Die Torhüter bei der Euro 2021

  • Wo siehst du die Grundlage für eine gelbe Karte, wenn der TW sich demonstrativ auf den Ball legt, um damit Zeit vergehen zu lassen?

  • Moment mal...ich glaube hier reden einige Leute aneinander vorbei.


    Einige reden vom Abstoß, da ist ganz klar bei Spielverzögerung Gelb und nachspielen lassen.


    Die Situationsbeschreibung aus 2. redet davon, dass der Torwart den Ball im laufenden Spiel übermäßig lang in den Händen hält. In diesem Fall sehe ich auch nur die Möglichkeit für einen idF ohne persönliche Strafe und ohne nachspielen. Ball ist ja noch im Spiel.


    Was man nachspielen lassen kann ist die darauffolgende Rudelbildung mitsamt Mauercheck etc, aber wenn die Angreifermannschaft auf zack ist, dann hat sie den idF schon ausgeführt :)

  • Die Situationsbeschreibung aus 2. redet davon, dass der Torwart den Ball im laufenden Spiel übermäßig lang in den Händen hält. In diesem Fall sehe ich auch nur die Möglichkeit für einen idF ohne persönliche Strafe und ohne nachspielen. Ball ist ja noch im Spiel.

    In unseren Klassen läßt sich das doch ganz leicht regeln: Beim ersten Mal eine klare Ansprache (mit Außenwirkung !) des fehlbaren Spielers und im Wiederholungsfall der indirekte Freistoß.


    Was bei der EM und auch in der BL "vorgelebt" wird, sollte für uns niemals der Maßstab sein. Teilweise wird das auch über entsprechend großzügig bemessene Nachspielzeiten (5-6 Min) geregelt, die auch nochmals um 1-2 Minuten aufgestockt wurden, wenn der Ball zu wenig gerollt ist.

  • Die Situationsbeschreibung aus 2. redet davon, dass der Torwart den Ball im laufenden Spiel übermäßig lang in den Händen hält. In diesem Fall sehe ich auch nur die Möglichkeit für einen idF ohne persönliche Strafe und ohne nachspielen. Ball ist ja noch im Spiel.

    So, jetzt müssen wir das also mal sauber differenzieren:

    1. Der Ball war aus dem Spielfeld und es kommt bei der Ausführung des Abstoßes zur Verzögerung - klare Verwarnung und vergeudete Spielzeit.

    2. Torwart bekommt den Ball aus dem laufenden Spiel

    a. Der TW bekommt den Ball "ganz normal" unter seine Kontrolle, könnte also den Abstoß/Abwurf unmittelbar ausführen - 6-Sekunden-Regel, bei Verstoß idF und nur bei wiederholten Verstößen ggf. Verwarnung, keine Nachspielzeit.

    b. Der TW "begräbt" den Ball unter sich, ist also faktisch nicht in der Lage, den Ball kontrolliert sofort wieder freizugeben, gleichzeitig darf er aber auch nicht angegriffen werden. Hier ist die Anwendung der 6 Sekunden nicht im Sinne des Fußballs, der TW muss ja immerhin aufstehen und sich kurz orientieren können.

    ba. Er steht zügig auf, ab dann sollten die 6 Sekunden zählen, Rest wie a.

    bb. Er bleibt unnötig lange liegen und verzögert damit die Ballfreigabe. Hierbei handelt es sich zwar auch um einen Verstoß gegen die 6-Sekunden-Regel, primär greift aber der unsportliche Gedanke, dass der TW möchte, dass die Spielzeit weiter läuft (nachgespielt werden darf ja gerade nicht), der Ball aber möglichst lange in seiner Kontrolle bleibt. Hier ist die Unsportlichkeit durch die Kombination idF und Verwarnung die schwerere Regelübertretung und damit dem idF wegen Überschreitung der 6 Sekunden Handkontrolle vorzuziehen.

  • Nochmal Manfred,

    während des laufenden Spiels ist eine „“Spielverzögerung“ immer nur mit idF zu ahnden, aber niemals mit einer Verwarnung zu sanktionieren. Was du hier konstruierst, ist mit präventiven Maßnahmen des SR zu verhindern.

  • Manfred

    Es kommt darauf an, ab wo die Kontrolle des Balles mit der Hand beginnt. Beim reinen drauflegen möglicherweise noch nicht. Aber der Punkt, an dem wir die Kontrolle mit der Hand annehmen ist der Beginn der 6 Sekunden. Wenn der TW sitzt und die Hand auf den Ball legt, dann ist das Aufstehen in den 6 erlaubten Sekunden enthalten, weil er den Ball da schon mit der Hand kontrolliert.


    Beim "ewig lange drauf liegenbleiben" sehe ich auch die Unsportlichkeit.



    Kaef

    Wenn wie in 2b wegen Unsportlichkeit gepfiffen wird, dann geht an Gelb kein Weg vorbei.

