Gefährliches Spiel | aktuelle Auslegung

  • amfa Das hast du falsch verstanden. Natürlich ist die Voraussetzung für GS immer der Versuch den Ball zu spielen, aber eben nicht im Rahmen eines Zweikampfs.


    Wenn ein Spieler sehenden Auges mit dem „Hohen Bein“ mit einem Gegenspieler um den Ball kämpft, der Köpfen möchte, wäre es nach dieser Auslegung direkter Freistoß oder Strafstoß, unabhängig ob getroffen wird oder nicht.


    Wenn er den Gegenspieler nicht sieht und auch nicht trifft ö, dann gibt es nur idF.


    Als SR somit eine noch schwierigere Grauzone zwischen Weiterspielen, idF oder dF/StS.

  • Ich finde die Anweisungen nicht sehr erhellend. Einzig die Tatsache, dass es keine Voraussetzung für gefährliches Spiel mehr ist, dass ein anderer Spieler aus Angst vor Verletzung "zurückzieht" (sei es aus Angst, selbst verletzt zu werden oder aus Angst, seinen Gegenspieler zu verletzen), ist eine Klarstellung, die mir weiterhilft.


    Aber der Rest wirft Fragen auf. Es ist also kein gefährliches Spiel, wenn ein Spieler mit dem Kopf kurz über Grasnarbe köpft, wenn es sich um einen Zweikampf handelt? Sondern nur dann, wenn es kein Zweikampf ist und trotzdem eine Verletzungsgefahr besteht?


    Und eine Torwartparade, bei der der Torwart gefährlich knapp am Torpfosten vorbeisegelt, ist dann eigentlich gefährliches Spiel? Es lässt mich etwas ratlos zurück.


    Und noch eine Anmerkung: Die Auslegung in #16 halte ich definitiv für komplett falsch, denn sie widerspricht auch den Regeln und der neuen Auslegung. Die Auslegung sagt doch gerade, dass ein versuchter Tritt auch ohne Kontakt zu direktem Freistoß führen kann. Und dass es sich nicht mehr um gefährliches Spiel handeln kann, wenn der Ball auch tatsächlich getroffen wurde, halte ich für völlig absurd.

  • Die Auslegung sagt doch gerade, dass ein versuchter Tritt auch ohne Kontakt zu direktem Freistoß führen kann.

    Ja und das war schon immer so, nur ist es hier etwas anders formuliert.
    Der Sinn des Spieles ist es ja "den Ball zu treten". Der kann das ab und ist dafür auch vorgesehen.


    Dabei kann es nun vorkommen, das man versucht den Ball zu treten und dabei

    • nur den Gegner , oder
    • Ball und Gegner, oder
    • vielleicht gar nichts trifft.

    In den beiden ersten Fällen reden wir über die "Anwendung der Foulspielregel", in letzterm Falle ist dann die "Gefährliches-Spiel-Regel" anzuwenden


    Und nun kommen wir zu dem Fall, das der Ball gar nicht Ziel des Tritts ist.

    Und weil es eben kein gefährliches Spiel ist, greift eine andere Strafnorm, nämlich eine die einen dF verhängt.

    Der Versuch den Gegner zu treten war schon immer strafbar und wurde mit der Spielstrafe dF sowie einer Disziplinarstrafe geahndet. (Stichwort: versuchte Tätlichkeit)


    Bei "Tretversuchen ohne Körperkontakt" ist Aufgabe des Schiedsrichters zwischen

    • versuchtem und erfolglosem Treten gegen den Ball (mglw. idf wegen gefährlichem Spiel) und
    • versuchtem und erfolglosem Treten des Gegenspielers (df und Disziplinarstrafe)

    zu unterscheiden

  • Die Regel könnte, wie so viele andere, klarer formuliert sein. Was ist denn durch das IFAB klargestellt?


    GS liegt auch dann vor, wenn der Gegenspieler nicht aus Angst vor Verletzung am Spielen gehindert wird. Aber trotzdem muss selbstverständlich ein andere Spieler in spielbarer Nähe sein. Alle Gedankenspiele der Selbstgefährdung durch z. B den Torpfosten sind für mich abstrus.


    Auch muss es sich beim GS um eine nicht übliche Spielweise handeln, nämlich Kopf zu tief, Fuß zu hoch oder mit gestrecktem Bein bzw. der Sohle voraus Richtung Ball. Auch der TW darf selbstverständlich weiterhin sich selbst gefährdend Richtung Ball hechten.


    GF wäre für mich auch das Springen zum Ball mit ausgefahrenem Ellenbogen oder Knie, wenn Gegenspieler in der Nähe sind.


    Klargestellt wurde auch, dass eine gefährliche Spielweise im Zweikampf (z. B. Hummelsgrätsche) auch ohne Kontakt kein GS mehr ist, sondern Foulspiel. Insbesondere wenn man aufgrund der Art und Weise dem Spieler mindestens Gelb gibt.

  • Alle Gedankenspiele der Selbstgefährdung durch z. B den Torpfosten sind für mich abstrus.

    Warum genau hälst Du die für abstrus?

