Verlassen des Spielfeldes nach Feldverweis

  • In der Nachbetrachtung meines gestrigen Vorbereitungsspiels bin ich an folgender Situation hängen geblieben:


    Der mit der Ampelkarte des Feldes verwiesene Spieler verließ selbiges nicht über die nächstgelegene Auslinie, sondern trabte quer über das Feld zu seiner Truppe. Da der von ihm attackierte Torwart ohnehin behandelt werden musste, war mir das wichtiger und ich habe den gewähren lassen, dennoch frage ich mich jetzt, wie hier die Regellage aussieht und was ich überhaupt im Fall des Falles tun könnte ...


    Bei einer Auswechslung hat der Regelgeber bekanntlich explizit klargestellt, dass das Feld auf dem kürzesten Weg zu verlassen ist und bei Verstoß dagegen auch die Verwarnung vorgeschrieben. Bei einem Feldverweis ist diesbezüglich nichts geregelt, ergo gäbe es womöglich nicht mal eine Regelgrundlage jenseits einer allgemeinen Unsportlichkeit, eine persönliche Strafe bei Zuwiderhandlung ist auch nicht mehr möglich, allenfalls noch eine Meldung. Und es ist durchaus vorstellbar, dass es auch nach einer Ampelkarte oder einem Feldverweis auf Dauer sehr zügig weitergehen könnte.


    Klar, ich kann versuchen, den Spieler vom Platz zu scheuchen, aber wenn der dem nicht folgt, bleibt wohl nichts außer der Meldung - oder stehe ich da jetzt auf dem Schlauch respektive ist das womöglich ein zulässiges Verhalten?

  • Hey mein lieber,


    Du hast definitiv mehr Möglichkeiten als nur eine Meldung im Spielbericht.


    Also sobald du den Feldverweis auf Dauer :rote_karte: auch über Gelb/Rot aussprichst, befindet sich der Spieler ab diesem Zeitpunkt regelwidrig im Innenraum.

    Das erfolgt als Regelherleitung dadurch, dass die IFAB auch keine Zeit angegeben hat in der er das Spiel verlassen muss.

    Keine Frist = Unverzüglich.

    Man kann also in beide Richtungen argumentieren.


    Wie dem auch sei, verlässt der Störenfried nicht unverzüglich den Platz, oder besser sogar fängt an mit dir zu diskutieren, so hast du folgende Möglichkeiten:

    1. Meldung im Spielbericht! Würde ich sowieso immer machen, wenn er nicht gleich sputet, dann wird aus 4 spielen halt 5-6 spiele Sperre oder eine Spruchkammer!

    2. Captain der Mannschaft herholen, ihm eine Frist geben und wenn der Störenfried bin dieser Zeit nicht weg ist: Abbruch!


    Da hatte ich nie Probleme mit und auch die Staffelleiter, der KSA und die Spruchkammer stehen da voll und ganz hinter uns.

    Abbruch ist letztlich die höchste Konsequenz die wir als SR ziehen können, wenn jemand nicht sputet.


    In deinem konkreten Fall:

    Hättest du gesagt: „ne ne mein lieber, hier gehts raus!“ hätte der Spieler bestimmt schon rein instinktiv gehört und wäre da raus gegangen.

    Dadurch das du aber nichts gesagt hast kann man dem das jetzt auch nicht wirklich negativ nachhalten. Durch die Emotionen nach der roten Karte denkt der Spieler nicht unbedingt daran wie er am schönsten den Platz verlässt.


    Macht er aber Anstalten den Platz zu verlassen, doch geht dabei nochmal quer über das Spielfeld, dann würde ich das definitiv melden im Spielbericht.

    Kein Abbruch, da er ja den Platz verlässt.


    Zulässig ist das flanieren nach einer roten Karte im Innenraum aber definitiv nicht :flop:

  • Das hängt doch auch vom Platz ab bzw. wo überhaupt die Möglichkeit besteht den IR zu verlassen und wo sich ggf. die Zuschauer der anderen befinden. Wenn die einzige Möglichkeit im Bereich der eigenen Bank oder ein Tor zum „Käfig“ ist, dann läuft der Spieler auch über 100 m diagonal über den Platz.


    Im Gegensatz zum AW muss er ja nicht nur das Spielfeld sondern den IR verlassen, bevor es weitergeht.


    Tatsächlich gibt es keine Regelgrundlage wie der Spieler den IR zu verlassen hat. Für eine Meldung im Spielbericht sollte er m. E. wenigstens vorher ermahnt worden sein.