    Aber ich glaube wir brauchen da die Unsportlichkeit nicht für:

    Zitat

    Der Torhüter kontrolliert den Ball mit der Hand/den Händen, wenn er ihn:mit beiden Händen festhält oder mit einer Hand gegen eine Oberfläche hält (z. B. am Boden, gegen den eigenen Körper) oder mit einem Teil der Hand oder des Arms berührt, es sei denn, der Ball springt vom Torhüter ab oder der Torhüter hat den Ball abgewehrt

    Wenn er jetzt nicht gerade mit abgespreizten Armen drauf liegt, dann ist das Ballkontrolle und die 6 erlaubten Sekunden laufen los. Das Hochwerfen kurz vorm Abschlag (sind ja auch schonmal 1-2 Sekunden) ist übrigens auch Ballkontrolle mit den Händen und ebenfalls in den 6 Sekunden. Also eigentlich dürfte ein TW nicht liegenbleiben sondern müsste richtig fix aufspringen oder eben Ball loslassen.


    In Fall 2a halte ich Manfreds gelbe Karte aber durchaus auch für vertretbar. Die gibt es ja nicht wegen "Verzögerung einer Spielfortsetzung" sondern wegen "wiederholtem Verstoßen gegen die Spielregeln".

    Wenn ich aber so recht überlege...mit der Begründung dürfte man einem Spieler, der mehrfach Abseits steht auch Gelb zeigen...bei "wiederholtem Verstoßen gegen die Spielregeln" sind doch tatsächlich Abseitsvergehen nicht ausgenommen...

  • Sorry Kaef,


    aber der Regelgeber ist da recht eindeutig anderer Meinung gewesen (siehe Regelbuch 2013/2014 DFB-Anweisung Nr. 8 zur Regel 12 "Wenn nach Meinung des Schiedsrichters ein Torwart sich länger als notwendig auf den Ball legt, macht er sich unsportlichen Betragens schuldig.") und wenn auch die explizite Normierung aus dem Regelwerk verschwunden ist, handelt es sich noch immer um ein Vergehen: Ein Spieler darf den Ball mit seinem Körper abschirmen, solange er dazu seine Arme nicht benutzt und der Ball spielbar bleibt - das sagt die Regel 12. Hier schirmt der Torwart aber den Ball unter anderem mit seinen Armen ab und der Ball ist nicht spielbar - und die längere Liegezeit, in der der TW ja nicht angegriffen werden darf, verschafft ihm einen unsportlichen Vorteil; es ist schlicht nicht im Sinne des Fußballs, wenn sich ein TW so verhält, zumal die Zeit explizit nicht nachgespielt werden darf.

  • Manfred, während des laufenden Spiels wird das Zeitspiel nur mit einem ind. Freistoss bestraft, aber es ist keine Unsportlichkeit. Analog zum Rückpass, den der TW mit der Hand aufnimmt, handelt es sich nur um ein spieltechnisches Vergehen. Ergo auch keine Verwarnung, zumal der Ballbesitz wechselt.


    Wenn das Spiel ruht, z.B. Abstoss, verhält es sich anders. Hier ist es eine Unsportlichkeit, die mit einer Verwarnung sanktioniert wird, hier ist die Spielfortsetzung aber der Abstoss.


    PS: Das zitieren aus einem Regelbuch von 13/14 ist da auch nicht hilfreich, die Regel 12 wurde inzwischen schon mehrfach umformuliert, der von Dir erwähnte Satz ist da nicht mehr zu finden.

  • Zeitspiel ist keine Unsportlichkeit? Eigentlich ist Zeitspiel doch einer der Klassiker der Unsportlichkeiten …?!?


    Und der Satz aus dem Regelwerk 2013/2014 ist vor allem deshalb entfallen, weil man bekanntlich mal einen Anlauf genommen hatte, das Regelwerk zu entschlacken, da ist vieles textlich weggefallen, ohne dass dies sich inhaltlich geändert hätte.

  • Zeitspiel ist keine Unsportlichkeit?

    Doch, für die Verzögerung der Spielfortsetzung ist auch eine Verwarnung im aktuellen Regelheft (S.78) vorgesehen.


    Die 6-Sekunden Regel ist aber in einem Absatz (S.75) mit der Doppelberührung und dem absichtlichen Rückpass / Einwurf unter den Vergehen des Torhüters gelistet, hier wird nur ein ind. Freistoß verhängt, da es sich um ein Vergehen während des laufenden Spieles (und deshalb keine Spielfortsetzung) handelt.

  • Vielleicht einigt ihr euch auf eindeutige Definitionen von Begriffen. Ein „Zeitspiel“ gibt es als definierten Begriff weder für eine erlaubte, noch unerlaubte Spielweise.


    Kein Spieler kann den Ball während des Spiels unsportlich lange blockieren, m auf „Zeit zu spielen“. Beim TW ist nach spätestens 6 (theoretischen) Sekunden Schluss und beim Feldspieler, der sich z. B. auf dem Ball legt, sobald er angegriffen wird, weil er dann gefährlich spielt. Natürlich kann man beim Feldspieler letzteres situationsbedingt als „respektlos gegenüber dem Spiel“ auslegen und mit Gelb ahnden, aber eben nicht wegen „Zeitspiels“.