Unnötiges Handspiel zur versuchten Torverhinderung

  • Hallo!


    Folgende Szene bei Minute 03:40: https://youtube.com/watch?v=HlMqr92wNp4&feature=share


    Der Angreifer will aufs Tor schiessen, doch der Ball zielt knapp und für den Schiedsrichter klar erkennbar am Tor vorbei. Doch der Verteidiger denkt der Ball geht am Tor vorbei und hechtet in bester Torwartmanier zum Ball und spielt ihn klar mit der Hand zur Ecke.


    Der Feldverweis wäre hier nicht angebracht oder? Die Verwarnung für das Blocken eines Torschusses schon eher, oder wäre auch eine Verwarnung für das erfolglose Verhindern eines Tores eine Idee? (Erfolglos wäre hier entsprechend wohl anders zu definieren)

  • Und ob es hier die Rote Karte gibt ...

    Erstens ist es - letztlich entscheidend - die klare Intention des Verteidigers, ein Tor zu verhindern. Vom Bewegungsablauf gehe ich zwar eher davon aus, dass der das eigentlich mit dem Kopf tun möchte und der Handkontakt eher zufällig ist, nur ändert das nichts an seiner diesbezüglichen Absicht. Da wir aber bei der Handhaltung eindeutig ein regeltechnich strafbares Handspiel haben, überträgt sich die Torverhinderungsabsicht auch auf den Handkontakt.

    Zweitens ist die Flugbahn im Moment des Absprunges keineswegs so eindeutig, der Ball fliegt aus dem Winkel der Kameraperspektive zunächst recht eindeutig in Richtung Pfosten, auf jeden Fall aber nicht klar am Tor vorbei - und damit ist die Diskussion entbehrlich, ob das deutlich genug wäre, um nicht mehr von einer klaren Torchance auszugehen.

  • Sorry, aber das scheint mir falsch. Wenn ein Verteidiger einen indirekten Freistoß, der aufs Tor geht, mit der Hand abwehrt, gibt es auch nur Gelb. Folglich hätte es aus meiner Sicht hier nur Gelb geben dürfen.

    Einmal editiert, zuletzt von Manfred () aus folgendem Grund: Komplettzitat des vorherigen Beitrages entfernt

  • Wenn ein Verteidiger einen indirekten Freistoß, der aufs Tor geht, mit der Hand abwehrt, gibt es auch nur Gelb. Folglich hätte es aus meiner Sicht hier nur Gelb geben dürfen.

    Vom Grundsatz her hast du recht, aber hier war das Handspiel aus dem laufenden Spiel heraus.

  • Also Rot sehe ich hier auch nicht.

    Um ein Tor zu verhindern hätte der Schuss ohne den Handkontakt ins Tor gehen müssen. Ansonsten wurde kein Tor verhindert.

    Ein aussichtsreicher Angriff wird auch nicht verhindert. Der aussichtsreiche Angriff ist abgeschlossen, in dem Moment, in dem die Angreifer-Mannschaft endgültig keine Kontrolle mehr über das Geschehen hat.

    Gelb wegen erfolglosem Versuch ein Tor mittels Handspiel zu verhindern ist auch nicht einschlägig. Da fehlt es an der Erfolglosigkeit des Versuchs.


    Soviel zum Allgemeinen. Hier könnte man noch argumentieren, dass der Ball ohne das Handspiel evtl. an den Pfosten gegagen wäre (so klar vorbei war der nämlich in der Tat nicht) und somit ein aussichtsreicher Angriff noch vorhanden war. Damit wäre Rot dann gerechtfertigt.


    MrNice:

    Warum eigentlich Gelb beim direkt geschossenen idF, der vom Verteidiger mit der Hand abgewehrt wird?

    Es ist keine offensichtliche Torchance (es kann kein Tor erzielt werden), es ist kein aussichtsreicher Angriff (weil eben kein Tor erzielt werden kann) und der erfolglose Versuch ein Tor zu verhindern scheitert daran, dass gar kein Tor erzielt wurde und der Versuch damit nicht erfolglos war.


    Kaef:

    Der Ball beim idF war auch bereits im laufenden Spiel. Er wurde (hoffentlich) mit dem Fuß gespielt und hat sich eindeutig bewegt.

  • Wenn ein Verteidiger einen indirekten Freistoß, der aufs Tor geht,

    Eben, wenn es um einen indirekten Freistoß geht, weil aus selbigem kein Tor direkt erzielt werden kann, aus dem laufenden Spiel ist das aber möglich.

    Um ein Tor zu verhindern hätte der Schuss ohne den Handkontakt ins Tor gehen müssen. Ansonsten wurde kein Tor verhindert.

    Wie heißt es in der Regel noch einmal? Da wird von einer klaren Torchance gesprochen, das ist schon etwas anderes. Wir Schiedsrichter sollten da sehr zurückhaltend sein, ein Ball muss schon klar erkennbar und sicher nicht ins Tor gehen können, auch unter Einbeziehung der situationsbedingt möglichen Unwägbarkeiten - wenn ein Ball ein oder zwei Meter neben dem Tor landet, ist das grundsätzlich bei der Vorgeschichte schon eine klare Torchance.