  • Einfach die Zeit nach spielen lassen und das deutlich zum Ausdruck bringen !

    Wirkt bei Rückstand ungemein und danach, die anderen Möglichkeiten!

    Es gibt Leute, die denken Fußball ist eine Frage von Leben und Tod. Ich mag diese Einstellung nicht. Ich kann ihnen versichern, dass es noch sehr viel ernster ist. (Bill Shankly)

  • In der Formulierung unverzüglich liegt zwar Spielraum. Aber es besagt auch ohne vermeidbare Verzögerung, ohne Verzug.

    Gemäß der Formulierung muss er also den Platz an der nächstgelegenen Stelle, die ein gefahrloses Verlassen des Innenraums ermöglicht, auch verlassen, was man so auch deutlich mitteilen sollte. Tut er das unter Anwendung von gesundem Menschenverstand nicht und tut dies ersichtlich, um gegen die Entscheidung zu protestieren und das Spiel zu verzögern, nachspielen lassen und im Zweifelsfall über den Spielführer bzw. Ordner entfernen lassen. Dazu natürlich dann inklusive Meldung, wenn er der Anweisung nicht nachkommen will.

    "Kondition ist nicht alles, aber ohne Kondition ist alles nix."
    Gerhard Theobald, ehemaliger Bundesliga-SR, zum Thema Grundlagen des Stellungsspieles

  • Klar, ich kann versuchen, den Spieler vom Platz zu scheuchen, aber wenn der dem nicht folgt, bleibt wohl nichts außer der Meldung - oder stehe ich da jetzt auf dem Schlauch respektive ist das womöglich ein zulässiges Verhalten?

    Es bringt doch nichts, in so einer Situation noch Öl ins Feuer zu gießen, gewinnen kannst Du durch eine aktiver Intervention in so einer Situation garnichts. Ruhig bleiben und die Minute ggf. nachspielen lassen, wenn es denn sein muss. Bei einer Meldung wird auch nichts passieren, da es ja "nur" G/R ist und die Sperre gemäß Wettbewerbsbedingungen erfolgen wird.

  • da es ja "nur" G/R ist und die Sperre gemäß Wettbewerbsbedingungen erfolgen wird

    Bloß führt das in meinem Verband zu keiner Sperre, mit Ablauf des Spieles ist das erledigt - von daher "bringt" eine Meldung schon etwas, erforderlich ist die letztlich ohnehin, da ich ja über die Nachspielzeit "Rechenschaft" ablegen muss.


    Und natürlich eskaliere ich deswegen nichts - ich bin ja nicht ganz blöd -, aber manchmal ist das ja gar nicht so hitzig und ich kann dem Spieler womöglich genau eine solche Meldung ersparen. Offen gestanden kann mir vieles ohnehin egal sein, ich habe keine Karriereambitionen mehr, aber wenn ich das durchgehen lassen, mache ich mich für den Kollegen, der nächste Woche womöglich unter Beobachtung das durchsetzen muss, zum "Schiri von letzter Woche", was ich sehr unsolidarisch finde.

  • on daher "bringt" eine Meldung schon etwas, erforderlich ist die letztlich ohnehin, da ich ja über die Nachspielzeit "Rechenschaft" ablegen muss.

    Was soll das heißen? Musst du erklären, warum du nachgespielt hast? :/

  • Wenn die Nachspielzeit mehr als ein oder zwei Minuten je Halbzeit beträgt, sind wir gehalten, kurz zu notieren, warum es mehr Nachspielzeit gab.

  • Wenn die Nachspielzeit mehr als ein oder zwei Minuten je Halbzeit beträgt, sind wir gehalten, kurz zu notieren, warum es mehr Nachspielzeit gab.

    Wer denkt sich so etwas aus? Alleine 4 Wechsel sind schon 1 bis 2 Minuten. Und was bedeutet „kurz notieren“?


    Bei mehr als 10 Minuten lasse ich mit das gefallen, aber ich werde doch nicht jede verlorene/vergeudete Verzögerung rechtfertigen.

  • Und was bedeutet „kurz notieren“?

    Nachspielzeit wegen verletzungsbedingter Unterbrechungen und Auswechslungen - wäre ein ganz typischer Satz. Ganz abwegig finde ich das auch nicht, sollte es, warum auch immer, zu einem Sportgerichtsverfahren kommen, ließe sich zumindest nachvollziehen, warum der Schiri hier nachspielen ließ; und gerade bei Verletzungen, die nur konkreter notiert werden, wenn das eine erkennbar größere Sache war, ist es zumindest hilfreich erkennen zu können, ob die Aussage eines Spielers, der womöglich Versicherungsleistungen begehrt, sich auch mit den Angaben des Schiris deckt.

