Felix (Zwayer), lass es

  • Lieber Felix,


    Du bist gerade dabei, Dich um Kopf und Kragen zu reden. Deine Rolle in der Causa Hoyzer war - zurückhaltend ausgedrückt - nicht glücklich. Ebenso wenig glücklich war die Außenwirkung mancher Entscheidung im Spiel Dortmund gegen Bayern, aber wir Schiris müssen doch alle wissen, dass Entscheidungen sachlich richtig sein können, aber dennoch "scheiße" aussehen - und das sage ich vollkommen losgelöst davon, ob diese Entscheidungen jetzt richtig, "nur" vertretbar oder womöglich falsch waren, denn derartige Aussagen machen Schiedsrichter übereinander zumindest in der Öffentlichkeit nicht. Aber: Was Bellingham gesagt hat, bitte, bleibe etwas entspannter, denke daran, wo (einem TV-Sender in Norwegen) er das gesagt hat und erinnere Dich an Deine Anfangszeit in der Betonliga, was wird einem Schiedsrichter dort nicht gelegentlich alles in den Spielbericht geschrieben ... Sicher, man muss nicht alles hinnehmen, aber die eigene Souveränität sollte die Sensibilität überstrahlen - ein Gespräch mit Bellingham zu suchen, das ist prinzipiell eine gute Idee, nur: Mache das einfach, darüber geredet wird, wenn überhaupt, erst nach dem Gespräch, wenn aber jetzt schon die Medien im Detail Bescheid wissen, sorry, das hat Geschmäckle und schadet Dir und indirekt uns Schiedsrichtern allgemein mehr als Bellingham oder dem BVB. Es ist eine alte Erkenntnis, dass in einer Hand, mit der man mit dem Zeigefinger auf einen anderen Menschen zeigt, drei Finger auf einen selbst zeigen - von einem Schiedsrichter auf höchster Ebene erwarte ich einen professionelleren Umgang mit solchen Vorfällen, vor allem medial, was, wie bereits gesagt, nicht heißen soll, alles hinzunehmen, aber gerade wir Schiris wissen doch, dass es unendlich viele Zwischentöne in der Kommunikation mit Spielern gibt ...


    Solche Berichte, die so oder ähnlich in verschiedensten Medien zu lesen sind, möchte ich jedenfalls nicht lesen, sie schaden dem Schiedsrichterwesen insgesamt.

  • Ein weiterer, den Gesamtkomplex darstellender Artikel ist mal wieder in der Zeit zu finden: DFB-Schiedsrichter Felix Zwayer: Bellingham spricht nur aus, was alle wissen (Anmkerung: Die Recherche der Zeit hat damals, ich glaube 2016, erst die Beteiligung Zwayers an dem Skandal öffentlich gemacht. Der DFB hatte das Urteil von 2006 ja bewusst unter Verschluss gehalten.)


    Ich sage schon seit den damaligen Veröffentlichungen, dass es ein No Go ist, dass der DFB Zwayer vor diesem Hintergrund so gefördert hat. Hätte man ihn nach der Sperre rehabilitiert und weiter pfeifen lassen, OK (Regionalliga oder 2. Bundesliga war er damals), aber was soll die Beförderung bis zum FIFA-Elite-Schiedsrichter? Da hätte es viele andere Kandidaten ohne so eine Geschichte gegeben. Das für mich völlig losgelöst von dem Spiel am Samstag, bei dem ich als neutraler Zuschauer Zwayer zwar auch etwas einseitig fand, aber ihm keine wirklich klaren Fehler unterstellen kann. (Abschaffung des VAR aus befürworte ich natürlich weiterhin, einfach weil das Fußball-Erlebnis kaputtgeht, aber die Anwendung im konkreten Spiel fand ich OK.)


    Etwas anders als Manfred und auch die Zeit bewerte ich Bellinghams Aussage. Sein Zusatz "Was soll man [von so jemandem] erwarten?" unterstellt implizit eine Möglichkeit der Bestechung oder absichtlichen Spielbeeinflussung (finde ich zumindest), und das ist unabhängig von der Person Felix Zwayer für meine Begriffe nicht akzeptabel. Finde eine sportrechtliche Bestrafung daher richtig und auch der Maßstab erscheint mir relativ passend (40.000 Euro Geldstrafe, aber keine Sperre).

  • Ich glaube nicht, dass wir wesentliche Meinungsunterschiede haben, was das Urteil des DFB-Sportgerichtes angeht - nur: Wäre es nicht von Felix klüger gewesen, einfach darauf zu referenzieren und dies mit "Mehr habe ich dazu nicht zu sagen" zu kommentieren? Die Aussprache hätte er ja gerne noch suchen dürfen, aber doch bitte nicht öffentlich! Jedes Wort, das Felix dazu jetzt noch verliert, macht ihn nur wieder verdächtig - und ein neuer Aufguss der Hoyzer-Affäre macht uns Schiris nur das Leben schwer.

  • Manches sitzt man besser aus. In ein paar Tagen und vor allem Monaten interessiert das niemanden mehr, siehe Politik, ohne Namen zu nennen.

