Wann ist der Vorteil eingetreten?

  • Folgende Situation ist heute so ähnlich in meinem Spiel aufgetreten:


    Nach einem Schuss auf das Tor hält der TW den Ball mit einem Knie auf dem Boden knieend fest. Als er schnell wieder aufstehen will, bleibt ein Angreifer, der noch versucht hatte, den Ball zu erreichen, an seinem Bein hängen - hier läge ein klares Foul vor, bis dahin alles klar. Aber: Der TW wird von dem leichten Treffer nicht beeinträchtigt und läuft mit dem Ball weiter in Richtung Strafraumgrenze und könnte auch einen sehr vorteilhaften Abschlag machen (bis hier wären wir beim Klassiker eines Vorteils). Nun gerät er aber mit dem Spieler, der ihn eben noch getreten hatte, und der ihn überholt hat, aneinander.


    Jetzt frage ich mich: Kann ich das erste Foul überhaupt noch nachpfeifen oder ist schon der Vorteil eingetreten, weil der TW den Ball sicher kontrollierte und auch schon einige Meter "Boden" gewonnen hat? Oder läge das womöglich an der Zahl der Meter, wären 5 Meter anders zu bewerten als 10 oder 15? Oder ist der Vorteil noch gar nicht eingetreten, weil der TW aus der Situation noch nichts "gemacht" hat?

  • Ich sehe da keinen eingetretenen Vorteil, denn nicht jeder Keeper ist in der Lage dazu, einen Abschlag auch vorteilhaft zu nutzen..also das kann man immer nachpfeifen!

  • Vorteil im Strafraum ist für mich sowohl fussballerisch als auch SR-taktisch sehr schwierig.


    Willst du in der Situation wirklich Vorteil anzeigen und am besten noch "Weiter, Vorteil" rufen?


    Und wenn du es nicht machst, sondern "stillen Vorteil" gibst, hat man das Problem, das man dann immer hat: Der Gefoulte denkt, du hast das Foul nicht wahrgenommen oder falsch bewertet und es gibt Stress.


    Solange ich nicht in der Bundesliga angesetzt bin und Manuel Neuer dabei ist, den Ball zu Lewanowski am anderen Strafraum zu werfen, pfeife ich und zwar sofort.

  • Ich denke, dass der Vorteil eingetreten ist, sobald die Spielsituation für die benachteiligte Mannschaft deutlich besser ist, als der zu verhängende Freistoß.


    Die bessere Spielsituation ergibt sich meiner Meinung nach in dem Spezialfall frühestens, wenn der Torwart den Ball freigibt.

  • Rein vom taktischen her hat denke ich Kuba16 alles dazu gesagt.


    Rein vom Regelwerk her kann man den Vorteil als erfüllt ansehen.

    Der Torwart hat trotz des Fouls die Spielsituation verbessern können (zum einen ein signifikanter Raumgewinn und zum Anderen bessere Situation um den Ball abzuspielen).

    Hierbei wäre es dann unerheblich, ob der Torwart den Ball auch in die Sturmspitze geworfen bekommt. Der Vorteil spielt sich komplett in der Situation im Strafraum ab und wenn der Torwart den Abschlag dann verbockt, dann ist das so als hätte der Stürmer seinen "bevorteilten" Torschuss versemmelt (der Vorteil war in dem Fall ja, dass er überhaupt noch aufs Tor schiessen konnte).


    Was man aber definitiv ahnden sollte, wäre der zurückkommende Stürmer, der den Torwart "angeht", während dieser den Ball mit den Händen kontrolliert, je nachdem, wie das eigene Kopfkino ein solches "Angehen" visualisiert.

    Und übrigens: Falls das Theater mehr als 6 Sekunden geht, natürlich idF für die Angreifer :)

  • Was mir hier nicht ganz klar ist, von wem ging denn der Ärger aus? Vom Torwart oder vom Angreifer? So wie sich das liest, denke ich mal vom TW. Für mich ist hier klar der Vorteil eingetreten. Der Tritt war nur leicht, es konnte sofort weitergespielt werden, der TW hatte volle Ballkontrolle und könnte ohne Bedrängnis sofort weiterspielen. Wenn der TW sich danach nicht im Griff hat, selbst Schuld.

  • Rein aus Erfahrung gibt es immer Theater, wenn der TW in derartigen Situationen getroffen wird und dann ist der sofortige Pfiff auch alternativlos.


