Tatsächlich Strafstoß?

  • Der Regeltext "unmittelbar" wird in Regelfragen zumeist so ausgelegt....

    Genau das ist doch hierbei die Herausforderung.


    Alleine die Diskussion hier zeigt doch das der Regeltext eben nicht EINHEITLICH angewendet wird.


    An dieser Diskussion hier beteilligen sich bestimmt über 1.000 Spielleitungen Erfahrung und ich darf darüber hinaus feststellen, das jeder, der sich hier an der Diskussion teilnimmt zu den "Regelprofis" gehört.


    Vor allem steht hier jeder mehr oder weniger oft auf dem Platz. Wenn gut geschulte und mit Erfahrung beseelte Schiedsrichter den Regeltext derartig unterschiedlich auslegen dann stimmt nicht etwa etwas mit den Schiedsrichter nicht, sondern der Regeltext lässt unterschiedliche Interpretationen zu.


    fussball-sr.de/index.php?attachment/3844/


    So versuchen andere Lehrwarte den Begriff "Unmittelbar" ihren Schiedsrichtern zu verdeutlichen.


    Dabei ist es für die Situation völlig unerheblich ab am das Wort unmittelbar als zeitlicher oder als räumlicher Distanzbegriff verwendet. In jedem Fall kommen zwei verschiedene Schiedsricher zu unterschiedlichen Ergebnissen. Das- und d wirst Du mir recht geben- darf nicht sein!

    Wie weit darf denn die Distanz sein? Der eine geht hier von Situationen im Strafraum oder in unmittebarer (da ist das Wort schon wieder) Strafraumdistanz aus. Der nächste bezieht die Distanzschüsse aus dem Mittelfeld der "8ter Position" mit ein, und andere wollen die Mittellinie als Definition erkennen.


    Ich kann jede Argumentation nachvollziehen und ich kann in jeder Argumentation sowohl nachvollziehbare als auch nicht nachvollziehbare Auslegungen erkennen.

    Worum es hier geht ist doch das einige hier eben nicht "auf Teufel komm raus den 11er entscheiden wollen" sondern das gerade diejenigen den Finger in die Offene Wunde des Regelgebers legen weil selbst mit Sinn und Geist der Regel man zu uterschiedlichen Auslegungen kommen kann.


    Und wenn ich die Zeit "der Ball fliegt und fliegt und fliegt direkt ins gegnerische Tor" als zu lang bewerte (und das werde ich so tun)- dann habe ich doch gar kein Problem!?

    Ja, genau das ist aber die Herausforderung. Wann ist es zu lang oder gerade noch im Zeitrahmen oder wann ist das Handspiel bereits zu weit vom Tor entfernt.


    Wenn es die Mannschaft ist, die durch Anerkennung dieses Tores in der 93. Minute des Relegationsspiels absteigen muss dann wird genau das dem Schiri vorgeworfen.

    Wenn es die Mannschaft ist, die die WM verliert weil es statt Tor einen 11er gibt wird genau das dem Schiri vorgeworfen.


    Und wenn wir beide in Mainz beim Usertreffen auf dem Kunstrasen bei der E-Jugend nahezu gleichzeitig eine derartige Situation haben und gleichzteitig unterschiedlich entscheiden, dann darf die Turnierleitung der TSG das mal erklären, während wir beide bereits am Bierwagen stehen.

  • OK- ich erinnere mich, dereinst ähnliche Forderungen ("der Regeltext muss eindeutig sein") gestellt zu haben. Leicht ist es nicht- nur braucht kein SR mit gesundem Menschenverstand eine Klarstellung, dass aus einem Anschießen an einen angelegten Arm, welches unstrittig keine Absicht darstellt (unabhängig von den Bewertungsmaßstäben) kein Strafstoß erfolgen darf.
    Eine Klarstellung würde vielleicht helfen- aber bis dahin haben wir hier einen -wie ich finde- eindeutigen Fall.
    Schwieriger wird es, wenn vor einem unabsichtlichen Handspiel und Torerzielung 2 Ballabgaben liegen- der eine SR bewertet dies als eindeutig nicht "unmittelbar" und der nächste SR als unmittelbar. Und auch hier- ähnlich wie bei der Bewertung "Absicht" ja/nein oder klare Torchance ja/nein etc. gibt es mehrere Parameter, welche gesamtheitlich zu betrachten sind.

