Über die Nicht-Enstcheidungen

  • Nicht-Entscheidungen - klar, jetzt hat der Typ ein Rad ab … Aber Moment, so einfach ist die Sache dann doch nicht:


    Wir alle treffen in jedem Spiel eine ganze Menge Nicht-Entscheidungen, vermutlich sogar mehr als echte Entscheidungen. Warum? Ein guter Schiri ist immer präpariert, d.h. er weiß in jeder Situation, wie "Standards" zu entscheiden wären. Konkret: Nach jedem Ballkontakt weiß ich, welche Mannschaft den Ball zuletzt berührt hatte, damit ich immer sofort anzeigen kann, ob nun Abstoß oder Eckstoß bzw. in welche Richtung der Einwurf geht - und das eben auch, wenn der Ball das Feld gar nicht verlässt. Dies gilt natürlich auch für potenzielle Abseitssituationen, die ich bestmöglich im Auge behalte, auch wenn das für den Alleinpfeifer eben immer nur ein Näherungswert ist. Besonders wichtig ist das aber für eventuelle Rückpässe, denn auch da muss ich präpariert sein, falls der Torwart den Ball dann doch mit der Hand berührt. Ihr merkt, jeder Schiri bereitet sich auf eine ganze Menge Entscheidungen vor, die am Ende aber gar nicht gefällt werden müssen - und das sind eben weitaus mehr als nur das erwartete Foul, welches man oft genug auch schon im Ansatz erkennen kann.


    Aber warum ist das so wichtig - gerade für Neulinge? Sofern ich die Entscheidung über die mögliche Spielfortsetzung bereits vorab getroffen habe, muss ich die im Ernstfall nur noch umsetzen, d.h. es geht weitaus schneller - und je schneller eine Entscheidung erfolgt, desto überzeugender ist sie in der Regel. Außerdem - und das ist wichtiger - sinkt die Fehlerquote, weil ich mir eben sicher bin, wer zuletzt am Ball war etc.


    Wichtig ist aber auch: Wir treffen damit auf dem Platz weitaus mehr Entscheidungen, als draußen wahrgenommen wird, denn wir beurteilen nicht nur das reale Spielgeschehen, sondern sind auch immer präpariert auf das, was geschehen könnte. Und saldiert man die Zahl dieser (Nicht-)Entscheidungen, wird sehr deutlich, dass unsere reale Fehlerquote noch einmal viel kleiner ist, als sie das ohnehin ist.

  • wird sehr deutlich, dass unsere reale Fehlerquote noch einmal viel kleiner ist, als sie das ohnehin ist

    Meine Rede.

    Bestes Beispiel ist die Abseitsbewertung. Wahrgenommen wird nur wenn der SR Pfeifft. Entscheiden tut er -so doof es auch Klingt- quasi bei jedem Abspiel des Balls.


    Besonders deutlich wird das, wenn man mal (hypothetisch) versucht einen "Entscheidungsalgorythmus" zu schreiben um Entscheidungen von einem Computer ausführen zu lassen.

    Natürlich wird jeder sagen: Was ein schwachsinn über Handspiel nachzudenken, wenn der Ball am Boden zwischen zwei Spielern hin und her gespielt wird.

    Ja, wir treffen hierbei tatsächlich die Entscheidung "Kein Handspiel".Allerdings machen wir das im Unterbewusstsein weil wir durch erfahrung schonmal 80% aller regel ausblenden weil sie irrelevant sind.

    Dennoch treffen wir diese Entscheidung das sie irrelevant sind.