    „Leichter Treffer“ und „am Bein hängen bleiben“ ist für mich auch etwas anderes als „jemanden treten“. Aber sei es drum.


    Hier scheint der TW jedoch zunächst keinerlei Anstalten zu machen und läuft unbeirrt weiter, sodass es offenbar harmlos war. Damit sind wir bei „nicht jede Berührung ist ein Foulspiel“ oder Vorteil eingetreten, da er ungehindert hätte den Gegenangriff hätte einleiten können.


    Wenn beim Aneinandergeraten jetzt aber der TW der Ersttäter ist und nur „wenige Sekunden“ verstrichen sind, ist der „verzögerte Pfiff“ meines Erachtens trotzdem der taktisch bessere.


    Was genau meinst Manfred mit „er gerät mit dem anderer aneinander? Mindestens gelbwürdiges Beschimpfen oder gar Körperkontakt?

  • War jetzt einfach mal spannend, Eure Meinungen zu hören.


    Rückblickend betrachtet wäre es natürlich einfacher gewesen, das "Foul" - lassen wir jetzt mal offen, ob das ein Foul war, die Kategorisierung wäre zumindest nicht falsch gewesen - zu pfeifen, da hätte sich niemand beschwert. Aber ich war schon so auf den kommenden Abschlag fixiert, dass es mich echt überrascht hat, dass der foulende Spieler den Torwart überholt, der ihn daraufhin mit einer Hand in den Rücken schubst ( Mark - damit dürfte klar sein, was mit "aneinander geraten" gemeint ist), noch nicht ausreichend für eine Tätlichkeit, aber für mich ein klares Foul und ergo Strafstoß und Verwarnung; obwohl die Mannschaft des Torwartes dennoch 9:2 gewonnen hat und der Sieg nie auch nur ansatzweise gefährdet war, haben die das nicht wirklich verstanden.

  • In der Praxis kann ein Torwart, der ein paar Meter weiter nach vorne gelaufen ist, noch keinen Vorteil im Sinne der Regel erlangt haben. Wir reden immer noch über den eigenen (!) Strafraum, da ist ein Vorteil eine absolut exotische Ausnahmesituation.


    Anders sieht es natürlich aus, wenn der Torwart zwei Sekunden später den Ball freigegeben hat und ein Angreifer sich in aussichtsreicher Position befindet. Wenn der Torwart das aber nicht innerhalb der maximalen Zeit für den verzögerten Pfiff hinbekommt, würde ich bei sowas immer pfeifen.


    Regeltechnisch hast Du natürlich völlig richtig gehandelt. Dass auf dem Platz die Entscheidung niemand verstanden hat, wundert mich allerdings auch nicht.

  • In der Praxis kann ein Torwart, der ein paar Meter weiter nach vorne gelaufen ist, noch keinen Vorteil im Sinne der Regel erlangt haben.

    In meinem Kopfkino habe ich das Stürmerfoul auf der Torraumgrenze gesehen und das "aneinandergeraten" nahe der Strafraumgrenze.
    Das entspricht immerhin einem signifikanten Raumgewinn (wir reden hier über etwa 10% der gesamten Spielfläche), in dem der ballführende Spieler noch nichtmal angegriffen werden darf.

    Von daher kann man meiner Meinung nach ganz so pauschal sagen "Vorteil nicht eingetreten". Was sind denn 10m unbedrängter Raumgewinn anderes als ein Vorteil?

  • Ich gebe Dir völlig recht, vorausgesetzt, wir reden über American Football.


    "10 Meter Raumgewinn" im eigenen Strafraum sind kein Vorteil im Sinne der Regel. Es macht nahezu immer Sinn, Fouls abzupfeifen, die im eigenen Strafraum passieren.

  • 10 Meter Raumgewinn" im eigenen Strafraum sind kein Vorteil im Sinne der Regel.

    Und der Sinn welcher Regel genau führt Dich zu dem Schluss, dass 84 Meter bis zum Tor im laufenden Spiel weniger vorteilhaft sind als ein direkter Freistoß mit 94,5 Metern bis zum Tor (effektiv ein Abstoß)?

  • Lass gut sein.


    Gerne kannst Du auch tief in der eigenen Hälfte weiterhin die Vorteilsregel anwenden, wenn ein Spieler nur noch 84 anstatt 94 Meter zum gegnerischen Tor ist. Damit verstößt Du gegen keine Regel.


