Die Torhüter bei der Euro 2021

  • Mir sind bei der EM ein paar Dinge zum Torwartspiel aufgefallen:


    6 Sekunden-Regel

    Ich habe schon länger beobachtet, dass hier zu 99,9% keine Ahndung bei einer Regelübertretung erfolgt. Gestern ist mir der italienische Torwart Donnarumma extrem aufgefallen.

    Er hat in mindestens 2 Situationen den Ball ca. 11-13 Sekunden in der Hand gehalten, nachdem er vorher schon 3-5 Sekunden mit dem Ball auf dem Rasen lag.

    Wozu brauchen wir diese Regel? Oder ist es eine persönliche Auslegungssache des SR?


    Ballkontrolle durch durch TW (passt zum Thema oben)

    Des weiteren ist mir aufgefallen, dass sich gerade die Torhüter einer führenden Mannschaft nach fast jedem leicht aufzunehmenden Ball fallen lassen und unter sich begraben. Hier kann man als SR natürlich nichts machen, aber hier würde eine konsequent durchgeführte 6-Sekunden Regel helfen.

    Was meint ihr dazu.


    Verwarnung bei Zeitschinderei

    Warum sehe ich in den letzten Minuten eines Spiels kaum eine Verwarnung bei Zeitschinderei durch die Torhüter. Handgestoppt dauern Abstöße immer 20-30 Sekunden.

    Wäre das zu hart?


    Ich freue mich auf Eure Antworten.

  • Zu 1.
    Die Einhaltung der 6-Sekunden-Regel, nun, damit wird es im Profi-Bereich analog zu den falschen Einwürfen offenkundig nicht so genau genommen. Misslich und ärgerlich, andererseits sollen wir ja bei den Amateuren den TW durchaus auch mal darauf aufmerksam machen (so nach etwa 4 Sekunden), dass "seine" Zeit abläuft.


    Zu 2.

    Das zähle ich eher nicht zur 6-Sekunden-Regel, wir bewegen uns hier im Bereich des unsportlichen Verhaltens, wenn es also zu lange dauert, gibt es einen idF und eine Verwarnung. Die Zeit, die hier verstreicht, zählt zur "vergeudeten Spielzeit".


    Zu 3.

    Letztlich analog zu 2, dauert das zu lange, gibt es eine Verwarnung, zudem handelt es sich um "vergeudete Spielzeit". In unseren Ligen beweist der gute SR hier seine Autorität, in dem er verhindert, dass es überhaupt so weit kommt. Eine feste Zeitspanne lässt sich aber nicht definieren, das kommt in unseren Ligen immer auf die Umstände des Einzelfalles an (geht ja schon damit los, dass es bei uns keine Balljungen gibt).

  • Die Einhaltung der 6-Sekunden-Regel, nun, damit wird es im Profi-Bereich analog zu den falschen Einwürfen offenkundig nicht so genau genommen.

    Das mit der 6-Sekunden-Regel fällt mir nicht erst seit dieser EM auf...


    Das ist tatsächlich wie mit den falschen Einwürfen oder den Streckenbegrenzungen in der Formel 1 (soll heissen: Der Fußball ist mit Regeln, die nicht so genau genommern werden nicht alleine)...steht zwar in den Regeln, juckt aber keinen und wenn sich doch mal einer traut die Regel regeltechnisch umsetzt, dann wird er medientechnisch zerrissen...


    Warum funktioniert das beim Basketball? 3-Sekunden-Regel, 24-Sekunden-Regel, 8-Sekunden-Regel, 5-Sekunden-Regel und keiner meckert, wenn der Schiri nach Zeitablauf ohne Vorwarnung pfeift.

  • Würde auch sagen, dass das nicht besonders EM-spezifisch ist, sondern alle Punkte auch z.B. in der Bundesliga regelmäßig zu beobachten sind.

