Abbruch wegen rassistischer Beleidigungen

  • Nun ist es also auch im Profifußabll passiert: Das Spiel der 3. Liga zwischen Osnabrück und Duisburg wurde vom Schiedsrichter wegen rassistischer Beleidigungen abgebrochen (Bericht). Bleibt zu hoffen, dass die Signalwirkung eintreten möge.

  • Im Lääbe net... Sieht man schon an jeder Menge Kommentare: Was war mit den Becherwürfen? War doch "nur" ein Zuschauer... Waren doch keine Affenlaute zu hören, warum also die Aufregung? Und was ist mit den linken Zecken, die dürfen tun was sie wollen... Whataboutism vom Feinsten.

    Plus das Generalargument überhaupt: das ist beim Fußball "normal" mit den Beleidigungen...

    "Kondition ist nicht alles, aber ohne Kondition ist alles nix."
    Gerhard Theobald, ehemaliger Bundesliga-SR, zum Thema Grundlagen des Stellungsspieles

  • Der SR hat in einem Interview gesagt, dass eigentlich der 3-Stufen-Plan ausgeführt werden sollte.

    Stufe 1 (Stadiondurchsage) wurde aber gleich mit Stufe 2 (Unterbrechung) verbunden, weil die Mannschaften eigenständig in die Kabine gegangen sind.

    Und Stufe 3 (Abbruch) musste dann durchgeführt werden, weil Osnabrück das Weiterspielen verweigert hat.


    Ich finde hier noch nicht so klar, was das gewünschte Vorgehen ist.

    Einerseits gibt es diesen Drei-Stufen-Plan, andererseits aber auch die Vorgabe, bei rassistischen Vorfällen abzubrechen.


    Auch die Spielwertung wird in der Hinsicht interessant. Falls der rassistische Vorfall als Abbruchsgrund reicht, müsste gegen Duisburg gewertet werden. Wenn nicht, wäre der Abbruch von Osnabrück verschuldet und somit gegen sie zu werten. Und die Vereine haben sich wohl schon auf ein Wiederholungsspiel geeinigt, insofern wäre das wohl die praktisch beste Option - allerdings die Frage ob sich das mit geltendem Recht vereinbaren lässt.

  • Falls der rassistische Vorfall als Abbruchsgrund reicht, müsste gegen Duisburg gewertet werden

    Wie will man denn Beweisen, dass das wirklich ein Duisburg Anhänger war?

    Ich hab immer damit Probleme die Vereine für Verfehlungen von einzelnen Fans zu bestrafen.


    Sonst komme ich als Fan einfach auf die Idee mir Karten für den Gegnerblock zu holen und von da meine "eigenen" Spieler rassistisch zu beleidigen.

    Wenn das Spiel dann abgebrochen und für meinen Verein gewertet wird hätte ich davon sogar noch einen Vorteil.


    Dazu kommt noch, dass man als Verein eigentlich vollkommen machtlos gegenüber soetwas ist, zumindest wenn der entsprechende Zuschauer zum aller ersten mal auffällt.

    Bin kein Schiedsrichter, nur ein Spieler Trainer (wieder) Spieler der sich für die Regeln seines Sports interessiert :D

  • Gebe dir da vollkommen recht, aber es ist doch das übliche Vorgehen vom DFB (u.a.), die Vereine für das Verhalten ihrer Fans zu bestrafen. Ggfs. auch den Heimverein für unzureichenden Ordnungsdienst. Und die von dir geschilderten Probleme bestehen ja fast immer (Ausnahme vielleicht: Der Täter ist Vereinsmitglied).

    Insofern halte ich es zumindest für möglich, dass dies auch in diesem Fall passiert

  • Wie will man denn Beweisen, dass das wirklich ein Duisburg Anhänger war?

    Die Fans haben den/die Verursacher laut Bericht identifizert und ausgegrenzt - okay, Fanutensilien lassen sich natürlich missbrauchen, aber allemal in Verbindung mit einer Feststellung des Wohnortes lässt sich das mit ziemlich hoher Wahrscheinlichkeit feststellen.

