Änderung einer Regelauslegung während der Saison l Vorteil bei ballorientierter Notbremse im Strafraum

  • Wer die Regelfragen der aktuellen SZ 2/2022 gelesen hat, hat auch die Regelfrage 15 inkl. Antwort zur Kenntnis genommen. Tor, keine Strafe. Die Begründung ist logisch schlüssig.


    Das eigentlich interessante ist jedoch, dass die im Wesentlichen gleiche Frage zum offiziellen Beginn dieser Saison, nämlich Frage 11 in SZ 4/2021 anders beantwortet und begründet wurde. Tor und Gelb. Ebenfalls schlüssig begründet, jedoch näher am Regeltext.


    Das heißt, wir können uns noch so intensiv über Begriffe, Satzbau und logische Folgerungen im Regelwerk streiten. Entscheidend ist die aktuell offizielle Lehrmeinung, die sich dann auch noch während der Saison ändern kann.

  • Eigentlich ist der Regeltext hier doch recht eindeutig

    Zitat von Regel 12.3

    Wenn der Schiedsrichter bei einem verwarnungs-/feldverweiswürdigen Vergehen auf Vorteil entscheidet, muss die fällige Verwarnung/der fällige Feldverweis bei der nächsten Spielunterbrechung ausgesprochen werden.

    Handelte es sich beim Vergehen jedoch um das Vereiteln einer offensichtlichen Torchance, so wird der Spieler wegen unsportlichen Betragens verwarnt.

    Wir haben hier ein verwarnungswürdiges Vergehen, nämlich ballorientiertes Vereiteln einer offensichtlichen Torchance. Da gibt es auch bei Vorteil gemäß dieser Regel eine Verwarnung.


    Und die Konstellation im Abschnitt "Verzögerung der Spielfortsetzung wegen gelber oder roter Karte" kann eigentlich nicht angewendet werden, weil die Disziplinarmaßnahme vor der Spielfortsetzung ausgeführt wird. Und selbst wenn, auch dort steht eindeutig: "Handelte es sich beim Vergehen um das Vereiteln einer offensichtlichen Torchance, wird der fehlbare Spieler verwarnt."


    Eine weitere Regelstelle, in der geregelt wird, dass bei Vorteil eine sonst fällige gelbe Karte nicht gezeigt werden muss, habe ich nicht gefunden.


    Klar ist durch die SR-Zeitung jetzt die gewünschte Entscheidung (kein Gelb) festgelegt. Mal sehen, wann diese Info bei allen SRn ankommt. Wer sich aufs Regelbuch verlässt, handelt dann scheinbar falsch.

    Und falls wir jemandem die Entscheidung erklären wollen/müssen, läuft es auf "Da steht zwar Gelb im Regelheft, ist uns Schiedsrichtern aber egal, wir machen das einfach anders" (übertrieben ausgedrückt) hinaus.

  • Kommunikativ wirklich schlecht. Es gibt doch verschiedene Szenarien, wie man sowas sauber kommunizieren kann, anstatt es so versteckt über eine Regelfrage in der SR-Zeitung zu veröffentlichen...

  • In Hessen gab es dazu an die Kreislehrwarte ein Rundschreiben durch den Verbandslehrwart, der sich wiederum auf den DFB-Lehrwart bezog. Das ganze wurde auch im VSA-Rundschreiben an die Kreise nochmal mit aufgegriffen. Diese Anpassung kommt auch nicht vom DFB, sondern von der FIFA.

  • Wenn es nicht per Mail machbar ist, dann vielleicht als Popup im dfbnet.

  • Schon mal gut, dass es überhaupt eine Kommunikation über die SR-Zeitung hinaus gibt.

    Und wenn diese Auslegung von der FIFA kommt, müsste es ja eigentlich ab nächster Saison auch im Regelheft stehen.


    Es müssten auch nicht nur die SR, sondern auch die Spieler und Trainer darüber informiert werden. Diese müssen ja zumindest die Chance geboten bekommen, eine gute Regelkenntnis zu haben. Insofern ist das Pop-Up im DFBnet eine gute Idee, dieses könnte ja auch für die Mannschaftsverantwortlichen angezeigt werden, wenn sie den Spielbericht ausfüllen.

    Oder noch einfacher: Es gibt eine zentrale Website, bei der solche Änderungen klar kommuniziert werden und auf die jeder selbstverantwortlich regelmäßig schauen kann.

  • Wer sich aufs Regelbuch verlässt, handelt dann scheinbar falsch.

    Das kritisiere ich ja schon lange... ich finde das einfach nicht richtig.

    Dann müssen sie halt die offiziellen Regeln (während der Saison) ändern.


    Und so was nicht "geheim und hinter verschlossenen Türen" ändern.

    Der DFB (oder von mir aus die FIFA) tut manchmal so als würden die Regeln nur die SR was angehen.