    Da wird es häufiger unterschiedliche Entscheidungen geben.

    Mittlerweile finde ich das sogar gut, denn dann kann ich -in einem engen Graubereich- spielklassenspezifisch entscheiden.

  • Wenn gut geschulte und mit Erfahrung beseelte Schiedsrichter den Regeltext derartig unterschiedlich auslegen dann stimmt nicht etwa etwas mit den Schiedsrichter nicht, sondern der Regeltext lässt unterschiedliche Interpretationen zu.


    [...]


    In jedem Fall kommen zwei verschiedene Schiedsricher zu unterschiedlichen Ergebnissen. Das- und d wirst Du mir recht geben- darf nicht sein!


    Ich jedenfalls gebe Dir da nicht recht. In Graubereichen treffen zwei verschiedene Schiedsrichter nunaml unterschiedliche Entscheidungen, und man muss verstehen, dass das nicht zwingend ein Problem ist. Es gibt nicht nur digitale Entscheidungen wie Ball im/aus dem Spiel oder Abseits ja/nein, sondern einen gewissen Graubereich bei der Interpretation von Foulspielen oder der Bewertung von bestimmten Spielszenen. Solange ein Schiedsrichter für sich konsistent ist und sich innerhalb der Regeln bewegt, ist das schon okay.


    Hier ist der Regeltext für meine Begriffe ausreichend eindeutig, indem er von "unmittelbar" spricht. Umittelbar hat mehrere Komponenten: räumlich, zeitlich, Anzahl der Ballberührungen. Der DFB ist doch schon bemüht, diverse Beispiele zu geben, welche Szenen als unmittelbar und welche als nicht unmittelbar gelten. Hier nützt keine feste Sekundenzahl, keine Meterangabe und keine Angabe der maximalen Ballkontakte. Stattdessen muss der Schiedsrichter bewerten, ob das Handspiel unmittelbar vor der Torerzielung erfolgt ist. Dafür darf es weder zeitlich, noch räumlich, noch spielerisch (Anzahl Ballberührungen / involvierte Spieler) zu weit vom Tor entfernt liegen. Bei einem Handkontakt im eigenen Strafraum müssen wir uns weder über die Zeit noch über die Anzahl der Ballkontakte unterhalten - das Tor fällt nicht mehr "unmittelbar" nach dem Handkontakt.


    Ich sehe das hier 100 % wie BRiT. Etwas gesunder Menschenverstand und einige Beispiele des DFB und wir werden hier schon bald eine relativ klare einheitliche Linie fahren.

  • Wurde schon jemand von euch von seinem Lehrwart zu den Regeländerungen geschult oder hat die Schulungsunterlagen anderweitig zu Gesicht bekommen? Diese enthalten genau die von zettelbox angesprochenen Kriterien und zahlreichen Beispielvideos. Eine wie eingangs beschriebene Szene findet sich dort zwar nicht, aber nach allen Beispielvideos zu "unmittelbar" und "nicht unmittelbar" bzw. auch dem einen grenzziehenden Video (Wolfsburg-Düsseldorf letzte Saison) schließe ich mich zettelbox' Einordnung hierzu vollkommen an.

    In einer Aktion prallten Grevelhörster und Gerick zusammen. Der FC-Stürmer blutete aus der Nase, aber Schiedsrichter Stefan Tendyck aus Gelsenkirchen konnte mit einem Taschentuch aushelfen. Gericks Torriecher wurde nicht in Mitleidenschaft gezogen: Er markierte das 1:3.


    Westfalen-Blatt (29.5.2017) :D

  • Offen bleibt nur noch die direkte Torerzielung durch eine TW-Abwurf, das Wort „unmittelbar“ gibt es dort nicht. Somit eindeutig Handspiel Vergehen und indirekter Freistoß?

  • Nr.23 :hammer:Danke, ich wusste doch, dass es irgendwo steht.


    Allerdings ist das wieder typisch „klares“ Regelwerk. In Regel 12 wird es eindeutig unter „direkter Freistoß“ als Handspielvergehen definiert, aber die untypische Spielfortsetzung ohne Verweis in Regel 10 beschrieben.