  • Wer sich so einen Unsinn einfallen lässt, der lebt ja völlig an der Realität vorbei. Mehr als 2 Minuten Nachspielzeit sind mittlerweile völlige Normalität und nicht mehr die Ausnahme. Und das noch, auch wenn's nur ein Satz ist, dokumentieren zu müssen ist so ein unnützer Mehraufwand, der in keinem Aufwand - Nutzen - Verhältnis steht. Manchmal ist man echt fassungslos, was für ein Unsinn von den Schiedsrichtern gefordert wird.

  • Und demnächst wird verlangt, dass wir ab der siebten Verwarnung begründen müssen, wofür es die gab. Könnte ja für das Sportgericht interessant sein.... Welcher Funktionär hat sich da verewigen dürfen....

    Am Anfang wurde das Universum erschaffen. Das machte viele Leute sehr
    wütend und wurde allenthalben als Schritt in die falsche Richtung
    angesehen.

  • Also eine Meldung im Spielbericht bringt natürlich was!

    Ich frag mich was da zum Teil eure Staffelleiter machen.

    Bzw was da eure Verbände / Kreise für Durchführungsbestimmungen haben


    Das nicht verlassen des Spielfeldes oder das unnötige hinauszögern ist ein Verstoß gegen den Innenraumverweis und wird mit Straferhöhung und Ordnungsgeld bestraft.


    Bei mehr als 10 Minuten lasse ich mit das gefallen, aber ich werde doch nicht jede verlorene/vergeudete Verzögerung rechtfertigen.


    Der wesentliche Unterschied ist hier jedoch, dass du nur die verlorene Zeit nachspielen lassen musst und nicht die vergeudete.


    Trotzdem finde ich es auch heftig, dass man schon so früh begründen muss warum es die Nachspielzeit gab!

    Also selbst bei 3 Minuten trage ich das in der Regel nicht ein und lasse es als reguläre Spielzeit mit drin.


    Und selbst da meckert niemand wenn ich 10 Minuten Nachspielzeit gebe und dafür keinen Grund angebe.

    Sollte auch nicht zur Regel werden!

    Das ist unnötige Zeitverschwendung.

  • Wenn die Nachspielzeit mehr als ein oder zwei Minuten je Halbzeit beträgt, sind wir gehalten, kurz zu notieren, warum es mehr Nachspielzeit gab.

    Ok das höre ich zum ersten Mal

    Hat mir noch nie einer gesagt und bisher auch nie einer hinterfragt

  • Der wesentliche Unterschied ist hier jedoch, dass du nur die verlorene Zeit nachspielen lassen und nicht die vergeudete.

    So schlau bin ich auch. Es geht darum, dass man anscheinend in Hessen auch noch zusätzlich begründen muss, wenn man auch vergeudete Zeit nachspielen lässt und man insgesamt auf mehr als 2 min NSZ kommt.


    Und das ist doch blanker Bürokratismusunfug. Wenn ich 5 Minuten verlorene Zeit gestoppt habe und ca. 2 Minuten vergeudete durch die führende Mannschaft, dann spielen wir mindestens 7 Minuten nach und werde definitiv in keinem Bericht das zusätzlich rechtfertigen, aufgesplittet in z. B.


    4 AW, 2 Tore, 3 Verletzungen, 5 mal Trödeln beim Ball holen und 1 x ein des Feldes Verwiesener, der diagonal über dem Platz geschlichen ist…

  • Hat mir noch nie einer gesagt und bisher auch nie einer hinterfragt

    Tja, da wäre sie wieder, die alte Krux ... Das wurde irgendwann mal aus gegebenem Anlass auf einer Sitzung gesagt, der gut erzogene Schiri hält sich daran und wer nicht da war, seitdem erst Schiri wurde, es vergessen hat, ... weiß eben von nichts - geht solange gut, bis nach dem nächsten Problem vor dem Sportgericht das wieder aufgewärmt wird.

  • Weiß ich nur noch ansatzweise, gab irgendwie wohl ein Problem wegen einer Nachspielzeit, ich weiß aber nicht mehr, ob zu lang oder zu kurz, man erinnerte an die Pflicht des Schiedsrichters, über alle wesentlichen Dinge des Spieles zu berichten, eben auch darüber, warum man "länger" nachspielen ließ.