    Braucht man sich nicht wundern, dass die meisten Spieler und Trainer keine Ahnung davon haben.. die sollen ja scheinbar "dumm bleiben".

    Bin kein Schiedsrichter, nur ein Spieler Trainer (wieder) Spieler der sich für die Regeln seines Sports interessiert :D

  • Welchen Weg möchtest Du sonst gehen? Mir fällt spontan kein praktikabler ein.

    Wir leben im Jahr 2022. Da sind der Kreativität zur modernen Umsetzung doch kaum Grenzen gesetzt.


    Es könnte doch ein Portal des DFB geben (bitte für alle zugänglich, nicht nur für Schiedsrichter, schließlich sind die Regeln auch für Spieler, Trainer und interessierte Zuschauer relevant), in dem solche Änderungen der Regeln und Auslegungen transparent kommuniziert werden. Nicht von DFB-Lehrwart an Verbandslehrwärte an Kreislehrwärte an Schiedsrichter, bei dem per Stille-Post-Gesetz Missverständnisse etc. unvermeidlich sind, sondern einfach für jeden Interessierten zugänglich auf einer zentralen, einfachen Website.


    Alle weiteren Ansätze (DFB-net, Lehrabwende, Lehrbriefe, Konformitätstest, Videoschulungen etc.) schließt das ja nicht aus, zielgerichtet für die jeweiligen Gruppen. Da kann man Schiedsrichter der Verbandsliga auch intensiver schulen als die der Kreisliga C, völlig in Ordnung. Aber jeder der will, und damit meine ich auch den Biertrinker des Kreisklassevereins, muss doch die Chance haben, solche Regel- und Auslegungsänderungen einzusehen.


    Spätestens zur neuen Saison gehört das dann natürlich auch in die Regeln.


    Aber Lehrbriefe hierarchisch zu verteilen, das war in den 70er Jahren modern. Heute nicht mehr.

  • per Stille-Post-Gesetz

    Und schlimmer: Wer an der Sitzung, in der der Lehrwart die Änderungen vorstellt, verhindert ist, bekommt davon gar nichts mit ...

  • Ich habe das Gefühl, dass man es sich wieder einfach macht. Der DFB muss, der DFB soll, alles ist antiquiert. Wo Menschen arbeiten wird es Fehler geben, keine Frage. Eine solche Anpassung, offiziell ist es keine Regeländerung, gehört in einen Newsletter und nicht nur auf den Lehrabend.


    Das Portal gibt es im übrigen: Es nennt sich das Regelheft und die DFB-SR-Zeitung, in der die Anpassung in Form einer Regelfrage kommuniziert wurde. Diese ist als PDF auf der Homepage für alle frei zugänglich verfügbar.

    Eine Umsetzung im DFBnet ist allein aus sportpolitischer Sicht nicht machbar. Wenn die Schiedsrichter damit anfangen, dann will der Spielbetrieb, die Trainer, Klassenleiter, Sportrichter und einige mehr das auch und schon käme es zu einer Überflutung von Mitteilungen, ganz abgesehen davon, dass die Landesverbände nochmal autark angesehen werden. Ein neues und zusätzliches Tool wird es meiner Meinung nach rein aus Kostengründen nicht geben, dafür gibt es zu wenig Inhalt, die Relationen passen nicht.


    Ich kann nachvollziehen, dass hier etwas gefordert wird. Die Brille Schiedsrichter trage ich weiterhin. Durch die andere Seite des Brillenglases zu schauen zeigt aber auch, was eben alles nicht möglich ist.

  • Eine Umsetzung im DFBnet ist allein aus sportpolitischer Sicht nicht machbar.

    Was meiner Meinung nach für derartige Dinge prädestiniert wäre, wäre ein einheitliches Management-Tool für Staffelleitung, Schiedsrichter, Ansetzer und Mannschaftsverantwortliche. Müsste man entweder neu schaffen, oder man nimmt das Management-Tool, was schon dafür entwickelt hat.

  • Der DFB muss, der DFB soll, alles ist antiquiert.

    Ja also Entschuldigung, der DFB ist kein einzelner Ehrenamtler, das ist die Kernaufgabe des DFB Lehrwesens.


    Es soll jetzt ernsthaft ein Problem darstellen, ein Portal zu erstellen, bei dem Änderungen der Auslegung für alle zugänglich kommuniziert werden?


    Ein Bereich auf der DFB-Homepage, auf dem die Lehrbriefe öffentlich zugänglich sind, ist doch kein Akt. Die Lehrbriefe werden aber wie eine Verschlusssache behandelt. Was soll das überhaupt?


    Das hat auch nichts mit Schuldzuweisungen zu tun und ich kann Deine Reaktion da überhaupt nicht verstehen. Das ist einfach der Anspruch an einen modernen Sport, und den kann man an den DFB (!) ja wohl stellen. Du tust ja gerade so als würde ich mich über das Vereinsheft des SV Hintertupfingen beschweren.