    Warum eigentlich Gelb beim direkt geschossenen idF, der vom Verteidiger mit der Hand abgewehrt wird?

    Das ist zwar keine Verhinderung einer klaren Torchance und eher selten die eines aussichtsreichen Angriffs, aber immer eine klare Unsportlichkeit.

  • Kann ich als SR von meinem Standpunkt aus klar erkennen, dass der Ball ohne das Eingreifen des Verteidigers nicht ins Tor geht, dann geht es mit Strafstoß weiter. Die Verwarnung sehe ich auch nicht, da er keinen aussichtsreichen Angriff vereitelt. Auch ein erfolgloses DOGSO-Vergehen liegt nicht vor.


    Ist es klar, dass der Ball ohne das Handspiel des Verteidigers ins Tor gegangen wäre, ist es ein klares DOGSO-Vergehen, ergo Strafstoß und FaD.


    Habe ich aber Zweifel, wo der Ball hingegangen wäre, dann gebe ich in diesem Fall den Strafstoß für das offensichtliche Handspiel. Ein FaD kommt dann für mich nicht in Frage, denn für mich gilt "Strafstöße und FaD müssen eindeutig sein".

  • Das hier ist doch wenigstens ein klares absichtliches Handspiel bei einem Torschuss und der Torschuss ist ja hier wohl eindeutig. Also hier ist immer mindestens Gelb fällig.

  • Welche der im Regelwerk benannten zwölf Tatbestände, die eine Unsportlichkeit darstellen wäre denn Deiner Meinung nach konkret erfüllt?

    Mal abgesehen, dass die 12 Tatbestände nicht abschließend sind, auch an anderen Orten spricht das Regelwerk von einer Verwarnung wegen unsportlichen Verhaltens, so ist ein Handspiel in einer solchen Position immer ein respektloses Verhalten gegenüber dem Spiel.

  • Wir Schiedsrichter sollten da sehr zurückhaltend sein, ein Ball muss schon klar erkennbar und sicher nicht ins Tor gehen können, auch unter Einbeziehung der situationsbedingt möglichen Unwägbarkeiten - wenn ein Ball ein oder zwei Meter neben dem Tor landet, ist das grundsätzlich bei der Vorgeschichte schon eine klare Torchance.

    Das ist zwar keine Verhinderung einer klaren Torchance und eher selten die eines aussichtsreichen Angriffs, aber immer eine klare Unsportlichkeit.


    Wir SR sollten aber auch nur Rot geben, wenn eindeutig ein Tor verhindert oder eine Torchance vereitelt wurde. Wenn der Ball nach der Ursprungsfrage neben das Tor geht und das auch nur mit hoher Wahrscheinlichkeit, so kann man keine rote Karte geben.

  • Nur sehe ich im vorliegenden Fall zum Zeitpunkt des Handkontaktes noch keine wirklich hohe Wahrscheinlichkeit, dass der Ball ohne selbigen sicher neben das Tor gegangen wäre.

  • Das ist irrelevant.

    Um es als DOGSO ahnden zu können musst Du Dir sicher sein, dass der Ball mit einer wirklich hohen Wahrscheinlichkeit ins Tor gegangen wäre. Und das sehe ich hier gerade nicht.

    Eigentich genau das, war Referee_Sebastian geschrieben hat "Indizien für DOGSO müssen eindeutig sein". Aus der strafrechtlichen Rechtssprechung gibt es da einen Grundsatz: "in dubio pro reo" - "Im Zweifel für den Angeklagten". Gilt auch im Fußball.

  • Habe ich aber Zweifel, wo der Ball hingegangen wäre, dann gebe ich in diesem Fall den Strafstoß für das offensichtliche Handspiel. Ein FaD kommt dann für mich nicht in Frage, denn für mich gilt "Strafstöße und FaD müssen eindeutig sein".

    Habe ich Zweifel, wo der Ball bei einem Torschuss hingeht (Er geht nicht offensichtlich vorbei), dann liegt für mich eine klare Torchance vor und ich würde auf FAD entscheiden

  • Habe ich Zweifel, wo der Ball bei einem Torschuss hingeht (Er geht nicht offensichtlich vorbei), dann liegt für mich eine klare Torchance vor und ich würde auf FAD entscheiden

    Und das schreibst du dann auch so sinngemäß in den Bericht?

    „Feldverweis für Nr. 5 wegen Handspiel bei einem Torschuss, bei dem ich Zweifel hatte, ob er eventuell doch nicht ins Tor gegangen wäre.“

  • In etwa so:


    "Nummer X (angreifende Mannschaft) schoss aufs Tor. Nummer Y (verteidigende Mannschaft) wehrte den Ball mit der Hand ab, wobei kein anderer Spieler hätte eingreifen können. Ich entschied auf Strafstoß und verwies den Spieler Y des Feldes."

  • Nemata Dann gibst du der höheren Instanz zu verstehen, dass gemäß deiner Wahrnehmung zweifelsfrei ein Tor verhindert wurde. Und das entspricht nunmal nicht der Wahrheit. Berechtigte Zweifel, also nicht der noch theoretisch mögliche Blitz oder Wirbelsturm, sollten dann eben nur zur Verwarnung führen.