Lieber Felix,
Du bist gerade dabei, Dich um Kopf und Kragen zu reden. Deine Rolle in der Causa Hoyzer war - zurückhaltend ausgedrückt - nicht glücklich. Ebenso wenig glücklich war die Außenwirkung mancher Entscheidung im Spiel Dortmund gegen Bayern, aber wir Schiris müssen doch alle wissen, dass Entscheidungen sachlich richtig sein können, aber dennoch "scheiße" aussehen - und das sage ich vollkommen losgelöst davon, ob diese Entscheidungen jetzt richtig, "nur" vertretbar oder womöglich falsch waren, denn derartige Aussagen machen Schiedsrichter übereinander zumindest in der Öffentlichkeit nicht. Aber: Was Bellingham gesagt hat, bitte, bleibe etwas entspannter, denke daran, wo (einem TV-Sender in Norwegen) er das gesagt hat und erinnere Dich an Deine Anfangszeit in der Betonliga, was wird einem Schiedsrichter dort nicht gelegentlich alles in den Spielbericht geschrieben ... Sicher, man muss nicht alles hinnehmen, aber die eigene Souveränität sollte die Sensibilität überstrahlen - ein Gespräch mit Bellingham zu suchen, das ist prinzipiell eine gute Idee, nur: Mache das einfach, darüber geredet wird, wenn überhaupt, erst nach dem Gespräch, wenn aber jetzt schon die Medien im Detail Bescheid wissen, sorry, das hat Geschmäckle und schadet Dir und indirekt uns Schiedsrichtern allgemein mehr als Bellingham oder dem BVB. Es ist eine alte Erkenntnis, dass in einer Hand, mit der man mit dem Zeigefinger auf einen anderen Menschen zeigt, drei Finger auf einen selbst zeigen - von einem Schiedsrichter auf höchster Ebene erwarte ich einen professionelleren Umgang mit solchen Vorfällen, vor allem medial, was, wie bereits gesagt, nicht heißen soll, alles hinzunehmen, aber gerade wir Schiris wissen doch, dass es unendlich viele Zwischentöne in der Kommunikation mit Spielern gibt ...
Solche Berichte, die so oder ähnlich in verschiedensten Medien zu lesen sind, möchte ich jedenfalls nicht lesen, sie schaden dem Schiedsrichterwesen insgesamt.