    Es nennt sich das Regelheft und die DFB-SR-Zeitung, in der die Anpassung in Form einer Regelfrage kommuniziert wurde.

    Das Regelheft wird nicht amenditiert. Unterjährige Änderungen finde ich darin also wo?


    Und die Schiedsrichterzeitung, ja das funktioniert. Aber eine Kommunikation, die holper die stolper in einer Regelfrage versteckt (ich wähle das Wort bewusst) ist, ist eine aus Deiner Sicht sinnvolle Kommunikation?


    Viele andere Sportarten kriegen das wirklich deutlich besser hin. Da gibt es solche Rundschreiben der Dachverbände per E-Mail an jeden Aktiven, ggf. mit notwendigen weiteren Ausführungen, und diese Schreiben werden auf der Homepage des Dachverbands auch für jeden zugänglich als Download hinterlegt. Und da rede ich über eine Nischensportart, in der ich aktiv bin. Aber bitte keine Forderungen ans DFB-Lehrwesen stellen, OK.


    Nicht mehr mein Verband, ganz ehrlich.

  • Die ganze Kommunikation im Schiedsrichterlehrwesen passt wie die Faust aufs Auge zur Außendarstellung des DFB in den letzten Jahren. Und da hat mein oberster Verbandsherr wohl einen nicht geringen Anteil.

  • Timey: das klingt sehr nach DFB-Sprech ala "Ich will nicht, das wird mir zu schwierig.... also denke ich mir Gründe aus, warum das nicht klappen soll. Nachvollziehen kann das sowieso keiner, und sportpolitisch klingt so hochtrabend, da traut sich keiner, etwas dagegen zu sagen". Wenn sich die Regelauslegung während der Saison ändert und somit im Gegesatz zum Regelheft steht, muss deutlich besser kommuniziert werden als über eine Regelfrage in der SR-Zeitung und eine Stille-Post-Kette über die Lehwarte. Diese Kette dauert bis zur Kreisklasse bestimmt mindestens 8 Wochen. Einfach auf DFB.de unter News veröffentlicht, kurzes Statement von Lutz Wagner dazu, wieso, warum und fertig, das Gleiche über das E-Postfach im DFBnet und schon haben alle, die mit dem Spielbetrieb zu tun haben, diese Info. Kein Hexenwerk, man muss nur wollen und nicht immer schrei(b)en, geht nicht.

    Am Anfang wurde das Universum erschaffen. Das machte viele Leute sehr
    wütend und wurde allenthalben als Schritt in die falsche Richtung
    angesehen.

    Einmal editiert, zuletzt von StefanM ()

  • Es ginge ohnehin viel leichter, aber vieles ist offenkundig nicht gewollt ...


    Was spräche gegen einen Newsletter, mit dem man Regeländerungen mitteilt? Und wenn man das schon anfängt: Es wäre auch nett, wenn es einen Newsletter mit Link gäbe, sobald eine neue SR-Zeitung online gestellt wurde. Wir reden hier nicht über kostenpflichtige Inhalte und ein Newsletterversand ist selbst mit An- und Abmeldung wahrlich kein Hexenwerk.

  • Das Portal gibt es im übrigen: Es nennt sich das Regelheft und die DFB-SR-Zeitung

    Und genau da haben wir doch aktuell ein Problem, wenn man das aktuelle Regelheft von der DFB Seite nimmt von hier:

    Fußballregeln
    www.dfb.de


    Dann widersprechen die Regeln meiner Meinung nach dieser aktuellen Anweisung/Auslegung.

    Das ist für mich eigentlich schon das erste und viel größere Problem.


    Und solche Änderungen immer in Regelfragen zu verstecken finde ich auch merkwürdig.


    Dazu braucht es ja nicht mal irgend ein großes System..

    Ein simpler Blog oder von mir aus ein Facebook Post würden doch für den Anfang reichen.

    Zitat

    Achtung neue Regelauslegung:

    In Fällen XY soll jetzt so entschieden werden.
    Optional noch eine Begründung oder sogar Szenen/Bilder was genau gemeint ist.



    Aber naja wenn ich z.B. hier gucke:

    Funktionär*in
    www.dfb.de


    Hat der DFB sowieso aufgegeben.. die 3. "News" auf der Seite handelt von den Regeländerungen 2017/2018..

    Bin kein Schiedsrichter, nur ein Spieler Trainer (wieder) Spieler der sich für die Regeln seines Sports interessiert :D

  • passt wie die Faust aufs Auge zur Außendarstellung des DFB in den letzten Jahren. Und da hat mein oberster Verbandsherr wohl einen nicht geringen Anteil.

    Wie der werte Herr Koch mit demokratischen Werten umgeht, hat er ja gestern bei seiner Rede auf dem DFB Bundestag eindrucksvoll unter Beweis gestellt. Auch seine Gratulationsgestik - und mimik an seine Nachfolgerin im DFB Präsidium lässt tief blicken.