    Ich hab immer damit Probleme die Vereine für Verfehlungen von einzelnen Fans zu bestrafen.

    Ich nicht, man kann an Fans nicht nur verdienen, man muss auch für die einstehen.

    Sonst komme ich als Fan einfach auf die Idee mir Karten für den Gegnerblock zu holen und von da meine "eigenen" Spieler rassistisch zu beleidigen.

    Siehe erster Absatz - möglich, aber aufwändig und unwahrscheinlich; und unabhängig davon klappt das bei sauberer Abarbeitung genau einmal.

    Auch die Spielwertung wird in der Hinsicht interessant.

    Allerdings. Der Drei-Stufen-Plan ist verbindlich, wenn die Spieler aus eigenem Antrieb des Platz verlassen, mag das honorig sein, ist aber gegen die Spielregeln (streng genommen ein ganzer Pulk an Verwarnungen). Nicht aus der Kabine zurückzukehren bedeutet aber die Herbeiführung eines Spielabbruches, also potenziell die Wertung gegen Osnabrück.


    Ein Wiederholungsspiel ist übrigens für alle Beteiligten die beste Lösung:
    Der DFB wird den Abbruch wegen Verstoßes gegen den Drei-Stufen-Plan als überzogen annullieren, Osnabrück wird wegen der Herbeiführung des Abbruchs nicht bestraft und Duisburg verhält sich nicht nur sportlich fair, sondern dürfte vor allem auf mildernde Umstände setzen.

  • Die Spielwertung ist aus meiner Sicht zweitrangig, auch wenn ich nicht an eine Wiederholung glaube. Dann fliegen beim nächsten Mal Bananen auf das Spielfeld, wenn ein Team in der 88.Min zurück liegt und man trifft sich dann 4 Wochen später nochmal und es geht wieder beim 0:0 für neue 90 Minuten los.


    Wichtiger ist, daß hier ein klares Signal durch die Spieler und das Gespann gesetzt wurde und das rassistische Verhalten zu einer öffentlichen und medialen Debatte führt.

  • Für mich ist die Spielwertung allerdings eine wichtige Komponente im Gesamtbild neben der Entscheidung Neuansetzung oder nicht. Denn das definiert, ob a) bewusste Manipulation durch Herbeiführung eines Abbruchs eine Option für Durchgeknallte eröffnet und b) ob den hehren Worten des DFB Glaubwürdigkeit verliehen werden wird.

    "Kondition ist nicht alles, aber ohne Kondition ist alles nix."
    Gerhard Theobald, ehemaliger Bundesliga-SR, zum Thema Grundlagen des Stellungsspieles

  • Ich finde den Abbruch richtig und in Zukunft sollte das Standard werden. Ähnlich wie mir bei einem FaD ziemlich wurst ist, ob der Spieler 4 Spiele, 2 Jahre oder nur die obligatorische automatische Sperre absitzt, sollte auch beim Abbruch egal sein, wie die Instanzen das hinterher werten.


    In diesem Fall wäre ich für ein Wiederholungsspiel, da sich Heimfans und Stadionregie sofort und eindeutig auf die Seite des beleidigten Spielers gestellt haben. Falls rechtlich möglich käme auch eine (stark verzögerte ;) ) Spielfortsetzung in Frage, so dass nur noch die restliche Zeit nachgespielt wird. In anderen Verbänden geht das wohl.


    Je nachdem wer brüllt, und wie willig der Heimverein dabei ist, den Schreihals dingfest zu machen, wäre in zukünftigen Fällen dann auch eine Wertung möglich.

    Der Klügere gibt nach.


    Das erklärt, warum die Welt von den Dummen regiert wird.

  • Also ich bin zwar voll dabei, dass man Rassismus unter keinen Umständen eine Plattform geben darf.

    Der Rassist gehört entsorgt, da gibt es denke ich keine Diskussion. Aber dann muss das Spiel auch weitergehen.

    Ansonsten wird das der sprichwörtliche Weg zur Hölle, der gerade durch solche übertriebenen Maßnahmen mit guten Absichten gepflastert wird.