    Aber so langsam führt Deine wörtliche Regelexegese wirklich ad absurdum. Ein Spiel zu leiten ist ein bisschen mehr als sich hinzusetzen und Wortklauberei im Regeltext zu betreiben.


    Dass das nicht sinnvoll ist, wird Dir jeder erfahrene Schiedsrichter, Dein Lehrwart und diverse Artikel aus der Schiedsrichterzeitung rund um das Thema Vorteilsregel bestätigen.

  • Es macht nahezu immer Sinn, Fouls abzupfeifen, die im eigenen Strafraum passieren.

    Jepp, Ausnahme z. B. eben beim Torhüter, wenn das vermeintliche Foul keinerlei Wirkung zeigt, er den Ball kontrolliert, einige Meter läuft und ohne Bedrängnis (er darf ja nicht angegriffen werden) den Ball abwerfen kann. Wenn er jetzt meint, den anderen Spieler anzugehen, dann ist es eine neue Spielsituation und Manfred hat nicht falsch entschieden. Auch wenn ich persönlich den taktischen Nachpfiff als sinnvoller angesehen hätte.

  • Jungs, streitet Euch nicht, es gibt Szenen, die sind halt passiert, wie sie passiert sind - und nicht umsonst lasst man das im Nachgang revue passieren, um beim nächsten Mal anders und hoffentlich besser zu agieren.


    Ich bin insoweit beruhigt, dass ich das regeltechnisch nicht falsch gemacht habe, dass es besser gewesen wäre, das abzupfeifen, hatte ich ja bereits in Post #8 angedeutet. Wobei ich allerdings mit dem Nachpiff insoweit hadere, als ich es für grundsätzlich richtig halte, hier zumindest abzuwarten, ob ein "großer" Vorteil eintritt (was bei einem gelungenen Abschlag durchaus im Rahmen der Möglichkeiten liegt), mich hat das an ein Revanchefoul grenzende Verhalten des Torwartes in dem Moment überrumpelt, denn das durfte nicht ohne Pfiff bleiben, den Nachpfiff hatte ich in dem Moment innerlich schon abgehakt, nun, ist halt passiert (s.o.).

  • Ich wollte jetzt auch nicht darauf raus, dass man sowas immer unter "Vorteil eingetreten" verbuchen soll.


    Nur denke ich sollte man trotzdem bewusst abwägen, ob diese 10 Meter (und nur die, nicht was draus werden könnte!) nicht vielleicht doch ein größerer Vorteil sind als ein Effektivabstoß.

  • Der Vorteil wäre ja nicht der Raumgewinn des TW, sondern ein erfolgreiches Zuspiel auf einen Mitspieler, das eine Angriffssituation einleitet. Was bei einem Abschlag in den Spielklassen, in denen Manfred unterwegs ist, nicht unbedingt voraus gesetzt werden kann :flieh:


    Wenn der TW nicht klar und unbedrängt den Ball ins Spiel bringen kann, plädiere ich immer aufs Abpfeifen der Situation. Ball ruht, alle atmen einmal tief durch und die Gefahr einer unbedachten Aktion des TW (Rempler, Stoßen etc.) sollte gering sein.

  • Der Vorteil wäre ja nicht der Raumgewinn des TW, sondern ein erfolgreiches Zuspiel auf einen Mitspieler, das eine Angriffssituation einleitet. Was bei einem Abschlag in den Spielklassen, in denen Manfred unterwegs ist, nicht unbedingt voraus gesetzt werden kann :flieh:

    mfs67227 und nichts anderes habe ich bereits doch im Posting #1 kundgetan ;)

    Ich sehe da keinen eingetretenen Vorteil, denn nicht jeder Keeper ist in der Lage dazu, einen Abschlag auch vorteilhaft zu nutzen..

    Verstehe auch wirklich die Entscheidung nicht, Manfred dass sich die Situation dann dann überhaupt so weit entwickeln kann, dass es final auch noch n Strafstoß für GAST gibt :confused:


    Im EIGENEN Strafraum gibts immer dF für die verteidigende Mannschaft; pfeif das doch einfach (ohne die berühmten drei Mal um die Ecke zu denken..!) :D

    Das erspart einem so Einiges!

  • Spielklassen, in denen Manfred unterwegs ist

    Ich werde es nächsten Sonntag berücksichtigen - da werde ich mal wieder in der pfälzisch besetzten Zone unterwegs sein ...

  • *Off-Topic*


    Habe mitunter das Gefühl, erst wenn ein LW hier eine Antwort postet, scheint hier ein Konsens gegeben