    Sollte mMn dann vom Verantwortlichen auf der Ebene, auf der man pfeift (z.B. Kreislehrwart) vorgegeben werden, wie streng so etwas geahndet werden soll. Also eher eng am Regeltext oder so locker wie in den oberen Spielklassen.


    Was gefällt euch denn an den Einwürfen in der Bundesliga nicht?

    Also welche der Bedingungen "stehen", "Gesicht in Richtung des Spielfelds", "beide Füße berühren zumindest teilweise den Boden" und "mit beiden Händen über den Kopf" seht ihr häufig als nicht erfüllt an?

  • Hallo? Dass bei Abstößen eine geraume Zeit ins Land streicht ist doch kein Zeitspiel. Die Fernsehsender benötigen schließlich eine gewisse Zeit um die Zuschauer mit den letzten Highlights zu versorgen!!! :ironie:

  • Zu 2.

    Das zähle ich eher nicht zur 6-Sekunden-Regel, wir bewegen uns hier im Bereich des unsportlichen Verhaltens, wenn es also zu lange dauert, gibt es einen idF und eine Verwarnung. Die Zeit, die hier verstreicht, zählt zur "vergeudeten Spielzeit".


    So wie ich die Beschreibung verstehe, gehört das zum laufenden Spiel. Selbstverständlich gehört das zur 6-Sekunden-Regel und eine Nachspielzeit wird dadurch definitiv nicht begründet.


    Warum die eigentlich klar definierte Regel überhaupt Ermessensspielraum zulässt, tja, das ist wohl nicht so wirklich erklärbar. Mit denselben Argumenten könnte man wohl beim Abseits einen Ermessensspielraum für den Schiedsrichter begründen. Hat sich irgendwie so "ergeben". Gerne könnte man die 6 auf 10 Sekunden erhöhen und damit verbunden eine konsequente Ahndung durch den SR.


    PS: Bezüglich der Einwürfe bin ich ganz bei Nr.23 und Kaef . Die allermeisten Einwürfe sind regelkonform, allenfalls das Übertreten der Linie kommt ab und zu mal vor. Hier fände ich eine zu penible Auslegung aber auch eher destruktiv (wenn es um einen cm geht).

  • Hier fände ich eine zu penible Auslegung aber auch eher destruktiv (wenn es um einen cm geht).

    Aber schon spannend: Beim Abseits kommt es auf den Zentimeter an …


    Ab und an finde ich es schon entspannend, in der Betonliga zu pfeifen - da kann man eben den letzten Zentimeter nicht feststellen, jeder weiß das und meist wird das auch ohne Diskussion akzeptiert; Abseits und falscher Einwurf sind eben, wenn der Schiedsrichter pfeift, natürlich sollte der sich um korrekte Entscheidungen bemühen, aber im tiefsten Inneren weiß jeder, dass das immer Näherungswerte bleiben werden.

  • Aber schon spannend: Beim Abseits kommt es auf den Zentimeter an …

    Spannend, und auch ein wenig unbefriedigend, wenn man zu lange drüber nachdenkt. Das gleiche bei den Feldspielern, die beim Strafstoß zu früh in den Strafraum laufen.


    Das ist Fluch und Segen der Amateurligen, dass es keine abschließende "Auflösung" der Situationen gibt. Oft würde ich es mir selbst wünschen, bestimmte Szenen nochmal sehen zu können...

  • Und gestern als Yann Sommer den Elfmeter von Mbappe abgewehrt hat und es Emotionen pur gab, haben die doch nicht wirklich noch gecheckt, ob der linke Fuß vielleicht nicht doch schon eine Millisekunde zu früh einen cm vor der Linie war?

  • haben die doch nicht wirklich noch gecheckt, ob der linke Fuß vielleicht nicht doch schon eine Millisekunde zu früh einen cm vor der Linie war?