    Das rigorose Abbrechen eines Spiels wegen Beleidigungen eines einzelnen(!) Zuschauers schießt gewaltig über das Ziel hinaus.

    Wenn das anfängt Schule zu machen, dann wird das wie einige vorher schon beschrieben haben zu einem regelrechten Instrument, mit dem "Fans" bzw. "Fangruppen" einen Spielabbruch erzwingen können, wenn der aktuelle Spielstand nicht gefällt. Und das will denke ich keiner.


    Irgendwo muss man so hart es erstmal klingt auch mal die Kirche im Dorf lassen.

    Spiel unterbrechen, Rassist entsorgen, Spiel wieder anpfeifen und wer psychisch so angeknackst ist, dass er nicht mehr in der Lage ist mitspielen zu können, der tut das gleiche wie jemand, der physisch nicht mehr in der Lage ist weiterzuspielen. Der lässt sich auswechseln.


    Ich hoffe (und das ohne gegenüber Opoko respektlos erscheinen zu wollen...einzig und allein wegen des Fasses, was man da mit einer falschen Entscheidung aufmacht), dass man diese Tür für Spielmanipulationen von den Zuschauerrängen geschlossen lässt und das Spiel wegen Verweigerung des Weiterspielens für Duisburg wertet.


    Einem Rassisten die Macht zu geben durch ein einfaches "Uh-Uh" ein Spiel wiederholen zu lassen, wäre genau die Plattform, die man ihm weder geben will noch geben sollte.

  • Einem Rassisten die Macht zu geben durch ein einfaches "Uh-Uh" ein Spiel wiederholen zu lassen, wäre genau die Plattform, die man ihm weder geben will noch geben sollte.

    Diese Macht soll und wird kein Rassist erhalten, weil im Moment des Abbruchs vollkommen unklar ist, welche Folgen dieser haben wird. Im übrigens ist das Spiel ebenso beendet, wenn eine Mannschaft erklärt, sie könne nicht mehr weiterspielen, weil einer ihrer Spieler physisch verletzt wurde, z.B. durch einen abgeschossenen Feuerwerkskörper, oder einen Becherwurf. Auch dort ist es völlig egal, ob der oder die Täter gefasst und abtransportiert oder ein ganzer Block geräumt wurde. Es ist Sache des Sportgerichts, über die Folgen zu entscheiden, aber meine ist es nur, die Geschehnisse und erste Aussagen von Spielern und Bank zu dokumentieren.


    Wenn der SR (wie offenbar in Duisburg passiert) in die Kabine kommt und feststellt, dass da ein Spieler sitzt und völlig fertig ist, und die Mannschaft erklärt, sie wolle nicht mehr spielen, dann ist es weder die Aufgabe des SRs zu beurteilen, ob der Spieler aufgrund psychischer Belastung tatsächlich nicht mehr spielfähig ist, oder in seiner restlichen Zeit eine Schauspielschule besucht hat und dementsprechend meisterlich einen Zusammenbruch vortäuscht, noch Druck auf die Mannschaft(en) auszuüben. Basta.

    Der Klügere gibt nach.


    Das erklärt, warum die Welt von den Dummen regiert wird.

  • Der DFB hat entschieden, dass das Spiel wiederholt wird:

    Bei dem Vorfall handelt es sich um einen nicht normierten Sonderfall, der ungeachtet eines etwaigen Verschuldens der beteiligten Vereine nach Ansicht des Sportgerichts eine Spielwiederholung rechtfertigt.

    Emotional und moralisch halten wir die Entscheidung des VfL Osnabrück, das Spiel nicht fortzusetzen, für nachvollziehbar. Auch hat die Intention, ein Zeichen gegen Rassismus setzen zu wollen, unsere ausdrückliche Unterstützung.

    [Es muss] klar bleiben, dass das Recht zum Spielabbruch grundsätzlich allein dem Schiedsrichter zusteht. Wir weisen zudem ausdrücklich darauf hin, dass in künftigen, vergleichbaren Fällen eines Spielabbruches in Bezug auf die Spielwertung immer auch Tatintensität, Täterprofil, Zeitpunkt und Spielstand näher in den Blick genommen werden müssen.