen ist, dass es sich um ein E-Jugend-Spiel handelt. Folglich ist die Wahrscheinlichkeit, dass dies der TW gleich null.

    Gesetz dem Fall, dass doch reklamiert wird, würde ich in der E-Jugend das Tor zählen lassen und es unter Bemerkungen erwähnen. In der E-Jugend soll es um Spaß gehen und nicht um das nackte Ergebnis. Und am Buam das Tor zu klauen, weil der Ball nicht regelkonform war, kann nicht im Sinne dieser Altersklasse sein.

    Sollte dann das Sportgericht der Meinung sein, dass das Spiel wiederholt werden muss, dann isses so.


    Ich habe fertig.

  • Wenn es sich um ein E-Jugendspiel gehandelt hätte, würde die 39. Minute der Nachspielzeit in der Frage stehen und nicht die 89. Minute.

  • Raus zu lesen ist, dass es sich um ein E-Jugend-Spiel handelt.

    Woraus liest Du das? Alle Indizien - 89. Minute, alle anderen Bälle waren offenkundig schwerer, ... - sprechen eindeutig dagegen.