Gleich mehrfach habe ich die Regeländerung in der Abseitsregel zwar gelesen aber dennoch ihre Tragweweite irgendwie nicht wahrgenommen. Ich habe den entsprechenden Regeltext der letzten und dieser Saison mal hier als Synopse im Sceenshot dargestellt.
Der wesentlich Unterschied zwischen beiden Regeltexten ist doch der, das jetzt auch das (absichtliche) Handspiel, das strafbare Abseits aufhebt.
Das dies zu wesentlichen Änderungen in der Abseitsbewertung führt ist auf dem ersten Blick gar nicht so deutlich, zumal denkbare Situationen, die eine Kombination aus strafbarem Handspiel und einer strafbaren Abseitsposition beinhalten eher seltener in Regelfragen oder auf dem Feld vorkommen.
Man ging bisher davon aus, das der Ball REGELKONFORM ABSICHTLICH gespielt wird, weil der Bereich Hand/Arm bei der Abseitsbewertung immer ausgekammert wird.
Um das mal zu verdeutlichen versuche ich es mal in Form eine Regelfrage zu verdeutlichen. Aus darmaturgischen Gründen baue ich die mal Schritt für Schritt aufeinander auf.
Bei einem halbhoch nach innen gespielten Ball will der Verteidiger verhindern, das dieser vor das Tor gelangt. Er benutzt dafür die Hand und berührt den Ball im Strafraum, der danach mit leicht veränderter Flugbahn (ist unwichtig aber macht besseres Kopfkino) weiter Richtung Strafraummitte fliegt.
- Bisherige Regelanwendung: Strafstoß
- Regelanwendung 2020/2021: Strafstoß
Bisher alles im grünen Bereich aber beobachten wir die Flugbahn des Balls einmal weiter:
Der Ball gelangt zu einem Angreifer, der sich in Abseitsposition - einschussbereit- wenige Meter vor dem Tor befindet.
- Bisherige Regelanwendung: Strafstoß, weil Vorteil wegen strafbarer Abseitsposition nicht angewendet werden darf.
- Regelanwendung 2020/2021: Strafstoß, oder Vorteilsanwendung.
Die "alte Regelauslegung" haben wir damit abgearbeitet, denn egal was der im Abseits stehende Stürmer mit dem Ball macht, es wird auf Strafstoß entschieden.
Bei der Regelanwendung für 2020/2021 gibt es nun aber zwei Szenarien (eigentlich drei)
Das erste Szenario (die sofortige Strafstoßentscheidung) haben wir ja bereits abgearbeitet. Hier Pfeifft der sofort und wartet einen möglichen Vortell gar nicht erst ab. Ergebnis Bis auf Uli Hoeneß - für den das "nie ein Elwärr war" sind alle mit der Strafstoßentscheidung zufrieden.
Szenario zwei und drei gehen davon aus, das der Schiri einen möglichen Vorteil abwartet, der spätestens dann eingetreten ist, wenn der Mitspieler in Ballbesitz kommt und irgendetwas mit dem Ball macht. Ob der nun glasklaren Einschussmöglichkeit wird der Spieler natürlich versuchen den Ball einzunetzen, ,mit folgendem Ergebnis:
- Der Ball landest im Tor: (Fast) Alles jubelt, es gibt Tor und Anstoß und vielleicht lobt jemand den Schiri für sein Situationsbewusstsein, nicht schon beim Handspiel abgepfiffen und auf Strafstoß entschieden zu haben.
- Aus 2m Entfernung schafft der Stürmer es, den Ball in die Wolken -und damit am Tor vorbei - zu zimmern. Jedere erwartet den Elfmeterpfiff aber es gibt Abstoß. Über Wochen ist der Kollege in Schwarz mal wieder der Depp weil der Stürmer ja nicht der Depp sein darf und es wird auf den VAR geschimpft.
Achja, für die Pragmatikschlauberger: Regelfragen dienen dazu das man Regeln nach Regelwerk analysiert, Regeln anhand dieser Regelfragen erklärt oder zu verstehen versucht. Mit Pragmatik und Konjunktiven wird man zum Schiri von letzter Woche