  • Manfred Das sehe ich ganz genauso, ich bewerte nur die Aussage von Bellingham selbst etwas anders, die fand ich nämlich ebenfalls daneben. Auf die Vergangenheit von Hoyzer hinzuweisen, ja berechtigt, aber ihm im aktuellen Spiel implizit ähnliche Manipulationsabsichten unterzuschieben (das klingt zwischen den Zeilen durch), das geht nicht.

  • Also da Bellingham seine Aussagen direkt nach dem Spiel getroffen hat, wollte er Zwayer ziemlich nicht unterschwellig auf eine mögliche Schiebung hinweisen. So nach dem Motto "Wie kann ich Zwayer jetzt unterstellen, uns absichtlich verpfiffen zu haben, ohne juristisch belangt werden zu können." Dann hätte er sich eher wie ein ehemaliger deutscher Nationalspieler geäußert.


    Es gibt aber bei einigen SRn den Verdacht, dass Zwayers Nominierungen für Spitzenspiele nicht unbedingt etwas mit seinen Leistungen zu tun haben, aber dafür umso mehr mit einer Aussage vor x Jahren, mit der er sich selbst schwer belastet und die Verurteilung eines Betrügers sportrechtlich und juristisch ermöglicht hat. Ich kann mir nicht vorstellen, dass dieser Verdacht nicht auch beim ein oder anderen Profispieler durchgesickert ist.


    Ich könnte mir aber sehr gut vorstellen, dass Bellingham nach dem Spiel intern der Kragen geplatzt ist, und ihm ein anderer Spieler erklärt hat, dass Aufregung sinnlos sei, weil Zwayer beim DFB aus gewissen Gründen ziemlich unantastbar ist, und der gute Jude das in seiner eigenen Art im Interview weitergegeben hat.


    P.S.: Selbst wenn oben genannte Gerüchte stimmen sollten, kann ich Felix Zwayer nicht einmal übelnehmen, wenn er diese Spitzenspiele annimmt. Schließlich pfeift er nicht schlechter als der ein oder andere umstrittene Kollege, die ebenfalls regelmäßig auffallen. Da wäre eher die "Chef-Etage" der Bundesliga-SR gefragt, den Felix rechtzeitig aus der Schusslinie zu nehmen. Und ihm Einladungen an Jude Bellingham via BLÖD-"Zeitung" zu verbieten...

    Der Klügere gibt nach.


    Das erklärt, warum die Welt von den Dummen regiert wird.

  • VAR abschaffen.
    Ohne VAR hätte es das ganze Gejammere nicht gegeben und der SR hätte die Möglichkeit gehabt, beim Handspiel von Hummels weiterspielen zu lassen. Bei der Bewertung der Reus-Szene ist dem VAR zudem noch ein Fehler unterlaufen ("kein Kontakt an den Beinen"). So wird wieder einmal diskutiert und gejammert und lamentiert...
    Am Ende gehen die SR noch extra zum On-Field-Review, nur um die Gemüter zu beruhigen- obwohl ihre Entscheidung längst feststeht. Ähnlich dem SRA, der jetzt trotz klarer Abseitsposition die Fahne unten lässt, um ja nicht einen aussichtsreichen Angriff zu unterbrechen. Nur noch albern das alles.
    Und das Zwayer-Theater ist hausgemacht: Wer versucht, Verwicklungen in die Hoyzer-Betrugsgeschichte zu vertuschen (DFB)- dem fliegt das irgendwann um die Ohren.

  • BestRef, meinst Du ernsthaft, dass ohne VAR mehr Akzeptanz für die Entscheidung von grade eben Zwayer da wäre? Das Geschwätz vom Bayern-Bonus gibt es ja erst seit dem VAR, richtig? Lass mal endlich gut sein.


    Das Problem bei Zwayer ist, dass bei ihm Genie (ausreichend gute Leistung für das Level, das er geschafft hat) und Wahnsinn (eben die Hypothek aus der Causa Hoyzer) ganz dicht beisammen liegen.

    "Kondition ist nicht alles, aber ohne Kondition ist alles nix."
    Gerhard Theobald, ehemaliger Bundesliga-SR, zum Thema Grundlagen des Stellungsspieles

  • Ich erinnere an das DFB Pokal Finale in Berlin gegen Frankfurt wo Bayern verloren hat. Und warum? Genau, weil Zwayer den Elfmeter für Bayern nicht gab wo zu 100% berechtigt gewesen war. Da war noch kein Video Assistent

  • Hallo Schwarzwälder

    Beim Pokalfinale ging Felix Zwayer zwei Mal in seine "Videozone"....

    Einmal, um das 2:1 für Frankfurt zu überprüfen, und zum Anderen, die Situation für einen eventuellen Strafstoß der Bayern zu checken!

    Gruß 1874Eddy/Rolf

  • Leute, Ihr kommt vom Thema ab. Hier stand nicht zur Diskussion, ob und wann der VAR richtig eingegriffen hat, nein, es ging nicht einmal im Kern um Felix Entscheidungen, sondern um seinen Umgang mit dem Anwurf Bellinghams - aber aktuell scheint ja Ruhe eingekehrt zu sein, entweder sieht man das nach dem sportrechtlichen Urteil als erledigt an oder das wird so aufgearbeitet, wie sich das gehört, sprich jenseits der Öffentlichkeit.

  • Hui, die Sache zieht plötzlich Kreise - nach diesen Aussagen erscheint es zunehmend zweifelhafter, ob Felix Zwayer überhaupt noch in die Bundesliga zurückkehren wird. Es erscheint ausgeschlossen, dass der Sachverhalt, ob im Kontext mit der Hoyzer-Affäre auch Geld an Zwayer geflossen ist, wirklich noch aufgeklärt werden kann, wenn dann aber die Aussage kommt, dass der Schiri-Chef mit dieser Belastung nicht pfeifen könnte, lässt das die Richtung erahnen, die man nun einschlagen könnte/wird ...

  • Erneut hat das ganze mehr als nur ein "Geschmäckle". Es heißt, Zwayer nehme "Urlaub" und leite auf eigenen Wunsch vorerst keine Spiele mehr. Wer soll das denn glauben- insbesondere vor dem Hintergrund, dass man Zwayer dereinst in der Hoyzer-Affaire auch zunächst nicht mehr ansetzte um später aus dem Zeitraum eine -dann bereits abgesessene- 6-Monats-Sperre zu machen.
    Und wiedereinmal wird erst auf Nachfrage mit Informationen herausgerückt- blöder kann man kaum noch kommunizieren.
    Was das Vertrauen in das Schiedsrichterwesen anbetrifft ist das ganze kontraproduktiv.

  • Spätestens seit Rafati sollte doch klar sein, dass das auch durchaus selbstbestimmt sein kann. Zwayer stand massiv in der Kritik, die war nicht immer nur sachlich, um das mal vorsichtig zu formulieren. Wer weiß, was er da noch so aufs Handy oder in den Briefkasten bekommen hat, oder wie er auf offener Straße angepöbelt wurde - keine Ahnung. Ich halte es aber schon für möglich, dass er erst einmal selbstbestimmt Urlaub macht, um sich selbst zu schützen.


    Die Überschrift aus dem Artikel auf web.de (klassisches Boulevard) ist auch irrtümlich. Der kicker beispielsweise beschreibt das deutlich neutraler: Fröhlich: Zwayer "im Moment als Schiedsrichter nicht aktiv", kicker.de

  • Die ganze Kommunikation und Transparenz im Schiedsrichterwesen gehört auf den Prüftisch. Wer steigt wann warum auf, welche Kriterien gibt es ist - nur ein Beispiel. Es wird zuviel protegiert, siehe der 4.Offizielle im Pokalspiel mit Wolfsburg, der trotz der Rüge vom Sportrichter nachwievor im DFB Bereich unterwegs ist. Die ganze Affäre um Amarell/ Kempter wurde nie aufgearbeitet, hinzu kommen Altlasten aus der Zeit Fandel/ Krug. Wer als Schiedsrichter unterwegs sein möchte, darf nicht angreifbar sein, egal ob in der Kreisliga oder in der Bundesliga, Spiele müssen dann zwangsläufig früher oder später in die Hose gehen....

    Am Anfang wurde das Universum erschaffen. Das machte viele Leute sehr
    wütend und wurde allenthalben als Schritt in die falsche Richtung
    angesehen.

  • Felix Zwayer ist am Freitag zu Gast bei #meineGeschichte bei Sky und wird dort Stellung zu seiner Person nach dem o.g. Spiel geben. Der Moderator wirbt damit, dass Zwayer auch bekanntgeben wird, ob er als SR weitermacht oder aufhören wird.

  • ... wobei ich wieder am Anfand dieses Fadens wäre: "Zwayer, lass es!" (damit meine ich das Interview).

  • Nun sind die Würfel wohl gefallen, er macht weiter: Bericht - allerdings ist die Wortwahl, dass er wieder zur Verfügung stehen werde, nicht ganz eindeutig (wer zur Verfügung steht muss ja nicht zwingend zum Einsatz kommen), mal sehen, wie das ausgeht ... Ob er sich (und uns) aber einen Gefallen tut, daran habe ich doch Zweifel.

  • Angreifbar ist er immernoch, und es wird auch Spieler geben, denen bei strittigen Entscheidungen die EUR 50.000 egal sind....

    Am Anfang wurde das Universum erschaffen. Das machte viele Leute sehr
    wütend und wurde allenthalben als Schritt in die falsche Richtung
    angesehen.

  • Nach einem anderen Bericht steht er wohl schon Sonntag wieder in der 2. Bundesliga auf dem Platz - und die folgende Woche dann auch wieder in der 1. Liga.


    Ich vermute mal, Teil seiner Aufarbeitung wird auch gewesen sein, sich eine Strategie zurechtzulegen, wie er mit möglichen zukünftigen Anfeindungen umgeht. Mit der richtigen Einstellung kann er solche Äußerungen wie von Bellingham vielleicht dann besser von sich abprallen lassen.