Wann ist ein Abpfiff ein Abpfiff?

  • Ja ich weiß, die Frage klingt bescheuert, hat aber einen realen Hintergrund. Freilich, üblicherweise pfeifen wir anders, wenn wir ein Spiel beenden, manche machen auch eine besondere Geste - aber ist das verbindlich? Wenn ich ein Spiel beendet habe, kann ich nach meinem Regelverständnis das Spiel eben nicht noch einmal wieder aufnehmen lassen, dafür müsste aber final gesichert sein, dass das Spiel beendet ist und woran man das mit hinreichender Sicherheit erkennt.

  • Wahrscheinlich ist das hier passiert  ;)


    Für mich auch fraglich, ob das so zulässig war.

    Es könnte ja auch sein, dass man den Ahlenfelder macht und die Uhr falsch liest und deshalb sogar schon vor den 90 Minuten abpfeift.

    Sinnvoll ist es natürlich weiterspielen zu lassen, wenn man sicher ist, dass der Abpfiff tatsächlich falsch war. Aber regeltechnisch OK?


    Relativ klar für mich ist, dass es dann ein Abpfiff ist, wenn der SR es in dem Moment so meint - unabhängig von der Art des Pfiffs.


    Spannend ja auch, wie es zu dem Fehler kommen konnte. War es ein Kommunikationsproblem zwischen SR und 4.O.? Oder hatte der SR in der Zwischenzeit vergessen, was er festgelegt hatte?

    Falls der SR tatsächlich 3 Minuten angesagt hat und der 4.O. 4 Minuten angezeigt hat (warum auch immer), stellt sich auch die Frage, was eigentlich davon gilt.

  • Regel 5 sagt seit zwei Jahren:

    "Wenn [...] der Schiedsrichter die [...] zweite Halbzeit [...] beendet und das Spielfeld verlassen oder das Spiel abgebrochen hat, darf der Schiedsrichter eine Entscheidung zur Spielfortsetzung nicht ändern, wenn er feststellt, dass diese nicht korrekt ist, oder er von einem anderen Spieloffiziellen einen Hinweis erhält. [...]"


    Vorher hieß es:

    "Wenn [...] der Schiedsrichter die [...] zweite Halbzeit [...] beendet und das Spielfeld verlassen oder das Spiel beendet hat, darf der Schiedsrichter eine Entscheidung nicht ändern, wenn er feststellt, dass diese nicht korrekt ist oder von einem anderen Spieloffiziellen einen Hinweis erhalten hat. [...]"


    Die frühere Formulierung führte zu der von Manfred dargestellten Auslegung, dass eine Entscheidung nach der Beendigung des Spiels durch den SR (ergo nach dem Schlusspfiff) nicht mehr korrigiert werden durfte.


    Die neue Formulierung erlaubt die Korrektur einer Entscheidung jedoch bis zum Verlassen des Spielfeldes. Ebenfalls hinzugekommen ist die Einschränkung "zur Spielfortsetzung". Es ließe sich nun darüber streiten, ob hier der regeltechnische Begriff der Spielfortsetzung (Anstoß, dir./ind. Freistoß, Strafstoß, Einwurf, Abstoß, Eckstoß) gemeint ist oder auch die Fortsetzung des Spiels als solches.


    Hintergrund der Regeländerung dürfte es sein, dass unmittelbar vor dem Schlusspfiff getroffene Fehlentscheidungen durch den VAR noch korrigierbar sein sollen.


    Zur Beurteilung des konkreten Falls wären weitere Details wünschenswert.

    In einer Aktion prallten Grevelhörster und Gerick zusammen. Der FC-Stürmer blutete aus der Nase, aber Schiedsrichter Stefan Tendyck aus Gelsenkirchen konnte mit einem Taschentuch aushelfen. Gericks Torriecher wurde nicht in Mitleidenschaft gezogen: Er markierte das 1:3.


    Westfalen-Blatt (29.5.2017) :D

  • Danke für den Hinweis, demnach ist das Spiel beendet, aber doch erst so richtig beendet, wenn der Schiedsrichter das Feld verlässt, andererseits steht da aber "beendet und das Spielfeld verlassen oder das Spiel beendet hat", irgendwie also doppelt gemoppelt und in sich widersprüchlich. Im Kontext bedeutet das aber wohl das reguläre Spielende (wirksam erst, wenn das Spielfeld verlassen wurde) oder Abbruch (sofortiges Spielende). Gleichwohl führt das zu weiteren Fragen:

    1. Was ist, wenn der SR im Moment des Schlusspfiffes - gerne auch spielbedingt - gar nicht auf dem Spielfeld sondern knapp neben einer das Spielfeld begrenzenden Linie außerhalb desselben steht?
    Die zweite Halbzeit ist beendet (wenn der Schlusspfiff denn der Schlusspfiff war, da wäre das Problem wieder) und der Schiedsrichter befindet sich ja schon außerhalb des Feldes ...

    2. Die Spieler haben das Spielfeld ja mit Erlaubnis des Schiedsrichters verlassen und kommen nicht mehr in ausreichender Stückzahl zurück. Bestrafen für unerlaubtes Verlassen geht nicht, eine Pflicht zur Rückkehr gibt es auch nicht, aber spätestens wenn es beide Mannschaften betrifft: Wer verschuldet dann den Abbruch? Gut, ist nicht primär unser Problem, aber ist dann der SR-Fehler nicht irgendwie doch Ursache des Abbruches?

    3. Die Mannschaften sind bereits in der Kabine und hören den Schiri gar nicht - um die zu holen, muss er das Spielfeld verlassen!?!?

  • Für mich ist nach Stefans Antwort alles gesagt. Wenn der SR das Spiel regulär beendet, dann gibt es Zeit für Korrekturen bis zum Verlassen des Feldes.

    Wenn der SR das Spiel abbricht, gibt es kein zurück mehr.


    Alle Eventualitäten sind entsprechend Regel 5 nach bestem Wissen und Gewissen im Sinne des Fussballs zu behandeln.

  • Es steht sogar noch explizit dabei, dass er das Spielfeld verlassen darf, "um sich in den Schiedsrichter-Videobereich (SVB) zu begeben oder um die Spieler auf das Spielfeld zurückzubeordern". Das beantwortet Manfreds Fragen aber auch nicht in Gänze.

    In einer Aktion prallten Grevelhörster und Gerick zusammen. Der FC-Stürmer blutete aus der Nase, aber Schiedsrichter Stefan Tendyck aus Gelsenkirchen konnte mit einem Taschentuch aushelfen. Gericks Torriecher wurde nicht in Mitleidenschaft gezogen: Er markierte das 1:3.


    Westfalen-Blatt (29.5.2017) :D

  • Ich kenn das eigentlich nur andersrum:

    Mein erstes Spiel in der Flex-Liga, nach 42 Minuten schreit ein Trainer "Pfeif doch endlich ab!" Ich sag: es sind noch drei Minuten, worauf mir alle Spieler erklären, dass bei 9 gegen 9 eine Halbzeit nur 40 Minuten dauertt. Sie hattten Recht!