    Also wenn man das beim Elfmeterschießen vom VAR prüfen lässt (potenziell spielentscheidende Situation möglicherweise), dann muss er eigentlich auch bei jedem Strafstoß im laufenden Spiel prüfen, ob alle Spieler im Moment des Stoßes auch korrekt außerhalb des Strafraums (sprich: mit keinem Körperteil mit dem man den Ball regelkonform spielen darf auch nur eine Haaresbreite über der Linie) stehen...ist ja in den meisten Fällen eine genauso potenziell spielentscheidende Situation wie beim Elfmeterschießen...

  • Gerade dieses aufweichen bestimmter, aber klar definierter Regeln (6 Sekunden Regel, Einlaufen in den Strafraum beim EM usw.), bringen uns doch immer wieder in Erklärungsnot. Das ist sehr unbefriedigend und da kann man schon den Unmut der Mannschaften verstehen.

  • Wenn beim Abseits ein Zehnagel entscheidet, ob ein Tor zählt oder nicht, dann muss diese Konsequenz eigentlich auch bei einem gehaltenen Elfmeter gelten. Zumindest bei den Spielern, die sich dadurch eine Vorteil verschaffen, nämlich dem TW der hält oder dem Feldspieler, der bei einen verschossen Strafstoß an den Ball kommt oder in einen Zweikampf geht.


    Aber beim TW wollen wir diese Konsequenz weder bei den 6 Sekunden, noch bei Strafstoß, wenn es nur ein paar Sekunden bzw. cm sind.


    Das Regelwerk ist kein Gesetzbuch und das ist auch gut so.

  • Das Regelwerk ist kein Gesetzbuch und das ist auch gut so.

    Vorsicht:


    Wir müssen hier etwas klar voneinander trennen.

    Unsere Vorgabe ist es: Den Fußball Regeln Geltung zu verschaffen.

    Unsere Handlungsanweisung ist das Regelwerk (und ergänzend auf der Ebene der Verbände deren Durchführungsbestimmungen für Wettbewerbe)


    Im Geiste der Regel hat der Schiedsrichter beide Mannschaften und alle Spieler gleich zu behandeln.


    Dazu gehört:

    • Das eine Zehnagelspitze im Abseits eben eine Zehnagelspitze im Abseits ist und nicht einmal eine Zehnagelspitze und beim anderem Male keine und beim übernächsten Male eine Kniescheibenbreite.
    • Der TW den Ball 6 Sekunden in den Händen halten darf und nicht einmal genau 6 das nächste mal vielleicht 12 oder 8 und beim übernächsten male darf er gefühlte 30 Sekunden erst einmal mit Ball am Boden liegen bevor die 6 Sekunden Regel beginnt.
    • Der TW beim 11er auf der Torlinie zu sein hat und nicht eine Zehnagelspitze, einen halben Meter oder vielleicht sogar zwei Schritte davor.
    • und vieles was diskutiert wird mehr.

    Um es klar zu stellen:

    Es ist mir vollkommen klar, das im Amateurbereich der Anspruch der Zehnagelbreite wohl eher nicht zu erkennen ist und in dem "geflügelten Worten von Manfred [Zitat sinngem] "Als SoloSchiri ist beim Abseits der letzte Meter geschenkt" [Zitat Ende]


    In Sinne der Fairness und der Gleichbehandlung Aller, muss es immer unser Anspruch sein, das Regelwerk Wortgetreu im Sinne der Regeln umzusetzen. Beachtet immer, das derjenige, der dies -mit welchen Intentionen auch immer- nicht macht zu denjenigen gehört der uns als "Schiedsrichter von letzter Woche" das Leben unnötig schwer macht.

  • KozKalanndok Ich habe das hieraus entnommen https://nachspielzeiten.de/de/…es-deutschen-strafrechts/


    Ist das in den Spielregeln, den Laws of the Game, auch so? Nein, müssen sie aber auch nicht, denn sie sind kein Gesetz, nicht mal eine Verordnung, sondern schlicht ein Regelwerk.


    Petra Tabarelli kenne ich zwar nicht, aber ihre Beiträge zu den Fußballregeln sind meines Erachtens auf sehr hohem Niveau.


    Auf jeden Fall wirst du die angewandten Regelauslegungen niemals verstehen, wenn du das Regelwerk stur wie Gesetzbuch betrachtest.

  • Ehrlich gesagt will ich hier jetzt nicht schon wieder mit dem Handspiel anfangen, das wäre glaube ich zu stark Off-Topic.


    Aber wenn es um den Willen des Regelgebers geht, dann wollte der eben, dass ein Strafstoß wiederholt wird, wenn ein Angreifer zu früh in den Strafraum läuft. Genauso wie er es wollte, dass eine Mannschaft einen indirekten Freistoß bekommt, wenn der gegnerische Torwart den Ball mehr als 6 Sekunden mit der Hand kontrolliert. Wenn der Regelgeber gewollt hätte, dass der Torwart den Ball 10, 15 oder 20 Sekunden mit der Hand kontrollieren darf (wie es im Moment üblich ist), dann hätte er eben diese 10, 15 oder 20 Sekunden in die Regeln schreiben sollen und eben nicht die 6 Sekunden, die aktuell drin stehen.


    Gerade folgendes Beispiel vor einigen auf unserem Sportplatz gehört...

    Torwart hält den Ball, SR fängt laut an zu zählen... "5...6...7...8..." - Abschlag, Spiel geht weiter.

    Eigentlich ein klarer Regelverstoß mit Potenzial zur Spielentscheidung (idF am 5er), denn dass er es als 8 Sekunden wahrgenommen hat, hat der SR sogar selbst über den Platz gerufen.


    Wenn man die Regeln mal genau liest, dann wird man feststellen, dass der Schiedsrichter (obwohl der Teil mit dem Richter anderes vermuten lässt) lediglich ein Exekutiv-Organ im Fußball ist.

    Überall steht nur geschrieben, was der Schiedsrichter wann genau zu tun hat.

    Bei einem Foul ist das Spiel zu unterbrechen (und nicht, darf es unterbrochen werden).

    Ein Spieler, der das Spiel verzögert ist zu verwarnen (nicht darf verwarnt werden).

    Gegen einen Torwart, der den Ball länger als 6 Sekunden mit der Hand kontrolliert ist ein idF zu verhängen (und nicht kann ein idF verhängt werden).


    Der Ermessensspielraum kommt ausschließlich aus der Wahrnehmung. Aber wenn ein Vergehen wahrgenommen wurde, dann ist der Schiedsrichter durch die Regeln, denen er selbst unterstellt ist, gebunden.

    Also wenn man diese "Torwart hält Ball 20 Sekunden in der Hand"-Sachen nicht mit einer extrem verzerrten Wahrnehmung (ich hab das als 5 Sekunden wahrgenommen) erklären kann, dann reden wir hier nicht von Ermessensspielraum sondern von Regelverstößen. Und wenn dann auch noch wie bei der EM für jedes Spiel extra eine Hundertschaft Schiedsrichter für die Feststellung von Zehennagelabseits abgestellt wird, dann ist es mir noch unverständlicher, warum da nicht auch bei den Strafraumgrenzen bei der Strafstoßausführung genauso auf den Zehennagel geachtet wird (wohl aber beim Torwart auf der anderen Seite des Strafraums).

  • Zu 2.

    Das zähle ich eher nicht zur 6-Sekunden-Regel, wir bewegen uns hier im Bereich des unsportlichen Verhaltens, wenn es also zu lange dauert, gibt es einen idF und eine Verwarnung. Die Zeit, die hier verstreicht, zählt zur "vergeudeten Spielzeit".


    Der Ball ist doch bei einem Abstoss noch nicht im Spiel, die gelbe Karte ja aber nie und nimmer idf

  • Wir reden nach der Situationsbeschreibung aber über einen Abschlag und nicht über einen Abstoß ...