    Die Regel spricht eindeutig davon, dass auch eine Selbstgefährdung beim Versuch den den Ball zu spielen ein gefährliches Spiel darstellt (mit zwei Ausnahmen: Fallrückzieher und Scherenschläge).


    Zitat: Als gefährliches Spiel gilt jede Aktion beim Versuch den Ball zu spielen, durch die jemand verletzt werden könnte (einschließlich des Spielers, der die Aktion begeht) [...]

  • KozKalanndok Ich habe lange überlegt, ob ich deine Beispiele überhaupt Ernst nehmen soll, aber bitte.


    Nur weil ein Spieler aufgrund einer unorthodoxen Bewegung sich ohne Fremdeinwirkung theoretisch das Kreuzband reißen oder den Schädel oder das Genick brechen könnte, stellt noch keine Gefährdung dar.


    Was könnte denn eine Aktion sein, bei der sich jemand (ernsthaft) verletzen könnte? Wenn ein Spieler knapp am Torpfosten vorbei springt, kann er sich unter normalen Umständen eben nicht verletzen, da der Torpfosten sich nicht plötzlich bewegt. Hier hat der Spieler theoretisch auch die absolute Kontrolle über die Geschehnisse. Auch wenn er der Meinung ist, er müsse dabei einen Flickflack oder Doppelsalto rückwärts machen.


    Bei einem nahe stehenden Gegenspieler und dem tiefen Kopf sieht das anders aus. Hier könnte der andere nämlich ebenfalls versuchen den Ball zu spielen und zwar auf die konventionelle Weise mit dem Fuß. Erst jetzt entsteht die Gefahr, da der Spieler es nicht mehr selbst unter Kontrolle hat und ggf. sogar nur deswegen unverletzt bleibt, da der andere zurückzieht.

  • Ich kann euch sagen, wie wir das bei uns im Kreis seit Jahren lehren:

    Gefährliches Spiel mit Aussicht auf Ball aber ohne Kontakt mit Spieler -> indirekter Freistoß, keine persönliche Strafe (außer er nimmt es zum Xten Male in Kauf jemanden zu verletzen)
    Gefährliches Spiel mit Aussicht auf Ball aber mit Kontakt zum Spieler: Wird zum verbotenen Spiel --> direkter Freistoß, persönliche Strafe möglich, kommt auf den Fall an (Beispiel: Hohes Bein, Spieler kriegt die Stollen ins Gesicht) Wir sprechen hier also gar nicht mehr wirklich vom gefährlichen Spiel, weil es nicht gefährlich sondern verboten ist.

    Gefährliches Spiel ohne Aussicht auf Ball und ohne Kontakt mit Spieler -> direkter Freistoß, persönliche Strafe
    Gefährliches Spiel ohne Aussicht auf Ball und mit Kontakt zum Spieler: Wird zum verbotenen Spiel --> direkter Freistoß, persönliche Strafe (fast immer rote Karte. Hier sind wir eigentlich schon im Bereich Tätlichkeit).

    Natürlich ist das nicht festes und es gibt hier immer auch Grauzonen in der Auslegen.
    Es ist immer eine Einzelfallentscheidung dahingehend, ob es sich um ein Spiel mit Aussicht auf den Ball handelt oder nicht (wenn der Ball in der Nähe ist).
    Ist der Ball im Strafraum und jemand versucht oder schafft es sogar jemanden am Mittelkreis zu treten, so gibt es hier auch keinen Spielraum mehr :-)):rote_karte:

    Mark hat recht, wenn er sagt, dass die Spieler die aus Angst verletzt zu werden zurückziehen, nicht von der Regel einbezogen sind.
    Doch ist das auch in der Praxis fast nie so einfach erkennbar.
    Theoretisch erhebt sich dann schon bei einem hohen Bein ein Anspruch für alle Spieler im Umkreis des "Aggressors".
    Man kann nie wissen, ob die Spieler drumherum nicht zum Ball gehen, aus Angst verletzt zu werden, oder weil sie einen anderen Grund haben.

    In meinem alltäglichem Spiel sehe ich sowas öfter, dass Spieler den Gegner lieber den Ball annehmen lassen und den Zweikampf danach suchen, als einfach dort irgendwie mit den Kopf in einem hoch fliegenden Ball zu gehen.
    Erheben diese jetzt schon rein deswegen, weil sie angst haben, den Anspruch auf einen indirekten Freistoß? Nein.

    Die übliche gefährliche Spielweise, "hohes Bein", ist auch oft erst dann erkennbar, wenn der Ball kurz vor dem Spieler ist.
    Er steht ja nicht im Standspagat wie ein Flamingo die ganze Zeit auf einem Bein.
    Entsprechend kann der Gegenspieler ja auch schlecht oder nur selten aus Angst vor Verletzung dort nicht hingehen, da er es ja gar nicht weiß.

    Das ist meine bescheidene Meinung dazu.
    Ich hatte bislang da auch noch nie Probleme mit und die Spieler verstehen die Entscheidungen so auch.
    Was sie nicht verstehen würden, wenn ich da was abpfeife und das dann damit begründen würde: Ich hatte das Gefühl das der Spieler X angst hatte zum Ball zu gehen wegen deiner Aktion.

    Das kennt die Spielerschaft von heute auch gar nicht mehr. :confused: